Dr. Patchwork und die Insekten. Gordon Goh

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Название Dr. Patchwork und die Insekten
Автор произведения Gordon Goh
Жанр Языкознание
Серия WarTimeSaga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742795625



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Diese Idioten würden nur wegen ihres Rassenstolzes in Kauf nehmen, dass die menschliche Spezies durch Inzucht ausstirbt. Und dann auch noch diese Religion. Nach so vielen Jahrtausenden Menschheitsgeschichte war die Ausprägung unterschiedlicher Glaubensrichtungen und das Bedürfnis anderen den eigenen Glauben aufzwingen zu wollen eines der Top-10-Gründe einen epischen Krieg anzufangen und ein maßloses Blutbad anzurichten. Ressourcenknappheit ist einer der Hauptgründe sich zu bekriegen und dieser ist wenigstens verständlich. Denn es geht um das Sichern des eigenen Überlebens. Aber Nationalität, Rassismus, Religion. Ohne jeden Sinn und Verstand bringen sich die Menschen immer wieder wegen dieser Dinge um. Und in dem Moment, wo Adam mit Ivy zusammen an einem Tisch in einer Bar sitzt und mit ihr anstößt, stellt er sich die rein wissenschaftliche Frage „Warum töten wir uns deswegen? Welchen Sinn macht es für eine Spezies sich wegen solcher Dinge selbst auszurotten?“. Man will meinen, dass die Rebellion der Pflanzen, das Exodus-Projekt und der gemeinsame Überlebenskampf auf einem neuen Planeten die Menschen zusammenschweißen sollte. Und anfangs war das auch so. Aber sobald es den Menschen wieder besser geht und sie anfangen es sich bequem zu machen, suchen sie einen neuen Grund sich in die Hoden zu treten. Ist es vielleicht Langeweile? Will der Mensch aussterben? Wir machen den gleichen Scheiß wie auf der Erde und das aus den gleichen niederen Gründen wie damals. Vielleicht brauchen die Menschen einen gemeinsamen Feind, wie in dem Comic „Watchmen“ (Moore & Gibbons 1987) oder dem Film „Independence Day“ (Emmerich & Devlin 1996). Die Menschen nehmen sich die eigene Rasse und Kultur so sehr zu Herzen, dass sie die Gründe, sich zu töten, gar nicht hinterfragen. Der Mensch kommt mit anderen Tieren besser klar als mit anderen Menschen. Aber das ist ein absurdes Verhalten. Mensch und Hund gehen gemeinsam auf die Jagd. Mensch und Katze teilen sich gemeinsam ein zu Hause. Wenn ein Mensch mit einer Ratte gemeinsam ein Bier kippen kann, warum können zwei unterschiedliche Menschen dann nicht aufhören sich stumpfe Gegenstände über die Schädeldecke zu ziehen? In diesem Moment fragt sich Adam, warum er Sinclair mit einem Glas beworfen hat. Für ihn war die Antwort klar. Er hatte einen Grund. Sinclair war ein Arsch und er hat Ivy geschlagen. Aber das Schlimmste von allem. Er war nicht seiner Ansicht. Adam war klar, wenn er diesen Rassenkrieg für immer beenden will, muss er die Menschen zu seinesgleichen machen. Muss sie überzeugen, muss sie überreden so zu denken wie er. Aber das ist so widersprüchlich und heuchlerisch, dass Adam Kopfschmerzen bekommt. Er würde quasi die Leute dazu bringen, aufzuhören den Glauben aufzuzwingen, indem er ihnen seinen Glauben und seine Ideale aufzwingt. Ist die menschliche Spezies eine Sackgasse? Eine Zwickmühle? Um dieser Zwickmühle zu entgehen muss man wohl in höheren Dimensionen denken. So wie die Plage, die keinen Rassismus kennt, da sie keine Rassen bildet. Jeder kann sein oder werden, was er will. Das bräuchte die Menschheit. Eine Macht, die jede genetische Grenze bricht. Aber warum zerbricht er sich gerade darüber den Kopf? Er und Ivy sitzen gemeinsam an einem Tisch. Er entschließt sich einfach dazu den Rest des Tages zu ruhen und die Gesellschaft von Ivy der Ratte und MIR dem Barkeeper zu genießen. Nach dem Bier kommt noch ein Bier und dazu eine Schale mit Pistazien. Hin und wieder verirrt sich mal ein Gast in die Bar und bleibt für einen Drink aus dem mal schnell ein zweiter und ein dritter, vierter, fünfter Drink wird. Ein Roboter kommt in die Bar und liefert ein Paket ab. Da drin sind Gläser. Ja! Wenn man eines auf Eden-2 bekommt, dann ist es Glas. Für die Herstellung braucht man nur Sand und Feuer. Beides findet man auf diesem Wüstenplaneten zu Genüge. Adam und Ivy beginnen nach ihrem jeweils zweiten Bier Dart zu spielen. Sie sind nicht besoffen, aber leicht freundlich gesoffen. Deswegen kichern und lachen beide bei dem Versuch auch nur Ansatzweise die Zielscheibe zu treffen. Ivy benutzt zum Werfen ihren Rattenschwanz, kann diesen aber nach zwei Bier so schlecht koordinieren, dass sie den Pfeil gegen die Tür der Herrentoilette wirft. Zwei weitere Gäste treffen ein und beginnen ein Gespräch. Inzwischen ist Nachmittag und die Bar voller Gäste. Mittlerweile sitzen Adam und Ivy wieder an der Bartheke.

      Adam murmelt Ivy etwas ins Ohr »Der Misky Wixer wiskt wissen Whüsky!«.

      Ivy kann sich ihr Lachen nicht verkneifen und lacht vollen Herzens in Adams Ohr zurück.

      »Was sollte das denn werden?« fragt sie ihn.

      »Ivy, da ich aus dem SOD geflogen bin, sollten wir zwei einen Laden aufmachen.«

      »Was willst du denn verkaufen?«

      »He-man-Figuren! Genauso muskulös und genau so knapp bekleidet. Aber mit den Gesichtern von Jeremy Needle, Gabriel Voyage und Sinclair.«

      »Was?« lacht Ivy.

      »Ja, und sie sollen sprechen können. So was... wie,... „Wenn wir uns vereinen, werden wir noch muskulöser.“«

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      Abb. 6: Eden-2-Kolonie.

       3

      Im gleichen Moment sind Adams Vater, Kane, und Kalle Erlmeyer auf dem Weg zu MIR`s Bar, die übrigens den gleichen Namen „MIR`s“ trägt. Die zwei sind nämlich auf der Suche nach Adam. Und Ivy hat seinen Vater zuvor kontaktiert. Sie passieren dabei den Stadtteil mit den Raffinerien und Kraftwerken und kommen an einer Unfallstelle vorbei. In einem der Kraftwerke scheint ein Fusionsreaktor explodiert zu sein. Neben zahlreichen Passanten, die die Einsatzkräfte aus der Ferne beobachten, werden auch Kane und Kalle zu Schaulustigen.

      Kane fragt neugierig einen der Passanten »Was ist denn hier passiert?« und beobachtet gleich wie die Einsatzkräfte ein Loch an der Fassade des Reaktorgebäudes sichern.

      Am Rand des Loches sind schwarze Brandspuren zu erkennen, was auf eine Explosion hindeutet. Der Passant, offensichtlich indischer Abstammung, antwortet mit aufgerissenem Blick »Das weiß man noch nicht genau! Angeblich soll es eine Explosion im Reaktor gegeben haben. Aber es gab keinen Knall. Niemand hat etwas gehört.«.

      Kane streicht sich nachdenklich den Vollbart.

      »Könnte ein Betriebsfehler gewesen sein. Der Reaktor war jedenfalls schon mehrere Jahre in Betrieb. An der Konstruktion kann es jedenfalls nicht gelegen haben.« kommentiert Kalle.

      Kane antwortet daraufhin »Hmm, ich glaub nicht, dass das eine Explosion war. Jedenfalls kann dadurch nicht das Loch entstanden sein. Sieh mal, Kalle! Die Trümmerteile am Loch wurden nach innen geschleudert. Was immer das Loch verursacht hat, es kam von außerhalb des Gebäudes.«.

      Kane schaut nach oben auf die Unterseite der Kuppel.

      Kalle sagt zu ihm »Ein Himmelskörper kann das nicht gewesen sein, Kane. Den Einschlag hätte jeder mitbekommen. Auch wir.«.

      Nun kehren Kane und Kalle der Unfallstelle den Rücken zu und gehen weiter in Richtung MIR`s.

       4

      Angekommen an der MIR`s betreten Kane und Kalle den Eingang der Kneipe. Das erste, was sie dort erblicken, ist ein Adam Steinberg, der auf einem Barhocker am Tresen hockt und mit einem Dartpfeil auf den Hintern einer Frau zielt, als wolle er ihn dort gleich zur Landung bringen. Direkt neben ihm sitzt die leicht angetrunkene Ivy mit dem Kopf auf dem Tresen, umzingelt von drei leeren Bierflaschen.

      Noch bevor Adam den Pfeil fliegen lassen kann, zuckt er leicht erschrocken zusammen, als sein Vater ihn ruft »Adam! Hier steckst du also.«.

      Adam dreht seinen Kopf leicht in die Richtung seines Vaters, um ihn mit einem Auge zu erblicken und antwortet »Was soll ich denn sonst tun? Arbeiten?«.

      »Na, und wessen Schuld ist das?« fragt Kane.

      »Bist du hier, um mir einen Vortrag zu halten, Paps?« erwidert Adam.

      »So, du siehst also nicht ein, einen Fehler begangen zu haben!?« erwidert Kane.

      »Im Vergleich zu den Fehlern, den diese Kolonie begeht, war das ja wohl ein Sandkorn am Strand.« antwortet Adam.

      »Sag mal! Meintest du das vorhin ernst mit den Insekten? Siehst du das in uns, wenn du mit uns redest? Ich finde es ziemlich unangebracht, Menschen mit Ungeziefer zu vergleichen.« kommentiert Kane.

      Adam richtet seinen Rücken auf, um zu antworten »Wieso? Letztendlich