Название | Der heilige Bürokratius |
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Автор произведения | Anno Dazumal |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738014419 |
Einer der Bürokraten, welche die eigene Macht sichern sollten, hatte sich nach einem ruhigen Tag auf den Weg nach Hause gemacht und traf dort zum eigenen Leidwesen auf die eigene Frau. „Hallo Klara. Ich hoffe, Du hast nicht schon wieder alles aufgegessen, weil wir heute abend Gäste erwarten“, erzählte Bertram. „Das ist ja schön. Wer kommt denn?“ wollte seine Frau wissen. „Ein paar Männer, die sich das Haus anschauen wollen.“ „Warum das denn?“ „Ach, das sind Wohnungsbauexperten und die wollen einmal kostenlos prüfen, ob wir sicher wohnen.“ „Na wenn das so ist.“ Wenig später klingelte es und die „Freier“ kamen mit erwartungsvollen Blicken herein. Es waren immerhin 15 Männer, die sich auf das Inserat hin gemeldet hatten und die alle waren auch zu Bertrams Haus gekommen. Umgehend stellte ihnen der Beamte seine Frau vor, doch als sie jene zu Gesicht bekamen, da wurde es ihnen anders. Acht verschwanden sofort und wortlos, zwei kotzten ins Haus, vier zeigten Bertram entsetzt einen Vogel und hauten laut schimpfend ab und nur einer blieb stehen, um sich mit Bertram über dessen Anzeige zu unterhalten. „Also, eines muß ich Ihnen sagen: Ich bin schwer enttäuscht“, begann der Mann. „Das ist gut. Sie ist nämlich schwer“, betonte Bertram. „Das sehe ich. Hören Sie, eigentlich wollte ich was Hübsches für mich heute nach Hause nehmen, aber wie ich sehe wäre das nur möglich, wenn ich blind wäre und darum schlage ich Ihnen vor, daß ich sie in meinem Zoo unterbringe. Bei den Nilpferden.“ „Einverstanden. Ich packe schnell ihre Sachen und Sie können schon den Lastwagen holen.“ „He! Wovon redet Ihr da?“ mischte sich Klara ein. „Wahnsinn! Ein sprechendes Nilpferd. Ich bin beeindruckt“, gestand der Mann. Sekunden später lag er am Boden. Klara hatte ihn mit ihrem Bauch auf die Erde gedrückt und lag auf ihm. „Was habt Ihr vor? Was fällt Ihnen ein, mich so zu beleidigen? Ihnen werde ich es zeigen!“ brüllte sie wütend. „Es reicht. Hör auf! Der Mann bekommt keine Luft mehr“, erkannte Bertram. Da ließ sie von ihm ab, was er nutzte, um sich schnell aus dem Staub zu machen. „So, jetzt zu Dir, Freundchen“, drohte Klara, weshalb ihr Ehemann zu zittern begann. „Du willst mich etwa loswerden, was? Aber das wird Dir nicht gelingen. Weißt Du, so langsam glaube ich, daß Du der bist, der diese komische Anzeige mit der Frau, die zu verschenken ist, aufgegeben hat.“ „Wie kommst Du denn auf so einen Schwachsinn?“ „Na ja, ich vermute es. Nur eine andere Telefonnummer ist angegeben.“ In jenem Augenblick war Bertram froh darüber, daß seine Frau nichts von seinem Handy wußte. Aber auch das konnte ihn nicht vor einer Bestrafung retten. Nachdem seine beleibte Gattin dreimal über ihn gerollt war, was sie Sex nannte, lag er vollkommen erschöpft auf dem Bett und wimmerte vor sich hin. „Weißt Du, wir sollten viel mehr miteinander unternehmen. Du vernachlässigst mich schon seit ein paar Wochen“, behauptete sie. „Soll ich sie aushungern oder erschießen? Oder erhängen? Nein, dann würde ja der Strick reißen. Oder vielleicht vergiften? Ach was, ich sage ihr jetzt, daß sie unglaublich fett ist und endlich abhauen soll“, entschied Bertram in Gedanken. „Klara, ich muß Dir etwas sagen.“ „Hast Du etwa eine Andere?“ „Nein.“ „Das glaube ich Dir nicht. Ich habe es doch gerochen. Du hast eine andere Butter gekauft und willst sie nicht mit mir teilen.“ „Kannst Du denn nur ans Essen denken?“ „Oh nein. Wenn Du willst, machen wir es noch mal.“ „Bloß nicht. Ich bin schon tot. Ich weiß nicht, ob Du Dich erinnern kannst. Vor unserer Hochzeit warst Du eine schöne junge Frau, die gerade mal 70 Kilo wog. Und heute bist Du ein häßlicher Kloß, der zwei Waagen braucht.“ Es war raus. Klara schaute ihn an und begann fürchterlich zu weinen. Das ertrug Bertram nicht lange und verschwand. Als er wenig später wieder nach ihr sah, fand er sie vor dem Kühlschrank, wo er sie schmatzend entdeckte. Er hatte vergessen gehabt, daß sie ihren Kummer grundsätzlich wegaß. Doch das half nun alles nichts. Bertram hatte nach wie vor ein schweres Problem und eine schwere Frau am Hals und es sah nicht so aus, als würde er sie auf die Schnelle loswerden. „Na ja, wenigstens haben wir unseren Chef gestürzt“, dachte er sich.
Der war nämlich im wahrsten Sinne des Wortes über seine ach so intelligente Sekretärin gestolpert, so daß Gerhard, Ulrike und Bertram von nun an keinen Chef mehr, sondern in ihrer Behörde selbst das Sagen hatten. Doch solche Dinge interessierten die fünf Machthaber wenig. Jene hatten sich, für Bürokraten völlig untypisch, mächtig ins Zeug gelegt und sehr schnell eine ganze Menge Gesetze verabschiedet, die vom Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe an in ganz Deutschland gelten sollten. Jene wurden in allen Nachrichtensendungen verlesen: „1.In ganz Deutschland ist den Anordnungen der Bürokraten Folge zu leisten. Wer dagegen protestiert, muß mit einer Haftstrafe rechnen. 2.Bürokraten haben immer Recht. 3.Gebühren sind ohne Murren zu bezahlen. 4.Bürokraten haben immer Anspruch auf einen Sitzplatz, sei es in Bussen, Straßenbahnen, Zügen, auf Schiffen oder auch in Fußballstadien. 5.Wer Bürokraten beleidigt, muß mit einer langen Haftstrafe rechnen. 6.Es gibt fortan keine Meinungsfreiheit mehr, während die Pressefreiheit nach wie vor existiert. 7.Spenden für unseren bürokratischen Staat sind zunächst freiwillig. Sollten sich nicht genügend Spender finden, wird über eine Zwangssteuer nachgedacht. 8.Wünsche von Bürokraten sind zu erfüllen. 9.Polizisten und Soldaten dürfen Verbrecher auch erschießen. Als Verbrecher gelten die, die gegen den bürokratischen Staat kämpfen. 10.Das