Название | Drachenkind |
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Автор произведения | . . . |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742760272 |
Seath brach ab und begutachtete Eric eingehend, sprach mit einem Zögern in der Stimme weiter.
»Ich will dich nicht erschrecken, aber vielleicht ist er einfach nur das Gegenstück zu dir, ich weiß es nicht. Er scheint zu allem bereit zu sein, um an dich heranzukommen. Wir nehmen an, dass er maßgeblich an der Verbreitung der Magie unter den Menschen beteiligt war, ich meine innerhalb der letzten paar tausend Jahre. Er beeinflusst sogar die Unbegabten. Er sucht nach etwas und nutzt jeden, ob offen oder verborgen, um danach Ausschau zu halten. In jeder Zeit gibt es Extreme, er ist sicherlich eines davon, du ebenfalls. Aber wer Die Sechs sind, das will ich dir gern sagen: Es sind diejenigen, welche anfänglich die vier Gesetzte unserer Welt definiert haben. Sie sind viele hundert Jahre alt und haben die Zeit genutzt, um sich beständig durch den Herrscher und die Finsternis zu stärken. Sie halten sich durch Opfer und dunkle Magie am Leben. Dunkle Magie nennen wir jene Form von Magie, welche durch die Finsternis gespeist oder motiviert wird. Sie sind extrem mächtig, die engsten Vertrauten des Herrschers. Gemeinsam arbeiten sie mit ihm an seinem Ziel. Sie sehen sich als die Lösung der gestörten Balance in allem, was die Menschen treiben und in ihrem Treiben zerstören. Sie glauben, der Mensch sei ein Gift in der Natur und sie seien die Heilung. Vielleicht hatten sie recht, was das Gift angeht, aber da sie selber auch Menschen waren, konnten sie keine Lösung darstellen. Sie sind von denselben Bewegungen getrieben, nur eben viel stärker. Möglich, dass sie mittlerweile Dinge sehen und verstehen, an welche hier niemand auch nur denken kann. Zeit genug hatten sie ja. Welches Ziel der Herrscher hat? Das weiß hier niemand. Du bist wohl ein Teil davon. Wir wissen, dass er vor allem nach dir so erbarmungslos gesucht hat. Warum? Auch das ist nicht klar, er scheint seine wahren Ziele mit niemandem zu teilen, den wir beeinflussen oder ausspionieren könnten. So bleiben viele seiner Absichten für uns ein Rätsel, vor allem das letzte, langfristige Ziel. Wir sind ständig auf der Suche nach Daten und Hinweisen. Es ist mühsam. Wir befinden uns in der denkbar schlechten Position, nur zu verhindern, dass er findet, was er sucht. Wir können niemals sicher sein, dass die Suche nach etwas nicht nur eine Art Beschäftigungstherapie für uns ist, während er sich anderen Dingen zuwendet. Ich sage dir, wir stehen vor sehr großen Schwierigkeiten, solange wir sein wahres Ziel nicht verstehen.«
Langsam begannen Erics Gedanken, sich zu verknoten. Er war zwar noch aufnahmefähig, doch die neuen Fragen sprudelten förmlich aus seinem Geist heraus. Es war schwer, jene zu finden, welche unmittelbar wichtig erschienen. So viele Details, alles neu und gemessen mit den Augen, mit welchen er auf der Erde aufgewachsen war, sehr befremdlich und unglaubwürdig. Und erstaunlich vieles von dem, was diese Welt gerade zu bedrohen suchte, war nicht erklärt oder verstanden. Bis heute. Wie konnten sie dann so lange überleben, wenn der Herrscher doch schon Jahrhunderte oder sogar tausende Jahre existierte und offenbar kein Interesse daran hatte, seine Feinde atmen zu lassen? Und welche Regeln meinte Seath? Wie lebten sie hier überhaupt? Gab es ein Gericht, eine Art Regierung? Seath verfolgte seine Gedanken aufmerksam, nickte ihm erstaunt zu.
»Ich sehe, vielleicht bekommen wir hier doch nicht alles Wichtige geklärt. Wie ich sagte, der Herrscher sucht nach etwas und verfolgt eindeutig Ziele. Er braucht die Menschen als Arbeitskräfte. Nun lass mich dir kurz die Regeln erklären und das System, welches wir hier in den Wäldern und den meisten der dicht besiedelten Areale pflegen. Sie sind eher eine Philosophie als tatsächliche Regeln im üblichen Sinne. Nummer eins: Kausalität. Die Konstante, die alles bestimmt. Natürliche Selektion, ein Vorgang, der wie alles andere seine Quelle in Veränderung findet, also einer Variable, und diese Veränderungen haben eine Ursache. Wir betrachten den Begriff der Kausalität als unantastbar im Rahmen unserer Wahrnehmung und Beschaffenheit. Eine Aktion erfordert eine Reaktion, egal welcher Art. Wenn dieser Dominoeffekt nicht existierte, würden das Rad der Zeit oder die Entwicklung des Lebens irgendwann einfach stehenbleiben, die Natur wäre nicht Natur und so weiter. Es bedeutet auch, dass alles, absolut alles, immer mit allem anderen verbunden ist. Zumindest durch die Zeit. Diese Verbindungen zu sehen oder zu verstehen ist nicht zwangsläufig einfach, für die meisten Wesen gar nahezu unmöglich. Dieses Gewebe aus Verbindungen kann brechen, aber niemals von selbst, sondern als Konsequenz anderer Ursachen. Was bedeutet, dass die Verbindungen in anderer Form wiederkehren. So ergibt sich auch der Begriff der Verantwortung. Nichts, was du tust, ist ohne Konsequenz. Nummer zwei: Kurz gesagt, nichts ist perfekt. Nehmen wir an, es gäbe einen Zustand von absoluter Perfektion und Balance. Ein solcher Zustand bedeutet Stillstand, Stillstand ist zeitlos und ohne Ziel, dahe wertfrei. Kein Gefälle, kein Fluss. Kein Unterschied, keine Dynamik. Keine Fehler, keine Entwicklung. Soll heißen: Es gibt immer, in irgendeiner Form, einen Unterschied oder eine Divergenz, was die Dinge ins Rollen bringt. Sprichwörtlich gemeint, sagt man das so? Egal, entschuldige bitte. Wo war ich … Ach ja. Nummer drei ist eine Idee, eine Folge der ersten zwei. Es gibt immer einen Weg, eine Möglichkeit. Das kann ein Ausweg sein, ein Weg zu einem Ziel im Raum oder ein Weg, etwas zu erreichen. Nicht nur gebunden an Materielles, sondern ganz allgemein. Es müssen nur zwei Bedingungen erfüllt sein: Erstens, du musst den Weg erkennen. Zweitens, du musst genug Kraft aufbringen können, um ihn auch zu beschreiten. Was auch immer du dir also vorstellen kannst, ist möglich, solange du genug Kraft dafür hast, die resultierenden Forderungen oder Bedingungen zu erfüllen. Merk dir das. Speziell für jemanden wie dich, dessen Kraft und Macht allem Anschein nach sehr unbegrenzt ist. Daraus resultiert eine enorme Gefahr. Aber dazu kommen wir noch. Nummer vier: Gehe niemals allein. Diese Welt ist extrem gefährlich, Eric. Speziell jetzt, während des Krieges. Du siehst keinen Rauch, keine Armeen oder Bomben. Du verstehst nicht, was Krieg hier bedeutet. Vieles findet im Verborgenen statt und es gibt Wesen und Dinge, welche die Menschen hier nur auf die harte Tour kennenlernen konnten. Wir haben uns unseren Platz auf diesem Planeten sehr, sehr hart erkämpfen müssen. Wir arbeiten jeden Tag hart daran, unser Recht auf unseren Platz zu erhalten. Solange wir stark sind und zusammenhalten, ist unser Leben insgesamt tatsächlich sehr unbeschwert. Aber je mehr der Herrscher oder andere Faktoren uns schwächen, desto schneller geraten wir an den Rand der Auslöschung. Nicht nur durch den Herrscher oder durch uns selbst. Auch durch sehr finstere Kreaturen, welche uns gern loswerden möchten. Sobald wir Fehler machen, zu weit in die Natur eingreifen oder nicht aufpassen, werden sie uns definitiv ausrotten. Sie erhalten die Balance. Wir nennen sie Dämonen.«
Eric sah sie schweigend an. Er hatte nichts dergleichen erwartet, konnte verwirrt keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war schwer definierbar, dieses Gefühl von Verständnis und gleichzeitiger Ratlosigkeit. Er hatte die Gesetze verstanden, jedes einzelne, konnte sich aber nur schwer vorstellen, dass diese ausreichten, um eine ganze Welt in Ordnung zu halten. Staaten stellten ihre eigenen Gesetze auf, sie missionierten, bekehrten, bestachen, belogen, betrogen. Nur um ihre Gesetze, die von ihnen geschaffenen Regeln zu verbreiten und ihre Art und Lebensweise zu erhalten und zu erzwingen. Und in dieser Welt gab es keine Gesetze, nur diese vier Regeln oder Ideen? Sie waren so logisch, so verständlich. Und trotzdem waren sie höchstens ein Ansatz, aus dem sich viele andere ableiten ließen. Ursache und Wirkung, keine Perfektion, unbegrenzte Möglichkeiten, niemals allein gehen. Vier simple Prinzipien aber kein einziges Gesetz, welches denen einer Zivilisation aus seiner Zeit entsprechen würde. Und was um alles in der Welt waren Dämonen? Wirklich das, was er dachte?
»Was genau sind die Dämonen? Und warum wollen sie die Menschen loswerden?«
Seath kratzte sich am Kopf. Eric war sich sicher, dass sie nicht mehr lange sprechen würde, sie bevorzugte eindeutig Gedanken. Dennoch genoss sie das Gespräch.
»Sie wurden nur ein einziges Mal gesehen, ohne ihre Beobachter zu töten. Und das ist wirklich lange her, es muss sehr nahe an der Zeit gewesen sein, in welcher die ersten Menschen hier auftauchten. Die überlieferten Erinnerungen zeigen uns verschiedene Wesen in dunklen, unterirdischen Höhlen, welche zufällig entdeckt wurden. Wir nennen diese Höhlen ›Die Unterwelt‹. Wir wissen nicht, wie viele und wie groß diese unterirdischen Systeme sind, aber wir nehmen an, dass sie unfassbar weitläufig und vor allem Tief sind. Und glaub mir, du willst da nicht hin. Niemand will dorthin. Es gab Expeditionen und Versuche, tiefer hinein zu kommen. Wir glauben, dass die Drachen dort