Название | Die Suche nach Tony Veitch |
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Автор произведения | William McIlvanney |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956140365 |
»Ja. Man lernt, niemandem zu vertrauen. Gibt Leute, die massieren dir die Fresse mit ner Flex, schneller als du gucken kannst. Die Welt ist ein Schlachtfeld.«
»Das Trinkgeld ist ja auf der Uhr schon drauf«, sagte Laidlaw, als er bezahlte.
Harkness merkte, dass Laidlaw recht hatte. Mit seinem Gerede hatte er sie abgelenkt und war eine unnötig umständliche Strecke gefahren. Der Mann sah Laidlaw an, als überlege er, sich mit ihm zu duellieren.
Er schaltete sein Taxischild ein und fuhr los. Harkness stellte sich vor, dass er wie ein manischer Radiomoderator auf Rädern durch Glasgow fuhr, Radio Armageddon, die Taxiuhr tickte wie eine Zeitbombe.
»Wir bringen das hier ins Labor«, sagte Laidlaw und lachte plötzlich.
Er zeigte hilflos auf das davonrauschende Taxi und schüttelte den Kopf. Harkness nickte, krümmte sich.
»Was war das denn?«, brachte Harkness gerade so mit Mühe noch heraus.
»Wie eine Fahrt im Taxi über die Niagarafälle.«
»Ich frage mich, was in Blackhill los war?«, sagte Harkness.
10
DER »TOP SPOT« WAR im selben Gebäude untergebracht wie das Theatre Royal und hatte sich seit der Übernahme des Theaters durch die Scottish Opera verändert. Durch die nach wie vor bestehende Nähe zum neuen Haus von Scottish Television kam immer noch sehr viel Kundschaft von dort. Bob Lilley ging an der Bar vorbei nach unten, die gewölbten Kellernischen und mit Löwenbräuwappen geschmückten Bierfassdeckel an den Wänden wirkten wie Kulissen der Operette The Student Prince.
In der Lounge war angenehm viel los. Er entdeckte Laidlaw und Brian Harkness an einem der Tische. Harkness sagte etwas, womit Laidlaw augenscheinlich nicht einverstanden war. Als Bob sich vor ihnen aufbaute, wartete Laidlaw ein paar Minuten und fragte dann: »Was muss man tun, um hier ein Getränk zu bekommen? Sich schminken?«
Harkness und Laidlaw hatten erneut über die Autopsie gesprochen, der Laidlaw am Vormittag beigewohnt hatte. Harkness war froh, dass Bob gekommen war.
Als Laidlaw an der Bar wartete, schüttelte Harkness den Kopf. Bob setzte sich und schaute zu Laidlaw rüber. Er sah einen großen, gut aussehenden Mann, der nicht wie ein Polizist wirkte, auch nicht wie vierzig, er betrachtete die kopfüber hinter dem Tresen hängenden Flaschen, als könne er sein Schicksal daran ablesen. Laidlaws intensive Gedankenverlorenheit war Bob so vertraut, dass er sich fragte, weshalb Harkness sie beunruhigend fand.
»Jack hat keine fixen Ideen«, sagte Harkness, »das sind schon Wahnvorstellungen.«
Bob teilte sich ein Büro mit Laidlaw und stand ihm näher als alle anderen, abgesehen vielleicht von Harkness, wobei sich Harkness selbst in diesem Punkt nicht so sicher war. Er kannte Laidlaw jetzt seit ungefähr einem Jahr und fand ihn im Umgang immer noch unberechenbar, jede beiläufige Bemerkung konnte erstaunliche Entgegnungen provozieren. Er war ähnlich undurchsichtig wie der Louisiana Purchase. Gegenüber den Kollegen beim Crime Squad hatte sich Bob selbst zu Laidlaws Verteidiger erkoren, wobei ihm diese Funktion manchmal wie ein Vollzeitjob vorkam.
»Was ist los?«, fragte Bob.
»Fruchtlose Tage liegen hinter uns. Ich denke, das ist es. Jack glaubt, er kann herausfinden, wer Eck Adamson auf dem Gewissen hat.«
»Wurde Eck denn ermordet?«
»Jack ist davon überzeugt.«
»Wie?«
»Das musst du ihn fragen. Wäre ja gut und schön, wenn er die Augen offen halten und hoffen würde, dass sich was ergibt. Aber das genügt ihm nicht. Ich merke, dass ihm der Fall zur Obsession wird. Und es ist hoffnunglos, oder? Als stünde man im Schneesturm und würde rufen: ›Siehst du die Flocke da hinten am Ende der Straße. Geh und hol sie dir.‹ Es ist aussichtslos. Und du weißt ja, wie Jack ist, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Auch wenn’s ein sinnloses Unterfangen ist. Man kann ihn ebenso wenig ignorieren wie einen singenden Aufmarsch der Heilsarmee. Alle werden die Köpfe schütteln.«
»Inzwischen sollten sie sich an ihn gewöhnt haben.«
»Wer gewöhnt sich schon an Jack? Du weißt, was ich meine. Ich mag ihn. Ich wünschte nur, jemand würde ihm einen Laster voll Valium zu Weihnachten schenken.«
Laidlaw brachte Harkness’ Lager, einen Whisky für Bob und nahm einen Schluck von seinem Soda and Lime. Bob beschloss Harkness zu helfen.
»Wurde Eck ermordet?«, fragte Bob.
Laidlaw nickte.
»Lungenfibrose. Verdacht auf Paraquat-Vergiftung.«
»Paraquat? Ach, komm«, sagte Bob. »Wie kommst du dann auf Mord? Eck hat nicht mal vor Pferdepisse haltgemacht, wenn er Durst hatte. Der war wählerisch wie ein öffentliches Pissoir. Hat getrunken, was ihm in die Quere kam. Fertig. Wieso willst du behaupten, dass es Mord war?«
»Er hat so eine Bemerkung gemacht.«
»Jack! Du hast Eck doch gekannt. Pat the Liar ist George Washington dagegen. Das darf nicht dein Ernst sein. Du kannst solchen Bemerkungen kein Gewicht beimessen.«
»Doch, ich denke schon. Er hat gesagt: ›Der Wein, den der mir gegeben hat, das war gar keiner.‹ Ich glaube, jemand hat ihm Unkrautvernichter untergejubelt.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Bob. »Konnte Paraquat nachgewiesen werden?«
»Nein, das ist nicht mehr nachweisbar. Die eigentliche Vergiftung war wohl schon eine ganze Weile her. Der Stoff verursacht proliferative Veränderungen.«
»Und was heißt das?«, fragte Harkness.
»Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, auch wenn die Substanz nicht mehr nachweisbar ist, verschlimmern sich trotzdem die verursachten Schäden. Und diese weisen auf Paraquat hin. Kein schöner Tod.«
»Hast du ihn gesehen?«
Laidlaw nickte.
»Na gut, Jack«, sagte Bob. »Dann ging’s ihm also schlecht. Er tut dir leid, aber Mitleid ist kein Ersatz für gesunden Menschenverstand. Reiß dich zusammen, bitte. Du musst lernen, dich zufriedenzugeben mit dem, was du tun kannst.«
»Gut, Bob«, sagte Laidlaw. »Ich glaube, ich hab mir von Brian schon genug gute Ratschläge aus dem Police College anhören müssen. Meinst du, das weiß ich nicht? Wenn du das perfekte Verbrechen begehen willst, ein Verbrechen um des Verbrechens willen, wie gehst du vor? Du bringst einen Penner um. Hab ich recht? Und zwar aus zwei Gründen: Keiner schert sich um ihn. Gleichgültigkeit brandet dir entgegen. Und du versuchst dagegen anzuschwimmen. Zweitens: Um ein Verbrechen aufzuklären, musst du mit den Nachbarn, den Angehörigen und den Freunden sprechen. Was hat ein Penner schon für Freunde? Höchstens andere Penner. Den telefonischen Nachrichtendienst könnte man besser ins Kreuzverhör nehmen. Nachbarn? Die Tauben im Park. Angehörige? Wenn sie nicht schon ins östliche Nekropolis gezogen sind, halten sie sich bedeckt. Darauf kannst du dich verlassen. Wie ist das abgelaufen? Wer weiß das schon? So nachvollziehbar wie die Flugbahn eines Pin-Ball. Und immer hat man das Gefühl, dass es nur zum Spaß geschehen ist. Jemand wollte eine Mücke zerquetschen. Als würde man kreuz und quer über die Hope Street laufen und mitten auf der Straße eine Fliege mit ausgerissenen Flügeln finden. Wird jemand versuchen, den Täter aufzuspüren? Ich weiß, Bob. Ich weiß.«
»Wieso zum Teufel nimmst du’s nicht einfach mal so hin?«
»Und warum nimmst du’s hin? Ich weiß nicht, was du von deinem Job hältst. Aber ich fühl mich damit so wohl wie im Büßerhemd. Schön, ich mache meine Arbeit. Weil ich manchmal das Gefühl habe, dass sie wichtig ist. Aber nicht, wenn ich einfach nur als besserer Straßenkehrer unterwegs bin. Barlinnie vollstopfe wie einen Müllcontainer. Man muss doch auch mal was anderes machen als immer nur Steuergelder verbraten. Ich will was zurückgeben. Wenn ich nicht mehr tun kann, als im Auftrag des Establishments den Deckel draufzuhalten, dann scheiß drauf. Ich kündige. Aber ich glaube, dass man mehr machen