Die Seele im Unterzucker. Mica Scholten

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Название Die Seele im Unterzucker
Автор произведения Mica Scholten
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991072393



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      © 2021 novum publishing

      ISBN Printausgabe: 978-3-99107-238-6

      ISBN e-book: 978-3-99107-239-3

      Lektorat: Mag. Eva Zahnt

      Umschlagfoto: www.pixabay.com

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

      Innenabbildungen: Mica Scholten

       www.novumverlag.com

      Vorwort

      Wenn ich heute auf meine bisherige Lebensgeschichte zurückblicke, so bin ich ziemlich schockiert darüber, was für ein Mensch ich früher einmal war. Was rechtfertigte meine kuriose Denkweise und mein Verhalten in der Vergangenheit? Wo liegt der Punkt, an dem ich selbst zu meinem schlimmsten Feind wurde? Möglicherweise ab jenem Zeitpunkt, ab welchem sich mein Körper dazu entschloss gegen sich selbst zu kämpfen? Brachte er ab diesem Zeitpunkt nicht nur sämtliche fehlgeleitete Antikörper, sondern auch meinen Geist gegen mich auf? Oder war dies lediglich ein Resultat davon? Seit ich mich erinnern kann war ich auf irgendeine Art und Weise stets mit mir selbst auf Kriegsfuß. Versuchte mir selbst zu entfliehen, indem ich die abstrusesten Ideen und Vorhaben ausprobierte, nur um mich nicht mit mir selbst auseinandersetzen zu müssen.

      Heute bin ich 28 Jahre alt, alles in allem ziemlich ausgeglichen und gehe wieder zur Schule, um anschließend Journalismus, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder Grafikdesign zu studieren. Ganz schlüssig bin ich darüber noch nicht. Aber wenigstens habe ich endlich ein konkretes Ziel im Auge. Und darauf bin ich ehrlich gesagt stolz. Zu viel Zeit in meinem Leben habe ich schon verschwendet, welche ich anderweitig deutlich sinnvoller hätte investieren können. Aber was bringt es schließlich noch im Nachhinein, seine Zeit mit „hätte, wäre, wenn …“ zu vergeuden? Das ist wiederum nur verschwendete Zeit!

      Es ist hilfreich, gelegentlich zu reflektieren und sich vor Augen zu halten, was früher schieflief und dies in Zukunft anders zu machen. Oder zumindest etwas besser. Wer Wunder erwartet, fällt viel schneller auf die Schnauze.

      Es gibt Menschen, welche glauben, dass sich ein Mensch grundsätzlich niemals ändert. Andere behaupten wiederum das Gegenteil. Ich glaube, dass wir durchaus dazu in der Lage sind, mit zunehmender Lebenserfahrung das eine oder andere gezielt zu verändern. Zumindest dann, wenn wir nur konsequent dranbleiben. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an welchem wir aufhören müssen, alles auf die Vergangenheit oder eine schwierige Kindheit zu schieben. Im Grunde ist das eine banale Ausrede für die eigenen Defizite, wenn möglicherweise auch eine Erklärung. Aber keinerlei Freibrief dafür, andere Menschen oder Tiere darunter leiden zu lassen. Am Ende zählt die persönliche Charakterstärke und die nötige Portion Willenskraft. Jeder Einzelne von uns kann ein guter Mensch sein, welcher etwas bewirken kann. Auch Menschen mit härteren Schicksalen. Selbst mit Kleinigkeiten verbessern wir die Welt. Wir müssen es nur wollen!

      Frühe Kindheit

      Im Jahr 1992 erblickte ich das Licht der Welt. Ich war das erste und einzige Kind meiner beiden Eltern, welche sich kurz vor der Wende in Ost-Berlin kennenlernten. Nach der Wende zog meine Mutter, welche ursprünglich aus Thüringen stammt, zu meinem Vater nach Baden-Württemberg, wo dessen Wurzeln lagen.

      Voller Fürsorge boten mir meine Eltern, ja eigentlich meine ganze Familie, alles, was ich brauchte. Sie sorgten dafür, dass ich immer gut zu essen hatte, mein Sortiment an Kleidung und Spielzeug war ausgiebig und auch sonstige Aktivitäten wie Ausflüge, schöne Ferien und Familienfeste gehören zu den schönsten Erinnerungen, welche ich noch immer bei mir trage.

      Zu meinen frühesten Erinnerungen zählen die gemeinsamen Ferien bei meiner Oma in Thüringen. Dort wurde viel gemeinsam unternommen. Deren Mann, mein Opa starb als ich ein dreiviertel Jahr alt war. Also kann ich mich nicht mehr wirklich an ihn erinnern. Ich kenne ihn nur aus vielerlei bunten Erzählungen, Bildern und Videofilmen.

      Ich denke bis heute sehr gerne an die gemeinsamen Stunden im Gartenhäuschen, auf dem Campingplatz oder im Freibad zurück. Ich kannte und mochte die einfachen und bescheidenen Menschen in der kleinen Ortschaft. Auf Unternehmungen jeder Art freute ich mich regelmäßig.

      Stundenlang spielte ich mit meiner Oma Kartenspiele wie Mau-Mau, Skip-Bo und UNO. Auch ausgiebige Puzzlespiele kamen nicht zu kurz. Ich hatte immer einen enormen Spaß an den Stunden des Spiels.

      Ich spielte weiterhin gerne Gesellschafts- und Brettspiele mit meinem Vater, welcher die Spielrunde meist noch etwas bunter gestaltete. Spielten wir zu zweit ein Spiel, welches eigentlich für vier Personen gedacht war, wie „Mensch-ärgere-dich nicht“ oder „Fang-den-Hut“, so nahm mein Vater noch zwei Handpuppen von meinem Kasperletheater dazu, setzte sie auf den Tisch, teilte ihnen eine Farbe zu, „vertonte“ sie während des Spiels und ließ sie auf diesem Wege an der Runde teilhaben. Bis heute erinnere ich mich an die witzigen Stimmen, welche er für den König oder das Krokodil imitierte.

      Mein geliebtes Abendritual in Form einer Gute-Nacht-Geschichte ist meiner Mutter zu verdanken. Jeden Tag saß sie an meinem Bett und las mir einige Seiten aus diversen Kinderbüchern vor. Einige dieser Geschichten hatte ich auch als Hörspiel in Form von Radio-Kassetten für meinen Walkman, welche mein Vater in seinem Geschäft zum Verkauf anbot. Im Kindergarten wurden sie auch des Öfteren im Stuhlkreis vorgelesen.

      Ich war ein sehr kuschelbedürftiges Kind. Jede Nacht drückte ich mich fest an eines meiner Plüschtiere, welche den Rand meines Kinderbettes zierten.

      Mein Vater führte über viele Jahre ein Geschäft, welches Unterhaltungselektronik zum Verkauf anbot und Reparaturen vornahm. Direkt darüber lag unsere Wohnung. Wir brauchten nur die Treppen herunter zu steigen und schon waren wir mitten im Laden. Jener war bereits in dritter Generation in seinem und meiner Tantes Besitz, nachdem sie ihn von meinen Großeltern übernommen hatten, als diese Mitte der Neunziger in Rente gingen. Mein Vater war in unserer kleinen Stadt eine angesehene Persönlichkeit und hatte einen Meister als Radio-Fernsehtechniker. Meine Tante, seine Schwester, fungierte im Geschäft als Kauffrau.

      Ich liebte es als Kind mit Konsolen zu spielen. Mein Favorit war die Nintendo 64, von welcher ich aufgrund meines Vaters Status beinahe alle Mario-Spiele besaß und auch beherrschte. Gefühlte hunderttausend Stunden verbrachte ich damit zu spielen, ganz gleich ob zuhause oder im Laden direkt, in welchem eine Testkonsole für Kunden aufgebahrt stand. Jene war meistens durch mich belegt, ich war definitiv einer seiner besten Kunden, hihi. Zu meinem 5. Geburtstag im Jahre 1997 bekam ich meine erste eigene Nintendo 64 und einige Lieblingsspiele dazu. Zu Weihnachten folgte ein schwarz-weißer Gameboy 64. Hach, das waren noch echte Retro-Klassiker…

      Meine Großeltern väterlicherseits hatten ein großes Haus mit einem schönen Garten, welcher auch ein eigenes Schwimmbad beinhaltete. Regelmäßig war ich dort zugange, lernte schon sehr früh das Schwimmen und tobte ausgelassen im Garten herum. Gemeinsame Grillabende mit der ganzen Familie waren im Sommer an der Tagesordnung. Ich war eine regelrechte „Wasserratte“, wie man mich damals gerne titulierte. Regelmäßig musste man mich ermahnen, nun endlich den Pool zu verlassen, nachdem vom langen Aufenthalt im Wasser meine Lippen schon ganz blau waren. Mit meinem Vater und meinem Opa lieferte ich mir regelrechte Atem-Anhalt-Wettbewerbe. Auch auf unserem Balkon wurde im Sommer immer ein großes Planschbecken aufgeblasen, in welchem sich an heißen Tagen abgekühlt werden konnte. Gelegentlich waren auch Freunde von mir