Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Ханс Фаллада

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Название Wer einmal aus dem Blechnapf frisst
Автор произведения Ханс Фаллада
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752998405



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noch nicht. Aber ich krieg' sicher was. Ich denke, meine Verwandten ... oder der Pfaffe ... Ich komme immer durch!«

      Und Kufalt lächelt, aber etwas kümmerlich.

      »Ich habe schon was. Ich fange hier in der Holzfabrik an. Fallennester im Akkord. Ich komme mindestens auf fünfzig Mark die Woche, hat mir der Meister gesagt.«

      »Das schaffst du«, bestätigte Kufalt. »Das kannst du. Das hast du ja nun neun Jahre gemacht.«

      »Zehneinhalb«, sagt der kleine blonde Bruhn und blinzelt mit seinen wasserblauen Augen. Er hat einen Seehundskopf, kuglig, gutmütig. »Elf Jahre waren's. Ein halbes Jahr haben sie mir geschenkt auf Bewährung.«

      »Mensch, Emil, das hätte ich doch nicht angenommen! Ein halbes Jahr geschenkt – und wie lange sollst du dich bewähren?«

      »Drei Jahre.«

      »Schön dumm bist du. Und wenn du 'ne Kleinigkeit machst, wenn du nur 'ne Scheibe einschmeißt in der Besoffenheit oder Krach schlägst auf der Straße, schon mußt du dein halbes Jahr abreißen. Das hätte ich doch gleich mit runtergerissen.«

      »Na, Willi, wenn man zehneinhalb Jahr Knast geschoben hat ...«

      »Mir haben sie ewig gesagt, der Direktor und der Lehrer und der Pfaffe, alle: ich soll ein Gesuch auf Bewährung machen. Aber ich bin nicht so dumm. Wenn ich Mittwoch rauskomme, dann hab' ich freie Bahn ...«

      Ein Kalfaktor mischt sich ein: »Ich denke, dir haben sie dein Gesuch abgelehnt?«

      »Abgelehnt? Gar keins gemacht habe ich, hast du Dreck in den Ohren?«

      »Mir hat's aber der Hausvaterkalfaktor erzählt.«

      »Der? Was der weiß! Die dünken sich was, die vom Hausvater! Weißt du, was das für einer ist? Kleine Kinder stößt der vor den Hintern und nimmt ihnen die Mark weg, die ihnen ihre Mutti für Besorgungen gegeben hat. Von so einem läßt du dir Geschichten erzählen! – Hast du Putzpomade?«

      »Der Kaliebe hat aber auch gesagt ...«

      »Quatsch! Ob du Putzpomade hast? Zeig mal her. Gut, die hab' ich. Kriegst du nicht wieder. Ich muß noch wienern. Red hier bloß keine Töne, Mensch. Außerdem hab' ich bei meinen Sachen ein großes Stück Toilettenseife, das geb' ich dir dafür. Komm Mittwoch zur Abgangszelle. Soll ich dir auch einen Brief mit rausnehmen? Gut, gemacht. Mittwochmorgen Abgangszelle.«

      Der Kalfaktor von C3 läßt sich vernehmen: »Der gibt ja heute an, noch und noch. Richtig durchgedreht, weil er übermorgen rauskommt.«

      Aber Kufalt plötzlich stockwütend: »Ich und durchgedreht wegen Rauskommen? Du spinnst ja. Mir ist das so scheiße, ob ich noch ein paar Wochen hier bleibe oder nicht! 260 Wochen abgerissen – 1825 Tage – da staunste: – und ich soll angeben wegen Rauskommen?!«

      Dann wendet er sich ruhiger zum kleinen Bruhn: »Also, hör mal, Emil – ach, willst du dich verdrücken? Freistunde muß gleich alle sein. Sieh doch, daß du dich heute mittag in die dritte Stufe mogelst ...«

      »Das kann angehen. Bei uns auf F hat Petrow Dienst. Der macht es.«

      »Schön. Ich möcht' noch was mit dir reden. Also, hau jetzt ab.«

      »Wiedersehen, Willi.«

      »Wiedersehen, Emil.«

      »Da will ich auch gleich ...«, sagt Kufalt und nimmt seinen geleerten Kübel. »Ach so! Weiß einer, was mit dem Netzekalfaktor los ist?«

      »Den hat wer in die Pfanne gehauen. Der schiebt Arrest.«

      »Ei wei! Wieso denn?«

      »Hat Briefe durchgeschmuggelt mit der schmutzigen Wäsche an eine im Weibergefängnis.«

      »An welche?«

      »Weiß ich auch nicht. Eine kleine Schwarze soll es sein.«

      »Kenn ich«, sagt Kufalt. »Die ist aus Altona. Das ist die Räuberbraut. Die hat ein halb Dutzend Jungens für sich auf Bruch gehen lassen, und sie hat die Sore ... Wer ist denn jetzt Kalfaktor?«

      »Den kenn' ich noch nicht. Der ist neu, der ist ne Schiebung vom Netzemeister. So ein dicker Jude, eine faule Pleite soll er gemacht haben ...«

      »Nee?« sagt Kufalt, und ihm fällt ein Wortfetzen ein, den er vorhin hörte, als er mit seinem Kübel an der Zellentür vorbeikam. »So ist das also. Na, den schleimigen Netzeonkel habe ich lange auf dem Strich, den will ich jetzt mal in Salz legen. – Kneiste mal, du Neuer, ob die Luft rein ist. – O Gott!« ruft er verzweifelt, »was für Säuglinge schicken die uns hier in den Bau! Reißt die Tür auf, daß der ganze Bunker zusammenfällt! Kneisten sollst du! – Ist der Rusch in seinem Glaskasten? Nicht? Na, dann will ich mal die Netzeonkels besuchen. Morgen.« Er nimmt seinen Kübel und tritt den Rückzug zur Zelle an.

       3

      Auf dem Rückmarsch hat Kufalt einen Blick zum Glaskasten geworfen: dort ist die Lage unverändert, Oberwachtmeister Suhr studiert den Stadt- und Landboten.

      Vor der Zelle des Netzekalfaktors tritt Kufalt einen Schritt seitlich, drückt sich fest in die flache Türnische und lauscht.

      Da steht er nun, in blauer Beiderwandhose und gestreiftem Anstaltshemd, die Füße in Schlappen, mit spitzer, gelblicher Nase, blaß, magere Glieder, aber ein Bauch. Etwa achtundzwanzig Jahre. Eigentlich hat er freundliche braune Augen, nur spuken sie, irrlichtelieren, verweilen nirgends. Sein Haar ist auch braun. Er steht so da, horcht, versucht zu verstehen, was sie da reden. Den Kübel hält er noch immer in beiden Händen vor dem Bauch.

      Einer sagt drinnen erregt: »Und Sie werden mir die zehn Mark geben! Wozu schickt Ihnen meine Frau ständig Geld?«

      Und die ölige, sachte Stimme des Netzemeisters: »Ich tu' ja für Sie, was ich kann. Daß ich Sie beim Arbeitsinspektor zum Netzekalfaktor durchgedrückt habe, das können Sie mir nicht genug danken!«

      »Ach was danken!« sagt der andere böse. »Viel lieber wäre ich zu den Tüten gekommen. Hier an dem Bindfaden reißt man sich die ganzen Hände blutig.«

      »Das ist nur die ersten Wochen«, tröstet der Netzemeister. »Das werden Sie gewöhnt. Bei den Tüten ist es viel schlechter. Die wollen alle zu mir, die Tüten kleben.«

      »Eine Hautschere müssen Sie mir auch besorgen, überall kriege ich Reißnägel ...«

      »Da müssen Sie sich am Mittwoch zum Hausvater vormelden. Der hat eine Hautschere. Da werden Sie vorgeführt und können sich die Reißnägel abschneiden.«

      »Wann werde ich denn da vorgeführt?«

      »Wie der Hausvater Zeit hat Sonnabend oder Montag, vielleicht auch schon Freitag.«

      »Meschugge sind Sie!« schreit der andere. »Nächsten Montag, und meine Hände bluten schon jetzt! Das ganze Netz ist blutig, sehen Sie!«

      Er schreit immer lauter.

      Kufalt vor der Tür grinst Er kennt das, wie es ist wenn die Hände von dem scharfen Sisalgarn zu bluten anfangen, und morgens ziehen sich die feinen, harten Fäserchen durch die Risse. Freilich, ihm hat niemand gesagt daß der Hausvater eine Hautschere hat er hat sich die Reißnägel mit zwei Scherben abgeklemmt

      ›Ärgere dich nur, Freundchen‹, denkt er.›Hoffentlich schiebst du einen langen Knast, daß du alles auch richtig lernst. – Mein Kübel stinkt aber wieder mal gemein. Muß ich noch mit Salzsäure reinmachen. Wenn ich heute vor den Arzt komme, muß mir der Lazarettkalfaktor welche ausspucken ...‹

      »Und nun geben Sie mir endlich die zehn Mark. Ich lasse mich nicht dummreden von Ihnen. Mein eigen Geld werde ich doch noch kriegen können.«

      »Machen Sie sich und mich nicht unglücklich, Herr Rosenthal«, sagt der Meister bittend. »Was wollen Sie mit Geld im Bau? Ich besorge Ihnen doch alles, was Sie wollen. Ich kauf' Ihnen auch 'ne Hautschere – aber bar Geld im Bau – das kann ja Kopp und Kragen kosten.«

      »Stellen