Das Ende der Weltmafia. Rolf Nagel

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Название Das Ende der Weltmafia
Автор произведения Rolf Nagel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847692058



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verfügen über einen Besprechungsraum, komm lass uns aufbrechen, wir haben viel zu bereden.“ Don Rosso stand auf und ging bedächtig ins Haus. Hinter einer Tür im Wohnzimmer öffnete er eine Panzertür, die nur mit einer Zugangsberechtigung zu öffnen war. Dahinter eröffnete sich Karl ein Arbeitsbereich mit Büros und Konferenzräumen, die mit allem Komfort ausgestattet waren.

      „Den Arbeitsbereich haben bereits unsere Ahnen angelegt und Ihre Besprechungen hier abgehalten. Du weißt, nichts ist schlimmer, als ausspioniert zu werden. Das ist ja heute schon an der Tagesordnung.“ So belehrte Don Rosso seinen zukünftigen Schwiegersohn und ging voraus durch mehrere Räume, bis er in einen etwas kühler wirkenden Raum gelangte. Der Raum hatte seltsame Eigenschaften und wirkte bedrückend, eher wie eine große Gefängniszelle.

      „Sehr bedrückend“, sprach Karl und sah etwas beunruhigt aus. „Dieser Raum ist wie ein Faraday’scher Käfig, mit Metallfolie ummantelt und vollkommen abhörsicher. Nichts, aber auch gar nichts kann in diesen Raum hinein- oder herausdringen. Nur mit einer speziellen Zugangsberechtigung und einem Kennwort kann man in den Arbeitsbereich gelangen.“ Don Rosso bedeutete ihm, sich zu setzen.

      „Mein lieber Karl, ich bin mir nicht sicher, ob Marian dich bereits über unsere Traditionen informiert hat. Es ist zwar nur eine Formalität, aber die müssen wir noch vollziehen. Bei uns ist üblich, dass ein angehender Schwiegersohn beim Vater um die Hand seiner Tochter anhält. Dass du dies heute noch nachholst, setze ich voraus. Als zukünftiger Ehegatte meiner einzigen Tochter wirst du eine wichtige Rolle einnehmen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du diese ebenso ernsthaft und aufrichtig ausfüllst, wie meine Vorfahren und ich es getan haben.“ Don Rosso schaute Karl genau an und saugte förmlich jede seiner Regungen in sich auf. Die Anspannung war beiden Männern in die Gesichter geschrieben.

      Dann lächelte Karl ihm zu und die sichtliche Anspannung ließ ein wenig nach. Don Rosso machte es sich etwas bequemer in seinem breiten Ledersessel. Unzweifelhaft war er der Chef, so wie er es sein ganzes Leben gewohnt war. Allein sein selbstverständliches Verhalten vermittelte dies jedem Anderen automatisch.

      Karl hatte seine Beine übereinandergelegt und schaukelte mit einem Bein nervös hin und her. Immer noch war er in höchster Anspannung und wartete darauf, was ihm Don Rosso noch erzählen wollte.

      „Mein lieber Karl! Wie dir ja schon bekannt ist, sind wir eine nicht unvermögende Familie. Wir verfügen über eine Vielzahl von Beteiligungen an namhaften Unternehmen auf der ganzen Welt. Bisher habe ich das alles mit einigen wenigen Vertrauten verwaltet.“ Hier machte Don Rosso wieder eine kurze Pause, um die Reaktionen von Karl noch einmal genau zu überprüfen.

      Dann führte er weiter aus: „Allmählich komme ich jedoch in die Jahre, wo mir dies alles ein wenig über den Kopf wächst.

      Also brauche ich eine sehr vertrauenswürdige Person, die mir bei meinen Aufgaben behilflich ist. Ich muss mich allerdings, gleich wie du deine persönliche Entscheidung triffst, deiner absoluten Verschwiegenheit versichern. Niemals darfst du auch nur ein Sterbenswörtchen einem Anderen mitteilen, auch nicht deiner Ehefrau. Karl das ist absolut wichtig! Es ist überlebenswichtig! Kann ich mich darauf verlassen?“ Beide sahen sich nun mit ernsten Blicken an.

      Karl dachte sich, dass Don Serjo Rosso vielleicht ein wenig übertrieb, wenn er sagte, dies sei überlebenswichtig. Er konnte ja noch nicht erahnen, in welches Band der Verschwiegenheit er verpflichtet wurde.

      Erst einige Wochen später würde er verstehen können, dass Don Rosso wahre Worte zu ihm gesprochen hatte. Gleichgültig, wer gegen den Kodex der Vertraulichkeit verstieß, unabhängig davon, warum der Verrat geschah und welches Gewicht er hatte, er war immer das Todesurteil für den Verräter, das kurzfristig vollstreckt wurde.

      Direkt hinter dem Sessel von Don Rosso hing eine gewaltige Weltkarte. Diese war vollgepackt mit Nädelchen, die unterschiedliche farbige Köpfe trugen. Dabei lagen die Schwerpunkte in Europa und den USA. Der Chef sah Karls verwirrten Blick auf die Weltkarte und verriet ihm, dass die Nadeln einen Teil der Unternehmensbeteiligungen der Familie symbolisierten und die Schwerpunkte farblich markierten.

      Karl vernahm Don Rossos gewaltige Stimme. „Also kann ich mir absolut und unumstößlich dein Leben lang versichert sein, dass du, gleich was in deinem Leben in Zukunft passiert, stets loyal zur Familie stehst und niemals etwas weitergibst?“ Wieder schaute Don Rosso Karl sehr ernst und fragend an.

      „Ich danke dir, mein lieber Schwiegervater; und sichere dir meine absolute Vertraulichkeit für alle Zeiten zu.“

      Karl wusste, dass er mit diesem Satz genau die Worte fand, die Don Rosso von ihm hören wollte.

      Karl ist Fassungslos über das Vermögen

      „Nun gut, dann bist du hiermit in unsere Familie aufgenommen und das wird bis zu deinem Lebensende so bleiben. Es ist auch Tradition, dass du mir bei Familienversammlungen mit einem Handkuss die Ehre erweist. Ich weiß, dies ist eigentlich eine veraltete Form, aber in Sizilien haben wir eben noch eine gepflegte Kultur. Also muss ich dich darin auch verpflichten, wie alle Anderen.“ Er fuhr fort: „Ja, genau, mein lieber Karl du schaust auf die Weltkarte, das sind unsere Unternehmensbeteiligungen, die du zukünftig zum Wohle unserer Familie kontrollieren und verwalten sollst. Das Ganze muss komplett aufgearbeitet und neu strukturiert werden. Alles ist so in Jahrzehnten erfolgreich gewachsen, aber...“, Don Rosso räusperte sich: „Aus Altersgründen bin ich langsam etwas überfordert. Du musst diese Rolle übernehmen und alles für unsere Familien sichern.“

      In Karls Kopf schossen die Gedanken wild durcheinander. Was für ein gewaltiges Vermögen musste dahinterstehen. Ein unglaubliches Vermögen! Nur die feinsten Firmennamen der Welt standen auf den Fähnchen, die mit den farbigen Nadeln aufgepickt waren. Er hatte zwar schon an eine gewaltige Finanzkraft der Familie geglaubt, aber das war ein wahrhaft unvorstellbares Kapital. Unglaublich, dass dies der Öffentlichkeit weitgehendst verborgen werden konnte.

      Mit seiner kernigen Stimme erläutert Don Rosso weiter: „Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auf uns ziehen. Viele Vermögensverwalter sind für uns tätig, alles ist untereinander so verschachtelt, das selbst die Verwalter und Notare uns nicht alle als Eigentümer kennen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Es ist also so, dass du etwas im Verborgenen operieren musst. Daher auch die Vertraulichkeit und der abhörsichere Raum, den außer dir und mir, nur ganz wenige betreten dürfen. Deine zukünftige Ehefrau wird diesen Raum niemals zu Gesicht bekommen.“

      Nun verstand Karl die ganze Aktion. Ihm war auch klar, dass es für Don Rosso ein leichtes gewesen war, ihn vom Vorstand seiner Bank beurlauben zu lassen. Auch die Zusicherung des Schweigens und der abhörsichere Raum ergaben nun einen Sinn. Karl ging ein Licht auf und er hatte verstanden. Ein wenig schwindlig war ihm schon zu Mute, denn diese gewaltige Größe des Familienimperiums hatte er nicht erwartet.

      Don Rosso fuhr fort: „Mit diesen Unternehmensbeteiligungen könnten wir Politik betreiben. Ja, wir könnten gesamte Staaten bezwingen. Wir könnten ganze Länder mit Embargos und Liefersperren belegen und damit die dortige Politik entscheidend beeinflussen. Es wird deine Aufgabe sein, das Netzwerk neu auszurichten und unsere Verwalter zu überwachen. Kannst du dir das Vorstellen, Karl? Traust du dir das zu?“

      Karl antwortete: „Ich denke ja, aber das kommt jetzt alles so schnell, dass ich um eine kurze Pause bitten möchte, damit ich mir die Angelegenheit in ihrer Größe noch einmal durch den Kopf gehen lassen kann. Nur, um ganz sicher zu sein. Lass uns etwas durch den Park spazieren und dabei etwas Entspannung finden.“

      Karl wusste, dass er die Anspannung von Don Rosso verlängerte und ihn damit ein wenig folterte. Dennoch brauchte er jetzt einfach einige Minuten, um seinen hämmernden Kopf zu beruhigen und sich zu sammeln. Nachdenklich schlenderten sie so durch den Park, als plötzlich der Butler auf Don Rosso zugelaufen kam. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, was Don Rosso wohl gerade nicht gelegen kam.

      „Karl, ich muss unser Gespräch kurz unterbrechen. Wichtige Geschäfte, du verstehst. Ich bin in einer Stunde zurück. Den Wagen, schnell!“

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