Название | tali dignus amico |
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Автор произведения | Vicente Flores Militello |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Classica Monacensia |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823301752 |
Zwar hat Damon Recht, wenn sie bezüglich schmarotzerischer Figuren in der römischen Literatur Folgendes bemerkt:
The plight of the parasite reflects a system in which the initiative for the relationship comes more from below than from above. Such a situation promotes parasitical behaviour: obsequiousness to the point of servility, toleration of insult and injury, and so on.9
Doch diese Bemerkung lässt sich meiner Ansicht nach mit Plautus’ Darstellung des cliens quidam in den Menaechmi kaum verbinden.10 Zwar kommt bei Juvenal das Wort parasitus in Szenen, in denen aber auch Essen eine wichtige Rolle spielt, in Verbindung zu den schmarotzerhaften clientes oft vor als wären diese eine grobe Karikatur des Komödientypus.11 Solche Figuren werden auch (wenn auch nicht namentlich) bei Martial eine bedeutende Rolle spielen,12 da Parasiten in der satirischen Dichtung der Kaiserzeit eine Denkfigur darstellen können, die dazu eingesetzt wird, die Störung des idealen Gleichgewichts in der römischen Institution der clientela zu signalisieren. Doch ein solches Element ist m.E. noch nicht bei Plautus (und vor allem nicht in den Menaechmi) festzustellen, wo auf der einen Seite der griechische Typus des parasitus erst in die römische Literaturwelt eingepasst wird und auf der anderen Seite die römischen Alltagselemente zum ersten Mal literarisch zum Ausdruck gebracht werden.13
Für die Komödie ist die genretypische Figur des parasitus strukturell wichtig: Die Intrigenhandlung und die Verwechslungskomödie wird durch sein Eingreifen vorangetrieben.14 Zur Charakterisierung der Person des Menaechmus wird der Parasit eingesetzt, weil er ein enger Vertrauter ist und Menaechmus ihm gegenüber alles, was er denkt und plant, offen und ohne Zurückhaltung ausspricht. Und dies hat mit dem Typus des cliens quidam kaum etwas zu tun, der eher dazu da ist, Alltagselemente der römischen Gesellschaft in die Adaption der griechischen Komödie einzubringen, um Nähe zum römischen Publikum herzustellen und den Humoreffekt zu steigern.15
Resümee und Ausblick
Offensichtlich wird also bei Plautus die patronus-cliens-Problematik zum ersten Mal literarisch für uns greifbar und zwar über das Motiv der rechtlichen Pflichten, welche der Patron gegenüber seinen Klienten zu erfüllen hatte sowie v.a. über die (unangenehmen) Folgen solcher Verpflichtungen. Wie es von der Gattung Komödie zu erwarten ist, handelt es sich um eine amüsante Darbietung des Diskurses, was sowohl sprachlich als auch inhaltlich deutlich wird: Menaechmus fühlt sich falsch behandelt, ist aber jeweils selbst schuld an seiner Situation, da er als patronus selbst zugibt, aus Gier viele clientes haben zu wollen. Im Mittelpunkt der humorvollen Darlegung steht also neben der Figur des malus cliens auch diejenige des gierigen Patrons. Dies hat mit der Figur des Parasiten Peniculus nichts zu tun, wo genretypische Merkmale zur Schau gestellt werden: Schmeichelei und Gefräßigkeit, und seine Rolle als Vertrauensfigur des Menaechmus, die für den Plot der Komödie notwendig ist.
Sowohl zwischen Parasiten und Herren als auch zwischen Klienten und Patronen besteht zweifelsohne ein Abhängigkeitsverhältnis. Dass bei einer negativen Darstellung beider Verhältnisse folglich Unterwürfigkeit, Demütigung und Schmeichelei miteinbezogen werden, wie Damon und Ganter richtig bemerken, ist zwar klar. Trotzdem sind die Verhältnisse unterschiedlich. Denn zwar dient der Typus des Parasiten in der Literatur offenbar als Karikatur menschlichen Verhaltens; die Verbindung zu seinem Hauptmerkmal ist aber immer präsent: die Gier auf Essen. Diese besteht zu einem gewissen Grade auch in der römischen Satire, wo die Parallelisierung zwischen clientes und parasiti gelegentlich dem Leser nahegelegt wird. Man denke dabei an den mane cliens et iam certus conviva in Horaz epist. 1,7,75, an den Vergleich mit dem schmeichelnden scurra in epist. 1,18, oder schließlich an Trebius’ Demütigungen bei Virros cena in Juvenals 5. Satire. Dass in der (ja viel früheren) römischen Komödie allerdings eine explizite Differenzierung vorgenommen wird, ist m.E. zu betonen.Horazepist. 1,7,75Horazepist. 1,18Juvenal5
3) Horaz: Selbstinszenierung und allgemeine Warnung. Entwicklung der Perspektive
Nach der plautinischen Darstellung der Problematik zwischen patroni und clientes in den Menaechmi findet der Leser in der römischen Dichtung so deutlich erst wieder bei Horaz eine zwar auf Humor zielende, doch aussagestarke Inszenierung solcher Spannungen vor.
Die Thematik des patronus-cliens-Verhältnisses wird von Horaz ausdrücklich dargestellt, allerdings geschieht dies auf eine derart vielschichtige und individuell gestaltete Weise, dass der Leser mit Vorsicht vorgehen muss: Einerseits spricht der Dichter als der Dichter selbst über sein Verhältnis zu Maecenas als Gönner und Freund, was in manchen Aspekten Parallelen zum Verhältnis zwischen Patronen und (Dichter-)Klienten1 aufweist. Andererseits aber äußert er sich gleichzeitig als externer Beobachter allgemein über das patronus-cliens-Verhältnis. Dabei scheint er anhand von Ironie und eines ethischen Diskurses an die sozialen Hierarchien und menschlichen Werte zu appellieren. Denn in beiden Fällen werden positive und negative Aspekte betont. Zwar sei dieses Verhältnis gewinnbringend, falls es v.a. von der klientelären Seite sinnvoll genutzt werde, doch könne es auch die innere Freiheit einschränken. Gleichzeitig werde das Problem durch die condicio humana relativiert, denn der Tod stelle die endgültige Nivellierung alles Menschlichen dar. Dies ist v.a. an die patronale Seite gerichtet, die öfter dazu neigt, dem Klienten aus Geiz Unrecht zu tun. Dabei stehen topische Kontrastierungen von Landruhe und Stadthektik, Bescheidenheit und Luxus sowie von Freiheit bedeutender Freundschaft und zeitraubenden, doch unausweichlichen Pflichten im Mittelpunkt des Diskurses.
Bei Horaz lassen sich drei unterschiedliche Darstellungen des patronus-cliens-Diskurses beobachten: i) Einerseits inszeniert das satirische Ich die eigene Beziehung zu Maecenas aus einer persönlichen Perspektive (v.a. Satiren 1,5; 6; 9 sowie 2,6). Doch darin ist die Grenze zwischen Freundschaft und Klientel sowie zwischen Klientel und amtlichen Pflichten keinesfalls klar, so dass der Horaz-Sprecher dies explizit als problematisch thematisiert:
1) Zwar inszeniert sich Horaz in den Satiren als treuester amicus des Maecenas. Gleichzeitig gibt er aber an, ihm sei bewusst, dass er vom volgus als dessen bloßer Klient (vgl. convictor, sat. 1,6,47) betrachtet werde. Dabei betont er allerdings die auf inneren Werten und ehrlichen Affekten basierende amicitia zwischen ihm, seinen Kollegen (wie Vergil) und seinem Gönner Maecenas. 2) Dies wird mit dem unehrlichen und übertrieben zielstrebigen Charakter anderer Figuren kontrastiert, die gerne so ein Verhältnis eingehen würden, die moralische Disposition dafür aber nicht besitzen, wie der sog. Schwätzer in sat. 1,9. 3) Dennoch betont das satirische Ich auch die problematischen Aspekte des Verhältnisses, vor allem in Bezug auf die officia, die es bei Maecenas zu erledigen hat (selbst wenn sie nicht unbedingt mit denjenigen eines Klienten gleichzusetzen sind) und die ihm zeitraubend und anstrengend werden. Dies wird aus einer Lektüre von sat. 2,6 ersichtlich, wo die aliena negotia centum, die Horaz bei Maecenas bedrücken, beschrieben werden. Das wird dem Leser durch ein Fabelbeispiel über die Landruhe, nach der Horaz