Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May

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Название Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742705907



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wir euch

       verfolgen!"

       "Wir kamen weder als Räuber noch als eure Feinde."

       Er machte ein noch viel überraschteres Gesicht.

       "Nicht? Allah 'l Allah! Und nahmt uns doch unsere Herden und

       "Nicht? Allah 'l Allah! Und nahmt uns doch unsere Herden und

       unsere Zelte nebst allem, was darinnen war!"

       "Du irrst! Nicht wir, sondern die Bejat haben dies getan!"

       "Aber ihr seid doch Bejat!"

       "Nein! Wir sind fünf friedliche Männer. Einer von ihnen und ich

       sind Krieger aus dem fernen Frankistan; der dritte ist mein

       Diener, ein Araber, der jenseits weit hinter Mekka geboren

       wurde, und die beiden letzten sind Beni Arab aus dem Westen

       von hier, die noch niemals eure Feinde gewesen sind."

       "Das sagst du, um mich zu täuschen. Auf diese Weise werdet ihr

       uns nicht entkommen. Ihr seid Bejat!"

       Ich warf den Burnus zurück und schob den weiten Aermel

       meiner Jacke empor; dann entfernte ich auch das Unterkleid.

       "Hat ein Bejat, ein Kurde, oder ein Araber einen solchen Arm?"

       fragte ich.

       "Er ist weiß," antwortete er. "Ist dein ganzer Körper so?"

       "Natürlich. Kannst du lesen?"

       "Ja," antwortete er stolz.

       Ich nahm mein Notizbuch heraus und hielt es ihm hin.

       "Ist dies die Schrift eines Kurden oder Arabers?"

       "Das ist eine fremde Schrift."

       Ich steckte das Buch wieder ein und öffnete den Paß.

       "Kennst du dieses Siegel?"

       "Katera Allah - bei Gott! Das ist das Siegel des Großherrn!"

       "Und dieses Siegel mußt du achten, denn du bist ein Krieger des

       Pascha von Sulimania, der dem Sultan Rechenschaft geben muß.

       Glaubst du nun, daß ich kein Bejat bin?"

       "Ich glaube es."

       "Ebenso wahr ist auch das, was ich dir von den Andern sagte."

       "Aber ihr wart ja bei den Bejat!"

       "Wir trafen sie eine Tagreise im Norden von hier. Sie nahmen

       uns als ihre Gäste auf und sagten, daß sie zu einem Feste der

       Dschiaf reiten wollten. Wir wußten nicht, daß sie Feinde der

       Bebbeh sind; wir ahnten also auch nicht, daß sie euch überfallen

       und berauben wollten. Gestern abend schliefen wir unter ihrem

       Schutze ein; sie aber schlichen sich fort, und als sie

       wiederkehrten, erkannten wir erst, daß wir das Brot von

       Räubern und Dieben gegessen hatten. Ich zankte darüber mit

       Räubern und Dieben gegessen hatten. Ich zankte darüber mit

       Khan Heider Mirlam, und unterdessen wurden wir von euch

       angegriffen."

       "Oh! Allah gebe, daß Heider Mirlam uns nicht entkommt! Habt

       ihr euch gegen die Unserigen gewehrt?"

       "Ja. Wir mußten es, weil sie uns angriffen."

       "Habt ihr einen getötet?"

       "Keinen einzigen."

       "Beschwöre es!"

       "Ich schwöre nicht; ich bin ein Christ."

       "Ein Christ!" meinte er überrascht und mit einer mitleidigen

       Miene. "O, nun weiß ich, daß du wirklich kein Kurde und kein

       Turkomane bist, denn ein Moslem wird niemals sagen, daß er ein

       Christ sei. Nun glaube ich auch, daß ihr keinen von den

       Unserigen getötet habt, sondern geflohen seid. Wie kann ein

       Christ einen Moslem töten!"

       Es lag so viel Verachtung in seinem Tone, daß ich ihm am

       liebsten eine kräftige Ohrfeige gegeben hätte; aber um unseres

       eigenen Vorteiles willen mußte ich seine Beleidigung ruhig

       ertragen. Ich befand mich in einer keineswegs sehr angenehmen

       Lage, denn die zurückgebliebenen Bebbeh waren mittlerweile

       auch herbeigekommen und hatten sich mit den Andern vereinigt,

       auch herbeigekommen und hatten sich mit den Andern vereinigt,

       so daß nur fünfhundert Schritte von mir entfernt über dreißig

       Feinde hielten. Die geringste Unvorsichtigkeit konnte mein

       augenblickliches Verderben sein.

       "Du siehst also, daß wir nicht eure Feinde sind, und wirst uns

       ungehindert gehen lassen?"

       "Wohin wollt ihr gehen?"

       "Gegen Bagdad hin."

       "Bleibe hier. Ich werde mit den Bebbeh reden!"

       Er stand auf und ging zurück, ohne im Vorüberschreiten seine

       weggeworfene Keule eines Blickes zu würdigen. Es war eine

       lange, sehr lange Unterredung, die nun erfolgte; man sprach für

       und wider, wie ich aus den Gebärden ersah, und es war über

       eine Viertelstunde vergangen, ehe er zu mir zurückkehrte.

       Er setzte sich nicht wieder; darum stand ich gleichfalls auf.

       "Du könntest gehen," entschied er; "aber wir haben deine

       Gefährten noch nicht gesehen. Rufe sie herbei!

       Auf meinen Wink werden auch vier Bebbeh erscheinen; dann

       sind wir gleich."

       Dieser Vorschlag war ganz außerordentlich gefährlich. Ich hatte

       Dieser Vorschlag war ganz außerordentlich gefährlich. Ich hatte

       mich gar noch nicht wieder nach den Gefährten umgesehen, um

       nichts an Respekt bei dem Abgesandten einzubüßen; aber als ich

       mich jetzt umdrehte, sah ich sie in einer Entfernung von

       wenigstens zweitausend Schritten von uns halten. Sollten sie

       diesen günstigen Vorsprung aufgeben, um sich vielleicht fangen

       zu lassen? Ich mußte vorsichtig handeln.

       "Du irrst," antwortete ich; "dann sind wir nicht gleich."

       "Warum nicht? Ihr seid fünf und wir auch."

       "Sieh den Vorsprung, den meine Brüder jetzt haben, und denke

       an den, welchen sie dann haben werden, wenn sie hier sind und

       ihr ihnen nicht den Frieden bietet!"

       Er machte eine Armbewegung der unendlichsten

       Geringschätzung.

       "Fürchte nichts, Giaur! Wir sind Bebbeh und keine Bejat. Wir

       werden euch ganz denselben Vorsprung wieder lassen."

       Unter andern Verhältnissen hätte ich diesem Manne für seinen

       "Giaur" sicherlich ganz anders geantwortet; jetzt aber hielt ich es

       für das Klügste, diese Beleidigung gar nicht gehört zu haben.

       Darum erwiderte ich nur:

       "Ich traue dir! Werden deine vier Männer bewaffnet kommen?"