Schattenwelten. Richard Baker

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Название Schattenwelten
Автор произведения Richard Baker
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847612056



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schnell seine Hände von dem jungen Mädchen weg. Die Sklavin floh voller Panik hinter den breiten Rücken von Quintus.„Was“, rief der Wüstling schmeichlerisch. „Ich bin Arzt und hatte an dem elenden Ding nach Anzeichen der Seuche gesucht“, sagte der schmächtige Mann und bemühte sich seinen Ärger nicht zu zeigen. Schlagartig war seine Trunkenheit verflogen und er bedauerte, sich nicht wenigstens auf dem Aventin zusammengerissen zu haben. „Lässt der Prätor sein Eigentum zu der Zeit auf die Straße, braucht er sich nicht wundern, wenn sie ihm das Fieber ins Haus bringt.“Quintus Metellus blickte verärgert zum Mann, er schickte die Sklavin mit beruhigenden Worten zum nahen Domus und steckte sein gezogenes Schwert wieder ein. „Du bist Arzt?“, fragte Quintus und sein hartes Gesicht hätte einem Toten das Fürchten beigebracht.„Ich bin Lucinius der Arzt und Heiler und ich bin sehr in Eile, ich will in mein Haus um Kräuter und Arzneien für den erkrankten Lieblingssklaven des Senators Ru …“„Lucinius also, das trifft sich ausgezeichnet und spart mir den Weg in deine Praxis“, sagte Quintus und ein zufriedener Ausdruck schlich sich in sein Gesicht. „Das ist sehr gut, denn der Prätor will dich sehen.“„Oh ist ihm unwohl?“, fragte Licinius mit flinken Augen und gieriger Stimme. „Ich komme gleich nachdem ich dem Senator ...“„Nein, jetzt“, sagte Quintus hart und sein Gesicht war zu Stein erstarrt. Seine vier Narben, denen er die Namen seiner Folterer gegeben hatte, leuchteten Purpur in der Dunkelheit.„Aber mein Patient! Wenn es das Fieber ist …“, bettelte der Arzt.„Wenn es das Fieber ist, kannst du nichts ausrichten also kommt mit oder ich.“ Quintus grinste, „ich will dir nicht erst drohen. Folge mir jetzt!“Prätor Lucullus thronte mit unnahbarem Gesicht hinter seinem Schreibtisch und vertiefte sich gerade in Akten. Neben ihm stand sein Vater, der mit spitzen Fingern in den Akten suchte. Er sah aus, wie ein Feinschmecker der in einer Schüssel die fettesten Schnecken aussuchte.Quintus räusperte sich. „Das Mädchen, das geschrien hat, wurde von diesem Kerl hier angeblich aus reiner Menschenliebe auf die Flecken der Seuche untersucht. Prätor du kannst bei Dunkelheit keine Sklavin unbewacht auf die Straße lassen. Sag es dem Major Domus oder ich tue es mit der Faust“, meinte Quintus. „Der Kerl hier behauptet, er ist dieser Arzt Licinius, den du sehen wolltest.“Der Prätor schenkte dem Arzt nur einen kurzen Blick. „Wo ist meine Sklavin?“, fragte er seinen Liktor.„Oben in den Unterkünften.“Prätor Lucullus nickte und lehnte sich erleichtert in seinen Stuhl zurück. Er sammelte und verabscheute es das seine kostbarsten Stücke von anderen angefasst wurden. Schweigend betrachtete er Licinius. Dann fragte er endlich: „Was hat sich abgespielt, Arzt?“Auf dem hageren Gesicht des Licinius brannten rote Flecken. „Ich befand mich auf meinem Weg zu Rufus Claudius dessen Liebling erkrankt ist Prätor.“ Licinius holte sein in rotes Leder gewickeltes Medikamentenkästchen hervor. „Gerade als ich hier ankam, sah ich wie deine Sklavin taumelte und hielt es für ein erstes Anzeichen der Seuche. Ich hielt es für meine Pflicht nachzusehen, ob sie die roten Flecken aufweist. Wie sich herausstellte, war sie zu dumm und verwechselte meine Hilfe mit einer Unschicklichkeit.“Quintus Hände ballten sich und er machte den Mund auf, doch der Prätor sah ihn kurz an. Der Prätor erhob die Stimme: „Ich wollte Näheres über den tot des Ädilen Fuser hören. Wie ich hörte, warst du dabei zugegen, wie er offiziell verstarb und man dreimal seinen Namen laut ausrief ohne eine Reaktion von ihm.“„Nein, Prätor, beim Anruf der Götter, die seinen Atem genommen haben, also direkt dabei, als sein Name gerufen wurde, war ich nicht. Ein schrecklicher Verlust für Rom und die Ganze …“Lucullus unterbrach ihn. „Der Bestatter schreibt aber, du wärest da gewesen!“, sagte der Prätor mit zweifelndem Ton und gerunzelten Brauen. Licinius war ihm zuwider und bräuchte Rom nicht seine Ärzte hätte er ihn wegen groben Unfugs angeklagt oder einfach Quintus überlassen.„Herr ich war im Haus des Ädilen, ich wurde gerufen, nachdem man ihn tot gefunden hatte.“ Der Arzt Licinius hob die Hände. „Aber er war tot, er brauchte keinen Arzt, sondern die Bestatter.“„Nun dann hat der Bestatter wohl einen Fehler gemacht deinen Namen als Zeugen, das Fuser nicht an der Pest gestorben ist anzugeben, also was ist passiert?“„Fusers Gattin hat mich ins Haus rufen lassen. Sie wollte unbedingt, dass ich ihn mir ansehe.“ Er lachte verächtlich auf, „aber er war tot und lag auf dem Prunkbett im Atrium sein Leichnam war umgeben von seinen vielen Klienten. So sind eben die Weiber, sie klammern sich an die irrsinnigsten Hoffnungen und missverstehen die Sorge um die Gesundheit als unzüchtige Annäherung. Frau Fusers und sein Bruder wollten, dass ich ihn mir ansehe obwohl er bereits steif, wie ein Brett war und die Bestatter zugegen waren. Er war tot das beschwöre ich bei Aeskulap. Fuser war ein sehr alter Mann, der sich mit seiner Arbeit zu viel zugemutet hatte. Ein alter Mann bewirbt sich um ein Amt und ließ es sich nicht ausreden. Er klagte schon vorher über Unwohlsein und legte sich nach dem Abendessen sofort ins Bett. Eine äußerst unangenehme Situation für mich das die Frau sich so verbissen an unerfüllbare Hoffnungen klammert, muß ich gestehen.“„Zu welcher Stunde war das?“, fragte der Prätor und sah zum Schreiber, der sich Notizen auf seinem Wachstäfelchen machte.„Ich kam, kurz bevor die Nachtzeit anbricht und nach meinen Untersuchungen ging ich um etwa zehn.“„Ihr habt den Toten also gründlich untersucht, Arzt?“, fragte der Prätor.„Ja es gab noch genügend Tageslicht und die Lampen waren entzündet. Mein Gehilfe untersuchte den Toten nach meinen Anweisungen, ich sah ihn mir an und suchte nach den Zeichen des Fiebers. Aber zum Glück für das Haus war er an einem Anfall gestorben und lag, als er gefunden wurde im Bett. Ich sah sofort, dass es das Herz gewesen sein muß und er einen Herzschlag erlitten hatte und es nichts Auffälliges an seiner Leiche gab. Ich muß sagen, Prätor, dass sein tot mich nicht wirklich überraschte. Ich habe ihn immer davor gewarnt bei diesem Wetter die Märkte selbst zu kontrollieren, er sollte sich in seinem Alter nicht mehr mit öffentlichen Aufgaben befassen. Wozu hat ein Ädile Amtsdiener und zwei Liktoren, wenn er alles alleine macht?“Prätor Lucullus, der in dem Bericht des Bestatters gelesen hatte, ob die Seuche in Fusers Haus war und man das Anwesen eventuell zu kennzeichnen hatte, winkte ab, „was tatest du Arzt, als sein tot festgestellt wurde? Du untersuchtest ihn bei gutem Licht?“„Ich ließ meinen Gehilfen einige beruhigende Kräuter aus meiner anderen Praxis in Subura holen und bereitete der Witwe einen Trank zu. Dann riet ich dem Bruder des Toten alles würdig herrichten zu lassen, und ihn vom Atrium in einen Apollo geweihten Tempel bringen zu lassen, wie es sich nach deiner Seuchenanordnungen gehört.“„Eine kluge Anordnung des Senats. Also wer legte ihm eine Münze unter die Zunge, eine Aufgabe, die normalerweise die Kinder übernehmen.“„Sein Bruder Cornelius ich öffnete den Mund und zog seine Zunge heraus. Ich schickte anschließend meinen Gehilfen zum Apollotempel, damit man einen Priester holt, der die Eingangspforte des durch den Tod verunreinigten Hauses für die Vorübergehenden kennzeichnen kann. Dann ging ich in meine Praxis in Subura, dessen Seuchenarzt ich bin, und wurde dringend von Senator ...“„Ja gut den Rest habe ich gehört und gelesen. Gut, das wäre alles. Du kennst als Hausarzt die Wünsche Fusers, soll ich im Senat ein Staatsbegräbnis beantragen. Große öffentliche Zeremonien sind momentan verboten aus Angst die Krankheit damit weiter zu verbreiten aber Fuser war ein wichtiger Beamter, der sich für die Stadt opferte.“„Das währe wohl sehr ehrenvoll für die Fusers.“Nachdem dem Prätor klar war, Licinius wusste nichts, über die Wünsche der Fusers wurde er von einem Sklaven zur Pforte hinausgebracht. Quintus sah Licinius nachdenklich hinterher, dann hielt er es nicht mehr aus und rief: „Er ist ein verdammter Lügner. Was er über die Sklavin erzählt hat, stimmt nicht! Er hat sie belästigt und hätte dein Eigentum zu etwas gegen deinen Willen gezwungen!“„Das habe ich mir gedacht, er hat seinen Ruf“, sagte der Prätor kalt. „Einige unschöne Geschichten und Dinge sind an meine Ohren gedrungen. Kein sehr gebildeter Mensch, dieser angebliche Arzt, der zudem für seine Grausamkeit gegenüber Sklaven berüchtigt ist. Deshalb wundert mich das ausgerechnet so einer der Hausarzt einer angesehenen Sippe, wie die der Fusers ist.“ Der Prätor sah zu seinem Vater, der mit gerunzelten weißen Brauen nachdenklich in den Berichten blätterte.„Ha da stinkt was.“ Er warf den Bericht des Bestatters auf den Tisch und sagte: „Die Ehe ist vor einem halben Jahr arrangiert worden. Eine junge Frau klammert sich verzweifelt an den Leichnam eines alten Mannes der so trocken wie Staub ist? Und dann frage ich dich, seit wann bekommt man eine blaue Zunge durch einen Herzanfall und warum erwähnt das dieser Arzt nicht?“„Er hatte eine blaue Zunge, Vater?“„So steht es zumindest im Bericht des Bestatters. Du weißt seitdem die Seuche grassiert muss jeder Todesfall eines Bürgers gemeldet werden und dem aufmerksamen Bestatter ist die blau verfärbte Zunge aufgefallen und eine Notiz wert gewesen.“ Lucullus Vater sagte nach einer Pause: „Nun kein Arzt,