Die Liebe in deinen Spuren. Nancy Salchow

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Название Die Liebe in deinen Spuren
Автор произведения Nancy Salchow
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738067651



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erklären.“

      „So? Was denke ich denn?“ Ich suchte nach meiner Strickjacke, die ich unter der Rattanbank wieder fand. „Vielleicht kannst du mir ja etwas über meine Gedanken verraten, das ich selbst noch nicht weiß.“

      „Es gibt keinen Grund, so bissig zu sein. Ich fahre nicht wegen ihr zurück, sondern wegen Fabian.“

      „Wegen Fabian“, wiederholte ich, während ich die Arme vor der Brust verschränkte.

      „Er ist im Krankenhaus. Er hat heute Nachmittag plötzlich hohes Fieber bekommen.“

      „Das tut mir leid“, antwortete ich, während ich mich insgeheim dafür schämte, nur wenig Mitgefühl zu empfinden. Er war immerhin sein Sohn und nicht mal ein Jahr alt. Was, wenn er ernsthaft in Gefahr war?

      „Die Ärzte können noch nicht sagen, woran es liegt, und wer weiß, vielleicht geht es ihm ja morgen schon wieder besser.“

      Ich nickte wortlos.

      „Aber jetzt muss ich erst einmal zu ihm.“ Er griff nach seinem Autoschlüssel auf der Kommode. „Er ist immerhin mein Sohn.“

      „Du musst mir nicht erklären, warum du zu ihm musst.“

      „Es tut mir leid.“

      „Tu mir einen Gefallen und hör bitte auf, dich ständig zu entschuldigen, Piet.“

      Er senkte den Blick. „Es ist nur so schwer, jetzt schon wieder zu gehen.“

      Ich versuchte, die aufkeimende Enttäuschung zu unterdrücken. „Sehen wir uns bald wieder?“

      „Ich weiß es nicht. Alles hängt davon ab, wie es mit Fabian weitergeht.“

      „Ich verstehe.“ Die Angst, erneut auf falsche Versprechungen hereinzufallen, meldete sich zurück wie ein unliebsamer Bekannter. Abrupt wandte ich mich von ihm ab und verschwand in die Küche.

      „Ich rufe dich an“, versprach er. „So bald wie möglich.“

      „Tu dir keinen Zwang an. Ich komme schon zurecht.“

      „Ich verstehe nicht, warum du plötzlich so abweisend bist. Es geht um meinen Sohn, Tina. Verstehst du nicht, dass ich zu ihm muss?“

      „Kapierst du denn nicht, dass das absolut nichts mit ihm zu tun hat?“, fuhr ich ihn an. „Natürlich weiß ich, dass du für ihn da bist. Natürlich kann ich verstehen, wie wichtig er dir ist. Kennst du mich so schlecht, dass du annimmst, ich würde meinen Stellenwert mit seinem vergleichen?“

      „Aber warum bist du dann von einem Moment auf den anderen so kühl?“

      „Weil ich weiß, wohin es führen wird“, antwortete ich. „Weil ich weiß, wie schnell die Dinge wie vorher sein werden, wenn du erst wieder bei ihr bist.“

      „Aber ich bin nicht bei ihr, sondern bei ihm. Das ist etwas völlig anderes.“

      „Nein, Piet. Es ist eben nichts anderes. Das alles hast du mir damals auch schon gepredigt. Dass du sie nicht im Stich lassen darfst. Dass du ihr beistehen musst. Dass du eine Verantwortung trägst, aber das alles nichts an der Sache zwischen uns ändert.“

      „Und ich habe jedes Wort so gemeint.“

      „Und warum kann ich mich dann nicht daran erinnern, dass du jemals bei mir warst? Dass du dich bewusst für mich entschieden hast? Warum musste es gleich das ganze Familienpaket sein? Du hättest sie auch unterstützen können, ohne bei ihr einzuziehen.“

      „Fabian braucht beide Eltern, und das weißt du. Er braucht eine Familie.“

      „Und was soll das für eine Familie sein, in der sich die Eltern nur aus Vernunft zusammengetan haben? Es hätte sicher auch einen anderen Weg gegeben, ihm ein guter Vater zu sein.“

      „Warum bist du so wütend? Ich dachte, dass du mir glaubst. Dass du endlich kapiert hättest, dass ich dich brauche.“

      „Du brauchst mich also? Manchmal habe ich den Eindruck, dass es immer nur darum geht, was du brauchst. Hast du dich ein einziges Mal gefragt, was ich brauche? Nenn mich altmodisch, Piet, aber ich möchte den Mann, den ich liebe, für mich allein. Ich teile diesen Mann gern mit seinem Sohn, vielleicht sogar mit seinem Hund und seiner Gitarre – aber ganz sicher nicht mit einer anderen Frau.“

      „Tina!“

      Ich holte ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserhahn. Mit zitternden Händen begann ich zu trinken.

      „Verstehst du denn noch immer nicht, was du mir bedeutest?“ Er stand nun direkt hinter mir. „Das mit Jessica ist eine reine Vernunftbasis. Nichts weiter.“

      „Dasselbe hast du mir auch nach unserem Wochenende in Dublin gesagt. Weißt du noch? Das Wochenende, an dem du mir deine Liebe gestanden hast. Das Wochenende, an dem du meintest, wir wären Seelenverwandte.“

      „Aber das hier ist nicht dasselbe.“

      „Ach nein?“ Ich stellte das Glas auf die Vitrine und drehte mich langsam zu ihm um. „Und warum fühlt es sich dann genauso beschissen an?“

      Sein Blick war eindringlich. „Der einzige Grund, warum aus uns nichts geworden ist, war der, dass du unmittelbar nach meiner Entscheidung, Jessica beizustehen, den Kontakt zu mir abgebrochen hast.“

      „Der einzige Grund? Sag mal, hörst du dir eigentlich selber zu? Was hast du denn erwartet? Dass ich auf ewig die Andere bleibe? Die heimliche Geliebte, die allein zu Hause auf dich wartet, bis du vielleicht einen Abend in der Woche für sie abzweigen kannst?“

      „Du weißt, dass es so nicht gelaufen wäre.“

      „Ach ja? Weiß ich das wirklich?“

      „Ich werde mich melden. Das verspreche ich dir. Ich lasse dich nicht allein.“

      „Ich würde dir gerne glauben.“ Zweifelnd erwiderte ich seinen Blick. „Wenn du wüsstest, wie gern.“

      „Aber das kannst du! Diesmal gebe ich uns nicht auf. Diesmal lasse ich mich nicht so schnell von deinem Sturkopf abhalten.“

      Unvermittelt wandte ich mich von ihm ab, die Tränen mühsam unterdrückend. „Vielleicht solltest du jetzt besser fahren.“

      „Tina.“

      Da war sie wieder. Die Angst, die noch größer war als der Gedanke, ihn zu verlieren: Die Angst, ihn niemals besessen zu haben.

      „Du hast noch eine lange Strecke vor dir.“ Ich kämpfte gegen das Zittern in meiner Stimme an. „Die Straßen werden sicher überfüllt sein.“

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