Название | Vervögelt |
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Автор произведения | Anne Robert |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847664840 |
„Nein. Ich weiß gar nicht mehr, was wir machten. Aber ich erinnere mich noch daran, dass es spät war, als wir ins Bett gingen und gerade als ich am Einschlafen war, meinte Gerhard, dass Alma jetzt wohl in Abu Dhabi wäre. Ich wusste nicht mal, dass sie über Arabien flog, ging immer von Singapur aus. Die fliegen doch alle über Singapur, sagte ich zu ihm und er stand auf und ging in Inas Zimmer und schaute auf dem Globus nach, wo Abu Dhabi wäre und stellte dann fest, dass Alma jetzt nur noch über Wasser fliegen würde bis Sydney.“
Ich schluckte.
„Und damals dachte ich, dass er spinnt, dass sein Interesse der Geografie galt. Trotzdem verstand ich nicht, was ihn das um diese Uhrzeit interessierte. Aber im Zusammenhang mit diesen Mails bekommt das ganze doch eine andere Wirkung, findest du nicht?“
Was mir Anne sagte, klang merkwürdig, aber ich verstand.
„Du denkst, dass sie damals schon in Kontakt waren? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Ich wurde nicht schlau aus Anne. Sie stellte eben eine These in den Raum, an die sie im nächsten Moment selbst nicht mehr glaubte.
„Wir sollten das beobachten. Ich glaube es ist wenig sinnvoll, wenn wir wild spekulieren. Alma hat alle Mails auf ihrem Rechner. Lass ihnen die Sicherheit, wir würden nichts wissen. Ich kann jederzeit nachschauen. Ich will wissen, was hier wirklich los ist und du solltest nichts Unüberlegtes tun.“
Anne zögerte kurz.
„Ja, vielleicht hast du Recht.“
„Bestimmt sogar. Bitte lass uns besprechen, was wir tun und zwar bevor wir es tun. Wir sollten den beiden immer einen Schritt voraus. Okay?“
„Okay.“
Ich weiß nicht, warum ich diesem Okay nicht glauben wollte.
Anne:
Der Nachmittag glitt mir aus den Händen. Keine Ahnung, wo die Zeit blieb. Ich war gefangen zwischen einem kranken Kind und dem Gedanken, dass mich mein Mann verriet und verkaufte. Immer wieder gingen mir Teile der E-Mails durch den Kopf.
31.10.; 23.37 Uhr: Gute Nacht und schöne Träume!
Da waren wir bereits im Bett, denn ich musste in dieser Nacht schon früh aufstehen, um zu arbeiten. Stand er nur noch Mal auf, um ein E-Mail an Alma zu schreiben? In letzter Zeit geschah das öfters und wenn ich nach ihm schaute, dann arbeitete er an seinem Notebook. War es denkbar, dass dieses nicht geschäftlichen Zwecken dient, sondern dem Aufbau einer Affäre? Wie lange ging das schon?
Sogar als sich Alma am anderen Ende der Welt befand, brach der Kontakt nicht ab und sie schrieben sich mit „Grüßle und Küßle“. Gerhard schrieb IHR und SIE antwortete. Warum?
Als ich E-Mails aus Almas Urlaub bekam, zeigte ich ihm die Bilder. Er gab nie preis, dass er die Fotos bereits erhalten hatte, dass er eigentlich mehr wusste als ich und in ständigem Kontakt stand.
23.10.: Ich möchte gerne mal mittags mit dir Essen gehen. Ich bin gerne mit dir zusammen und habe Spaß. Wann hättest du denn Zeit? Da fällt mir ein, in welchen Kinofilm würdest du gerne gehen? Als offizielle Anstandsdame wird sich sicherlich Alex bereiterklären mitzukommen. :-)
Mittags zum Essen gehen? Die beiden waren heute nicht zum ersten Mal Essen. Für uns war seine Zeit knapp und limitiert. Hier ging er morgens früh und kam abends spät zurück - und mit ihr ging er essen. Wann war er das letzte Mal mit mir aus? Wann hatten wir zuletzt ein Candlelight Dinner zu zweit? Und seinen Freund als Anstandsdame zu missbrauchen war für mich ebenso unfassbar.
Die informativen Mails gingen noch weiter. Es schien, dass er alles, was in UNSEREM Haushalt vor sich ging, nach außen tragen musste. Sogar sehr persönliche Dinge, wie als ich bei der Urologin war, die mir Robert empfahl, um vielleicht endlich eine Lösung für mein Problem zu finden, dass immerhin auch ihn betraf und für ihn von Interesse sein sollte, wusste er nichts besseres, als in Details die Problematik Alma gegenüber zu vermarkten. So persönliche Dinge durfte man nicht Preis geben. Und wenn, dann sollte ich entscheiden, wem ich davon erzählte und wem nicht.
In einer E-Mail beklagte er sich darüber, dass ich keine SMS mehr von Robert erhalten würde. Auf einen Schlag wurde mir klar, warum er jeden Abend nach meinem Handy griff, um es vermeintlich abzuschalten. Er wollte mich kontrollieren und da er nichts fand, vermutete er, dass er ausgetrickst würde und berichtete davon Alma.
Robert wollte, dass ich still hielt, dass ich das aushielt. Konnte ich das? Wollte ich das? Spontan war ich mir nicht mehr sicher.
Und dann noch die blöde Frage von Gerhard an Alma, ob Robert das Passwort für ihren anderen E-Mail-Account hätte. Was für ein E-Mail-Account? Und warum sollte Robert das Passwort haben? Und was gab es so Geheimes, das offensichtlich über ein anderes Postfach laufen musste? Waren die E-Mails, die ich heute las nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlich passierte, die Spitze des Eisberges?
Nein, mein lieber Robert, wie sollte ich da still halten? Ich musste meinem Ärger Luft schaffen.
Oder doch nicht?
Ich beschloss, Gerhard seine Leibspeise zu kochen. Ich wollte kämpfen. Zwei gemeinsame Kinder, sechzehn Jahre – so einfach sollte sich die Kuh von drüben nicht in unser Leben drängen können. Vielleicht musste ich an Attraktivität gewinnen? Bruststraffung und Fettabsaugen bei Medical One? Mein Selbstbewusstsein litt. Ein Linsengericht als Start in ein besseres Leben – Liebe ging doch durch den Magen?
Als Gerhard am Abend nach Hause kam, konnte ich die Tränen nicht unterdrücken. So sehr ich mich auch bemühte, mir nichts anmerken zu lassen, mir war alles zu viel. Moritz war seit Tagen krank, sehr krank und ich dadurch an die Wohnung gebunden, während er mit dieser Kuh zu Mittag aß. MEINE Intimitäten wurden breit getreten. Ich konnte mir schon vorstellen, wie die beiden sich darüber lustig machten. Zu meiner Trauer mischte sich etwas, was ich in all den Ehejahren noch nie gefühlt hatte und zuerst nicht richtig deuten konnte. Ein dicker Kloß saß mir im Hals und meine Arme waren schwer. Jeder Schritt fühlte sich an, als müsste ich tonnenschwere Elefantenbeine vorwärts ziehen. Ich kannte dieses Gefühl nicht. Ich war hilflos und tief enttäuscht. Zum ersten Mal in meinem Leben.
Nie hätte ich dem Mann, der mir versprach, in guten wie in schlechten Zeiten zu mir zu halten, so etwas zugetraut.
Wann immer ich fragte, ob wir gemeinsam etwas unternehmen konnten, schob er seine Arbeit vor. War ich ihm denn nur noch zum Vögeln recht? Was arbeitete er, wenn er lustig mit dieser Frau essen gehen konnte?
Und da stand er vor mir. 191 cm schlechtes Gewissen. Ina quetschte sich an ihm vorbei, begrüßte mich und verzog sich unter die Dusche. Das war nach zweieinhalb Stunden Rollschuhtraining bitter nötig.
Ich zog meinen Kopf ein. „Lüg mich nie wieder an“, begann ich.
„Wenn dich deine Kollegen suchen, kannst du nicht mit ihnen zusammen sein. Schon gar nicht bei einer wichtigen Besprechung.“
Er schaute mich schuldbewusst an.
„Wenn du Weihnachtsgeschenke kaufst“, fuhr ich fort, „dann kannst du das sagen.“ Ich versuchte, meinen Zorn und meine Trauer im Zaum zu halten. Was wenn ich ein falsches Wort sagte und er seine Sachen packen würde und ab durch die Hecke?
„Seit sechzehn Jahren beschenken wir uns zu Weihnachten, da sollte mir langsam klar sein, dass ich in jedem Fall ein Geschenk bekomme, oder? Du gibst doch keine Überraschung preis, wenn du sagst du kaufst Geschenke. Solche Ausreden sind unnötig.“
Er nickte und versprach Besserung. Wie immer, wenn wir eine Diskussion hatten, bei der ich Recht behielt. Dass er nicht dagegen einwand, mich versuchte rund zu machen, war Beweis genug, dass er Dreck am Stecken haben musste.
Wir setzten uns an den gedeckten Tisch. Moritz war in seinem Bett. Meine Tochter kam mit nassen