Название | Hein Bruns: In Bilgen, Bars und Betten |
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Автор произведения | Hein Bruns |
Жанр | Языкознание |
Серия | maritime gelbe Buchreihe |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753193236 |
Kapitel 8
Eisschollen poltern, rumoren, stoßen und krawallen gegen die Bordwand. Die Hauptmaschine läuft! So gegen acht Uhr morgens war die Gasölübernahme beendet! Meiler schlief. Schlief so fest, dass er nicht hörte, als das Schiff ablegte. Meiler schlief in reedereigener Wäsche - und er schlief gut darin. Das mit der Wäsche ist wohl auch so selbstverständlich? Wo gibt es in Landbetrieben Bettwäsche, geliefert vom Arbeitgeber? Höchstens für Gastarbeiter. Das Schiff war in See gegangen, mit Meiler, dem neuen „Dritten“, mit dem Schleimigen, dem Alten Fritz, dem Kanarienvogel, den Augenbrauen, der Kugel und den anderen. Die See war ruhig, die Frostfaust hielt sie nieder.
Sie fuhren, aber sie fuhren ohne Koch nach England. Das ging wohl mal. Und das merkt ja niemand, nur eben der Seemann, das Besatzungsmitglied. Aber was soll das besagen? Ohne Koch geht es für ein paar Tage. Und es gibt keine Instanz, keine deutsche jedenfalls, die ein Schiff aufhalten könnte, das keinen Koch an Bord hat. Wo kämen die Reeder wohl hin… ein Schiff liegen lassen, nur weil kein Koch an Bord ist und nur eben nach England? Lächerlich! Die Besatzung muss sich mal behelfen, für ein paar Tage behelfen. Gott, so ein bisschen Essen zusammenkloppen und zusammenbrauen kann doch der Bäcker, könnte doch jeder Seemann, da liegt doch nichts drin. Der neue Koch wird nach England geschickt. Bums und fertig. Wer will da noch etwas sagen? Sagen? Es kann niemand mehr etwas sagen, sobald das Schiff Deutschland verlassen hat, zumindest kann niemand mehr abmustern. Och, sagen kann man schon etwas, aber nützt es? Damit und davon kann man auch keinen Koch herbeizaubern... und die Maschine dreht sich, dreht sich, und auch die Welle dreht sich, und auch die Schraube dreht sich. Sie dreht sich bis zur Lotsenstation auf der Themse, macht eine kleine Pause und dreht sich dann weiter bis vor die Docks und dreht sich dann weiter bis zum Liegeplatz des Schiffes. Und es kann passieren, dass der neue Koch schon an der Pier steht, und was hätte das Reden und Meckern für einen Zweck gehabt? Köche sind überhaupt bei der christlichen Seefahrt ein Kapitel für sich, ein großes, ganz großes Kapitel für sich. Sie brauchen gar nicht mal so gut kochen zu können, die Hauptsache, sie können verwalten, rationieren, sparen, dann sind sie für den Reeder bares Geld. Köche und Kapitäne sind die Hauptstützen des Reeders. Köche, die verwalten und wirtschaften können, sind bordseitig auch schlecht aus dem Sattel zu heben. Sie können frech sein, faul sein, laut sein, arrogant sein, sie werden gedeckt von den Kapitänen.
Sie fuhren! Kurs Themse. Bis London sind es wohl etwa vierzig Stunden zu dampfen. Die Nordsee war wohl ein bisschen kabbelig, aber sonst ganz manierlich. Sicht auch gut, mein Liebling, was willst du noch mehr? Der Seemann ist leicht zufrieden, er ist schon froh, wenn das Wetter man einigermaßen ist. Seine Arbeit und seine Wache müssen getan und gegangen werden, ob Sonne scheint oder Orkan orgelt. Hundekalt war es aber, und es fror. Melchior Meiler ging die Hundewache, das ist überall so, die Hundewache ist die Wache des Dritten. Nachts von 24 bis 4 Uhr. Dann wieder acht Stunden Ruhe, und wieder am Tage 12 bis 16 Uhr. Also acht Stunden, aber das auch sonnabends und sonntags und Ostern und Pfingsten, auch Weihnachten sowie an den anderen gesetzlichen Feiertagen. Ist ein Schiff an Sonn- oder Festtagen auf See, bringt das dem Reeder Geld. Ist ein Schiff an Sonn- oder Festtagen im Hafen, kostet das den Reeder Geld. Und es ist selbstverständlich, dass der Reeder mit allen Mitteln versucht, seine Schiffe sonnabends wieder auf Reisen zu schicken. Das erklärt auch, dass die Häfen sonntags fast leer sind. Natürlich ist das nicht immer so einzurichten.
Meiler stand um 8 Uhr auf und ging in die Messe zum Frühstück. Auf so einem Handelsschiff dieser Größe hat man vier Messen, Räume, in denen die Mahlzeiten eingenommen werden. Die Messen besagen schon, wie weit man bei der Seefahrt von einer klassenlosen Gesellschaft entfernt ist. Die erste Messe ist die größte, und dort essen die wenigsten: Der Kapitän, der Erste Offizier und der Erste Ingenieur. In der zweiten Messe ist es schon weit belebter, dort essen der Zweite und Dritte Offizier und eventuell ein oder zwei Offiziersanwärter (das sind Matrosen, die kurz oder lang die Steuermannsschule besuchen wollen). Weiter nehmen hier die Ingenieure oder Maschinisten, deren sind es noch drei, sowie die Ingenieursassistenten, deren sind es auch drei, der Elektriker und der Funker die Plätze ein. Die nächste Messe ist die Unteroffiziersmesse. Dort sitzen der Bootsmann und der Zimmermann, der Storekeeper und ein oder zwei Schmierer. In der letzten Messe essen die Matrosen, Leichtmatrosen,