Frau Kaiser und der Dämon. Ulla Garden

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Название Frau Kaiser und der Dämon
Автор произведения Ulla Garden
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991078791



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das nächste Semester einen Vertrag als Gastdozent an der Uni, aber leider nur eine Vorlesung pro Monat. Und in den letzten Wochen habe ich auch einige Artikel für Fachzeitschriften verfasst, das bringt auch ein paar Euro ein. Aber ohne vernünftigen Job, und vor allem ohne den Verdienst von Lene, würde das Geld natürlich hinten und vorne nicht reichen“, bestätigte er. „Es sind ja noch zwei Monate, da wird sich schon was finden“, versuchte er, optimistisch zu klingen.

      In den nächsten Tagen änderte sich am Zustand von Leni nichts. Sie wurde zwar intensiv betreut und von einer Physiotherapeutin und einem Ergotherapeuten behandelt, aber ohne erkennbaren Erfolg. Was Johannes besonders mitnahm, war die Tatsache, dass sie gewindelt werden musste wie ein Baby.

      Er hatte von zu Hause das Öl mitgebracht, das Sarah Leni gegen das Auftreten von Schwangerschaftsstreifen empfohlen hatte. Liebevoll ölte er täglich, so wie er es in den vergangenen Monaten immer getan hatte, ihren Bauch, ihre Brüste und ihre Oberschenkel und, soweit es möglich war, ihren Po damit ein und hoffte, dass sie es spürte.

      „Na, wie geht es unserem Dornröschen heute?“, fragte der junge Pfleger, der das Krankenzimmer betrat. Johannes zuckte die Schultern und murmelte: „Unverändert.“ Als der junge Mann anfangen wollte, Leni zu waschen und die Windeln zu wechseln, bat Johannes ihn, das zu unterlassen.

      „Aber warum denn? Das ist doch mein Job“, meinte der Pfleger verblüfft.

      „Weil ich meine Frau kenne und ich weiß, dass es ihr furchtbar unangenehm wäre, wenn Sie das machen. Sie ist nun mal sehr schamhaft. Haben Sie denn kein weibliches Personal?“, fragte er. „Selbst in diesem Zustand sollte man ihr doch ihre Intimsphäre bewahren. Holen Sie bitte eine Kollegin“, forderte er dann mit Bestimmtheit in der Stimme.

      Der Pfleger ging schulterzuckend aus dem Zimmer und Johannes hatte das Gefühl, dass Leni ihm hinterhergeschaut hatte. Auch wenn der junge Pfleger nicht mehr zur Körperpflege von Leni eingesetzt wurde, sollte ihr der Name Dornröschen erhalten bleiben.

      Einige Zeit später kam dann tatsächlich eine Pflegerin und versorgte Leni. Johannes machte sie auf seine Beobachtung aufmerksam und sie bat ihn, doch mal ein paar Schritte zur Tür zu machen, wobei sie feststellte, dass Leni tatsächlich versuchte, ihm mit den Augen zu folgen.

      „Das ist gut, es scheint, dass sie in die nächste Phase gekommen ist. Ich werde gleich die Ärzte informieren“, meinte sie aufmunternd zu Johannes. Der schaute zwar noch etwas ungläubig, freute sich aber doch über diesen minimalen Fortschritt.

      Als später die Physiotherapeutin kam, stellte sie Leni unter Mithilfe von Johannes auf die Füße.

      „Halten Sie sie gut fest“, ermahnte die Therapeutin ihn.

      „Hallo, Frau Kaiser“, flüsterte Johannes seiner Lene ins Ohr, „hör mal die Musik, du hast doch so ein gutes Rhythmusgefühl.“ „Komm, wir tanzen jetzt“, flüsterte er weiter und wiegte sie ganz sachte im Rhythmus der Musik.

      „Ja, das ist sehr gut, machen Sie weiter“, ermunterte ihn die Therapeutin. „Ich glaube, sie versucht, die Arme zu heben“. Sie legte Lenis Arme um Johannes, der so gerührt war, dass ihm Tränen in die Augen traten.

      Nach einigen Minuten legten sie Leni wieder ins Bett, der das aber gar nicht zu gefallen schien. Sie bewegte unkoordiniert ihre Arme und drehte den Kopf hin und her. Johannes beugte sich zu ihr. „Na, mein Schätz-chen, hat dir das gefallen?“, sagte er leise und lächelte sie an. Sie sah ihn groß an und er hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. „Das machen wir jetzt öfters“, versprach er ihr und streichelte sanft ihre Wange. Als die Therapeutin gegangen war, setzte er sich wieder an das Bett seiner Frau und hing seinen Gedanken nach. Da die Ärzte ihm gesagt hatten, dass er so viel wie möglich mit ihr reden sollte, sprach er, entgegen seiner Gewohnheit, seine Gedanken leise aus:

      „Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben? Damals auf der Baustelle, als ich euch das Leben so schwer gemacht habe? Ich fand das so süß, wie du mich trotzig angeschaut hast mit deinen schönen grünen Augen und mir gesagt hast, dass ich als Kunde zwar der König, du aber die Kaiserin bist“, begann er seinen Monolog. „Du hast keinen Zweifel daran gelassen, dass ich von nichts eine Ahnung habe und du hattest verdammt Recht damit“, fuhr er mit einem kleinen Lächeln fort. „Die Visitenkarte, die du mir damals gegeben hast, habe ich immer noch.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Und ich Idiot habe nicht erkannt, dass das junge Mädchen, das in meine Nachbarwohnung eingezogen war, dieselbe Person ist. Du hast mir aber auch keine Gelegenheit gegeben, dir in die Augen zu schauen, dann hätte ich es sicher gemerkt. Diese strahlenden grünen Augen und die süßen Sommersprossen über den Wangen sind ganz bestimmt einmalig.“ Er schaute ihr ins Gesicht und streichelte sanft ihre Wange. „Du weißt ja, ich mag chic gekleidete Frauen“, fuhr er dann mit seinem Monolog fort. „Junge Mädchen und dazu noch im Schlabberlook, in dem ich dich auf dem Balkon oder im Treppenhaus öfters mal gehen habe, das ist nun wirklich nicht meine Kragenweite und deshalb habe ich dich auch gar nicht weiter beachtet. Und außerdem hatte ich den Eindruck, dass du was gegen mich hast und mir aus dem Weg gehst.“ Wieder machte er eine kurze Pause und beobachtete, ob sie irgendeine Reaktion zeigte. Sie sah ihn mit großen Augen an und er redete leise weiter: „Tja, und als deine Freundin uns dann zu deiner Geburtstagsparty eingeladen hatte, da musste Max mich schon mit Gewalt zu dir rüberziehen. Freiwillig wäre ich wirklich nicht gekommen. Aber meinem lieben Bruder hast du auf Anhieb gefallen und ich wollte nicht, dass er was Dummes anstellt, deshalb bin ich dann doch mitgegangen. Und du hast es dir nicht nehmen lassen, mich so richtig vorzuführen, du kleine Hexe, du“, fuhr er fort und streichelte ihre Hand. „So blamiert habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht wie an diesem Abend. Du hättest dich ja wirklich mal früher zu erkennen geben können“, flüsterte er vorwurfsvoll. „Für Max war das natürlich ein gefundenes Fressen. Zuerst mache ich der Architektin das Leben schwer und dann erkenne ich sie nicht wieder.“ Er lachte leise. „Ich glaube, das hab ich wohl verdient und zugegeben, deine Wohnung ist wirklich viel schöner geworden als meine. Obwohl du mich mit deiner Hartnäckigkeit wohl noch vor dem Schlimmsten bewahrt hast. Ich wollte es halt einfach nur zweckmäßig haben, ohne viel Schnickschnack. Und als ich erfahren habe, dass du noch gar nicht ganz fertig warst mit dem Studium, sondern dass deine Wohnung ein Teil deiner Masterarbeit war, da war ich ziemlich beeindruckt. Du hast echt was drauf, mein Schätz-chen“, lobte er seine Frau. „Nachdem ich nun wusste, wer du warst und mir auch dein Bruder noch so einiges über dich erzählt hatte, wollte ich es nicht zulassen, dass der aufreißerische Max dir zu nahe kommt. Ihr habt fast den ganzen Abend miteinander geflirtet und getanzt. Aber dass du keine Frau für einen One-Night-Stand bist, das hat sogar Max erkannt.“ Er machte eine kurze Pause, küsste sie sanft auf die Lippen und redete weiter: „Und dann hab ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und dich zum Tanzen aufgefordert. Du hast so was von distanziert und kühl zugesagt, dass mir angst und bange wurde und ich fast einen Rückzieher gemacht hätte“, wieder lachte er leise und streichelte sie. „Aber was ist dann passiert, meine liebe Frau Kaiser? Dein Blick sagte mehr als tausend Worte und ich war total überrumpelt von dem, was da in den nächsten Minuten mit uns passiert ist.“ Er schwieg für einen Moment. „Und trotzdem habe ich dich zurückgewiesen“, er schüttelte leicht den Kopf. „Was ich dir gesagt habe, stimmte schon, ich hatte kurz zuvor meine Familie durch einen Unfall verloren und um den Kleinen habe ich wirklich sehr getrauert. Deshalb haben mich wohl meine plötzlichen Gefühle so verunsichert. Aber warum ich es nicht geschafft habe, über meinen Schatten zu springen und mich stattdessen mit Jessica eingelassen habe, verstehe ich bis heute nicht.“ Er zuckte die Schultern. „Ich konnte es kaum ertragen, wie du mit Max geflirtet hast, wenn wir drei uns getroffen haben, aber trotzdem war ich irgendwie gehemmt. Vielleicht hatte ich damals schon Angst, dir weh zu tun? Lene, Schätz-chen, ich weiß echt nicht, was in mich gefahren ist“, er schüttelte betrübt den Kopf. „Ich hoffe wirklich sehr, dass der Therapeut mir helfen kann. So etwas darf nie wieder passieren. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren. Ich liebe dich so sehr.“ Ihm traten Tränen in die Augen und er war erleichtert, als wenige Minuten später seine Mutter kam, um ihn am Bett abzulösen. Er berichtete ihr von Lenis Fortschritten und dass sie beide „getanzt“ hätten und ging, nachdem er sich liebevoll von Leni verabschiedet hatte, zum Ausgang und ließ sich wie jeden Tag von Max nach Hause fahren. Auch dem