Название | Der Mord bleibt ungesühnt |
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Автор произведения | Walter Brendel |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966512176 |
Walter Brendel
Der Mord bleibt ungesühnt
Ermordung von Liebknecht und Luxemburg
Impressum
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Die Schriften der Rosa Luxemburg
Reform und Zweck
Grundsätze und Erfolg
Die Ordnung herrscht in Berlin
„Götterdämmerung“ und Reichsrätekongress im Dezember 1918
Der Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Die Spur der Mörder führt in die SPD-Reichskanzlei
"ICH LIES ROSA LUXEMBURG RICHTEN"
Vom Landwehrkanal zum Wiener Heldenplatz
Henkersknechte der Bourgeoisie
Symbiose mit der Reaktion
Kaum eine Periode der deutschen politischen Sozialgeschichte ist so gut dokumentiert wie die revolutionäre Nachkriegskrise der Jahre 1918/19 bis 1923. Der Quellenfundus ist enorm und hat sich seit Beginn der 1990er Jahre nochmals derart vergrößert, dass auch Spezialisten ihn kaum noch zu überblicken vermögen. Deshalb sind die seit den 1960er Jahren erscheinenden Quelleneditionen wichtige Orientierungshilfen, auch wenn sie nur einen Teil des schriftlich Überlieferten vermitteln und hinter dem ständig weiter wachsenden archivalischen Fundus hoffnungslos herhinken.1 Die Voraussetzungen für die historische Forschung sind somit günstig. Trotzdem herrscht auf diesem Terrain der politischen Sozialgeschichte seit der Mitte der 1980er Jahre weitgehend Funkstille. Die revolutionäre Antwort der Unterklassen auf die Massenschlächtereien und Entbehrungen des Ersten Weltkriegs ist derzeit kein Forschungsthema, aber auch die Geschichte der Gegenrevolution stagniert trotz ihrer Bedeutung für die Genese des Faschismus und ist zudem – wie die wenigen Ausnahmen von der Regel zeigen – nach wie vor durch mächtige geschichtspolitische Tabus blockiert.2 Vor allem die Frage nach der Verantwortung der Arbeiterbürokratien – Mehrheitssozialdemokratie und Generalkommission der Gewerkschaften – für die Gewaltexzesse der Militärkaste und für die politischen Folgen ihres Triumphs darf auch heute nicht gestellt werden. Dabei drängt sie sich sofort allen denjenigen als Schlüsselproblem auf, die sich mit der Geschichte der Umbruchsjahre zwischen 1916/17 und 1923 auseinandersetzen. Rekapitulieren wir zunächst die wesentlichen Kontexte dieses Problemfelds.
Mordopfer Liebknecht: Die Aufnahme des toten Spartakus-Führers entstand im Berliner Leichenschauhaus kurz nach seiner Ermordung. Rosa Luxemburgs Leiche, die die Mörder in den Landwehrkanal geworfen hatten, wurde erst am 1. Juni 1919 gefunden; die Revolutionärin wurde am 13. Juni neben Liebknecht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt
Seit Beginn des Ersten Weltkriegs hatte der völkisch-nationalistische Flügel der organisierten Arbeiterbewegung unter der Parole des „Burgfriedens“ die Schlüsselpositionen besetzt und ihren Partei- und Gewerkschaftsapparat bis 1916 in die spätwilhelminische Propaganda- und Rüstungsmaschinerie eingebaut. Dieser Integrationsprozess der Führungsgruppen und Funktionsschichten der Arbeiterbürokratien war zunächst reibungslos verlaufen, hatte dann aber 1916 zur Spaltung der Sozialdemokratie in einen mehrheitssozialdemokratischen (MSPD) und einen Unabhängigen Flügel (USPD) geführt. Parallel dazu waren die mehrheitssozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Führungskader rigoros gegen den sich an der Basis langsam herausbildenden Widerstand vorgegangen. In enger Kooperation mit den Stellvertretenden Generalkommandos und der Politischen Polizei hatten sie ihre Verbände, Zeitungsredaktionen und Parteigliederungen gesäubert, Tausende missliebiger Funktionsträger und Mitglieder zwangsmilitarisiert und die widerständigen Basisinitiativen in die Illegalität getrieben. Dabei war es den mehrheitssozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Führungskadern im Zusammenspiel mit dem Repressionsapparat immer wieder gelungen, die oppositionellen Netzwerke aufzudecken, zu denunzieren und die meisten Reorganisationsversuche im Keim zu ersticken.
Der Sozialdemokrat und Reichswehrminister Gustav Noske (Mitte) vor dem Münchener Hotel Continental (August 1919)
Aber für diesen Erfolg musste die MSPD- und Gewerkschaftsoligarchie um Gustav -Bauer, Heinrich Cunow, Eduard David, Friedrich Ebert, Konrad Haenisch, Wolfgang Heine, Otto Landsberg, Carl Legien, Gustav Noske, Philipp