Название | Middlemarch |
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Автор произведения | George Eliot |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752988956 |
»Je mehr ich Gelegenheit hätte, ihm zu helfen, desto glücklicher würde ich mich schätzen,« sagte Dorothea feurig.
»Du bist also ganz entschlossen, wie ich sehe. Nun also, mein liebes, Kind, ich habe einen Brief für Dich in der Tasche.« Herr Brooke händigte Dorothea den Brief ein, fügte aber, als sie aufstand, um fortzugehen, noch hinzu: »Die Sache hat keine große Eile, liebes Kind. Überlege es Dir, weißt Du.«
Als Dorothea ihn verlassen hatte, dünkte ihn, er habe eine sehr entschiedene Sprache geführt. Er hatte Dorotheen die Gefahr des Heiratens sehr deutlich vor die Augen geführt. Das war seine Pflicht gewesen. Aber sich anmaßen wollen, junge Leute beraten zu können, das fiel ihm nicht ein. Kein Onkel, und wäre er auch in seiner Jugend noch so viel gereist, und hätte er noch so viel neue Ideen in sich aufgenommen, und noch so viel mit jetzt verstorbenen Berühmtheiten zu Mittag gegessen, durfte sich ein Urteil darüber anmaßen, welche Art von Ehe für ein junges Mädchen gut ausfallen würde, das einen »Casaubon« einem »Chettam« vorzog. Kurz, das Weib war ein Rätsel, dessen Lösung, da selbst Herr Brooke an derselben verzweifelte, kaum weniger schwierig erschien als die verwickeltste astronomische Berechnung.
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Hard students are commonly troubled with gowts, catarrhs, rheums, cachexia, bradypepsia, bad eyes, stone, and collick, crudities, oppilations, vertigo, winds, consumptions, and all such diseases as come by over-much sitting: they are most part lean, dry, ill-coloured – and all through immoderate pains and extraordinary studies. If you will not believe the truth of this, look upon great Tostatus and Thomas Aquainas' works; and tell me whether those men took pains.
Burton's Anatomy of Melancholy, P. I. s. 2.
Der Brief des Herrn Casaubon an Dorothea lautete wie folgt:
»Mein verehrtes Fräulein!
»Ihr Herr Vormund hat mir gestattet, mich in einer Angelegenheit, welche mir mehr als alles Andere am Herzen liegt, direkt an Sie zu wenden. Ich glaube mich der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß ich in keiner Täuschung befangen bin, wenn ich annehme, daß das Zusammentreffen des Erwachens eines Bedürfnisses meiner Seele mit dem Vergnügen Ihrer Bekanntschaft nicht ein zufälliges gewesen sei, sondern daß demselben eine tiefere Beziehung zu Grunde gelegen habe. Denn vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an empfing ich den Eindruck, daß Sie in außerordentlichem Maße, vielleicht mehr als jede Andere, im Stande sein würden, jenes Bedürfnis zu befriedigen, und dazu machte sich, wie ich sagen darf, alsbald eine Neigung in so entscheidender Weise bei mir geltend, daß selbst die Beschäftigung mit einer Arbeit, welche meinen Geist bis dahin ganz ausfüllte, doch das Hervortreten jener Neigung nicht anhaltend zu hindern vermochte. Und jede folgende Gelegenheit zur Beobachtung trug nur dazu bei, jenen Eindruck noch zu vertiefen, indem ich mich immer mehr und nachhaltiger von jener Geeignetheit Ihrer Person überzeugte, welche ich von vornherein erkannt hatte, und dadurch immer mehr in jener Neigung bestärkt wurde, deren ich eben Erwähnung tat. Unsere Unterhaltungen haben Sie, denke ich, hinreichend über den Inhalt meines Lebens und meiner Zwecke aufgeklärt: – einen Inhalt, der, wie ich mir wohl bewußt bin, dem Durchschnitt der Menschen wenig ansprechend erscheinen würde. Bei Ihnen aber habe ich eine geistige Erhebung und eine Fähigkeit der Hingebung beobachtet, welche ich bisher, sowohl mit der Blüte der Jugend als mit jenen Reizen Ihres Geschlechts für unvereinbar gehalten hatte, von denen man sagen darf, daß sie, wenn sie, wie es bei Ihnen in so bemerkenswerter Weise der Fall ist, mit den oben erwähnten geistigen Eigenschaften vereint erscheinen, zugleich gewinnend wirken und der Besitzerin den Stempel der Auszeichnung aufprägen. Ich hatte, wie ich bekennen muß, nicht gehofft, dieser seltenen Vereinigung solider und anziehender Elemente zu begegnen, welche so sehr geeignet sind, sich bei ernsteren Arbeiten hilfreich zu erweisen und müßige Stunden anmutig zu gestalten. Wäre mir nicht das Glück Ihrer Bekanntschaft zu Teil geworden – welche, lassen Sie mich es noch einmal zuversichtlich aussprechen, nicht zufällig mit einem auftauchenden Bedürfnis meiner Seele zusammentraf, sondern mit demselben als Vorstufe zur Vollendung eines Lebensplanes in einem providentiellen Zusammenhang stand –, so würde ich vermutlich meinen Lebensweg bis ans Ende ohne den Versuch fortgesetzt haben, meine Einsamkeit durch ein Ehebündnis zu beleben.
Im Vorstehenden habe ich Ihnen, mein verehrtes Fräulein, meine Empfindungen wahrheitsgetreu geschildert, und ich rechne auf Ihre Nachsicht, wenn ich es wage, Sie jetzt zu fragen, inwiefern ich von Ihren eigenen Gefühlen eine Bestätigung meines glückverheißenden Vorgefühles erhoffen darf. Von Ihnen als Gatte und irdischer Hüter Ihrer Wohlfahrt angenommen zu werden, würde ich als das schönste Geschenk der Vorsehung betrachten. Dagegen kann ich Ihnen eine wenigstens bisher noch nicht vergeudete Neigung und die getreue Widmung eines Lebens bieten, welches, wenn ihm auch vielleicht nur noch eine kurze Dauer beschieden sein sollte, doch in seiner Vergangenheit keine Seiten hat, auf welchen Sie, wenn Sie geneigen wollen, darin zu blättern, Erinnerungen finden werden, welche Sie berechtigterweise mit Bitterkeit oder Scham erfüllen würden. Ich sehe dem Ausdruck Ihrer Gefühle mit einer Ungeduld entgegen, welche, wenn es möglich wäre, durch noch ernstere Arbeiten als gewöhnlich zu beschwichtigen weise erscheinen würde. Aber in dieser Art von Erfahrungen bin ich noch ein Neuling, und wenn ich an die Möglichkeit einer ungünstigen Antwort denke, kann ich mir nicht verhehlen, daß eine notgedrungene Ergebung in meine Einsamkeit, nachdem ein kurzer Lichtstrahl der Hoffnung sie erhellt hatte, mir sehr schwer fallen würde. Unter allen Umständen aber werde ich verbleiben
Ihr aufrichtig ergebener
Edward Casaubon«
Dorothea zitterte, als sie diesen Brief las. Dann sank sie auf die Knie und bedeckte schluchzend ihr Gesicht mit ihren Händen. Sie konnte nicht beten! In dem Drang einer feierlichen Erregung, in welcher die Gedanken ihre Bestimmtheit verloren und eine Fülle von Bildern sie bestürmte, vermochte sie nichts, als sich mit einem kindlichen Bedürfnis der Anlehnung in den Schoß ihres GottesBewusstsein, das sie aufrecht erhielt, zu werfen. Sie verharrte in dieser Stellung, bis häusliche Pflichten sie abriefen.
Wie sollte es ihr in den Sinn kommen, den Brief mit kritischem Auge zu prüfen! Ihre ganze Seele war von dem Gedanken erfüllt, daß sich ihr die Aussicht auf ein reicheres Leben eröffnet habe. Sie war eine Novize, welche im Begriff stand, zu einem höheren Grade ihres Ordens geweiht zu werden. Hier würde sie Raum finden zur Entfaltung der ihr innewohnenden Kräfte, welche sich unter dem Drucke ihrer eigenen Unwissenheit und der kleinlichen Tyrannei der Welt unbehaglich in ihr regten.
Von nun an würde sie im Stande sein, sich großen und doch klaren Pflichten zu widmen; von nun an würde es ihr gestattet sein, fortwährend im Lichte eines Geistes zu leben, den sie verehren könnte. An dem beseligenden Gefühle, mit welchem diese Hoffnungen sie erfüllten, hatte auch das stolze Entzücken, die freudige Überraschung des Mädchens, daß der Mann, den ihre Bewunderung sich erkoren, sie gewählt hatte, seinen Anteil. Alles, was von Leidenschaft in Dorotheen war, hatte sich auf das Ringen ihres Geistes nach einem idealen Leben konzentriert; das verklärende Licht ihres jungfräulichen Gemüts ergoß sich über den ersten Gegenstand, der ihm seiner würdig schien. Der Ungestüm, mit welchem ihre Neigung sich in einen Entschluss verwandelte, ward noch intensiver durch jene kleinen Ereignisse des Tages, welche ihre Unzufriedenheit mit ihren gegenwärtigen Verhältnissen erregt hatten.
Nach Tische, als Celia auf dem Klavier ein Thema mit Variationen in einer Weise klimperte, welche für den ästhetischen Teil der Erziehung der jungen Damen charakteristisch war, ging Dorothea auf ihr Zimmer, um Herrn Casaubon zu antworten. Warum sollte sie diese Antwort verschieben?
Zweimal verwarf sie das Geschriebene, nicht weil sie die Fassung nicht befriedigte, sondern weil ihre Handschrift, ungewöhnlich unsicher war, und weil sie den Gedanken nicht ertragen