Kaspar - Die Reise nach Feuerland. Dan Gronie

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Название Kaspar - Die Reise nach Feuerland
Автор произведения Dan Gronie
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847641094



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gab sich geschlagen. Der König hatte ihn jetzt endgültig in der Hand.

      »Sie ist so etwas wie eine Tochter für dich, nicht wahr, Acaton?«, belächelte der König den Zauberer.

      Acaton nickte.

      »Ja«, sagte er mit gesenktem Blick.

      »Gut«, erwiderte der König, »löse ihre Fesseln mit einem Messer«, befahl er dem Wachsoldaten.

      Sebastian sah, wie Blut zwischen den Fingern der jungen Frau hervorquoll.

      »Nein!«, schrie Acaton. »Ihr habt versprochen, ihr nichts anzutun!«, wandte er sich an den König.

      »Habe ich das?«

      »Ja, das habt ihr.«

      »Dann können wir ja unseren Handel abschließen«, fuhr der König fort.

      »Ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt.«

      »Nein, nicht, Acaton!«, schrie Manju.

      »Schweig, Weib!«, befahl der König.

      »Nimm sie, Acaton, und geh«, sagte der König, »bevor ich es mir anders überlege und sie meinen Soldaten überlasse – als Abendvergnügen versteht sich.«

      Schnell wandte sich Acaton Manju zu und griff ihre Hand.

      »Falls Manju etwas geschehen sollte, mein König, ist unsere Abmachung wertlos, und weder Himmel noch Hölle werden mich dann dazu bringen, mich Eurem Befehl zu unterwerfen!«

      »Geht jetzt!«, befahl der König mit finsterem Blick. Er legte eine Pause ein und erwartete eine Erwiderung, doch Acaton blieb schweigsam.

      Der König vollführte eine Geste mit dem Zepter und verließ geschwind die Halle – zurück blieb Acaton mit Manju und der Wachsoldat, der sagte: »Es tut mir leid, Mädchen, aber der König hat mir befohlen dich ...« Der Wachsoldat senkte den Blick, schüttelte stumm den Kopf und verließ bedrückt den Raum.

      Acaton streckte einen Arm in Sebastians Richtung, während seine Worte flehend klangen: »Du willst dich mir nicht zeigen ...«

      »Mit wem redest du, Acaton«, unterbrach Manju.

      »Ich weiß es nicht«, begann Acaton an Manju gewandt, »ich kann dich zwar nicht sehen, Fremder«, wandte sich Acaton Sebastian zu, »aber ich kann dich hören.«

      Acaton legte eine kurze Pause ein.

      »Du scheinst mir ein mächtiger Zauberer zu sein, Fremder. Ich werde Schlimmes für den König tun müssen, wie du sicherlich gehört hast – ich kann nicht mehr von meinem Versprechen dem König gegenüber zurücktreten«, seufzte Acaton. »Du musst mir etwas versprechen, Fremder!«

      Das Licht der späten Nachmittagssonne fiel durch die südlichen Fenster ein und überzog den Saal mit einem zarten Schimmer.

      »Wie kann ich dir helfen?«, fragte Sebastian, der jetzt nicht mehr zwischen Traum oder Wirklichkeit unterscheiden konnte.

      »Ja, ich kann dich hören, Fremder. Du stehst genau vor mir«, nickte Acaton.

      »Ich kann nichts hören, Acaton«, sagte Manju. »Wer ist hier?«, wollte sie wissen und klammerte sich ängstlich an Acaton.

      »Er hört sich noch jung an.« Acaton sprach einen Zauber aus. »Schade«, sagte er. »Ich hatte gehofft, dich so sichtbar zu machen, Fremder.«

      »Willst du nicht von uns gesehen werden?«, fragte Manju mit ängstlicher Stimme.

      »Ich weiß nicht, wie ich das machen soll«, gab Sebastian zu.

      Sebastian sah in Manjus sanfte, braune Augen und bemerkte, wie ängstlich sie in seine Richtung blickten.

      »Sag ihr, dass sie keine Angst vor mir zu haben braucht«, wandte sich Sebastian Acaton zu.

      »Du kannst mich loslassen, Manju«, sagte Acaton, »der Fremde wird uns nichts antun.«

      »Ich heiße Sebastian.«

      Acaton lächelte. »Wie alt bist du, Sebastian?«

      Sebastian zögerte, doch dann sagte er: »Zwölf.«

      »Zwölf Jahrhunderte?«, fragte Acaton.

      »Nein, zwölf Jahre«, sagte Sebastian lächelnd.

      Acaton zuckte mit den Schultern. »Zwölf Jahre?« Seine Stimme klang erstaunt.

      »Ja«, sagte Sebastian.

      »Dann hast du eine ganz besondere Gabe, Sebastian«, sagte Acaton, »und ich hoffe, du kannst mir helfen, wenn ich scheitern sollte.«

      »Wobei soll ich dir helfen?« Sebastian horchte.

      »Wenn ich den Zauber, den ich bei den neuen Siedlern anwenden werde, nicht mehr rückgängig machen kann, dann musst du ihn auflösen.«

      »Welchen Zauber und wie soll ich das machen?«

      »Es ist so, wenn ...«

      Als sich eine Tür öffnete, wandten Sebastian, Acaton und Manju sich gleichzeitig um und sahen den König kommen.

      »Ihr seid noch hier, Zauberer?«, rief der König erstaunt.

      Sebastian konnte in Acatons Gesicht Nervosität erkennen. Seine Gelassenheit, mit der er sich eben mit ihm unterhalten hatte, löste sich mit einem Mal auf.

      Auf ein Kopfnicken des Königs hin stießen zwei Palastwachen die schwere Doppeltür auf.

      »Der Folterer«, hauchte Manju, und ein schmächtiger Mann mit schlanken Händen und wässrigen Augen trat über die Schwelle. Sebastian wunderte sich, dass solch ein Kerlchen jemanden foltern konnte – er sah so zerbrechlich aus.

      Sebastian sah, wie Manjus Hände zitterten und sie verzweifelt versuchte, sie unter Kontrolle zu bringen.

      »Keine Angst, Mädchen«, sagte der König. »Wir sind hier, um einen Siedler zu verhören«, der König kam einige Schritte näher, »aber ihr solltet längst fort sein!«

      Acaton schnappte sich Manjus Hand und zog sie hinter sich her. Schnell verließ Acaton mit ihr den Saal, ohne sich nach Sebastian umzudrehen.

      »Du wirst deine gerechte Strafe erhalten ...«, fauchte Sebastian und ging furchtlos auf den König zu und wünschte sich innig, dass der König seine Worte mitbekam, »... und ich hoffe, dass die Strafe für dich nicht zu mild ausfallen wird, du fieser König.«

      »Habt ihr das auch gehört?«, fragte der König und wandte sich den Palastwachen zu, die mit den Köpfen schüttelten. »Wer hat das gesagt?«, fragte der König verwirrt.

      Großvater Joe

      Sebastian wurde aus seinem tiefen Traum herausgerissen, als der Wecker neben ihm auf dem Nachttisch Musik spielte. Träge raffte er sich auf und stellte ihn leise fluchend aus. Dann ließ er seinen Kopf ins Kissen fallen und schloss die Augen.

      Das war vielleicht ein ungewöhnlicher Traum, ging es ihm durch den Kopf. Ich habe von einem König und einem Zauberer geträumt, der zu mir sagte, dass ich die neuen Siedler erlösen soll, wenn er scheitern sollte. Sebastian atmete tief ein. Eigenartig, der Traum wirkte so echt – ich glaube noch, den Geruch des Königs in der Nase zu haben – ein Bad hätte ihm sicherlich nicht schaden können, dachte er weiter und öffnete dabei die Augen. Sebastian ließ den Blick im Zimmer umherschweifen, so als ob er jemanden suchen würde.

      Dann warf er mit Schwung die Decke zurück, so dass sie vom Bett rutschte und zu Boden fiel. Als er aufstand und zum Schreibtisch ging, gähnte er laut und versuchte sich an den ganzen Traum zu erinnern. Die Rollläden hätte er besser unten gelassen, denn als er aus dem Fenster blickte, sah es verdammt trübe aus. Er setzte sich auf den Bürostuhl, schnappte sich einen Stift und schrieb den seltsamen Traum auf ein leeres Blatt Papier.

      Gähnend ging Sebastian ins Badezimmer. Heute – an diesem ganz besonderen