Mörderisches Mittelalter. Walter Brendel

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Название Mörderisches Mittelalter
Автор произведения Walter Brendel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754169353



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Er zeigt einen schlechten Charakter und neigt zur Grausamkeit und Brutalität. Er hatte 22 junge Waliser am Festungswall von Carmarthen Castle aufhängen. Doch obwohl Richard seinen Bruder Johann als Thronfolger bestimmt hat, behält Arthur den rechtmäßigen Anspruch auf die englische Krone. Wenn die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, wäre Arthur ohne Zweifel König von England geworden.

      Arthur hatte als Enkel von Heinrich II. neben seinen Onkel Richard Löwenherz und König Johann ebenfalls einen Anspruch auf die Krone. Darin lag das Problem. Arthurs Vater Gottfried stand als älterer Bruder Johanns an erster Stelle in der Thronfolge. Doch Gottfried ist noch vor Arthurs Geburt gestorben. Deshalb müsste die Krone eigentlich an seinen Sohn weitergereicht werden. Gottfried war der dritte Sohn von Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien. Er kam 1186 bei einem Turnier in Paris ums Leben, als seine Frau mit Arthur schwanger war. Arthur wurde am 13. April 1187 geboren. König Richard stirbt 13 Jahre nach seinen jüngeren Bruder Gottfried. Arthur ist erst 12 Jahre alt und noch zu jung, um zu regieren. Wer hatte nun den rechtmäßigen Anspruch auf die englische Krone. Arthur als Gottfries Sohn oder Johann, als jüngerer Bruder? Eine strittige Frage. Aber Arthur dürfte größere Ansprüche haben. Doch er ist noch ein Kind, spricht nur französisch und hat nie englischen Boden betreten. Johann dagegen ist erwachsen und spricht Englisch. Die englischen Barone halten ihm für geeigneter. England wählte Johann, Frankreich natürlich nicht und man besaß damals viel Land in Frankreich. König Philipps II. von Frankreich setzte sich für Arthur als englischen Thronfolger ein und weigert sich, Johann als König von England anzuerkennen und unterstützt Arthur. Philipp ist daraus aus, die Normandie und andere Gebiete, die unter Johanns Kontrolle stehen, für die französische Krone zurück zu gewinnen und mit Philipps Hilfe lehnt sich Arthur im Jahr 1202 gegen Johann auf.

      Arthur mobilisierte eine große Armee und belagerte die Burg von Mirebeau, wo sich auch Johanns 80igjährige Mutter aufhielt. Und diese schickte eine Botschaft an Johann, der gerade in Frankreich weilte und ihr zur Hilfe eilte. Er landete einen Überraschungsangriff und am 1. August 1202 wurde Arthur von den Truppen Johanns vor der Burg gefangen genommen und geriet so unter Johanns Kontrolle. Arthur wurde wegen seines Anspruchs auf die englische Krone von König Johann in eine Burg in Falaise eingekerkert. Was mit ihm passieren sollte, haben wir bereits erwähnt. Er wollte ihm aus dem Weg schaffen und verhindern, dass er Nachkommen zeugen kann. Der Legende nach aber hat Hubert de Burgh den Befehl zum großen Ärger von König Johann nicht ausgeführt. Arthur wurde dann ein Jahr später von William de Braose in eine Burg nach Rouen überführt. Dort muss er dahin gesiecht sein, so die Legende. Fakt ist aber, dass er im April des Jahres unter ungeklärten Umständen verschwand. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Johann für das Verschwinden verantwortlich war, aber wir wissen nicht, was genau mit ihm geschehen ist.

      Arthur hat sich sicherlich nicht in Luft aufgelöst. Welches Schicksal muss Artur erlitten haben? Darüber ist viele Jahrhunderte spekuliert wurden. Sogar nach mittelalterlichen Maßstäben könnte Arthurs Ermordung an Brutalität kaum zu übertreffen gewesen sein.

      Theorie 1: Arthur wurde doch geblendet und kastriert. Es handelte sich um eine barbarische Verstümmelung, die zumeist zum Tod durch Verbluten führte. Und eine weitere Legende sagt, dass Arthur am Schock der Kastration starb. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden Leute kastriert. Eunuchen spielte dabei eine große Rolle. Aber die Kastration darf nicht zu einem hohen Blutverlust führen und es besteht immer das Risiko einer Infektion. Beim Blenden wurden damals Augen mit dem Messer ausgestochen. Wenn man in die Augenhöhle sticht, dringt das Messer eventuell zu tief ein und durchbohrt die dünne Schädelschicht. Dann werden Blutgefäße an der Gehirnbasis verletzt. Die Folge wäre damals immer eine Infektion gewesen, wo der Tod eintritt.

      Ein lebender Arthur wäre also eine ständige Bedrohung für Johanns Herrschaft gewesen und musste weg. Johann kann man ohne weiteres als Psychopath bezeichnen und wollte es immer auf grausame Art erledigen. Wenn König Johann den Mord an seinen Neffen beauftragt oder ihm selbst begangen hätte, hätte er damit folgende Botschaft an sein Volk gesendet. „Ich werde meinen Neffen die Augen rauben, damit er sie nie wieder benutzen kann“. Es war sicher ein sehr qualvoller Tod für Arthur. Mit der Kastration wollte Johann mitteilen, „sogar wenn er überlebt, will ich dafür sorgen, dass er nie Erben haben kann“.

      Es könnte mehrere Gründe geben, einen unbequemen Widersacher zu beseitigen, aber ihn zu blenden, zu kastrieren und zu foltern ist eine besonders abscheuliche Disposition der menschlichen Natur. Es gibt viele Fälle, wo Täter unglaubliche Brutalität an ihren Opfern gezeigt haben. Im Blutrausch ist man zu allen fähig. In manchen Gesellschaften will man damit auch ein Zeichen setzen. Das ist nicht weit hergeholt. König Johann hatte sicherlich das Motiv, Arthur zu beseitigen und indem er ihn blenden und kastrieren ließ, könnte er willentlich Arthurs Tod herbeigeführt haben. Doch es wurde nie eine Leiche gefunden. Lässt sich diese Version der Geschichte auf andere kommunizieren? König Johann hatte schon viele Widersacher aus dem Weg räumen lassen. Und es gab einen Mann, auf dem er sich immer verlassen konnte, William de Braose.

      Theorie 2: William de Braose ermordete Arthur. Es besteht kein Zweifel daran, dass William de Braose einer der einflussreichsten Handlanger des Regimes war. Er war Richard Löwenherz treu ergeben und dieser setzte großes Vertrauen in ihm. Er war aber bereits schon ein guter Freund von Johann, als Richard noch lebte. Er soll eine zentrale Rolle gespielt haben, als es darum ging, für Johann die Krone von England und die Normandie zu sichern. Er genießt das volle Vertrauen von König Johann, hat viele Schlachten für Johann gewonnen, sich als skrupelloser und brutaler Gegner einen Ruf gemacht haben. William de Braose wurde großzügig von Johann belohnt. Er wich dem König 1201 bis 1203 nicht von der Seite und sie traten immer gemeinsam auf. Und de Braose ist eine wichtige Quelle, wenn man wissen will, was mit Arthur geschehen ist.

      Man sagt, Johann hat Arthur in der Normandie in Rouen einsperren lassen, ein Gebiet, was der Kontrolle Englands in dieser Zeit unterstand. Er überließ ihm der Obhut von de Braose und seit dieser Zeit hat keiner mehr etwas von Arthur gehört. Die mächtigsten Leute aus Johanns Stab hielten sich damals in Rouen auf. Sie beschlossen, Arthur verschwinden zu lassen. William de Braose hatte sich aber auch selbst viele Feinde gemacht, vor allem durch seine rücksichtslose Art und Niedertracht. Er ließ drei walisische Prinzen im Jahr1175 auf seiner Burg ermorden, was ihm den Spitznamen „The Ogre of Abergavenny“ (Ungeheuer von Abergavenny) eingebracht hat und viele glaubten, Arthur muss das gleiche Schicksal erlitten haben. Er war alles, nur nicht zimperlich. Er war bekannt dafür, dass er seine Gefangenen strangulierte. Könnte er also auch Arthur erwürgt haben? Würde seine Beschreibung auf das Profil eines Mörders passen?

      Die rechte Hand von König Johann wurde immer wieder zu Tötungen beauftragt. Offensichtlich mordete er ohne zu zögern. Bis auf Geschenke brachte ihm allerdings das Morden nicht viel ein, weil seine Tat ihm zu keiner Machtposition verhalf. Es gibt verschiedene Killertypen und er mordete kaltblütig und berechnend. Für ihn war es ein Job, einer den er liebte. Er tötete aus reiner Mordlust. Seine extreme Gewalttätigkeit wurde noch durch eine dunkle Vergangenheit geprägt. Es spricht also viel dafür, dass er Arthur in der Burg ermordet hat. William de Braose stieg nach Arthurs Verschwinden so stark in Johanns Gunst, dass er der Komplizenschaft verdächtigt wurde.

      Theorie 3: König Johann ermordete Arthur. Margam Abbey, eine ehemalige Zisterzienser Abtei in Wales. Hier befinden sich schriftliche Berichte, die von den Mönchen im 13. Jahrhundert geführt wurden. In den Analen berichteten die Mönche über wichtige Ereignisse ihrer Zeit. In einem der Berichte wird über das Verschwinden von Arthur berichtet. Dort wird behauptet, dass Arthur von König Johann ermordet wurde. Eleonore von Aquitanien sagte Johann, dass es Zeit wäre, den Streit mit Arthur über die Thronfolge zu beenden. Johann begab sich nach Rouen. Aber er zeigte sich von seiner schlechten Seite und betrank sich.

      Die Margam Annals liefert den folgenden Bericht über Arthurs Tod:

      „Nachdem König Johann Arthur gefangen genommen und ihn lebend für einige Zeit im Gefängnis festgehalten hatte, schließlich in der Burg von Rouen, erschlug er ihn nach dem Abendessen am Donnerstag vor Ostern, als er betrunken und vom Teufel besessen war, mit eigener Hand, band den Körper an einen schweren Stein und warf ihn in die Seine. Er wurde von einem Fischer in seinem Netz gefunden, auf eine Sandbank geschleppt und erkannt, und aus Angst vor dem Tyrannen zur geheimen Beerdigung in die Priorei