Название | Sonne Liebe Autos |
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Автор произведения | Frank Christof Huth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742784322 |
„Große Gefahr“, ruft Edwin und versucht, das Boot mit dem Bug Richtung Welle zu manövrieren. Dabei bricht er ein Ruder ab. Seitdem hat er den Spitznamen „Uns´ Edwin, große Gefahr“ weg. Das Boot wird von der Welle erfasst, schwankt bedenklich, kentert aber nicht. Georg fällt ins Wasser und verletzt sich am Fuß. Sie biegen in einen Seitenarm ab, sind endlich im Donaudelta. Am Ufer einer Insel liegt eine tote Kuh. Ihnen fällt auf, dass sie weder Trinkwasser noch Proviant dabeihaben. Dem Wasser trauen sie nach Sichtung der Kuh nicht über den Weg. Sie kehren bald ins Lager zurück. Georg überbringt die Nachricht vom kaputten Ruder im Hotel. Es gibt noch eine Runde Kent, und damit ist alles in Ordnung.
Dann trennt sich die Gruppe. Ed fährt nach Berlin zurück, Anita, Mats und Inge fahren zu Resi, einer alten rumänischen Bäuerin. Georg will die Siebenbürger Kirchenburgen besichtigen. Maren und Anne schließen sich an. „Uns´ Edwin, große Gefahr“ ist überzählig. Auf dem Gang des Zuges Richtung Siebenbürgen verbringen die drei die Nacht, terrorisiert vom Schaffner, der unbedingt eine Platzkarte sehen will. Er beruhigt sich nach einer Kent. Morgens steigen sie in Siebenbürgen aus und besichtigen das erste Dorf. Ein alter Bauer lehnt in der Tür seines Hauses. Sie fragen ihn nach Milch und Brot. Er holt beides und will nur wenig Geld. Er erzählt, dass seine Kinder wie fast alle jungen Leute aus dem Dorf nach Westdeutschland gegangen sind. Ein junger Mann aus Schwaben würde regelmäßig im Sommer zu ihm kommen und bei der Feldarbeit helfen. In die alten Bauernhäuser zögen jetzt vermehrt Zigeuner. Der Bauer schenkt ihnen noch Tomaten. Sie besuchen die Kirchenburg und wandern weiter. Unterwegs treffen sie einen Schäfer. Georg holt die Uhr aus der Tasche. Der Schäfer zeigt Interesse und bietet zum Tausch eine große Menge Schafskäse an, verpackt in Baumrinde. Georg ist einverstanden. Über Tage hinweg ist der Käse mit Tomaten und Brot die Nahrung der drei. Sie übernachten gemeinsam im Zelt. Obwohl er die beiden gut findet, kommt es außer schüchternen Gutenachtküssen zu keiner Interaktion. Sie erreichen Birthälm, das Dorf mit der berühmtesten Kirchenburg. Der ältere Mann, der im Dorf den Schlüssel hat, führt sie. Danach zeigt er ihnen noch eine rumänische Kirche, die gerade mit Wandmalereien geschmückt wird. Der Maler, der sich selbst an den Wänden portraitiert hat, lädt den Mann und die drei deutschen Gäste zum Wein ein. Der schmeckt faulig, sodass während des Trinkens betretenes Schweigen herrscht. Am Abend spricht sie ein junger Mann an. Er will ihnen, obwohl das in Rumänien streng verboten ist, die Möglichkeit geben, auf seinem privaten Grundstück zu zelten. Er hat wohl mit einer Gegenleistung gerechnet, kommt nachts zum Zelt und will eines der Mädchen für sich. Im Zelt herrscht gespannte Stille. Zum Glück wird die Mutter des Mannes wach, schimpft und ruft ihn ins Haus. Am Morgen brechen die drei ohne Abschied auf. Es geht zum nächsten Dorf, wo ein Barbier seinen Laden offen hat. Georg lässt sich genüsslich rasieren und die Haare waschen, nicht fönen. Vielleicht ist das ein Fehler, denn am Abend hat er Halsschmerzen. Sie erreichen Sibiu, Hermannstadt. Dort werden die Schmerzen schlimmer, und Georg sucht eine Arztpraxis auf. Man will ihn ins Krankenhaus einweisen. Er wendet das ab und bekommt viele bunte Pillen. In Sibiu steigen sie in den Zug nach Budapest. Die Reisegefährten zelten im Garten der Quäkerfreundin Eva Javorsky. Im Gegenzug helfen sie in den Beeten. Georg hat als einziger noch Geld. Er tauscht auf der Bank alles um. Es gibt nur Forint für dreißig DDR-Mark pro Tag, für vierzehn Tage. Dieses Geld bringen sie in zwei Tagen um die Ecke. Georg lädt die Schwestern zu einem üppigen Käseabendbrot ein und lässt sich portraitieren. Damit ist der Abenteuerurlaub in Südosteuropa zu Ende. Die beiden würden sich später mit einem guten Käseabendbrot in Woltersdorf revanchieren.
2. Rüdersdorf und Berlin
Als Georg eines Abends nach dem Tag an der Universität auf dem S-Bahnhof Ostkreuz in einer Telefonzelle Schutz vor dem Herbstwind sucht, lernt er Annika kennen, die auch dort steht. Sie fahren zusammen bis Friedrichshagen. Als Annika aussteigt, sagt sie:
„Kannst mich mal besuchen, Ahornstraße 23!“
Nach ein paar Tagen geht Georg hin. Annika freut sich. Sie hat eine schöne Wohnung. An den Wänden, sie ist Malerin, hängen ihre Ölbilder. Sie trinken Wein und erzählen bis tief in die Nacht. Annikas Vater war ein bekannter Germanist, jetzt dement, und ihre Mutter ist Schwedin.
Georg sagt ihr:
„Du hast schönes Haar und schöne Ohren!“
Annika lächelt. Sie fragt leise:
Schläfst du heute Nacht bei mir? Ich hatte lange keinen Mann!“
Sie gehen ins Schlafzimmer. Dort stehen ein breites Bett und ein Webstuhl. Sie ziehen sich aus und lieben sich leidenschaftlich. Für drei Monate sind sie ein Paar. Sie webt ihm einen Pullover, den er noch lange in Ehren hält. Annika hat sich von ihm getrennt, weil sie grundlos eifersüchtig auf Paola ist, eine Italienerin, mit der Georg eine platonische Beziehung pflegt.
Mart, ein Rüdersdorfer, ist mit Mike befreundet. Er konnte nach kurzer Wartezeit nach seinem Ausreiseantrag gemeinsam mit seiner Mutter nach Westberlin auswandern. Er hat noch eine Geliebte in Rüdersdorf. Sie heißt Nelly, hat zwei Söhne von einem anderen Mann, blondes Haar und blaue Augen. Nelly hat ihre Hochzeit mit Mart beantragt. Damit würde sie auch ausreisen. Georg besucht sie manchmal in ihrer schönen Altbauwohnung. Sie hören zusammen Schallplatten, die Mart ihr schickt. Allan Parsons Project und Stills, Crosby, Nash und Young besonders gern. Gelegentlich kommt Antje dazu, Nellys ältere Schwester. Sie hat braunes Haar, braune Augen und ein süßes Näschen. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und auch einen Ausreiseantrag. Antje und Georg mögen sich nicht, sie sticheln. Schließlich ist es soweit. Die Hochzeit ist genehmigt, wird in Rüdersdorf gefeiert. Antje ärgert sich, als Georg, der nach einer Meniskusoperation an Krücken läuft, angehumpelt kommt. Gegen ihren Willen hatte ihn Nelly auch eingeladen. Die Hochzeit verläuft romantisch, Eurythmics sind Trauungsmusik. Abends setzt sich Antje zu Georg auf den Fußboden in Nellys Wohnung. Ihr Mann ist schon gegangen. Sie lehnen nebeneinander am Kachelofen. Von einer plötzlichen Eingebung getrieben streckt er die Hand aus, legt sie ihr auf den Rücken. Beginnt zu massieren. Sie schweigen. Dann steht Georg auf. Er geht auf die nahe gelegene alte Kanalbrücke. Als er zurückkehrt, ist Antje noch da. Georg sagt ihr:
„Komm mit zur Brücke, die Nachtigall singt!“
Sie folgt ihm. Auf der Brücke umarmen und küssen sie sich. Die erste Nacht verbringen sie draußen in Nellys Garten unter einem Perückenstrauch. Aus Angst vor einer Schwangerschaft lässt sie nicht viel zu. Auf einmal ist alles anders mit dieser neuen Liebe. Für Georg ist die Zukunft völlig offen. Er sucht sich in Berlin eine Wohnung. Zuerst als Untermieter bei seinem Bausoldatenfreund Achmed in Berlin Weißensee, Friesickestraße 9. Danach mit eigenem Vertrag auf dem Hinterhof der Bergstraße 19 in Berlin Mitte. Ein spezielles Milieu, das er später in der Kiezzeitung Scheinschlag beschreiben würde. Im Mai feiert Antje Geburtstag. Viele Freunde, ihr Mann und Georg sind da. Sie zieht ihn aufs Sofa im Wohnzimmer. Das Zimmer ist sehr schön, Stuck an der Decke und alte Möbel. Plötzlich kommt