Название | Amsterdam |
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Автор произведения | Uwe Hammer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742715234 |
Die Anderen Gäste, die Dieter allesamt bekannt waren, und die er wie eigentlich alle Freunde oder Bekanntschaften seiner Frau allesamt nicht leiden konnte, glotzen Dieter noch immer ungläubig an. Es dauerte einige Sekunden, bis einer der Gäste sich aufraffte seiner Neugier nachzugeben und Dieter fragte, was passiert war. Dieter war zu müde und hatte ehrlich gesagt keine Lust das was er gerade erlebt hatte ausgerechnet diesem in Radler Klamotten gepressten Lackaffen zu erzählen und flüchtet sich daher in eine Lüge.
„Ich kann mich an nichts mehr erinnern“ gab er fast etwas zu theatralisch zur Antwort “ In meinen Erinnerungen klafft eine Lücke, ich weiß nur noch, wie ich die Tür öffnete und hier hereinkam.“
Die Anwesenden sahen in mit einem mitleidigem Blick an, so als müssten sie ihm ganz schonend mitteilen, dass er unheilbar an Krebs litt und nur noch wenige Tage zu Leben hatte. Claudette betrat den Gastraum und begann routinierte mit der Untersuchung ihres Patienten, der zufällig auch ihr Mann war, was sie bei ihrer Arbeite aber nicht nennenswert beeinflusste. Aufgrund der immer noch starken Blutung entschloss sie sich, mit der Untersuchung der Nase zu beginnen.
„Nimm doch mal das Ding da weg“ fuhr sie Dieter etwas genervt an, und meinte damit den Socken, den Dieter inzwischen eher unbewusst immer noch vor seine Nase hielt.
„Was ist das überhaupt?“ vervollständigte sie ihren Satz, nachdem sie Dieter der Socken aus der Hand gerissen hatte und ihn angeekelte zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand haltend einer genaueren Untersuchung unterzog.
„Das ist meine rechte Socken“ erwiderte Dieter nicht ganz ohne Stolz über seinen aus seiner Sicht genialen Lösungsansatz.
Claudette rümpfte nur abfällig die Nase und unterstütze ihre eher ablehnende Haltung bezüglich der Verwendung eines bereits getragenen Socken zur Versorgung eine stark blutenden Verletzung durch das zusammenkneifen ihrer Augen, vermeidet es aber in Gegenwart ihrer Freunde sich diesbezüglich näher zu äußern. Typisch Claudette dachte Dieter, nie ist sie mit irgendetwas zufrieden was er macht. Claudette betrachtet die in ihrer Form deutlich veränderte Nase von Dieter, nahm sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinder der rechten Hand, wobei sie sich zuvor des Socken entledigt hatte, und begann vorsichtig diese nach rechts und links biegen.
Dieter reagierte darauf mit einem schmerzbedingten Aufschrei, was Claudette nicht darin hindert, die Nase nochmal nach rechts zu bewegen, um ihrer Diagnose die letzte Sicherheit zu geben.
„Ich befürchte die ist gebrochen“ teilte sie anschließend eher unbeteiligt mit.
Dieter der froh war, dass das Rumgebiegen an seiner Nase endlich zum Abschluss gekommen war, nahm diese Nachricht eher gelassen entgegen, was soll`s dachte er irgendwie begleiten mich gebrochen Nasen bereits mein ganzes Leben, nun hat es eben mal mich erwischt.
„Er leidet auch unter einer lokalen Amnesie, kann sich an den Unfall nicht mehr erinnern“ petze Joseph aus dem Hintergrund raus.
Dieter konnte ihn noch nie leiden. Er war, wenn er nicht gerade Radlerhosen trug Rechtsanwalt und einer von Claudettes Sportfreunden. Dieter hatte ihn schon lange in Verdacht, scharf auf Claudette zu sein, machte sich aber keine Sorgen diesbezüglich, da Joseph ganz bestimmt nicht Claudettes Typ war, viel zu alt und viel zu verklemmt. da half es auch nicht, dass er mehrmals wöchentlich Sport trieb, was Claudette normalerweise durchaus beeindrucken würde, aber als alleiniger Pluspunkt doch etwas zu dünn war. Claudette sah Dieter eindringlich an
„Stimmt das?“ fragte sie wobei ihre Stimme in einen Ton verfiel, der eigentlich darauf schließen lässt, dass sie sich mit einem Kind unterhält.
Wäre er nur etwas mutiger gewesen, hätte Dieter ihr gestanden, dass er nur keine Lust hatte diesen schadenfreudigen Obersportlern den Unfallhergang zu schildern. Leider fehlte ihm der Mut, vielleicht war es ihm einfach nur egal, jedenfalls bestätigte er Claudette, dass er sich an den Unfallhergang überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Fast hatte er das Gefühl in Claudettes Gesichts so etwas wie Sorgenfalten zu erkennen, was so überhaupt nicht Claudettes Art war. Auch in diesem Fall waren es nicht Sorgen, die Claudette zu diesem Gesichtsausdruck verleitete, sondern vielmehr Ärger darüber, dass Dieter sie nicht präzise mit Informationen versorgte die es ihr ermöglichten eine exakte Diagnose zu stellen. Stattdessen musste sich Jochen in den Vordergrund drängeln, und sie mit seinem vorlauten Mundwerk wie eine Idiotin dastehen lassen.
„Kann sein, dass Du eine Gehirnerschütterung hast, damit ist nicht zu spaßen, besser wir rufen den Krankenwagen.“
Dieser Vorschlag entsprach nicht gerade Dieters Vorstellungen. Auf der anderen Seite war ihm durchaus bewusst, dass seine Nase einer gründlichen Untersuchung bedarf. So gesehen war der Krankenwagen die bequemste Art und Weise, von diesem Berg herunter zu kommen. Genau betrachtet fehlte es ohnehin an brauchbaren Alternativen, er konnte ja wohl kaum auf dem Gepäckträger von Claudettes Fahrrad mitfahren. Schon deshalb, weil so ein durchaus praktischer Nutzgegenstand an einem Supersportbike wie es Claudette ihr eigen nannte gar nicht vorhanden war.
Dieter entschied sich daher auf einen Protest zu verzichten, obwohl er eigentlich in Protestlaune war. Zumal er wusste, dass sich Claudette ohnehin nicht umstimmen lassen würde, und er zum Schluss wie ein pubertierender Querkopf dastehen würde. Claudette rief mit ihrem Handy, welches sie im Gegensatz zu Dieter immer mit sich trug, den Krankenwagen, nicht ohne zu betonen, dass es sich nicht um einen Notfall bei dem es um Leben und Tod ging, handelte. Während sie auf den Krankenwagen warteten, saß Claudette bei Dieter und versorgte seine zahlreichen Schürfwunden, während sich die Sportgemeinschaft bereits wieder über ihre letzten großen Sportaktivitäten austauschte.
Es freute Dieter, dass sich seine Frau mit ihm abgab, und nicht wie gewöhnlich Teil der Sportgemeinschaft war, und ihn links liegen ließ. Dieter hatte es sich abgewöhnt an den Gesprächen der Sportgemeinschaft teilzunehmen, da es ihn furchtbar langweilte und er ohnehin keinen Beitrag zu den üblichen Gesprächen leisten konnte. Er erinnert sich noch sehr gut, was das letzte Mal passierte als er sich an einem Gespräch dieser illustren Runde beteiligte. An diesem Tag war zum ersten Mal ein Mann anwesend, welcher der irrigen Meinung, dass Dieter Teil der Sportgemeinschaft wäre, nur weil der dabeisaß. Wahrscheinlich hatte er Mitleid und wollte Dieter mit ins Gespräch einbinden, dass sich wie fast immer darum drehte wer am Wochenende welche Höchstleistung vollbracht hatte, und fragte Dieter was er denn so am Wochenenden gerne mache. Dieter antwortet nur kurz.“ Beine hoch, Glotze an jede Menge Bier, und Chips.“ Man konnte nun nicht gerade behaupten, dass der als Scherz gemeinte Ausspruch (der genau genommen einen ernsten Hintergrund hat) eine großer Lacherfolg gewesen wäre.
Vielmehr strafte ihn die Sportgemeinschaft die restliche Zeit des Zusammenseins mit Nichtbeachtung und auch das Jungmitglied vermied von nun an jegliche Konversation mit Dieter. Claudette war wie so oft peinlich berührt und schämte sich für ihren Mann, der dem hingegen das ganze recht locker sah und fast ein wenig stolz war, auf das was er von sich gegeben hatte. Während er in Erinnerungen schwelgte und hierbei fast seine schmerzende Nase vergaß, öffnete sich die Tür und zwei Sanitäter betraten die Bildfläche.
Es bot sich den Gästen ein durchaus komisch anmutender Anblick, da die beiden Sanitäter in ihrer Statur nicht unterschiedlicher sein konnten. Der Vordere war groß und schlank, um nicht zu sagen lang und dürr. Der nach ihm Eintretende war klein und kräftig, um nicht zu sagen winzig und fett. Dass beide die gleiche Berufsbekleidung trugen, deren Konfektionsgröße sich wohl an den jeweiligen Enden des Beschaffbaren befand, machte den Anblick noch grotesker.
„Nah wo ist denn unser Patient“ rief der Kleine hinter dem Großen vor, welche Dieter bereits erblickt hatte, und ohne Worte auf ihn zusteuerte.
Der Lange musterte Dieter kurz und öffnete dann seinen mitgebrachten Koffer.
„Na da