Bern ... und seine Geheimnisse. Peter Baumgartner

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Название Bern ... und seine Geheimnisse
Автор произведения Peter Baumgartner
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184974



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wurde ein wenig verlegen, verneinte dann aber doch deutlich die Anspielung von Paul. Immerhin gab er zu bedenken, dass trotz der Dimension das Ganze für ihr Unterfangen von Nutzen sein könnte. – Paul schluckte: Wie konnte man nur so denken. So kannte er Brian gar nicht.

      «Und wie war dein Besuch beim Lord? Gibt es Neuigkeiten, die für uns von Interesse sind?» - Nun versuchte Paul die Wogen wieder etwas zu glätten.

      Brian rühmte das Treffen und seinen Ausführungen war Bewunderung dem Lord gegenüber zu entnehmen. Gut, Brian war selber Schotte und so musste einem dies auch nicht weiter erstaunen. Brian kannte den Lord gut, und Paul konnte nicht ausschliessen, dass Brian ihn über ihre «Geschäfte» – zumindest im Ansatz – ins Bild gesetzt hatte, und dies, obschon sie sich geschworen hatten, niemandem, ohne ihr gegenseitiges Einverständnis, in die Machenschaften einzubeziehen.

      Irland gilt als «Hochburg» der künstlichen Intelligenz. So befindet sich beispielsweise die Europazentrale von Apple in Cork. Auch Google eröffnete zu Beginn des neuen Jahrtausends seinen EMEA-Hauptsitz in Dublin und beschäftigt dort heute rund 2000 Mitarbeiter.

      Anmerkung: EMEA steht für ‘Europe, Middle East and Africa’ und ist für Amerikaner die Abkürzung für diesen Wirtschaftsraum.

      Aber auch andere Technologieunternehmen wie etwa Intel, IBM oder Microsoft sind in Irland präsent. Das Irish Centre for Cloud Computing and Commerce (kurz: IC4) hat seinen Schwerpunkt auf der Entwicklung eines international anerkannten Center-of-Excellence für Innovation und angewandte Forschung und Führung der Industrie und befindet sich ebenfalls in Dublin.

      Überdies sind andere ‘Global Player wie etwa Facebook, Zalando oder Amazon eng mit Irland verbunden: Immerhin gilt Irland als weltweit zweitgrößter Software-Exporteur und ist als bevorzugter Standort für Unternehmen in diesem Sektor anerkannt.

      Paul und Brian waren diese Fakten natürlich bekannt und sie wählten nicht zuletzt deshalb Irland als ihre Operationsbasis. Unauffällig und abgelegen, aber mit dem nötigen technischen ‘Background’ versehen, wollten sie die «Weltherrschaft» im Digitalen Bereich von Ventry aus übernehmen. Sie brauchten für diesen Zweck natürlich Geld und dieses sollte über die «Logistik» - sprich: durch Raubüberfälle auf Geldtransporter in ganz Europa sichergestellt werden. Anfänglich lief das «Geschäft» ja ganz gut, dann aber plötzlich wendete sich das Blatt. Unbedachtes Vorgehen eines Einzelnen brachte das Ganze in Schieflage und nun galt es, aus dem Vermeintlichen wieder das Beste zu machen.

      Paul bestellte sich ein zweites Bier und langsam stellte sich bei ihm auch der Hunger ein. Er orderte für sich eine Spezialität des Hauses fresh wild salmon. Brian tat ihm desgleichen, jedoch wählte er das «bar meal»: spare ribs with baked potatoes.

      Alsdann ging Paul nochmals in die Offensive und fragte Brian nun direkt, ob er dem Lord von Blue Danube erzählt habe. – Brian konnte nicht mehr ausweichen und er bejahte die Frage. «Und, wie hat der Lord darauf reagiert? Und was hast du ihm alles erzählt?»

       «Reagiert hat er nur mit einem müden Lächeln. Gut, ich habe ihm auch nicht wirklich viel erzählt. Eigentlich nur, dass man dem ganzen Datenwirrwarr von heute einen Riegel schieben sollte.»

      Auf jeden Fall holte der Lord in der Folge aus und er gab Brian sein Weltverständnis zum Besten – selbstverständlich liess er das Ganze von einer Flasche «Highland Park Thorfinn Whisky» begleiten; die Flasche kostet im Handel CHF 1790 – Brian durfte mithalten.

       Anmerkung: Der Whisky in der dunklen, mit Gold verzierten Flasche ist eine Hommage an eine historische Persönlichkeit aus dem 11. Jahrhundert. Sein Name lautet "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige". - Viele der Highland Park Whiskys sind nach lokalen Helden, tapferen Kriegern und berühmt-berüchtigten Wikingern benannt. Der Whisky reift im klimatisch rauen Norden Schottlands in Fässern heran, die zuvor Sherry enthielten, und bietet ein facettenreiches Geschmacksprofil mit Anklängen von Ingwer, Trockenfrüchten, Gewürzen sowie aromatischem Torfrauch.

      Und ähnlich wie "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige" verstand sich auch der Lord. Er konnte der aktuellen Politik mit «Brexit» und anderem mehr nichts abgewinnen, und der jetzige Premierminister des Vereinigten Königreichs mit seiner «Lachfrisur» war für ihn nur ein Abklatsch der guten alten Zeiten. Diese lagen allerdings doch ein ganzes Stück zurück, wo Schottland von England noch unabhängig und ein eigenständiges Königreich war. Der Lord sehnte diese Zeit vor 1707 zurück, wenngleich er sie selbstverständlich selber nicht erlebt hatte; seine Vorfahren jedoch schon, und es liess sich den Analen der Familiengeschichte hierzu so einiges entnehmen.

      Bei einem zweiten Glas Thorfinn und einem tiefen Schluck daraus wurde der Lord immer redseliger und er fing an zu fabulieren, fantasieren und steigerte sich gar hin zum Träumen. Er schwebte auf Wolke «sieben» und er verstand sich als Retter der Nation, wenn nicht gar als Retter der ganzen «kultivierten» Gesellschaft, wozu er sich selbstverständlich zählte.

      Seine Verblendung ging so weit, dass er kaum noch unterscheiden konnte zwischen arm und reich, zwischen schwarz und weiss und schon gar nicht zwischen Recht und Unrecht; er verleugnete alles, was nicht seinem Weltbild entsprach.

      Sein archaisches Gedankengut ging so weit, dass er nicht mehr zwischen gut und schlecht, zwischen bös und gerecht, zwischen Wahnwitz und Realität unterscheiden konnte; er wollte nur noch seine Meinung als die einzig Richtige verstanden wissen. Jeder Widerspruch wurde von ihm im Keim erstickt.

      Bei einem dritten Glas Thorfinn schlief er ein.

      Paul war entsetzt ob den Äusserungen von Brian, und sie machten ihm Angst. Ähnliches hatte die Geschichte schon zu oft erlebt, und es endete ausnahmslos im Desaster. – Sollte der Welt heute Gleiches widerfahren, so müsste dem Ganzen Einhalt geboten werden und zwar mit aller Deutlichkeit. – Paul wollte seinen Teil dazu beitragen.

      Brian war ein wenig verunsichert ob der Haltung seines Kollegen und er bestellte sich und Paul ein weiteres ‘Pint’. Das Pub hatte sich in der Zwischenzeit gut gefüllt und sie lauschten in der Folge den Klängen der Live Band zur «traditional Irish music».

      Covid-19

       Philippe kehrte nach Hause zurück und erzählte Deborah von seinem Treffen mit Fred. Mit etwas Zurückhaltung sprach er auch den Inhalt des Gesprächs an, jedoch wusste er, dass Deborah sich grosse Sorgen um die jetzige Situation machte. Wie alle, war sie verunsichert ob dem rasanten Tempo der Ausbreitung der Pandemie und sie sorgte sich auch um Philippe, gehörte er doch nach Ansicht der Fachleute zu jener Risikogruppe, welcher das Virus am meisten anhaben konnte.

      Deborah selber hatte einen gemütlichen Abend mit Susann verbracht. Auch für die beiden war es wahrscheinlich für längere Zeit das letzte Mal gewesen, dass sie sich auswärts hatten verpflegen können. Das Essen war in Ordnung, wenn auch nicht überragend, aber das Ambiente stimmte und der Gedankenaustausch war inhaltlich sehr ansprechend.

      Beide sassen im Wohnzimmer, und sie gönnten sich noch ein Getränk, bevor sie zu Bett gehen wollten. Die Stimmung war irgendwie ein wenig bedrückt und so blieb es beim Relaxen auf dem Fauteuil. Deborah genoss einen Gute-Nacht-Tee und Philippe gönnte sich einen Schlummertrunk. Man musste ja nicht immer miteinander sprechen. – Alsbald wünschten sie sich gegenseitig gute Nacht.

      Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder freundlicher aus. Philippe und Deborah nahmen ihr Frühstück ein, und Deborah wusste nun doch noch einiges vom gestrigen Abend zu erzählen. So habe Susann in der Zwischenzeit einen neuen Job gefunden und er gefalle ihr sehr gut. Sie sei nun Disponentin in einer Logistikfirma und sie bringe ihre Teilzeitbeschäftigung ganz gut mit der Betreuung von Max – dem gemeinsamen Sohn von Susann und Fred – unter einen Hut. Fred sei im Übrigen ganz anders geworden, und sie liebe ihn nach wie vor. Auch könne sie sich wirklich vorstellen, ihn ein zweites Mal zu heiraten; die gemeinsame Wohnung, in der sie nun lebten, erfülle all ihre Wünsche. Philippe freute sich dies zu hören und er wünschte sich, die beiden bald wieder bei sich zuhause zu einem feinen Essen begrüssen zu dürfen.

      Das