Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May

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Название Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742705907



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Kamele. Sein Auge ist überall, denn er lebt mit aller Welt in

       Streit und Unfrieden, nur mit den Angehörigen seines Stammes

       nicht. Von einer Grenze bis zur anderen zieht bald der sanfte

       Hauch einer reinen, milden, bald der rauschende Odem einer

       trüben, wilden Poesie, welcher den Wanderer überall umweht,

       wo er nur immer weilen mag. So kommt es, daß man bereits vor

       langen Jahrhunderten Hunderte von arabischen Dichtern und

       Dichterinnen kannte, deren Lieder im Munde des Volkes lebten

       und die mit Hilfe des Griffels für spätere Zeiten festgehalten

       wurden.

       Als Stammvater der echten Araber oder Joktaniden gilt Joktan,

       der Sohn Huts, welcher ein Abkömmling Sems im fünften Gliede

       war, und dessen Nachkommen das glückliche Arabien und die

       Küste Tehama bis hinab zum persischen Meerbusen bewohnten.

       Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem

       Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem

       Sohne Hagars, abzustammen.

       Dieser Ismaël soll, wie die Sage berichtet, mit seinem Vater

       Abraham nach Mekka gekommen sein und dort die heilige

       Kaaba errichtet haben. Das Wahre aber ist, daß die Kaaba von

       dem Stamme der Koreïschiten gestiftet oder wenigstens

       ausgebaut wurde. Unter den Heiligtümern, die sie besaß, waren

       der Brunnen Zem-Zem und der angeblich vom Himmel gefallene

       schwarze Stein die berühmtesten.

       Hierher pilgerten die verschiedenen Stämme der Araber, um da

       ihre Stamm- oder auch wohl Haus-Götzen aufzustellen und ihnen

       ihre Opfer und Gebete darzubringen. Daher war Mekka den

       Arabern das, was Delphi den Griechen und Jerusalem den Juden

       gewesen ist; es bildete den Mittelpunkt für die weithin zerstreuten

       Nomaden, die sich ohne denselben in allen Richtungen verloren

       hätten.

       Da sich dieser hochwichtige Punkt im Besitze der Koreïschiten

       befand, so war dieser Stamm der mächtigste und angesehenste

       Arabiens und infolgedessen auch der reichste, weil die von allen

       Seiten herbeikommenden Pilger nie ohne Geschenke oder

       wertvolle Handelswaren anzulangen pflegten.

       Ein armer Angehöriger dieses Stammes, Namens Abd Allah (*

       "Diener Gottes."), starb im Jahre 570 nach Christus, und einige

       Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,

       Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,

       gebar seine Witwe Amina einen Knaben, welcher später

       Mohammed (** "Der Vielgepriesene.") genannt wurde. Es ist

       sehr wahrscheinlich, daß der Knabe vorher einen andern Namen

       getragen hat und erst dann, als seine prophetische Wirksamkeit

       ihn zu einem hervorragenden Manne machte, den Ehrennamen

       Mohammed erhielt. Dieser Name wird auch Muhammed,

       Mohammad und Muhammad geschrieben, und aus Ehrfurcht vor

       dem Propheten wagt es nie ein Gläubiger, ihn in dieser Fassung

       zu tragen; das Wort wird dann meist in Mehemmed verwandelt.

       Dem Knaben waren von seinem Vater nur zwei Kamele, fünf

       Schafe und eine abyssinische Sklavin hinterlassen worden,

       weshalb er sich zunächst auf den Schutz seines Großvaters Abdal-

       Muttalib und nach dessen Tode auf die Unterstützung seiner

       beiden Oheime Zuheir und Abu Taleb angewiesen sah. Da diese

       Männer aber nicht viel für ihn tun konnten, so mußte er sich sein

       Brot als Schafhirtenjunge verdienen.

       Später wurde er Kameltreiber und Bogen- und Köcherträger,

       wobei sich wahrscheinlich sein kriegerischer Sinn entwickelt hat.

       Als er fünfundzwanzig Jahre zählte, trat er in den Dienst der

       reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, der er mit solcher Treue

       und Aufopferung diente, daß sie ihn lieb gewann und ihn zu ihrem

       Gemahl machte. Das große Vermögen seiner Frau ging ihm aber

       später verloren. Er lebte nun bis zu seinem vierzigsten Jahre als

       Kaufmann und Händler. Er kam auf seinen weiten Reisen mit

       Juden und Christen, mit Bramahnen und Feueranbetern

       Juden und Christen, mit Bramahnen und Feueranbetern

       zusammen und gab sich Mühe, ihre Religionen kennen zu lernen.

       Er litt an Epilepsie und infolgedessen an einer Verstimmung des

       Nervensystems, die ihn sehr zu Halluzinationen geneigt machte.

       Seine religiösen Grübeleien waren der Heilung dieser Krankheit

       nicht sehr förderlich. Er zog sich schließlich gar in eine Höhle

       zurück, die in der Nähe von Mekka auf dem Berge Hara lag.

       Hier hatte er seine ersten Visionen.

       Der Kreis der Gläubigen, der sich um ihn versammelte, bestand

       zunächst nur aus seiner Frau Chadidscha, aus seinem Sklaven

       Zaïd, aus den beiden Mekkanern Othman und Abu Bekr und

       aus seinem jungen Vetter Ali, der später den Ehrennamen Areth-

       Allah (* Löwe Gottes; auch Assad Allah el Ahalib, Löwe des

       siegreichen Gottes.) erhielt und zu den unglücklichsten Helden

       des Islam gehört.

       Dieser Ali, dessen Name auf deutsch "der Hohe, der Erhabene"

       bedeutet, war im Jahre 602 geboren und stand bei Muhammed

       in solchem Ansehen, daß er dessen Tochter Fatime zur Gemahlin

       erhielt. Als der Prophet im Kreise seiner Familie zum ersten

       Male seine neuen Glaubenssatzungen vortrug und dann fragte:

       "Wer unter euch will mein Anhänger sein?" da schwiegen alle;

       nur der junge Ali, begeistert von der gewaltigen Poesie des

       soeben gehörten Vortrages, rief in lautem, entschlossenem Tone:

       "Ich will es sein und nimmer von dir lassen!" Das hat ihm

       "Ich will es sein und nimmer von dir lassen!" Das hat ihm

       Mohammed niemals vergessen.

       Er war ein tapferer, verwegener Kämpfer und hatte großen Teil

       an der so ungemein schnellen Ausbreitung des Islam. Dennoch

       wurde er, als Mohammed ohne letztwillige Verfügung starb,

       übergangen, und man wählte Abu Bekr, den Schwiegervater

       Mohammeds, zum Kalifen (** Kalif heißt Stellvertreter). Diesem

       folgte im Jahre 634 ein zweiter Schwiegervater des Propheten,

       namens Omar, welchem wieder Othman, ein Schwiegersohn

       Mohammeds,