Название | Erzählungen aus 1001 Nacht - 1. Band |
---|---|
Автор произведения | Anonym |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966512220 |
Nun hatte die Dame ihrem Gatten gesagt, wie es mit ihm stände (mein Bruder aber wußte davon nichts); und die beiden hatten sich verabredet, ihn umsonst für sich arbeiten zu lassen, um ihn zum besten zu haben und auszulachen. Am nächsten Morgen ging er in seinen Laden, und als er dasaß, kam die Sklavin und sagte zu ihm: ›Sprich mit meinem Herrn.‹ Und er begleitete sie zu dem Gatten der Dame, der ihm sagte: ›Ich möchte, daß du mir fünf Gewänder mit langen Ärmeln schneidest.‹ Und er schnitt sie zu und nahm den Stoff und ging davon. Dann nähte er sie und brachte sie dem Herrn, und der lobte seine Arbeit und bot ihm einen Beutel Silbers. Doch als er die Hand ausstreckte, um ihn zu nehmen, blinzelte die Dame ihm zu (sie stand aber hinter ihrem Gatten), und er erwiderte: ›O mein Herr, es hat keine Eile, dafür ist immer noch Zeit.‹ Und er verließ das Haus demütiger und ärmer als ein Esel, denn wahrlich, fünf Dinge waren in ihm vereinigt: Liebe, Armut, Hunger, Nacktheit und schwere Arbeit. Und immer noch tröstete er sich mit der Hoffnung, die Gunst der Dame zu gewinnen. Doch als er all ihre Arbeit vollendet hatte, da spielten sie ihm einen neuen Streich und vermählten ihn ihrer Sklavin; und als er nachts bei ihr zu schlafen gedachte, sagten sie zu ihm: ›Lege dich heute in der Mühle nieder, und morgen wird alles gut gehn.‹ Und da mein Bruder meinte, sie hätten einen guten Grund dafür, so übernachtete er allein in der Mühle. Nun hatte der Gatte den Müller angewiesen, die Mühle vom Schneider drehen zu lassen; und als die Nacht halb verstrichen war, kam der Müller herein und sagte: ›Dieser unser Ochs ist unbrauchbar geworden, und er steht still, statt im Kreis zu gehen; er will die Mühle heute nacht nicht drehen, und doch haben wir viel Vorrat an Korn, das gemahlen werden muß. Aber ich werde ihn mit Gewalt einspannen, und er soll es mir noch vor morgen mahlen, da die Leute ungeduldig ihres Mehles warten.‹ Und er füllte die Trichter mit Korn, trat mit einem Strick zu meinem Bruder, band ihn ihm um den Hals und rief: ›Jüh hopp! Herum mit der Mühle! Du Ochs, du meinst wohl, du brauchst nichts zu tun als zu fressen und zu seichen und zu kacken!‹ Und er nahm eine Peitsche und schwang sie auf Schultern und Waden meines Bruders, und der begann zu heulen und zu schreien; aber niemand kam ihm zu Hilfe, und er mußte bis kurz vor Tagesanbruch den Weizen mahlen. Da kam der Hausherr und sah meinen Bruder ins Joch gespannt, derweilen der Müller ihn peitschte, und ging wieder fort. Und als der Tag da war, ging der Müller nach Hause und ließ ihn halbtot im Joch. Bald darauf kam die Sklavin und band ihn los und sagte: ›Ich und meine Herrin trauern sehr um das, was geschehen ist, und wir haben den Kummer mit dir getragen.‹ Doch er hatte nach all den Schlägen und der Arbeit in der Mühle keine Zunge mehr, um ihr zu antworten. Und er zog sich zurück in seine Wohnung, und siehe, der Schreiber, der seinen Ehevertrag geschrieben hatte, trat ein, begrüßte ihn und sagte: ›Allah gewähre dir ein langes Leben! Möge deine Hochzeit gesegnet sein! Dieses dein Antlitz spricht mir von heiterem Tun und Scherzen, und von Umarmungen und Küssen die ganze Nacht hindurch.‹ ›Allah gewähre dem Lügner keinen Frieden, o du tausendfacher Hahnrei!‹ erwiderte mein Bruder, ›bei Allah, ich habe die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen nichts getan als an Stelle des Ochsen die Mühle gedreht!‹ ›Erzähle mir deine Geschichte‹, sagte der Schreiber; und mein Bruder erzählte ihm alles, was ihm widerfahren war, und jener sagte: ›Dein Stern stimmt nicht zu ihrem Stern; doch wenn du willst, so will ich den Vertrag für dich ändern,‹ und er fügte hinzu: ›Nimm dich in acht, daß nicht ein neuer Betrug deiner harrt.‹ Und mein Bruder erwiderte ihm: ›Sieh zu, ob du einen Ausweg findest.‹ Und der Schreiber verließ ihn, und Al-Bakbuk saß in seinem Laden und wartete, daß jemand Arbeit brächte, durch die er seines Tages Brot verdienen könnte. Plötzlich aber kam die Sklavin zu ihm und sagte: ›Sprich mit meiner Herrin.‹ ›Geh von mir, o mein gutes Mädchen,‹ erwiderte er, ›zwischen mir und deiner Herrin soll es keinen Verkehr mehr geben.‹ Und das Mädchen kehrte zu ihrer Herrin zurück und berichtete ihr, was mein Bruder geantwortet hatte; und alsbald steckte die Dame den Kopf zum Fenster hinaus und weinte und sagte: ›Weshalb, o mein Geliebter, soll es keinen Verkehr mehr geben zwischen mir und dir?‹ Er aber gab keine Antwort. Und sie weinte und beschwor ihn und beteuerte, was ihm in der Mühle widerfahren war, sei nicht mit ihrer Billigung geschehen, und sie sei an all dem ohne Schuld. Und als er ihre Schönheit sah und ihre Lieblichkeit und ihre süße Stimme hörte, da wich der Gram, der ihn ergriffen hatte, aus seinem Herzen, er ließ ihre Entschuldigung gelten und freute sich ihres Anblicks. Und er grüßte sie und sprach mit ihr, und saß und schneiderte derweilen; und schließlich kam die Sklavin zu ihm und sagte: ›Meine Herrin grüßt dich und teilt dir mit, daß ihr Gatte heute nacht im Hause eines guten Freundes zu schlafen gedenkt. Wenn er also fort ist, so komme du zu uns und verbringe die Nacht mit meiner Herrin in herrlichstem Genusse bis zum Morgen.‹
Nun aber hatte ihr Gatte sie gefragt: ›Wie sollen wir es anfangen, ihn von dir fortzutreiben?‹ und sie hatte gesagt: ›Laß mich, ich werde ihm noch einen Streich spielen und ihn zum Gelächter für die ganze Stadt machen.‹ Doch mein Bruder wußte nichts von der Arglist der Frauen. Und als es dunkel war, kam die Sklavin und führte ihn ins Haus, und als die Dame ihn erblickte, da rief sie aus: ›Bei Allah, o mein Herr, ich habe mich sehr nach dir gesehnt.‹ ›Bei Allah,‹ erwiderte er, ›küsse mich schnell, bevor du mir anderes gibst.‹ Kaum aber hatte er das gesagt, so trat der Gatte der Dame aus dem nächsten