Название | Der Tod ist mein Freund |
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Автор произведения | André Schaberick |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753184685 |
Der Notarzt und die Sanitäter tauschten eine Menge medizinischer Fachworte aus, die außer ihnen niemand verstand. Anschließend untersuchte der Arzt den Patienten. Nach kurzer Zeit hatte er sich ein Bild von Samuels Gesundheitszustand gemacht.
„Samuel muss sofort mit dem RTW ins Krankenhaus gebracht werden. Sein Zustand ist sehr kritisch. Jede Minute, die wir warten, könnte gefährlich für ihn sein.“
„RTW? Was hat er denn?“ Samuels Mutter Petra machte sich große Sorgen. Sie hielt die Hand vor ihren Mund und wurde plötzlich leichenblass.
„Wir wissen es nicht genau, aber es sieht nach einer schweren Virusinfektion aus. Allerdings wissen wir nicht, um welches Virus es sich handeln könnte. All dies können wir nur mit einer umfangreichen Analyse in unseren Labors herausfinden.“
„Packen Sie bitte einen oder zwei Pyjamas, Zahnbürste und so weiter ein. Ihr Sohn wird sicherlich ein paar Tage im Krankenhaus verbringen müssen.“
Petra eilte sofort in den Keller, holte eine Reisetasche und stopfte hektisch Pyjamas, Unterhosen, T-Shirts, Zahnbürste und sonstige Utensilien in die Tasche.
„Wir können abfahren, ich habe erst mal alles. Alles, was fehlt, kann ich immer noch später holen.“
Die beiden Sanitäter holten eine Bahre, stellten sie neben Samuels Bett und hoben ihn hinauf. Er wurde an den Beinen und an seinem Oberkörper fixiert, damit er nicht aus Versehen herunterfiel.
Samuel zitterte, er hatte gerade einen Fieberschub. Seine Temperatur raste in Richtung vierzig Grad.
Mit Blaulicht und Sirene eilten sie zum Krankenhaus. Petra fuhr mit ihrem Auto hinterher, konnte aber gar nicht so schnell folgen, da sie Rotlichtsignale im Gegensatz zu den Sanitätern beachten musste. Sie fuhren zur Universitätsklinik. Dort angekommen brachten sie ihn in die Abteilung für Tropenkrankheiten.
Als Samuel ins Krankenbett umgebettet war, ging es ihm schon wieder ein wenig besser. Er konnte dem Pflegepersonal sogar schon wieder dabei helfen. Er musste sich nicht komplett tragen lassen. Dennoch war es ihm unangenehm, sich bewegen zu lassen, obwohl er den Eindruck hatte, dies allein tun zu können.
Nachdem er diverse Proben seiner Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen abgegeben hatte, lag er allein im Krankenzimmer. Neben ihm piepten diverse Geräte, die mit Kabeln und Saugnäpfen an seinem Körper befestigt waren. Von oben tropfte es aus einem durchsichtigen Beutel in einen kleinen Trichter. Es sah aus, wie der Benzinfilter an seinem Motorrad. Natürlich war dies kein Filter, sondern ein Ventil mit Stellrädchen.
Er lag nicht auf der Intensivstation, das war schon mal ganz gut, so konnte er wenigstens Besuch empfangen. Einem Neunzehnjährigen wie ihm wurde es sehr schnell langweilig, wenn nichts um ihn herum passierte.
Seine Mutter hatte ihm die wichtigsten Dinge gebracht, sie hatte sich eine Weile mit ihm unterhalten und dann festgestellt, dass sie momentan nicht viel für ihn tun konnte. Samuel hatte ihr angeboten, dass sie doch nach Hause fahren sollte, und das hatte sie dann auch getan.
Aus Langeweile nahm er sein Smartphone und öffnete eine grüne App, mit deren Hilfe er mit seinem besten Freund Frank kommunizieren konnte.
hi ich liege im Krankenhaus total boring
was machst du da
hab heute Morgen Blut gekotzt
ach du Scheiße wieso das denn
vermutlich ein Virus die wissen es noch nicht genau
sag Bescheid wenn du was brauchst
total öde hier mir fällt die Decke auf den Kopf
soll ich vorbei kommen? Wir können was quatschen
gute Idee wann
jetzt?
ich hab viel Zeit würde mich freuen
alles klar ich mache mich auf den Weg wo bist du
Uniklinik Köln
ach je die ist doch riesengroß wo finde ich dich
das heißt Institut für medizinische Mikrobiologie
Immunologie und Hygiene Goldenfelsstr. 19-21
okay Zimmer?
312 du kannst aber auch an der Rezeption fragen
klar mache ich also bis später
danke bis später
Die Zeit, die Samuel auf Frank warten musste, zog sich wie Kaugummi. Immer wieder blickte er auf die Anzeigen der Geräte, sich ändernde Zahlen und Diagramme. Sie waren allesamt langweilig. Bunt, aber nichtssagend.
Doch dann klopfte es an der Tür. Sie öffnete sich, ohne dass er herein sagen musste.
„Alter, was machst du für Sachen?“
„Frag nicht, ich habe mir heute Morgen die Seele rausgekotzt!“
„Darf ich dir überhaupt die Hand geben?“
„Lass mal sein. Ich weiß noch nicht, was ich habe. Und ich will nicht, dass du das auch bekommst.“
„Warum? Gönnst du es mir nicht? Wäre doch lustig, wenn ich auch hier ins Zimmer käme. Gibt bestimmt ein paar geile Schwestern hier.“
„Glaub’ mir, Alter, ist besser so. Du willst bestimmt kein Blut kotzen.“
„Ach du Scheiße, nein! Da habe ich kein‘ Bock drauf.“
„Siehst du, also behalte dein Pfötchen lieber bei dir.“
„Wo hast du das her? Hast du dir was aus dem
Urlaub mitgebracht?“
„Vermutlich. Mitbringsel aus Brasilien. Das hat man dann davon. Weiß der Teufel, was es da alles kostenlos gibt.“
Frank musste lachen.
„Hast du mit einer kranken Brasilianerin, die Viren in ihrer hmhm hatte?“ Dabei zeigte er mit dem Finger in Richtung seiner Genitalien.
„Nee, hab ich nicht. Dann wüsste ich wenigstens, woher es ist.“
„Von einem Mann?“
„Idiot! Nein! Ich bin doch nicht schwul!“
„War nur’n Gag, Alter. Bist du denn bald wieder gesund?“
„Kann ich dir nicht sagen. Wir müssen erst mal rausfinden, was sich da bei mir eingeschlichen hat.“
„Wenn du Langeweile hast… da hab ich was für dich. Alter, beste Sorte, ist voll geil. Hab‘ ich dir aus Amsterdam mitgebracht. Ganz frisch. Aber lass es niemanden wissen, sonst wollen die alle was haben.“
„Was ist es denn?“
„Riech mal an der Tüte.“
„Voll krass, Kekse. Selbst gemacht?“
„Klar, was denkst du denn? Meinem besten Kumpel
bringe ich doch keine gekauften Kekse mit. Und es ist ein besonderes Gewürz drin. Wenn du etwas Spaß
haben willst, musst du nur einen davon essen.“
„Ist da... ? Nee! Echt? Das ist ja Hammer!“
„Ja, Alter, genau das ist da drin. Der Hammer.“
„Nice, wo hast du das her?“
„Sag ich doch, frisch aus Amsterdam. Und schon in deinen Keksen. Riecht man kaum. Nimm dir einen! Geht auf mein Nacken.“