Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Название Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane)
Автор произведения Sylke Brandt
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783864028090



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um das Portal zum Tempelraum aufzubrechen, aber … aber …«

      Johannssons Stimme versagte ihm den Dienst. Er sank schluchzend in dem Bett zusammen. Sentenza beugte sich vor und fasste ihn bei der Schulter, doch als er ihn leicht rüttelte, zog ihn Anande zurück.

      »Das reicht jetzt«, meinte der Doktor, widmete sich wieder dem Medopult und versetzte dem Patienten eine Injektion, die ihn sofort einschlafen ließ.

      »Doktor Anande, wir sind keinen Schritt weitergekommen«, schnappte Roderick. »Offenbar gibt es noch immer Leute auf dieser … Zuflucht, die unsere Hilfe benötigen!«

      Anande lag eine bissige Bemerkung über die Behandlung seiner Patienten auf den Lippen, doch er schluckte sie herunter.

      »Vielleicht kann ich ein wenig aushelfen.«

      Sentenza und Anande zuckten gleichermaßen zusammen, als sie die Stimme hinter sich vernahmen. Sie hatten die anderen zwei Patienten ihrer letzten Bergung vollkommen vergessen. Nun stand einer der beiden vor ihnen.

      Der Mann war noch relativ jung, besaß jedoch eine hohe Stirn und schütteres Haar. Er war Priester der Galaktischen Kirche zu St. Salusa. Zusammen mit seinem Schüler war er von der Ikarus-Crew aus dem Missionsschiff gerettet worden.

      »Sie sollten lieber im Bett bleiben, Priester Lemore«, riet Anande und tippte wie zur Unterstreichung seiner Worte auf das Medoterminal neben dem Bett Johannssons. Er ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, auf welche Weise er den anderen schlafen schicken wollte, sollte dieser sich nicht fügen.

      »Nein, Anande«, wandte Sentenza ein. »Diesmal lassen Sie Ihren Patienten reden. – Also schön, Hochwürden. Was wissen Sie?«

      Lemore kam nicht mehr dazu, seine Kenntnisse mit den anderen zu teilen. Ein Knacken im Interkom hinderte ihn daran. Sogleich schallte Trooids Stimme durch die Krankenstation.

      »Brücke an Sentenza!«

      Der Captain hastete zur Bordfunkanlage und hieb die Sprechtaste herunter. »Sprechen Sie, Trooid.«

      »Unsere Instrumente orten einen starken Energieanstieg in Hangar eins. Sieht wie ein Reaktorbrand aus.«

      »Unser Beiboot?«

      »Negativ, Sir. Bei der Ferndiagnose ist alles in Ordnung.«

      Die Fluchtkapsel, dachte Sentenza angestrengt. Laut fragte er: »Können wir da rein?«

      »Die Strahlungsintensität ist bereits zu hoch, Captain.«

      »Können wir den Hangar eindämmen?«

      »Ich weiß nicht«, gab Trooid zurück. »Bei dieser Energiemenge nicht zu empfehlen.«

      »Was haben Sie im Hangar gelagert?«, fragte Priester Lemore plötzlich.

      Sentenza ertappte sich dabei, wie er einem Zivilisten antwortete, obwohl er das in solchen Situationen noch nie getan hatte.

      »Ein Beiboot, Treibstoffvorräte und die Rettungskapsel von Mr. Johann…«

      »Bei der Großen Stille!«, rief Lemore laut aus. »Sie müssen die Kapsel abstoßen. Schnell!

      »Captain?« Trooid hatte mitgehört und wartete auf den Befehl.

      »Tun Sie es, Arthur!« Er wandte sich zu Anande und dem Priester um. »Sie bleiben hier. Passen Sie auf ihn auf, Doc. Ich bin auf der Brücke.«

      Sentenza verließ fast fluchtartig die Medostation und hastete den Gang entlang zum Aufzug. In der Kabine erwartete ihn bereits Weenderveen, der Dienst im Maschinenraum gehabt und seine Arbeit sofort unterbrochen hatte. Schweigend fuhren sie zwei Decks hoch, stürzten aus der Kabine und erreichten die Brücke.

      »Lagebericht!«, befahl Sentenza, warf Sonja einen kurzen Blick zu und ließ sich in seinem Sessel nieder.

      »Energieanstieg um einhundert Prozent«, verkündete Chief DiMersi. »Das Ding müsste den Werten nach mit fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, aber es treibt seelenruhig zwischen den Asteroiden umher.«

      »Bringen Sie uns raus, Trooid.« In Sentenzas Stimme schwang Eile mit.

      Der Droid bestätigte erst gar nicht. Seine Finger huschten über die Tastatur am Steuerblock. Auf dem Schirm war zu sehen, wie sich die Ikarus in Seitenlage begab und beschleunigte.

      »Energieanstieg bei einhundertfünfzig Prozent«, las Sonja die Werte auf ihren Displays ab. »Das Ding hätte längst explodieren müssen.«

      Die Asteroiden sausten auf dem Schirm nur so an ihnen vorbei. Trooid arbeitete fieberhaft an der Konsole. Doch trotz seiner Fähigkeiten und der intelligenten Steuerung der Ikarus II konnten sie nicht allen Gesteinsbrocken ausweichen. Ein ballgroßes Objekt kollidierte mit dem Schirm. Ein größeres Trümmerstück schob sich genau in die Flugbahn.

      Weenderveen handelte. Die Zielautomatik visierte den Asteroiden an. Die Plasmakanonen spien zwei grelle Strahllanzen aus, die sich in den Koloss bohrten und ihn aus dem Innern heraus pulverisierten. Ein Hagel Tausender von Steinen prasselte auf die Schilde der Ikarus nieder.

      »Frontschilde bei achtzig Prozent«, rief Sonja.

      »Trooid, Asteroid auf drei Komma acht!«, tönte Weenderveens Stimme.

      Trooid änderte den Kurs, doch im selben Moment kippte das Schiff einfach zur anderen Seite. Sentenza stellte beruhigt fest, dass die Künstliche Intelligenz in das Manöver des Droiden eingegriffen hatte. Aber im nächsten Moment glaubte er doch nicht mehr, dass sie das Richtige getan hatte. Auf dem Hauptschirm tauchte eine gigantische Felsenmasse auf: ein Asteroid so groß wie ein kleiner Mond – und die Ikarus jagte mit Volllast direkt darauf zu!

      »Ausweichmanöver, Trooid!«

      »Die Steuerung reagiert nicht, Sir!«

      »Verflucht, die Kapsel!«, stieß Sonja erschrocken hervor. »Sie explodiert.«

      Die Ikarus tauchte – noch immer gelenkt von der KI – in den Asteroidenschatten ab, jagte mit atemberaubender Geschwindigkeit dicht über die Oberfläche des Himmelskörpers hinweg. Fast Haken schlagend wand sich das Schiff um Felsformationen, scharfe Kanten und Scharten.

      Dann wurde es schlagartig hell.

      Das All stand in einem pulsierenden Atommeer, erstrahlte in einer unermesslichen Lichterflut, die jedes Lebewesen, das Zeuge dieses Ereignisses wurde, in einer Nanosekunde erblinden lassen würde. Selbst durch den sofort vor den Bildschirm geschalteten Filter schmerzte das Gleißen der Explosion in den Augen der Crew, als würde es ihnen jeden Moment das Gehirn herausbrennen. Sentenza kniff die Augen zusammen, doch das Licht stach durch seine Lider, malträtierte seine Netzhäute, bis ihm die Tränen ins Gesicht schossen. Dem gequälten Aufschreien der anderen entnahm er, dass es ihnen nicht besser erging.

      Das grelle Licht musste nur wenige Sekundenbruchteile durch die Kommandozentrale der Ikarus geflutet sein, ehe Trooid geistesgegenwärtig den Schirm einfach abschaltete.

      Dennoch fühlte sich Sentenza, als hätte er Ewigkeiten in dem Explosionsschein gebadet.

      »Erreichen Asteroidenschatten«, verkündete Trooid. Nur kurz darauf traf die energetische Schockwelle das kleine Schiff. Die Ikarus schien von einer unsichtbaren Hand gepackt und durchgeschüttelt zu werden.

      »Trägheitsdämpfer versagen!«

      Ein Ruck ging durch den Kreuzer. Sentenza fühlte sich für Sekunden wie im freien Fall, wurde dann mit dem Mehrfachen seines Gewichts in den Sitz gepresst und keuchte vor Schmerz auf.

      »Gravitationsverlust in Hangar zwei. Schildheckprojektoren auf zwanzig Prozent gefallen. Kritische Strahlungswerte im Maschinenraum. Leichte Beschädigungen an der Außenhülle im Triebwerkbereich.«

      Die Schadenmeldungen hämmerten nur so auf Sentenza ein. Trooid, der Einzige, der noch aktionsfähig war, hatte die kompletten Anzeigen auf sein Pult geschaltet.

      »Springen … Sie … Trooid!«, presste