Wenn wir 1918 .... Walter Muller

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Название Wenn wir 1918 ...
Автор произведения Walter Muller
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783966512022



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zu unterbreiten. Diesem Angebot werden wir Nachdruck verleihen durch eine Proklamation an die Ententetruppen, in der wir die Gründung des Bundes der Sozialistischen Rätestaaten bekannt geben und worin wir sie auffordern, sich unserer Bewegung anzuschließen. Wir werden ihnen mitteilen, dass wir nochmals um Waffenstillstand ersucht haben. Wir werden sie auffordern, sich jeder Beschießung friedlicher deutscher Städte zu widersetzen. An die Inder, Marokkaner und Neger in den Reihen der Ententetruppen ergehen besondere Aufrufe. Bevor ich die Aussprache über diesen Punkt eröffne, verlese ich einige inzwischen eingelaufene Telegramme. Murmansk heute nacht, Uleaborg in frühen Morgenstunden eingenommen. Rote Nordtruppen begrüßen Zentralrat des B.d.S.R.S. Es lebe die proletarische Revolution.

      Soldatenrat Nordfront

      Wir protestieren gegen Ententeeinmarsch und gegen kampflose Aufgabe der Neutralität. Unsere Sympathie gehört der roten Staatenunion.

      Opposition der Sozialdemokratischen Partei Hollands Englische Truppen in Eiderstedt gelandet. Marschieren eideraufwärts. Arbeiterrat Husum

      Rote Arbeiterwehr von Hamburg-Altona-Wandsbek und Harburg ist mit roten Soldaten und Matrosen ausgerückt, um von Engländern besetzte Schleuse in Brunsbüttelkoog wieder zu erobern. Zentralrat Hamburg

      Und nun eine gute, eine unerwartet gute Nachricht!

      Hört, Genossen:

      Als die Niederlage der französischen Landungstruppen in Russland und Rumänien bekannt wurde, proklamierte der Arbeiter- und Soldatenrat von Konstantinopel vorgestern abend die Räterepublik. Deutsche, türkische und einzelne französische und englische Deserteure, sowie türkische Arbeiter und Bauern bildeten eine Rote Garde. Ganz Konstantinopel jubelte. Ententetruppen verhielten sich zunächst neutral. Dann erhielten sie Befehl, gegen die Revolution vorzugehen. Ein Teil meuterte sofort, ein Teil wurde gefangen genommen, der Rest auf die Schiffe zurückgetrieben. An Bord der Schiffe meuterten die Matrosen. Die Offiziere wurden gefangen genommen. Die roten Soldaten und Matrosen kamen wieder an Land. Gestern abend erschien die französische Schwarzmeerflotte vor dem Bosporus und verlangte freie Durchfahrt. Wurde verweigert. Darauf zog sich die Flotte wieder zurück. Heute früh ist sie wiedergekommen und unter roten Fahnen im Hafen von Konstantinopel eingelaufen. Die Genossen Marty und Badina, die Vertreter der roten Matrosen und Offiziere, sprechen augenblicklich in einer Massenversammlung über die Ereignisse an Bord. Es lebe der Bund der Sozialistischen Rätestaaten!

      Der internationale Soldatenrat von Konstantinopel (Minutenlang stürmischer Beifall.)

      Genossen, wir freuen uns über diese gute Nachricht. Aber wir müssen uns hüten, uns allzu großen Illusionen hinzugeben. Wir werden den Sieg erringen, aber wir werden ihn erringen müssen unter ungeheuren Opfern und Anstrengungen. Im Osten werden wir unaufhaltsam fortschreiten. Im Westen aber haben wir noch manche Nuss zu knacken. Die Genossen der französischen Schwarzmeerflotte haben den ersten Schritt getan: sie haben sich geweigert, gegen die Revolution zu kämpfen. Sie müssen jetzt auch den zweiten Schritt tun: sie müssen lernen, für die Revolution zu kämpfen. Wir beglückwünschen die Genossen in Konstantinopel zu ihren Erfolgen und fordern sie auf, den Kampf sofort weiterzutragen. Adrianopel und die Halbinsel Gallipoli sind sofort zu besetzen. Die Dardanellen müssen gegen alle Angriffe verteidigt werden. Es ist schnellstens eine rote Armee zu bilden, die auf Sliven Burgas vorstoßen soll, mit dem Ziel, sich mit unserer Schwarzmeer- und Donauarmee zu vereinigen. Nach eben eingelaufenen Telegrammen sind die Orte Köln, Koblenz und Karlsruhe von feindlichen Fliegern mit Bomben belegt worden. Fliegerangriffe auf Düsseldorf, Mainz, Frankfurt und Mannheim sind von unseren Fliegerstaffeln abgewehrt worden. Unsere Fluggeschwader haben im Kampf gegen die Übermacht große Verluste erlitten, aber auch beachtenswerte Erfolge erzielt. Außer den abgeschossenen gegnerischen Flugzeugen sind 34 französische Flugzeuge gezwungen worden, auf rechtsrheinischem Gebiet niederzugehen. 13 französische und englische Flieger sind freiwillig rechts des Rheins gelandet, weil sie die Fortsetzung des Kampfes unter den obwaltenden Umständen nicht gutheißen. Einige haben sich sogar bereit erklärt, aktiv auf Seite der Revolution weiterzukämpfen.

      Der deutsche Rat der Volksbeauftragten hat in einem Funkspruch an das Interalliierte Hauptquartier und in einem Aufruf an die Ententetruppen folgende Erklärung abgegeben : Wir haben uns freiwillig verpflichtet, die im imperialistischen Kriege zerstörten nordfranzösischen und belgischen Gebiete wieder aufzubauen. Wir sehen uns aber außerstande, dieses Versprechen weiter aufrechtzuerhalten, wenn in völlig sinnloser Weise deutsche Städte zerstört und ihre friedlichen Bewohner getötet werden. Wir sind nach wie vor bereit, Frieden zu schließen, verlangen aber sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen."

      Das Wort erhält der Delegierte Frankreichs.

      „Genossen, ich stehe vor euch in einer sehr schweren Situation. Ihr dürft nichts Unmögliches von uns verlangen. Wir sind noch nicht so weit, um zum bewaffneten Aufstand schreiten zu können. Aber wir bereiten ihn vor. Die Regierung hat gedroht, die ,Humanite' zu verbieten und die Parteileitung in den Anklagezustand zu versetzen, wenn wir unsere Friedenspropaganda nicht einstellen. Wir haben eine Adresse folgenden Inhalts an die republikanische Regierung gerichtet:

      Die französischen Sozialisten haben sich während des ganzen Krieges restlos für die Landesverteidigung eingesetzt. Frankreich ist jetzt frei vom Feinde. Der Friede ist gesichert, der Kaiser geflohen. Weshalb wird jetzt der Krieg wieder aufgenommen? Wir sind bereit, aus Sicherheitsgründen auch noch die Besetzung des linken Rheinufers gutzuheißen. Wir sind aber nicht bereit, den Krieg weiter zu unterstützen, wenn er auch in rechtsrheinisches Gebiet vorgetragen werden soll. Wir fordern die Kameraden in der Armee auf, sich an Angriffen gegen das rechtsrheinische Ufer auf keinen Fall zu beteiligen. Genossen! Soeben wird mir folgende Meldung übergeben: Starke französische Truppenmassen überschritten nach heftiger Feuervorbereitung den Rhein bei Straßburg. Die deutschen Truppen ziehen sich kämpfend auf den Schwarzwald zurück. Ein Angriff auf Kehl ist abgeschlagen worden. Von Karlsruhe und Rastatt aus ist ein Vorstoß in die linke Flanke der französischen Truppen im Gange.

      Roter Soldatenrat der 28. Inf.-Div.

      Das ist schlimm, Genossen, aber das bedeutet: Bürgerkrieg in Frankreich. Er wird damit enden, dass auch Frankreich sich dem Bunde der Sozialistischen Rätestaaten anschließt. Vorläufig ist es noch nicht so weit, Genossen. Ich bin dafür, dass ihr den Plan des Genossen Lenin annehmt. Je tiefer die französischen Truppen in Deutschland eindringen, je mehr sie mit der revolutionären Bevölkerung in Fühlung kommen, desto eher werden sie einsehen, dass sie nicht mehr für Frankreich, sondern für den Kapitalismus kämpfen. Desto eher wird unsere Arbeit von Erfolg gekrönt sein." Lenin (8 Uhr abends): Es ist beschlossen worden, folgende Hauptverteidigungslinie auszubauen: Nordsee, Weser, Werra, Böhmerwald, Linz, Graz, Mur, Drau, Donau. Die Rheinlinie wird noch 10 Tage gehalten. In der Zwischenzeit wird das ganze Gebiet westlich unserer Hauptverteidigungslinie geräumt von allen Truppen, von allem rollenden Eisenbahn- und Beförderungsmaterial, von allem Kriegsmaterial, unter Mitnahme von möglichst großen Proviantvorräten.

      In Holland rücken die Ententetruppen in Eilmärschen nordwärts vor und haben die Maas überschritten. Die in Nordholland einrückenden ersten Abteilungen der Roten Armee stießen zuerst auf Widerstand, der aber rasch zusammenbrach. In einigen Fällen weigerte sich holländisches Militär, gegen Rotarmisten zu kämpfen, mit der Begründung, dass die Regierung ihre Neutralität auch gegen die Ententetruppen nicht verteidige.

      Vom Interalliierten Hauptquartier ist folgende Antwort auf unser Waffenstillstandsangebot eingelaufen: Alle Geschütze, Gewehre und alle Munition sowie alle Flugzeuge und Kriegsschiffe sind sofort abzuliefern. Alle Truppen, die sich am Kampf in der Linie Aachen—Bonn beteiligt haben, sind auf linksrheinischem Gebiet zu internieren. An Beförderungsmaterial ist das Doppelte der im ersten Waffenstillstandsabkommen festgesetzten Mengen abzuliefern. Wenn diese Forderungen nicht innerhalb 24 Stunden angenommen werden, erkennen wir den Rat der Volksbeauftragten nicht mehr als rechtmäßige deutsche Regierung an. Wir verhandeln dann nur noch mit der in Holland gebildeten neuen deutschen Regierung, die sich bereits zur Annahme dieser Bedingungen bereit erklärt hat. Genossen! Es ist natürlich gar nicht daran zu denken, dass wir diese Bedingungen annehmen. Mag die Entente die neue Regierung in Amerongen anerkennen! Das kann uns nur recht sein. Der frühere Kronprinz hat, aus Wieringen zurückgeholt, den Vorsitz