Die schönsten Weihnachtsgeschichten II. Charles Dickens

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Название Die schönsten Weihnachtsgeschichten II
Автор произведения Charles Dickens
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753127866



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das sieht Euch ganz ähnlich«, bemerkte der kleine Mann. »Das ist so Eure freundliche Weise. Ich glaube, das wäre nun alles.«

      »Ich glaub's nicht«, sagte der Fuhrmann. »Ratet noch mal.«

      »Etwas für unsern Prinzipal, he?« sagte Kaleb nach kurzem Besinnen. »Jawohl, das ist's, warum ich herkam; aber mein Kopf steckt so voll Archen Noahs und dergleichen . . . Er ist doch nicht hier gewesen, nicht wahr?«

      »Der!« versetzte der Fuhrmann. »Der hat den Kopf voll mit Heiraten.«

      »Er muß jedoch herkommen«, sagte Kaleb; »denn er sagte mir, ich sollte auf dem Heimwege an der linken Seite gehen, und es gilt zehn gegen eins, daß er mich einholt. Übrigens, es ist wohl am besten, ich gehe . . . Möchtet Ihr wohl die Freundlichkeit haben, junge Frau, mich einen Augenblick Boxer in den Schwanz kneipen zu lassen – ja?«

      »Aber Kaleb! Was fällt Euch ein!«

      »O, es hat nichts zu bedeuten, junge Frau«, sagte der kleine Mann. »Er könnte es mir ja auch übelnehmen. Seht, ich habe da gerade einen ziemlich großen Auftrag auf bellende Hunde bekommen, und da möcht' ich es so natürlich herstellen, wie es sich für fünf Groschen machen läßt. Nichts für ungut, junge Frau.«

      Da traf es sich glücklicherweise, daß Boxer, ohne, wie vorgeschlagen, gekniffen zu werden, mit großem Eifer zu bellen begann. Aber da dieses Bellen die Nähe eines neuen Besuches anzeigte, so lud sich Kaleb, indem er seine Studien nach der Natur auf günstigere Gelegenheit verschob, die runde Schachtel auf die Schulter und nahm hastig Abschied. Er hätte sich die Mühe sparen können, denn auf der Schwelle begegnete er bereits dem neuen Besuch.

      »So, Ihr seid noch hier? Hm! Wartet ein Weilchen, ich werde Euch nach Hause bringen. John Peerybingle, Euer Diener; und vor allem der gehorsamste Diener Eures hübschen Weibchens. Alle Tage schöner! Auch besser, wenn möglich! und jünger«, murmelte der Redner leise; »das ist gerade der Teufel!«

      »Ich würde mich wundern, daß Ihr so mit Komplimenten um Euch werft, Mr. Tackleton«, sagte Dot gerade nicht sehr gnädig, »wenn Eure neue Lage uns die Sache nicht erklärte.«

      »Ihr wißt es also schon?«

      »Ich hab's endlich fertiggebracht, es zu glauben«, sagte Dot.

      »Vermutlich nach einem sehr heißen Kampf?«

      »Nach einem sehr heißen.«

      Tackleton, der Spielwarenhändler, ziemlich allgemein bekannt als Gruff und Tackleton – denn so hieß die Firma, obgleich Gruff schon längst ausgetreten war, seinem ehemaligen Kompagnon nur seinen Namen und seinem Geschäft, wie manche behaupteten, die Eigenschaft, die das Wörterbuch mit diesem WorteGruff: mürrisch, sauertöpfisch. bezeichnet, lassend – Tackleton, der Spielwarenhändler, war ein Mensch, dessen Beruf von seinen Eltern und Vormündern völlig mißverstanden worden war. Hätten sie einen Pfandleiher, einen Exekutor oder Makler aus ihm gemacht, so hätte er, wenn er seine widerwärtigen Hörner in der Jugend abgestoßen, und nachdem er die Bosheit seines Naturells in menschenfeindlichen Handlungen erschöpft, schließlich noch ein liebenswürdiger Mensch werden können, wäre es auch nur gewesen, weil es etwas ganz Neues für ihn bedeutet hätte. Aber das Schicksal hatte ihn dazu bestimmt, sich die Galle zu erhitzen in der friedlichen Beschäftigung eines Spielwarenhändlers, und so wurde er ein wahrer Hausteufel, der sein ganzes Leben lang von Kindern lebte, ohne darum aufzuhören, ihr unversöhnlicher Feind zu sein. Alle Spielsachen waren ihm ein Greuel, und er würde um alles in der Welt keine gekauft haben. Er fand in seiner Bosheit ein eigentümliches Vergnügen daran, den pappdeckelnen Pächtern, die ihre Schweine zu Markt trieben, den öffentlichen Ausrufern, die denjenigen, die verlorengegangene Advokatengewissen wiederfänden, eine angemessene Belohnung versprachen, den zappeligen alten Damen, die Strümpfe stopften oder Pasteten zerschnitten, und andern Figuren seines Lagers wilde, ingrimmige Gesichter zu geben. Es war ein wahrer Hochgenuß für ihn, schrecklich häßliche Fratzen zu erfinden, sowie häßliche, mit Haaren bedeckte, rotäugige Schachtelmännchen, vampirartige Papierdrachen, dämonische Springer, die nicht liegen bleiben wollten, sondern immer wieder jedem ins Gesicht sprangen und die Kinder bis zum Tode erschreckten. Sie waren sein einziger Trost und sozusagen der Kanal, der seine überströmende Bosheit abführte. Er war groß in solchen Erfindungen. Die Idee irgendeines Kinderälpchens war für ihn die Quelle eines unbeschreiblichen Entzückens. Er hatte sogar Geld dafür ausgegeben – und dies war das einzige Spielzeug, das er zärtlich liebte –, um Schiebegläser für Zauberlaternen zu bekommen, worauf die Mächte der Hölle als eine Art übernatürlicher Seekrebse mit menschlichen Gesichtern abgemalt waren. Auch hatte er ein kleines Kapital fest dafür angelegt, um Riesen von übernatürlicher Größe herzustellen, und obgleich nicht selbst Maler, verstand er doch, zur Belehrung der Fabrikanten, bei denen er seine Waren bestellte, mit einem Stück Kreide gewisse versteckte Züge anzudeuten, dazu angetan, die Gesichter jener Ungeheuer in einer Weise zu verändern, daß ihr Blick dann imstande war, alle jungen Herren zwischen sechs und elf Jahren während der ganzen Dauer der Weihnachts- und Hundstagsferien um ihre Seelenruhe zu bringen.

      Wie er in Spielsachen war, so war er auch – wie die meisten Menschen – in allen andern Dingen. – Man kann sich daher leicht vorstellen, daß in dem großen, grünen Überzieher, der ihm bis über die Waden reichte, bis ans Kinn hinan ein möglichst unangenehmer Gesell steckte und daß er ein so auserlesener Patron und angenehmer Gesellschafter war, wie je einer in ein Paar Stiefeln, die wie Bullenbeißer aussahen, mit mahagonifarbigen Stulpen daran.

      Und doch war Tackleton, der Spielwarenhändler, im Begriff, sich zu verheiraten. Ja, trotz alledem war er im Begriff, sich zu verheiraten. Und noch dazu mit einem jungen Mädchen, mit einem schönen jungen Mädchen.

      Man sah ihm den Bräutigam wirklich nicht an, wie er so dastand in der Küche des Fuhrmanns mit seinem verzerrten, eingetrockneten Gesicht, seinem spiralartigen Körper, den Hut auf die Brücke von Nase herabgedrückt, die Hände bis auf den Grund der Taschen vergraben und seine ganz boshafte, spöttische Natur aus einer kleinen Ecke seines kleinen Auges hervorlauernd, so daß man unwillkürlich an soundsoviel Raben denken mußte. Und dennoch wollte er einen Bräutigam vorstellen.

      »Nur noch drei Tage«, sagte Tackleton. »Nächsten Donnerstag. Der letzte Tag des ersten Monats im Jahr. Das ist mein Hochzeitstag.«

      Habe ich bereits erwähnt, daß das eine Auge stets weit offen stand und er das andere beinahe geschlossen hielt, und daß das fast geschlossene Auge immer das ausdrucksvollere Auge war? Ich glaube nicht.

      »Das ist mein Hochzeitstag!« sagte Tackleton, mit seinem Gelde klimpernd.

      »Ei, ei, das ist auch unser Hochzeitstag«, rief der Fuhrmann.

      »Ha, ha!« lachte Tackleton. »Merkwürdig! Ihr seid just auch so ein Pärchen. Just so eins!«

      Das Entsetzen Dots über diese anmaßende Behauptung ist unbeschreiblich. Es fehlte nur noch, daß seine Einbildung so weit ging, sogar die Möglichkeit eines solchen Wickelkindes, wie das ihre, vorauszusetzen. Der Mann war nicht richtig im Oberstübchen!

      »Hört einmal! Auf ein Wörtchen!« flüsterte Tackleton, indem er den Fuhrmann mit dem Ellenbogen anstieß und ihn ein wenig auf die Seite nahm. »Ihr kommt doch zur Hochzeit? Wir befinden uns ja in der gleichen Patsche, wißt Ihr!«

      »Wieso in der gleichen Patsche?« fragte der Fuhrmann.

      »Was die kleine Ungleichheit der Jahre anbetrifft, wißt Ihr«, sagte Tackleton, indem er ihm wieder einen Rippenstoß versetzte, »so kommt und bringt vorläufig einen Abend bei uns zu.«

      »Warum?« fragte John, erstaunt über diese drängende Gastfreundschaft.

      »Warum?« versetzte der andere. »Das ist ja eine ganz neue Art, Einladungen anzunehmen. Warum? Ei, des Vergnügens halber – um der Geselligkeit willen und all dergleichen, wißt Ihr?«

      »Ich dachte, Ihr wäret niemals gesellig«, sagte John in seiner ehrlichen Weise.

      »Nun, nun, ich sehe, bei Euch bleibt einem nichts übrig, als frei von der Leber weg zu reden«, versetzte Tackleton.

      »Nun