Название | Der Sturm-Heidehof |
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Автор произведения | Emily Bronte |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754181768 |
Aus diesem kindischen Gefasel sprach eine so tiefe Herzensnot, daß ich trotz des närrischen Benehmens Heathcliffs Mitleid mit ihm empfand. Ich war ärgerlich, daß ich ihn belauscht, und ärgerlich, daß ich ihm meinen scheußlichen Albtraum erzählt hatte, der ihm solche mir ganz unverständliche Seelenpein brachte.
Vorsichtig tastete ich mich nach den unteren Regionen hinunter und landete in der Küche, wo es mir gelang, an einem Häuflein glimmender Kohlen meine Kerze wieder anzuzünden. Nichts rührte sich, nur von der Herdasche erhob sich eine graue getigerte Katze und begrüßte mich mit einem kläglichen Miau.
Zwei Bänke umrahmten den Herd. Ich streckte mich auf eine derselben, während der Kater die andere bestieg. Niemand störte unsere Einsamkeit, und wir nickten beide ein. Nach einem Weilchen schlürfte Josef die hölzerne Leiter, die durch eine Falltür in seine Kammer hinaufführte, herunter. Er warf einen finsteren Blick auf die kleine Flamme, die ich der Glut entlockt hatte, jagte die Katze von der Bank, ließ sich selbst dort nieder und begann umständlich seine Pfeife zu stopfen. Meine Anwesenheit in seinem Sanktum war offenbar ein zu starkes Stück, um überhaupt Notiz davon zu nehmen. Schweigsam führte er die Pfeife zum Munde, kreuzte die Arme und paffte los. Ich ließ ihn sich seinem Genuß ungestört hingeben; und nachdem er das letzte Wölkchen herausgesogen hatte, stieß er einen tiefen Seufzer aus, stand auf und entfernte sich so finster schweigend wie er gekommen.
Elastischere Schritte nahten; und nun öffnete ich den Mund zu einem »guten Morgen«, schloß ihn aber wieder, ohne den Gruß ausgesprochen zu haben; denn Hareton Earnshaw verrichtete seine Morgenandacht, indem er auf alles, was er in die Hand nahm, losfluchte. Er durchstöberte die Ecken anscheinend nach einer Schaufel, um den Schnee vor dem Hause wegzuräumen. Mit geblähten Nüstern blickte er hinter meine Bank, und dachte ebensowenig daran, mit mir höfliche Worte zu wechseln, als etwa mein Kamerad, der Kater. Ich meinte, daß es mir nun wohl erlaubt sein dürfe, mich zu entfernen; ich erhob mich also von meinem harten Lager und machte eine Bewegung, ihm zu folgen. Er bemerkte das, wies mit der Schaufel auf eine Tür und bedeutete mir mit einem unartikulierten Laut, daß ich mich dorthinein zu begeben habe, falls ich beabsichtige, das Lokal zu wechseln.
Die Tür führte auf die Diele, wo die Frauen schon wach und rege waren. Zillah trieb mit einem kolossalen Blasebalg Flammenfunken zum Schornstein hinauf, und Mrs. Heathcliff las, auf der Herdstelle sitzend, in einem Buch. Sie schützte die Augen mit der Hand und schien ganz in ihre Beschäftigung vertieft, von der sie nur aufblickte, um die Magd zu schelten, daß sie sie mit Funken besprühe, oder um einen der Hunde fortzuschieben, der allzu zudringlich in ihr Gesicht schnüffelte. Ich war überrascht, auch Heathcliff hier zu sehen. Er stand mit dem Rücken zur Tür beim Feuer und machte gerade der armen Zillah eine stürmische Szene; diese unterbrach ab und zu ihre Tätigkeit, um einen Schürzenzipfel an die Augen zu führen und in entrüstetes Seufzen auszubrechen.
»Und du –«, wendete sich bei meinem Eintritt sein Zorn gegen die Schwiegertochter – und er gebrauchte eine harmlose Bezeichnung wie Gans oder Schaf – »du bist wieder bei deinen faulen Possen! Alle anderen verdienen sich ihr Brot – du lebst von meiner Barmherzigkeit. Tu deinen Plunder weg und such dir eine Arbeit. Du sollst mir büßen für die Plage, dich immer vor Augen haben zu müssen. Hörst du, verfluchte Dirne?«
»Ich werde meinen Plunder beiseite tun, weil Sie mich dazu zwingen können«, erwiderte die junge Dame, schloß ihr Buch und warf es auf einen Stuhl. »Aber tun werde ich nichts anderes, als was mir beliebt – und wenn Sie sich die Zunge aus dem Halse fluchen!«
Heathcliff hob die Hand, und die Sprecherin, die wohl die Wucht seines Schlages kennen mochte, sprang in sicherere Entfernung. Ich hatte nicht Lust, der unfreiwillige Zeuge noch weiterer Zänkereien zu sein, und schritt daher eilig vorwärts, als sei ich begierig, der Wärme des Feuers teilhaftig zu werden, und wisse nichts von dem unterbrochenen Disput. Beide besaßen immerhin genug Anstand, weitere Feindseligkeiten zu unterlassen. Heathcliff steckte die Fäuste in die Taschen, Mrs. Heathcliff warf die Lippen auf und ging zu einem entfernten Sessel, wo sie, ihrem Wort getreu, während des Restes meines Aufenthaltes die Rolle einer Statue spielte. Ich blieb nicht mehr lange. Am Frühstück teilzunehmen lehnte ich ab, und bei dem ersten Schimmer der Dämmerung nahm ich eine Gelegenheit wahr, in die freie Luft zu entweichen, die jetzt klar und still und kalt und lähmend wie Eis war.
Doch noch ehe ich das Ende des Gartens erreicht hatte, rief mein Wirt mir zu, zu warten, und bot mir an, mich übers Moor zu begleiten. Es war gut, daß er das tat, denn der ganze Hügelrücken war ein wogendes weißes Meer, dessen Erhöhungen und Vertiefungen durchaus nicht mit denen des Erdbodens übereinstimmten: wenigstens waren viele Gruben zu einer ebenen Fläche angefüllt, und ganze Reihen kleiner Hügelchen waren von der Karte, die mein gestriger Gang in meinem Gehirn aufgezeichnet hatte, verschwunden. An der einen Seite des Weges hatte ich gestern eine lange Reihe aufrechter, etwa sechs Meter voneinander entfernter Steine bemerkt, die sich über das ganze Moor hinzog. Man hatte sie errichtet, damit sie im Dunkeln oder auch im Winter, wenn ein Schneefall die tiefen Sümpfe auf beiden Seiten mit dem festen Pfade zu eins verschmolz, als Wegweiser dienen könnten. Aber abgesehen von ein paar schmutzigen Flecken, die sich hier und da im Schnee fanden, war jede Spur ihres Vorhandenseins geschwunden, und mein Begleiter fand es mehrmals nötig, mich nach rechts oder links zu dirigieren, wenn ich gemeint hatte, genau den Windungen der Straße gefolgt zu sein.
Wir sprachen kein Wort, und als wir den Eingang zum Park von Drosselkreuzhof erreicht hatten, meinte er, hier sei ich nun sicher, und verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung. Dann schob ich vorwärts, meinem eigenen Richtungssinn vertrauend, denn der Posten eines Pförtners ist bis jetzt noch nicht besetzt. Die Entfernung vom Tor bis zum Haus beträgt zwei Kilometer. Ich glaube, ich brachte es fertig, vier daraus zu machen, teils weil ich mich zwischen den Bäumen verirrte, teils weil ich oft bis an den Hals im Schnee versank. Jedenfalls schlug es zwölf, als ich das Haus betrat; und das ergibt genau eine Stunde für jeden Kilometer des normalen Weges von Sturmheidhof hierher.
Die Haushälterin und ihre Trabanten eilten zu meiner Begrüßung herbei; alles rief lärmend, daß man mich schon für verloren gehalten habe. Man habe gemutmaßt, ich hätte in der Nacht den Weg verfehlt, und habe schon überlegt, wie und wo man meine Überreste suchen solle. Ich hieß sie sich beruhigen, da sie mich ja nun wieder hier sähen, und schlich frosterstarrt nach oben. Ich kleidete mich um und schritt dreißig bis vierzig Minuten auf und ab, um die animalische Wärme wiederherzustellen, und begab mich dann in mein Arbeitszimmer – schwach wie ein Kätzchen und fast zu ermattet, um das muntere Feuer und den dampfenden Kaffee zu genießen, den die Haushälterin zu meiner Erfrischung bereitet hatte.
IV.
Was für windige Wetterhähne wir sind! Ich, der beschlossen hatte, mich von aller Geselligkeit fernzuhalten, und meinem Stern dankte, als er mich hier einen Ort finden ließ, wo ich diesem Trieb folgen konnte, – ich schwacher Kerl mußte endlich die Waffen strecken, nachdem ich den ganzen Tag mit einem Gefühl von Niedergeschlagenheit und Einsamkeit gekämpft hatte. Unter dem Vorwand, notwendige Haushaltungsangelegenheiten besprechen zu wollen, ersuchte ich Mrs. Dean, als sie das Abendbrot hereinbrachte, während meines Essens dazubleiben, denn ich hegte die stille Hoffnung, sie würde sich als rechte Plaudertasche erweisen und mich durch ihr Geschwätz entweder ermuntern oder einschläfern.
»Sie haben hier beträchtlich lange gelebt?« begann ich. »Sagten Sie nicht, sechzehn Jahre?«
»Achtzehn, Herr. Ich kam, als die Herrin heiratete, mit ihr hierher. Nach ihrem Tod behielt mich der Herr als Haushälterin.«
»So; in der Tat.«
Es entstand eine Pause. Ich fürchtete, sie sei keine schwatzhafte Person – höchstens in ihren eigenen Angelegenheiten, und die konnten mich kaum interessieren. Doch nachdem sie ein Weilchen, die Fäuste auf die Kniee gestemmt, nachgedacht hatte, während eine Wolke der Bekümmernis ihr rotes Gesicht beschattete, rief sie aus:
»Ach, die Zeiten haben sich seitdem sehr geändert!«
»Ja«, bemerkte ich, »Sie haben so manche Veränderung erlebt, wie?«
»Das habe ich –