Redewendungen: Episoden 2004. Carsten Both

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Название Redewendungen: Episoden 2004
Автор произведения Carsten Both
Жанр Зарубежная деловая литература
Серия
Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783847643982



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bläulichen Redewendungen ist dies nicht anders.

      Apropos farbige Ente: Das farbenprächtige, auffällige, herrliche Männchen wird Erpel (auch: Enterich) genannt; beim unscheinbaren, schlichten, dämlichen Weibchen bleibt es bei der Charakterisierung als Ente (manchmal sogar als Gans), wir kennen diese Geschlechterdiskriminierung schon von den Fasanen [vgl. Episode 37]. Folglich ist ein nicht besonders hübsches junges Mädchen ein hässliches Entlein. Die derart ausgedrückte Unansehnlichkeit beinhaltet jedoch die Hoffnung, dass sich dies noch geben wird, wie uns das dänische Märchen lehrt, das diese Titulierung prägte: „Das häßliche junge Entlein“ von Hans Christian Andersen (1805-1875) hatte es anfangs wirklich nicht leicht auf dem Entenhof: „... das arme Entlein, welches zuletzt aus dem Ei gekrochen war und so häßlich aussah, wurde gebissen, gestoßen und ausgelacht, und das sowohl von den Enten wie von den Hühnern.“ (...) „später wurde es schlimmer und schlimmer. Das arme Entlein wurde von allen gejagt; selbst seine Schwestern waren ganz böse gegen dasselbe“ (...) „Und die Enten bissen es, und die Hühner schlugen es, und das Mädchen, welches die Tiere füttern sollte, stieß mit den Füßen nach ihm.“ Dieser Terror wirkte sich auf die Selbsteinschätzung des stark suizidgefährdeten Entleins aus: „ich bin so häßlich, daß mich selbst der Hund nicht beißen mag!“

      Die Tortur ging noch einige Jahreszeiten so weiter, aber am Ende lachte der Schwan. Das Entlein war nämlich gar keine profane Ente, sondern entwickelte sich zu einem wunderschönen, großen, würdevollen, weißen Schwan, den alle aufgrund seiner Anmut bewunderten.

      Diese märchenhafte Karriere erinnert mich irgendwie an unsere US-amerikanischen Freunde, die ja alle – wenn auch ohne Krankenversicherung in der Gosse liegend – in bemerkenswerter Weise an den großen Aufstieg glauben, der es ihnen bald ermöglichen wird, auf die in der Gosse Liegenden hinabzuschauen. Es gibt sogar eine Comic-Ente, die diesen „Amerikanischen Traum“ verkörpert, vermarktet von Walt Disney (1901-1966), der die US-Lebensphilosophie selbst rücksichtslos exekutiert haben soll. Scrooge McDuck heißt die Vorzeige-Ente der Amis (die manch US-Bürger wahrscheinlich sogar für real hält und in Entenhausen gern mal besuchen würde). Mit nur einem Kreuzer hat Dagobert Duck in der deutschen Version angefangen und wurde zum Fantastillionär mit eigenem Geldspeicher! Und er will immer noch mehr! Er will ALLES, wenn nötig, auch mit Gewalt! Konsequent wird diesem kapitalistischen Gewinner eine wahrhaftige „lame duck“ gegenübergestellt: Der Sozialschmarotzer Donald Duck, der ewige Loser, der von Almosen leben muss und auch soll, denn sonst würde das perverse Gesellschaftssystem der USA gar nicht funktionieren.

      Aber bald sind wir ja auch so weit, nur Geduld. Dann können wir ebenso auf Kosten der Unterschichten unseren Ami-Traum verwirklichen, der darin besteht, reich, fett und doof zu werden.

      Da wir gerade dekadente Feten auf Kosten der Restwelt angesprochen haben, ein kleiner Tipp für die nächste Gartenparty: Zum Abfüllen von 4 (danach nicht mehr) schnatternden und quakenden Partygänsen benötigt man:

      – 3 Flaschen gekühlten Weißwein (von Aldi),

      – 1 ½ Flaschen gekühlten Sekt (von Lidl),

      – 6 unbehandelte Zitronen (vom Nachbarn/von der Nachbarin),

      – Zucker nach Geschmack (aus der subventionierten Rübe) und

      – Eiswürfel zum Kühlen (aus dem Gefrierfach).

      Alles wird in einem Eimer zusammengeschüttet und mit langen, bunten Strohhalmen eiskalt „serviert“, bei größeren Festivitäten, bei sogenannten Events, kann ein Trog benutzt werden.

      Wo aber der Wasservogel bei dieser als kalte Ente bezeichneten Wein-Sekt-Zitronen-Bowle herkommt, die manch Warmduscher mit Mineralwasser verwässert, das konnte ich trotz aufopferungsvoller, langwieriger, investigativer Recherche leider nicht herausfinden, und eine Ente wollte ich diesbezüglich nicht einfach veröffentlichen. Soviel ist zumindest belegt: Bereits im 19. Jh. wurde die „Ente“ als Bezeichnung eines „feinen Mischgetränks“ verwendet, womit zumindest ausgeschlossen ist, dass die Titulierung auf einer lustigen Partyidee pubertierender Nachwuchsalkoholiker [vgl. Episode 14] der modernen Spaßgesellschaft basiert.

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