Название | Schattenglanz |
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Автор произведения | Ina Maria Teutsch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847654261 |
KAPITEL 3 - Die Versammlung
Draußen auf dem Hof empfing mich die Schwüle der Mittagshitze. Die Sonne brannte vom Himmel herab und es hatte schon lange keinen Tropfen Wasser mehr geregnet. Die Erde zeigte an vielen Stellen bereits Risse und mir taten die Pflanzen leid, die neben unserem Haus in Blumenkästen standen. Traurig ließen sie ihre Köpfe hängen und sahen damit genau so aus, wie ich mich fühlte. Ich studierte den Plan in meiner Hand genauer und fand die Aula schließlich in dem Gebäude mit den zwei schiefen Türmen, in dem auch die Gruppe mit den zwei Mädchen und den drei Jungen verschwunden war. Das Haus machte auf mich von außen nicht gerade einen sehr vertrauenerweckenden Eindruck. Die Türme schienen jeden Moment unter ihrem Gewicht einknicken zu können und erinnerten mich an den schiefen Turm von Pisa, nur im Doppelpack. Es war das mit Abstand größte Gebäude von allen und als einziges nicht weiß, sondern in einem seltsamen rosa gestrichen, das mich an zu lange gekauten Kaugummi erinnerte. Die Fenster waren mit gelben Rollläden versehen, was so gar nicht zu dem Kaugummirosa passte. Wer auch immer diese Häuser entworfen hatte, musste entweder farbenblind oder völlig geschmacksverirrt gewesen sein. Plötzlich tippte mir von hinten jemand auf die Schulter und ließ mich erschrocken herumfahren. Ein großes Mädchen mit Wasserstoffblonden Haaren und einer Zahnspange grinste mir freundlich entgegen. Sie trug Hotpants und ein T-Shirt, das ihren Bauchnabelpiercing zeigte. Ihre braunen Augen strahlten mich dabei neugierig an. Sie hatte eine wirkliche Traumfigur und so wie sie aussah, bekam sie jeden Jungen, den sie nur haben wollte. Da änderte auch die Zahnspange nichts an dem fantastischen Gesamtbild. Es war eines dieser Mädchen, die ich in unserer Schule normalerweise nicht einmal angesprochen hätte. Sie war mindestens 1, 80 m groß und überragte mich um einen halben Kopf. "Hallo! Du musst neu hier sein. Ich habe dich noch nie bei uns gesehen. Ich bin Franziska. Wenn du willst zeige ich dir nachher alles, was du wissen musst. Es kommt nicht sehr oft vor, dass sich neue Leute in dieses Camp hier verirren. Die Meisten kennt man schon, alte Bekannte", lachte sie. Ja das hatte ich schon bemerkt. Misstrauisch musterte ich Franziska genauer. Auf den ersten Blick schien sie ja ganz nett zu sein, aber man wusste nie. Wer freiwillig in dieses Camp ging und das jedes Jahr aufs Neue, musste schon einen kleinen Schaden haben. Aber da ich hier noch niemand anderen kannte und damit die Außenseiterin zu sein schien, würde ich mich nun erst einmal an sie halten. "Hi! Ich bin Larissa. Schön dich kennenzulernen. Ja klar gerne. Würde mich freuen, wenn du mir alles zeigst, was ich hier zum Überleben brauche", stellte ich mich schnell vor. Franziska brach in schallendes Gelächter aus und strich ihre langen Haare zurück: "Da scheint mir aber jemand keine allzu große Lust auf das Camp Sonnenschein zu haben. Sieht so aus, als hätten dich deine Eltern wohl ohne Mitspracherecht hierher verfrachtet, was?" Ich nickte bestätigend, was Franziska mit einem bedauernden Gesichtsausdruck kommentierte: "Du wirst sehen, dass es hier nur halb so schlimm ist, wie du es dir vorstellst. Keine Angst wir beißen nicht. Die Meisten sind richtig nett und wenn du dich an die Regeln hältst, wird es dir auch bald gefallen.. Apropos Regeln. Wir sollten uns schnell in die Aula begeben, wenn du nicht gleich an deinem ersten Tag Stalldienst haben willst." Ich zweifelte ihre Worte, dass es mir hier irgendwann sogar gefallen würde, zwar an, folgte ihr aber kommentarlos in das Schiefe-Turm-von-Pisa-Haus hinein. Drinnen umfing uns eine dunkle Kälte, die mich frösteln ließ. Nach der Hitze von draußen, war es hier drinnen wie in einem Gefrierschrank. Skeptisch blickte ich mich in der Eingangshalle um, die im Vergleich zum Rest des Hauses noch ziemlich neu zu sein schien. Hier gab es sogar richtige Lampen und Landschaftsbilder, wie ich sie liebte. Wir bogen gleich rechts in eine Flügeltür ein, auf der in orangenen Buchstaben, mit der Schrift eines Drittklässlers, "Aula Anemonenhaus" geschrieben stand. Der Raum dahinter war bis an den Rand mit Stühlen vollgestopft und von Stimmengewirr erfüllt. Mindestens achtzig Jugendliche mussten sich hier drinnen befinden. Sie standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich munter. Jetzt war ich doch ziemlich froh Franziska bei mir zu haben, weil ich ohne sie nicht gewusst hätte, wo ich mich überhaupt hinstellen sollte. So folgte ich ihr ans andere Ende der Aula, wo sich zwei Mädchen und zwei Jungen gerade über etwas sehr zu amüsieren schienen. Als Franziska bei ihnen angelangt war, entbrannte