Название | Goschamarie Bauernsterben |
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Автор произведения | Stefan Mitrenga |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753169156 |
Beide schwankten etwas, als sie die Stufen vor der Wirtschaft hinuntergingen, aber Walter war ja zu Fuß da und Elmar hatte es nicht weit.
Beide gingen zum Bach, um sich vor dem Nachhauseweg noch zu erleichtern.
„Ich soll dich übrigens noch von Anne grüßen“, sagte Elmar über das Plätschern hinweg. „Sie rechnet am Samstag fest mit dir. Sie meinte, diesmal seien endlich mal wieder alle da.“
Anne war das Küken ihrer kleinen Ermittlergruppe, die vor kurzem den Tod des Pfarrers aufgeklärt hatte. Außerdem war sie Elmars Freundin.
„Danke! Grüß sie zurück. Ich werde kommen.“ Walter freute sich auf die kleine Runde, die sich immer samstags auf dem Ravensburger Wochenmarkt auf einen Kaffee traf. Leider hatte in den letzten Wochen immer jemand gefehlt, zuletzt Kripo-Hubert, dem der Blinddarm entfernt werden musste.
Er verabschiedete sich von Elmar und machte sich in Schlagenlinien auf den Heimweg. Balu und Kitty hielten vorsichtshalber zwei Meter Abstand.
„Heute hat er aber ganz schön einen sitzen“, lästerte Kitty und ahmte Walters Torkeln nach. „Lass ihn doch“, lachte Balu, „er hatte einen strengen Tag. Wenigstens scheint das mit seinem Auto ja glimpflich abzulaufen. Das hätte deutlich schlimmer kommen können.“ Dass es noch schlimmer kommen würde, konnte Balu in diesem Moment natürlich nicht wissen.
4
Das Schicksal der Welt lag in der Hand des Musikredakteurs von S4 Bodenseeradio. Ein gutes Lied kündigte einen tollen Tag an, ein schlechtes Lied war stets Vorbote von Katastrophen.
Walter glaubte fest daran. Jeden Morgen war er ein paar Minuten vor seinem Radiowecker wach und wartete gespannt auf das musikalische Orakel. Endlich sprang die Zeitanzeige auf 2.30 Uhr und das kleine Gerät erwachte zum Leben. „Küss mich, halt mich, lieb mich“, trällerte Ella Endlich aus dem Plastiklautsprecher und entlockte Walter ein breites Grinsen. Er liebte dieses Lied, dessen Melodie aus dem alten Märchenfilm „Drei Nüsse für Aschenputtel“ stammte, außerdem war der Refrain seit kurzem Elmars Klingelton für Anrufe seiner neuen Flamme. Anne und Elmar hatten sich über Walter kennengelernt und waren seitdem unzertrennlich, was Walter sehr freute. Er liebte es, wenn Menschen glücklich waren und wenn er ehrlich war, war er seit einiger Zeit auch auf einem guten Weg. Seit Liesl neben ihm eingezogen war, verbrachten sie viel Zeit miteinander und vieles hatte sich für Walter zum Positiven gewandelt. Er freute sich wieder auf den nächsten Tag, genoss die Treffen mit seinen Freunden und machte zum ersten Mal seit langem wieder Pläne für die Zukunft. Liesl war stets Teil seiner Pläne, deshalb schmerzte es ihn umso mehr, dass sie bereits über eine halbe Woche weg war.
Der Ausflug zu ihren Freundinnen nach Frankfurt hatte Walter überrascht, doch dass er sie so sehr vermissen würde, hätte er niemals erwartet.
Walter schwang die Beine aus dem Bett und schlüpfte in seinen Morgenmantel. Angesichts der herrschenden Temperaturen hätte er ihn nicht gebraucht, aber er hasste es, sich nackt zu fühlen. Es ist schon Donnerstag, dachte Walter, und stellte zufrieden fest, dass Liesl bereits übermorgen wieder da sein würde. Trotz der Wärme feuerte er, wie jeden Tag, seinen kleinen Herd in der Küche an und stellte Kaffeewasser auf die Platte, bevor er für Balu die Gartentür öffnete und ein wenig Nassfutter in seine Futterschale gab.
Als er fertig angezogen aus dem Bad kam, signalisierte ein leises Pfeifen, dass das Wasser kochte. Walter füllte es in seine französische Kaffeemaschine und öffnete die Haustür. Es vergingen nur wenige Sekunden bis Balu zweimal kurz bellte und Jussuf vor Walters Haus parkte.
„Gute Morge Walter“, grüßte der Türke freundlich und nahm am Küchentisch Platz.
„Du bist pünktlich wie ein Uhrwerk“, lobte Walter seinen Freund und goss ihm Kaffee ein.
Die beiden kannten sich seit Walter den Job als Zeitungsausträger angenommen hatte. Jussuf transportierte die Zeitungen von der Druckerei zu den Austrägern und freute sich immer über ein frühmorgendliches Schwätzchen.
„Isch Wahnsinn wie warm noch isch“, seufzte Jussuf und wedelte sich mit der Hand etwas Luft zu. „Und du machsch immer noch Feuer in Ofen.“
„So schmeckt der Kaffee einfach am besten“, rechtfertigte sich Walter, verschwieg aber, dass er aus Sparsamkeit den Elektroherd nur ungern benutzte. „Aber sag mal Jussuf: geht heute nicht dein Deutschkurs los?“
Jussuf hatte zu seinem letzten Geburtstag von seiner Frau einen Deutschkurs an der Volkhochschule geschenkt bekommen. Seit Jahren zog sie ihn damit auf, dass jedes Kleinkind besser deutsch sprechen könne als er, doch das hatte ihn nie gekümmert. Um den geschenkten Kurs kam er nun nicht herum, zumindest nicht ohne sich größeren Ärger mit seiner Frau einzuhandeln.
„Ach hör auf, Walter. Wozu brauch isch Kurs? Alle verstehn misch, isch versteh disch … wozu?“
Walter verstand seine Einstellung, aber etwas zu lernen konnte nie schlecht sein.
„Jetzt warte es doch erst mal ab. Vielleicht macht es dir sogar Spaß.“
Jussuf verzog das Gesicht. „Das glaub isch nisch. Aber gut: sind nur zehnmal – geht vorbei. Aber sag mal: wie is das bei dir? Wann is Liesls Urlaub vorbei?“
„Morgen kommt sie wieder. Bin schon gespannt, wie es war. Seit sie weg ist, habe ich nichts von ihr gehört.“ Was ja eigentlich ein gutes Zeichen ist, dachte Walter, aber er hätte sich doch über ein paar kurze Nachrichten über Whatsapp gefreut. So gar nichts von Liesl zu hören, kam ihm komisch vor.
„Ich muss dann, Walter“, sagte Jussuf und wischte sich den Schweiß von der Stirn, „sonst schmilzt noch der Gehirn!“
„Das Gehirn …“, verbesserte Walter, doch Jussuf winkte nur ab.
„Nach der Kurs weiß isch dann alles besser – wirscht sehn!“
Beim Rausgehen zeigte Jussuf auf die leere Garage, deren Tor offen stand.
„Wo isch dein Auto? Verkauft?“
Walter erzählte ihm kurz, was passiert war und dass er es schon heute zurück bekommen würde.
„Wenn doch nich mehr gut is, dann gehen wir