Little Women: Beth und ihre Schwestern. Луиза Мэй Олкотт

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Название Little Women: Beth und ihre Schwestern
Автор произведения Луиза Мэй Олкотт
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754178942



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      „ Du wirst nicht aufhören, so lange du in einem weissen Schleppkleide mit wallendem Haar und Schmuck von Goldpapier einhergehen kannst. Du bist unsere beste Schauspielerin, und wenn du die Bühne verlässest,“ sagte Jo, „so ist alles zu Ende. Wir müssen eigentlich heute Abend eine Probe haben. Komm her, Amy, und spiele die Ohnmachtsscene, denn du benimmst dich darin so steif wie ein Stock.“

      „Ich kann’s nicht ändern; ich habe nie jemand in Ohnmacht fallen sehen und will mich nicht braun und blau fallen, wie du. Ich werde versuchen, leicht hinzusinken, gelingt das nicht, so werde ich mit Grazie in einen Sessel fallen. Es ist mir gleich, ob Hugo mit einer Pistole auf mich zukommt,“ sagte Amy, die nicht mit dramatischem Talent begabt war, und die man nur gewählt hatte, weil sie klein genug war, um von dem Helden des Stückes schreiend hinausgetragen zu werden.

      „Mach’ es so; ringe die Hände und wanke durch’s Zimmer, indem du wie wahnsinnig schreist: ,Rodrigo! rette mich! rette mich!‘“ Und Josephine spielte ihr die Scene vor, mit einem herzdurchdringenden Schrei.

      Amy folgte, aber sie streckte die Hände steif vor sich her und bewegte sich stossweise wie eine Gliederpuppe. Bei ihrem Schrei dachte man an Nadelstiche, aber nicht an Furcht und Herzensangst. Jo stöhnte verzweiflungsvoll, und Margaret lachte laut auf, während Lieschen über dem Interesse, mit welchem sie dem Spass zusah, ihr Brod verbrennen liess.

      „ Es kann nichts helfen, diese Scene noch länger zu probiren, spiele so gut du kannst, wenn der grosse Augenblick kommt, und wenn die Zuhörer dich auslachen, so mache mir keine Vorwürfe. Komm Margaret.“

      Alles Uebrige ging ohne Anstoss. Don Pedro forderte in einer zwei Seiten langen Rede die ganze Welt heraus, ohne ein einziges Mal stecken zu bleiben; Hagar, die Hexe, sprach in schauerlichem Tone eine furchtbare Zauberformel über ihrem Kessel voll Kröten; Rodrigo zerriss männlich seine Ketten, und Hugo starb vergiftet unter Gewissensqualen mit einem wilden Schrei.

      „ Dies ist das beste Stück, welches wir je gespielt haben,“ sagte Margaret, als der todte Bösewicht sich aufrichtete und sich die Ellbogen rieb.

      „ Ich begreife nicht, wie du so herrliche Sachen schreiben und spielen kannst, Jo, du bist wirklich ein zweiter Shakespeare,“ rief Lieschen, die überzeugt war, dass ihre Schwestern mit ganz wunderbarem Genius begabt seien.

      „ Nicht ganz,“ erwiederte Jo bescheiden. „Ich finde freilich auch, dass ,der Fluch der Hexe‘ ein ganz hübsches Stück ist; aber ich würde lieber Macbeth versucht haben, wenn wir nur eine Fallthür für Banquo hätten. Ich habe immer gewünscht, die Rolle des Mörders zu spielen. „Ist das ein Dolch, was ich da vor mir sehe?“ murmelte Jo, indem sie die Augen verdrehte und in die Luft griff, wie sie es bei einem berühmten Tragiker gesehen hatte.

      „ Nein, es ist die Gabel zum Brotrösten mit Mama’s Schuh anstatt des Brotes. Lieschen ist ganz hingerissen,“ rief Margaret, und die Probe endete mit einem allgemeinen Gelächter.

      „ Es freut mich, euch bei so heiterer Laune zu finden, meine lieben Mädchen,“ sagte eine freundliche Stimme auf der Thürschwelle, und Schauspieler und Zuschauer wandten sich um, um eine corpulente Dame zu bewillkommen. Der Ausdruck ihres Gesichtes war ein so mütterlicher und vertrauenerweckender, dass es eine Freude war, sie anzusehen. Sie war nicht eigentlich hübsch zu nennen; aber eine Mutter ist in den Augen ihrer Kinder immer schön, und den Mädchen schien die Mutter im schlichten grauen Mantel und altmodischen Hute die schönste Frau in der Welt.

      „Nun, Kinder, wie ist’s euch heute ergangen? Es gab soviel zu packen, damit die Kisten morgen abgehen können, dass ich deshalb zum Mittagessen nicht zu Hause gekommen bin. Ist kein Besuch gekommen, Lieschen? Wie geht’s mit deiner Erkältung, Magaret? Jo, du siehst ja todmüde aus. Komm, Amy, gieb mir einen Kuss.“

      Während sie sich so mütterlich nach dem Ergehen ihrer Kinder erkundigte, legte Frau March ihre nassen Kleider ab, zog ihre warmen Pantoffeln an, setzte sich in den Lehnstuhl und zog Amy auf ihren Schooss, um so die glücklichste Stunde ihres geschäftigen Tages zu geniessen. Die Mädchen eilten, jede in ihrer Weise, hin und her, um alles behaglich zu machen. Margaret deckte den Theetisch; Jo brachte Holz herein und setzte die Stühle zurecht, nicht ohne in ihrer unbeholfenen Weise hier einen Stuhl umzustossen und dort ein paar Stücke Holz fallen zu lassen. Lieschen trippelte stillgeschäftig zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her während Amy die Hände in den Schooss legte und ihre Anweisungen gab.

      Als die Familie sich um den Theetisch versammelte, sagte Frau March mit besonders glücklichem Ausdruck: „Nach dem Abendessen habe ich etwas Schönes für euch.“

      Ein helles lächeln leuchtete wie Sonnenschein auf allen Gesichtern. Lieschen klatschte vor Freude in die Hände, ohne an den heissen Zwieback zu denken, den sie in der Hand hielt, und Jo schleuderte ihre Serviette in die Luft, indem sie ausrief: „Ein Brief! ein Brief! Papa lebe hoch! dreimal hoch!“

      „Ja, ich habe einen schönen langen Brief von ihm. Es geht ihm wohl, und er hofft die kalte Jahreszeit besser zu überstehen, als wir fürchteten. Er sendet seine besten Grüsse und Wünsche zum Weihnachtsfeste, und für euch Mädchen enthält der Brief noch eine besondere Botschaft,“ sagte Frau March, indem sie auf ihre Tasche klopfte, als bärge sie einen grossen Schatz.

      „Beeilt euch, dass wir fertig werden. Spiele nicht mit deinem kleinen Finger, Amy, und sitze nicht da, in Anschauung deines Tellers versunken,“ rief Jo, indem sie hastig ihren Thee trank und über ihrer Eile, den Brief zu hören, ihr Brot mit der Butterseite auf den Teppich fallen liess. Lieschen ass nicht mehr; sie schlich sich in ihren dunkeln Winkel, um an die kommende Freude zu denken, bis die andern fertig wären.

      „ Wie schön war es doch vom Vater, als Feldprediger mitzugehen, da er zu alt und nicht stark genug war, um als Soldat zu dienen,“ sagte Margaret mit Wärme.

      „ Ich möchte als Trommler, als Marketenderin, ja als Krankenpflegerin hingehen, könnte ich nur bei ihm sein und ihm helfen,“ rief Jo mit einem tiefen Seufzer.

      „ Es muss sehr unangenehm sein, in einem Zelte zu schlafen, allerlei schlechte Kost zu essen und aus einem zinnernen Kruge zu trinken,“ seufzte Amy.

      „ Wann wird er wieder heimkehren, Mama?“ fragte Lieschen mit einem leisen Zittern der Stimme.

      „ Darüber können noch viele Monate vergehen, liebes Kind, wenn er nicht krank wird. Er wird bleiben, so lange er kann, und treulich seine Arbeit thun, und wir wollen ihn keine Minute früher zurückwünschen, als man ihn entbehren kann. Nun kommt und hört den Brief.“

      Sie sammelten sich alle um das Kaminfeuer; die Mutter nahm ihren Platz im Lehnsessel ein, Lieschen setzte sich zu ihren Füssen, Margaret und Amy jede auf eine Armlehne und so stützte sich auf die Rückenlehne des Sessels, wo niemand etwaige Zeichen der Rührung in ihren Zügen bemerken konnte. In jenen harten Zeiten wurden wenige Briefe geschrieben, die nicht rührend waren, besonders wenn sie von Vätern in die Heimat gesandt wurden. In diesem jedoch war wenig von erlittenen Mühseligkeiten, bestandenen Gefahren oder Heimweh die Rede; es war ein heiterer, hoffnungsvoller Brief, voll Lebendiger Schilderungen des Soldatenlebens und Kriegsnachrichten; nur am Ende floss des Schreibers Herz von väterlicher Liebe und Sehnsucht nach seinen kleinen Mädchen in der Heimat über.

      „ Bringe ihnen allen meinen innigen Gruss und Kuss. Sag’ ihnen, dass ich bei Tage ihrer gedenke und bei Nacht für sie bete, und dass mein bester Trost ihre Liebe ist. Ein Jahr lang getrennt zu bleiben, scheint uns hart, aber erinnere sie, dass wir alle während dieser Wartezeit arbeiten können, so dass diese schweren Tage nicht verloren sind. Ich bin überzeugt, sie werden sich alles dessen erinnern, was ich ihnen gesagt habe; sie werden dir liebevolle Töchter sein, treulich ihre Pflicht erfüllen, tapfer gegen ihre innern Feinde kämpfen und sich selbst zu überwinden suchen, so dass ich sie, wenn ich zurückkehre, wo möglich, noch mehr als zuvor lieben und auf meine ,kleinen Frauen‘ stolz sein werde.“

      Alle räusperten sich bei diesem Theile des Briefes. Jo schämte sich der grossen Thräne nicht, die an ihrer Nase niederrann, und Amy vergass die Sorge für ihre Locken, als sie ihr Gesicht an der Schulter ihrer Mutter verbarg und schluchzend ausrief: „Ja, ich bin ein selbstsüchtiges