Oliver Hell Abschuss. Michael Wagner J.

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Название Oliver Hell Abschuss
Автор произведения Michael Wagner J.
Жанр Языкознание
Серия Oliver Hell
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847647683



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      Michael Wagner

      Oliver Hell Abschuss

      Oliver Hells erster Fall

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Impressum und Widmung

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Impressum neobooks

      Impressum und Widmung

      Ungekürzte Ausgabe

      Erste Auflage November 2012

      Vierte Auflage März 2014

      Copyright © 2014 Michael Wagner

      Textur by Ruth West

      Frame by Freepik

      Umschlaggestaltung unter Verwendung der

      Zeichnung „Spanischer Hund“ von Michael Wagner

      Korrektorat: Michaela Retetzki

      Michael Wagner

      Auf dem Beuel 10

      53773 Hennef

      All rights reserved.

      Für Rosi

       Ich will wissen, wo ich einst begraben werde und nicht dem Zufall überlassen, an welchem Ort mein Gebein zu Erde wird. Ich will selbst bestimmen, wo alles endet, wofür ich gekämpft habe.

      Kapitel 1

      Er dachte, er kenne sich aus in seinem Leben. Er dachte, er kenne sich. So gut, wie man sich mit fünfunddreißig Jahren kennen konnte. Daniel Hesse kannte seine Einstellung zum Leben, er hatte ein festes Weltbild besessen. Es war geprägt durch seine Erziehung. Seine Eltern hatten ihm beigebracht, alles Leben zu achten. Seine Erziehung hätte man streng christlich nennen können. Mit Anfang zwanzig aber hatte er begonnen zu zweifeln, hatte den christlichen Glauben schließlich abgelegt. Die dogmatische Gläubigkeit seiner Eltern empfand er nur mehr als Fessel. Ein Gott, der die Welt sich selbst überließ, der konnte kein die Dinge liebender Gott sein. Die eigene Schöpfung führte dieser Gott ad absurdum. Er konnte nicht mehr an diesen Gott glauben, den seine Eltern ihm vermittelt hatten. Doch die ihm vermittelten Werte hatte er behalten. Etwas sollte man behalten, dachte er sich. Alles Leben blieb ihm heilig. Wenn man sich schon nicht auf die Eltern und Gott verlassen konnte. Dann wenigstens auf die Schöpfung und die Geschöpfe. Der Glauben war jahrelang sein Anker.

      Seit geraumer Zeit trieb er ohne eine Rettungsplanke durch die Fluten ins Ungewisse.

      Auch für jedwede Not der Anderen hatte er ein Gespür. Dort half er den Bedürftigen so gut er konnte. Haben und Nichthaben hatte er schon früh kennengelernt. Schon als Kind hatten andere Dinge, die für ihn in weiter Ferne blieben. Seine Eltern wollten es so. Das sei alles nur Tand und man sollte sich überhaupt nicht von Dingen abhängig machen. Alle Dinge, die seine Freunde oder Mitschüler besaßen oder liebten, waren für seine Eltern nur Nichtigkeiten. Deshalb hatte er nie eine Chance, so zu sein wie alle anderen.

      Wenn es in seinem Leben etwas wirklich Negatives gab, so war es das. Darum lag alles Folgende darin begründet. Das für ihn immerwährend Erduldete erzeugte eine andauernde Frustration.

      Diese Desillusionierung versuchte er, mit seiner Einfühlungsgabe für seine Mitmenschen zu kompensieren. Doch in Zeiten des allgemeinen Überflusses und der trägen Selbstgefälligkeit war niemand mehr in der Lage zuzugeben, dass er etwas benötigte. Damit war diese Zeit vorbei. Menschen litten keine Not mehr, also suchte er sich die aus, die noch Not verspürten. Tiere. Tiere in Not wurden sein neuer Fokus.

      Mit Genugtuung dachte er daran, wie er Tieren geholfen hatte, die von Menschen verletzt und gequält worden waren. Jeden Tag ging er mit Tieren aus dem nahe gelegenen Tierheim spazieren, bei Wind und Wetter. Ein eigenes Tier konnte er nicht nach Hause holen. Seine Kinder hatten eine Tierhaarallergie.

      Wenn er an sich dachte, dann konnte er in seinem Spiegelbild einen zerrissenen Menschen sehen. Die Menschen, denen er Hilfe angeboten hatte, hatten seine Hilfe nicht mehr nötig gehabt. Die Tiere fragten nicht um Hilfe. Er half. Sie taten ihm gut, er tat ihnen gut.

      Nach außen trat er als ein in sich ruhender Charakter auf. Er hatte sich dafür entschieden, niemandem seine innere Zerrissenheit zu zeigen. Auch hatte er nicht das Bedürfnis, alles, was er bisher erlebt hatte, anderen mitzuteilen. Er schloss es in sich ein. Es gab kaum noch jemanden, der ihn wirklich kannte.

      Auch nicht seine Frau und seine beiden Kinder. Er liebte seine Kinder, liebte sein kleines Mädchen und auch seinen Sohn. Er liebte auch noch seine Frau, obwohl sie ihn sehr verletzt hatte, als sie ihn verließ, um mit den Kindern zu ihren Eltern zu ziehen. Es sei nur vorübergehend, sagte sie. Sie wolle sich ihrer Gefühle wieder klar werden. Er fühlte sich, als müsste er ersticken. Er tat es nicht. Wie er alle Verletzungen und Abweisungen in seinem Leben überlebt hatte, überlebte er auch das.

      Er lebte einfach weiter.

      Gerade eben stand er mitten im Zimmer seiner Tochter und starrte auf das leere Bett. Sein Herz klopfte wie nach einem Hundertmetersprint. Ein Traum hatte ihn aus dem Schlaf aufgeschreckt. Atem flog. Der Traum hatte ihm vorgegaukelt, seine Tochter hätte nach ihm gerufen. Ein Traum. Nur ein Traum. Das Bett blieb leer.

      Er lehnte noch eine Weile unschlüssig am Türrahmen. Schließlich riss er sich los, um sich einen Kaffee zu machen. Er strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht und stapfte die Treppe herunter. Die Küche war völlig unaufgeräumt, Chaos. Er tat nur das Notwendige. Aufräumen und Spülen gehörte nicht dazu. Es gab keine saubere Tasse mehr, also spülte er eine nur mit klarem Wasser. Es war drei Uhr nachts. Zitternd füllte er das Kaffeemehl in den Filter und stellte die Kaffeemaschine an.

      Langsam trank er seinen Kaffee. Er fühlte sich besser. Der Traum verblasste.

      Mit dem Kaffee in der Linken zog er sich den nächsten Küchenstuhl heran. Sein Blick fiel auf die Zeitung, die aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Ein bestimmter Artikel ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste, was dort stand. Er hatte ihn bereits zigmal gelesen. Kaffeeflecken zeugten davon. Der Artikel war sogar rot umrandet. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er erneut auf das Blatt.

      Auf einer Weide in der Nähe waren mehrere Schafe verletzt worden, ein Schafbock wurde getötet und an einem Bach ausgeweidet. Danach aufgehangen und zur Schau gestellt. Die Polizei suchte nach einem Mann mit einem Blaumann, der von Zeugen in der Nähe des Tatortes blutverschmiert gesehen worden war.

      Wieso geht da keiner hin, fragte er sich. Wieso hilft niemand den Tieren?

      Wieso?