Название | Liebe, gut gekühlt |
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Автор произведения | Linda Große |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847671091 |
„Hey Mädel, mach schon! Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit!“
Er nannte sie konsequent nur Mädel, konnte sich ihren Namen einfach nicht merken. Oder wollte nicht. Arrogantes Bürschchen.
Mit zusammengebissenen Zähnen schloss Sabrina die Tür auf. Im Fahrstuhl standen sie schweigend nebeneinander bis Ben wieder mit California dreaming anfing. Allerdings pfiff er diesmal ganz altmodisch vor sich hin, froh und ziemlich falsch. Seine Vorliebe für Oldies war der einzige Bruch in Bens, auf Hochglanz gestylten Persönlichkeit. Für Sabrina lediglich der minimale Resthauch einer menschlicher Aura.
Tiffanys Mauzen ertönte bereits beim Aufschließen der Tür. Die rotgetigerte Katze strich so eng um Sabrinas Beine herum, dass sie sich nach ihr bückte und sie auf den Arm nahm. Dann marschierte sie schnurstracks in die Küche, ohne sich um Bens Anwesenheit zu kümmern. War schließlich Coras Problem, nicht ihres! Während sie die Dose mit dem Katzenfutter öffnete, hörte sie Ben im Wohnzimmer kramen und plötzlich erklang Musik. Fühlt sich schon wie zu Hause, dachte sie. Kein Benehmen, der Typ.
Morgen würde Cora aus dem Krankenhaus entlassen werden. Abholen würde Ben sie mit seinem silberfarbenen Porsche. Also konnte sie sich etwas anderes vornehmen. Dabei hatte sie sich extra den Vormittag dafür frei genommen. Aber Cora war geradezu begeistert auf Bens Angebot eingegangen. Wer hatte ihm bloß verraten, dass sie im Krankenhaus lag? Sogar von ihrer Amnesie hatte er gewusst.
„Brauchst du noch lange?“, hörte sie plötzlich seine Stimme hinter sich.
Erschrocken zuckte sie zusammen. Eigentlich wollte sie noch einiges tun, Pflanzen gießen, Katzenklo säubern.
„Na, was ist? Bist du taub?“, hakte Ben ungeduldig nach.
„Ja, wir können los.“
Sabrina war von ihrer eigenen Antwort überrascht, spürte Trotz in sich aufsteigen. Sollte ihre Freundin doch sehen, wie sie klar kam. Seit Wochen kümmerte sie sich um die Katze und nicht einmal ein Danke schön für ihre ganze Mühe. Im Gegenteil, plötzlich war sie abgeschrieben.
„Wo wohnst du eigentlich?“, wollte Ben von ihr wissen, als er den Porsche startete.
„Tempelhof, Manfred von Richthofen Straße.“
„Das ist ja am anderen Ende der Welt“, meinte Ben. „Ich lass dich an der nächsten U-Bahn Station raus. Will noch ins Fitness Studio.“
„Die nächste ist gleich da vorne. Ich hoffe, das ist nicht zu weit für deinen Silberpfeil, sonst laufe ich hin“, erwiderte Sabrina mit ungebremsten Sarkasmus.
„Auch gut.“ Sarkasmus rutschte an seinem polierten Edelstahlego ab, als wäre er Butter in der Sonne. Wie schon vorhin griff er über sie hinweg und öffnete die Beifahrertür. „Hopp, hopp Mädel.“
Sie stand kaum auf dem Bürgersteig, da jaulte schon der Motor auf und Bens schicker Porsche schoss davon.
Soviel zum besten Freund meiner besten Freundin, dachte Sabrina resigniert. Was bin ich doch für eine wahrhaft blöde, wahrhaft gutmütige dumme Kuh!
Kapitel 6
Schwarzfahren, während seiner Studentenzeit war das ein Sport gewesen, verbunden mit einer linksliberalen Abneigung gegen das Establishment. Zu mehr Abneigung war er, im Gegensatz zu anderen Kommilitonen nicht fähig und nicht willens gewesen. Jetzt war es zu einer bloßen Überlebensstrategie mutiert. Und es war schwieriger geworden. Die Kontrolleure waren mittlerweile nur noch für das geübte Auge erkennbar, wenn überhaupt. BVG-Leute undercover.
Froh, wieder nicht erwischt worden zu sein, näherte sich Theo dem Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor einem Schaufenster blieb er stehen, musterte die Auslage ohne sie wirklich wahrzunehmen, wandte sich dann langsam auf dem Absatz um und musterte das mehrfarbige, nostalgisch wirkende Schild über dem Eingang. Haus & Hof in Schreibschrift, darunter in Druckbuchstaben Hotel & Bistro.
Er überquerte die Straße. Die Eingangstür stand auf, daneben hing eine schwarze Tafel. Mit weißer Kreide in schwungvoller Schrift stand die Mitteilung, dass der Biergarten geöffnet sei. Schmerzhaft wurde sich Theo seines leeren Portemonnaies erneut bewusst. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen indem er sich auf seinen selbst erteilten Auftrag konzentrierte. Zielstrebig näherte er sich dem Empfang, hinter dem eine aparte junge Frau stand. Sie lächelte ihm freundlich entgegen, was bei Theo die typische Kette von Gesten in Gang setzte, die für attraktive Frauen reserviert war. Er straffte seine Haltung, zog unbewusst den Bauch ein und fuhr mit einer lässigen Handbewegung durch seine graumelierte Lockenmähne, wobei er den Kopf leicht nach hinten warf. Seine Haare waren im Nacken kurz geschnitten, doch die Vorderpartie war so lang, das sie fast bis ans Kinn reichte. Als er den Tresen erreichte, nickte er der Schönen mit einem einnehmenden Lächeln zu, wobei eine breite Haarsträhne nach vorne rutschte, was er beabsichtigt hatte. Erneut strich er sie mit einer wohlgeformten Hand zurück. Die Frauen liebten seine Hände.
Er ließ ihr Zeit, ihn zu begutachten, während er eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche, einem edlen Lederstück aus besseren Zeiten, zog und sie ihr mit einem freundlichen „Guten Tag“ überreichte. Sie warf lediglich einen kurzen Blick darauf, behielt sie aber in der Hand, was ein gutes Zeichen war.
Eine Mondfrau, dachte er. Dunkel und geheimnisvoll. Sein gesamtes vergangenes Leben war bevölkert gewesen von diesem Typus Frau. Brünett, mit einer starken erotischen Ausstrahlung. Für solche wie sie hatte er sein Geld mit vollen Händen ausgegeben. Nein, er bereute es nicht. Das Bedauern in seiner Seele rührte vielmehr von seinem Alter her. Er war zu alt für dieses Weib, viel zu alt. Und vor allem viel zu arm. Er würde sie zu gerne zum Essen einladen. Einfach so, ohne übertriebene Erwartungen. Es würde schön sein, sich mit ihr zu unterhalten, das wusste er.
„Was kann ich für sie tun, Herr Emmerich?“, eröffnete sie leicht amüsiert die Konversation.
Er erklärte den Grund seiner Nachforschungen. Natürlich erinnerte sie sich an die verschwundene junge Frau aus Aachen.
„Sie ist aber nicht aus unserem Hotel verschwunden“, korrigierte sie ihn. „Sie hat ganz normal ausgecheckt.“
„Verzeihen sie einem alten Herrn“, entschuldigte er sich, mit seinem Alter kokettierend. Zu seiner Freude ging sie auf das Spiel ein.
„Wenn sie ein alter Herr sind, bin ich eine Frau in mittleren Jahren!“
Sie flirtete tatsächlich mit ihm. Wenn er doch bloß Geld hätte, um sie zum Essen einzuladen. Sollte er dafür seine Prinzipien aufgeben und zum ersten Mal seinen Bruder anpumpen, den ehrenwerten Dr. Emmerich? Oder doch lieber wieder Frau Krygier? In der Regel ließ die sich das Geld nicht zurückgeben, sondern in Form von kleinen Dienstleistungen, meistens handwerklicher Art, abarbeiten. Doch um diese Klassefrau auszuführen benötigte er mindestens einen Hunderter, und um solch eine Summe hatte er seine Nachbarin bisher noch nie angepumpt.
„Ich kann ihnen leider gar nichts dazu sagen. Ich arbeite hier nur ab und an als Aushilfe. Ich habe diese vermisste Frau gar nicht zu Gesicht bekommen.“
„Oh, sie sind sicher die Hoteldirektorin“, mutmaßte er und ärgerte sich schon, als es noch nicht ganz ausgesprochen war. Viel zu plumpes Kompliment für so ein Rasseweib. Er versuchte, die fatale Wirkung durch ein kurzes Auflachen abzumildern. Doch sie zierte sich kein bisschen.
„Ich habe ganz andere Ziele, studiere an der TU. Ich werde mal den Nobelpreis bekommen.“
Soviel unverkrampfte, jugendlich naive und überzeugte Zielstrebigkeit schwemmte bei Theo die letzten Hemmungen fort.
„Ich würde sie gerne zum Essen einladen.“
„Warum gerade mich? Ich kann ihnen doch bei ihren Ermittlungen nicht weiter helfen!“, entgegnete sie mit kühler Logik.
Theo suchte blitzschnell nach einem