Название | Goschamarie Bauernsterben |
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Автор произведения | Stefan Mitrenga |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753169156 |
16
Der Wetterbericht hatte wiedermal von vereinzelten Gewittern gesprochen, doch in Taldorf blieb es trocken. Knochentrocken. Eine unglaubliche Dürreperiode. Walter hatte schon seit Wochen nicht nur Zeitungen in seinem Handkarren, sondern immer auch vier Flaschen Wasser. Zwei für Balu und zwei für ihn selbst. Am Ende waren die Flaschen immer leer, doch jeder Tropfen war als Schweiß bereits wieder verdunstet.
„Pause, Balu“, befahl Walter bereits zum zweiten Mal in dieser Nacht und öffnete eine Wasserflasche. Für Balu füllte er einen kleinen Napf.
Sie hatten gerade das Haus von Pfarrer Sailer erreicht, und beiden war etwas mulmig zumute, wenn sie an die Ereignisse rund um den Tod des Pfarrers dachten. Gerüchten zufolge stand das Häuschen zum Verkauf, andere Gerüchte besagten, die neue Stiftung des Pfarrers würde sich darum kümmern und wohltätig vermieten. Bislang stand es einfach leer. Eigentlich schade, überlegte Walter und musste auf einmal an den King denken, der für diese niedliche Immobilie sicher gutes Geld bezahlen würde. Er vermutete jedoch, dass dieser das Haus abreißen würde, um an gleicher Stelle einen hässlichen Mehrfamilienklotz zu errichten.
Nach ein paar Minuten Rast machten sie sich wieder auf den Weg und überquerten kurz darauf in Dürnast die Bundesstraße. Walter verfluchte die Politiker, die es noch immer nicht geschafft hatten, eine Ost-West-Umgehung auf den Weg zu bringen. Selbst jetzt um kurz vor fünf war das Überqueren der Straße ein gefährliches Unterfangen, da zahllose LKW, ohne Rücksicht auf Verluste, durch Dürnast bretterten. Auch die vorgeschriebenen Fünfzig wurden wie ein netter Hinweis aufgenommen, an den man sich nicht halten musste.
Auch in Dürnast konnte man sehen, wer seinen Garten bewässerte. Viele waren es nicht mehr. Bei den Meisten waren mittlerweile die Regenfässer und Zisternen leer – mit Leitungswasser zu gießen war ein teurer Luxus, den sich nur die wenigsten Schwaben leisten wollten, außerdem war es vor zwei Tagen wegen Wassermangels für Privathaushalte verboten worden.
Erstaunt blieb Walter am Garten vom alten Fritz stehen, da er eindeutig das Geräusch eines Rasensprengers hörte. Er versicherte sich, dass ihn niemand beobachtete und schlich vorsichtig um die Hausecke, um einen Blick auf den Rasen zu werfen.
Walter bekam beim Anblick des tiefgrünen Rasens in der Morgendämmerung große Augen und ignorierte die Wassertropfen, die erfrischend auf ihn herabrieselten. Es kursierte das Gerücht, der alte Fritz habe sich einen sehr tiefen Brunnen gegraben, der weit ins Grundwasser reichte. Offenbar war das kein Gerücht, aber ohne Genehmigung leider nicht erlaubt. Deshalb wohl auch die nächtliche Aktivität. Der alte Fritz wollte nicht erwischt werden.
Walter war das egal. Jeder musste selber wissen, was er riskieren wollte. Ihm persönlich wäre der Aufwand schon zu groß gewesen. Natürlich hatte sein Rasen die Dürre nicht überlebt, aber sobald es regnete, würde er innerhalb kürzester Zeit wieder nachwachsen.
Kein Lüftchen regte sich und Walter schwitzte aus allen Poren, als er Eugen Heesterkamps Haus erreichte. Er war nicht überrascht, dass ihn der ehemalige Lehrer am Eingang erwartete.
„Morgen Walter. Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte, ich überrasche Sie.“
„Ja, ist blöd mit diesem öfter müssen müssen“, stichelte Walter.
„Aber nicht doch“, ereiferte sich der pensionierte Studienrat, „mit der Prostata ist alles in Ordnung. Es war nur einfach zu warm. Das hält doch kein Mensch mehr aus. Wie lange hält das Wetter jetzt schon? Fünf Wochen?“
„Sieben. Es sind jetzt sieben Wochen“, korrigierte Walter. „Kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so einen Sommer gehabt haben. Ist Ihr Rasen auch schon hinüber?“
Eugen sah peinlich berührt zur Seite. „Also das muss ich Ihnen jetzt erklären: der Rasen ist bei mir ja auch gleichzeitig Untergrund für meine Yogaübungen. Und Sissi-Anna-Katharina braucht das Gras ja auch.“ Sissi-Anna-Katharina war Eugens Schildkröte, die aber ein Männchen war und eigentlich Ulf hieß, was Eugen nicht wusste.
„Aha“, sagte Walter bestimmt, „Sie bewässern Ihren Rasen, obwohl es jetzt verboten ist.“
Eugen hob beschwichtigend die Arme. „Aber bitte, Walter, das dürfen Sie niemandem sagen. Es sind doch nur dreißig Quadratmeter. Und die brauche ich wirklich. Und Sissi-Anna-Katharina auch.“
Da fiel Walter das gemeinsame Essen ein, dass er Eugen für den Einkauf schuldig war.
„Aber Eugen, was denken Sie denn von mir. Meine Lippen sind versiegelt … und da sie das sind, kann ich leider auch nicht mit Ihnen zum Essen …“
Eugen erkannte die Falle, in die er getappt war, wollte aber nicht so einfach aufgeben.
„Ach kommen Sie, Walter. Gehen wir wenigstens ins Kreuz zum Mittagstisch. Das bringt Sie nicht um.“
Hast du eine Ahnung, was mich das tut, dachte Walter, wollte aber auch nicht gemein sein. Sie hätten auch mittags zur Goschamarie können, doch Walter wusste, dass es zwischen der Wirtin