Название | Black Tales of Rock |
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Автор произведения | C. A. Raaven |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783982064543 |
»Warum sollte er denn das machen?«, fragte Henriette mit großen Augen.
»Ist doch egal, er ist weg«, kam es von Tom. »Vielleicht wollte er von der anderen Seite der Brücke noch was holen und ist von den Wolken überrascht worden.«
Die eine Hälfte der Gruppe nickte, die andere schien nicht überzeugt.
»Was soll’s«, fasste Leon die Situation zusammen. »Durch die Wolken will bestimmt keiner von uns wieder nach unten steigen. Hier oben ist es eigentlich ganz schön und auch trocken. Machen wir einfach das Beste draus und übernachten hier. Morgen wird er schon wieder auftauchen.«
Er genoss die grundsätzlich zufrieden wirkenden Blicke der anderen, besonders den von Dani, die ihm sogar zuzwinkerte.
***
Während die Sonne in einem atemberaubenden Farbspiel hinter den Kuppen der Berge in der Ferne versank, suchten sie sich alle Utensilien für das Abendessen zusammen. Dann saßen sie zusammen um den Spirituskocher herum, über dem der ehemalige Inhalt einiger Dosen in einem Topf köchelte. Nachdem sie alle satt waren, unterhielten sie sich noch eine Weile über das, was sie am folgenden Tag zu erleben hofften.
Tom und Tina waren die Ersten, die sich in ihr Zelt zurückzogen. Hannes warf seinem Freund einen glühenden Blick zu, dann verschwanden auch sie in Richtung ihres Zelts. Leon blieb sitzen, denn er hoffte, dass auch Henriette bald den Drang verspüren würde, in ihren Schlafsack zu kriechen.
Aber dann war es doch Dani, der die Augen im Sitzen zufielen, während Henriette noch in einer Tour plapperte. Leon versuchte, an ihren Blicken abzulesen, ob eine Einladung erfolgen würde, sie später in ihrer Behausung besuchen zu kommen. Aber die sonst so energiegeladene Studentin wirkte so müde, dass ihm klar wurde, dass er heute niemanden haben würde, um für zusätzliche Wärme im Schlafsack zu sorgen. Schließlich unterbrach auch die unermüdliche Kunststudentin ihren Redefluss und teilte Leon mit, dass sie sich nun zur Ruhe begeben würde. Also räumte er noch ein wenig auf, bevor er sich ebenfalls hinlegte.
***
Er musste sein Zelt wohl unbewusst nach der Sonne ausgerichtet haben, denn Leon wurde durch einen hartnäckigen Lichtstrahl geweckt, den der sich über den Horizont erhebende gelbe Ball durch die halb geöffnete Klappe seines Zelts direkt in sein Gesicht schickte. Er wollte sich umdrehen, merkte dabei aber, dass sich seine Blase meldete.
»Hilft ja nix«, grummelte er und schälte sich aus dem Schlafsack. Dann tappte er verschlafen aus dem Zelt und sah sich um. Im Westen war der Himmel noch tiefdunkelblau und teilweise von Sternen gesprenkelt. Im Osten brannte der Himmel geradezu. Und rundherum war immer noch alles in die wattige Schicht aus Wolken gehüllt.
Leon ging in Richtung der Treppe, wo keines der Zelte stand, und erleichterte sich. Als er wieder zu seinem Schlafplatz zurückging, war ihm, als ob er leise Geräusche hörte. Intensiv lauschend schlich er in die Richtung, aus der sie zu kommen schienen. Schließlich war er an der Felsnase angekommen. Noch bevor er seinen Kopf um sie herum streckte, war ihm bereits klar, was er dort hörte. Es war Tina, die leise gurrte und stöhnte, begleitet von Rascheln und Quietschen.
Schmunzelnd wollte Leon sich umdrehen, um sich wieder hinzulegen, aber die Töne, die Tina in ihrer Lust von sich gab, hatten auch ihn genügend in Wallung gebracht, dass er nicht mehr so einfach in den Schlaf finden würde.
Ob ich einfach mal schaue? Merkt ja keiner. Die anderen pennen und die beiden sind genug beschäftigt.
Mit einem diebischen Grinsen schlich Leon um den Felsen herum und legte sich dann so auf den Boden, dass er durch das Netz der Entlüftungsöffnung hindurchspähen konnte.
Innen drin ging es ordentlich zur Sache. Tom und Tina hatten offensichtlich bereits genug Reibungswärme erzeugt, dass sie, fast unbekleidet, auf den geöffneten Schlafsäcken lagen und sich einander hingaben. Tina lag unten und hatte ihre Beine weit gespreizt, zwischen denen ihr Freund unermüdlich daran arbeitete, sie beide zum Höhepunkt zu bringen.
Leon beobachtete sie schweigend. Bald musste es so weit sein. Und wenn sie fertig waren, dann würden sie vielleicht auch wieder etwas von dem mitbekommen, was um sie herum vorging. Er wollte nicht als Spanner entlarvt werden und war drauf und dran, sich vorsichtig zurückzuziehen, als er mit einem Mal etwas erblickte, das überhaupt nichts mit dem Pärchen zu tun hatte.
Durch einen schmalen Spalt in der Zeltklappe schien sich eine Schlange zu winden.
Leon schüttelte ungläubig den Kopf und riss die Augen weit auf.
Nein, es war keine Schlange. Aber das war noch viel unglaublicher.
Es schien ein Wolkenfetzen zu sein, der sich wie ein langer dünner Finger immer weiter ins Zeltinnere schob. Ehe Leon es sich versah, berührte das weiße nebulöse Etwas den großen Zeh von Tinas nacktem Fuß.
Als dies geschah, fing der Fuß leicht an zu zucken. Von dort aus breitete sich das Zucken durch ihren ganzen Körper aus.
Tom schien das alles nicht zu bemerken. Er arbeitete weiter fleißig an ihrer beider Ekstase.
Dann begann Tina zu kichern.
Erst kaum merklich.
Dann immer lauter, bis sogar der unermüdliche Tom es bemerkte und den Kopf, den er in Tinas Haaren vergraben hatte, hob, um in ihr Gesicht zu sehen.
Das, was er dort erblickte, veranlasste Tom dazu, ein angsterfülltes Quieken von sich zu geben und sich von Tina wegzuschieben.
Aber er kam nicht von seiner immer irrer kichernden Freundin los, so sehr er sich auch bemühte.
Leon sah all dies mit wachsender Verwirrung an, ohne sich jedoch von dem Anblick lösen zu können.
Plötzlich fingen die beiden an, sich zu bewegen.
Sie standen nicht etwa auf. Sie glitten liegend über den Boden.
Leon blinzelte und sah erneut hin.
Sie bewegten sich nicht von selbst. Sie wurden gezogen. Das weiße Ding, das mit seinem Fühler Tinas Fuß berührt hatte, hatte sich nun um ihren Knöchel gewickelt und zog Tina und den sich verzweifelt wehrenden Tom auf den Zelteingang zu. Der junge Mann blickte sich hektisch um. Sein Blick traf den von Leon und er versuchte, ihm etwas zuzurufen.
Da wickelte sich ein armdicker weißer Strang um seinen Hals und alles, was Tom herausbrachte, war ein ersticktes Gurgeln, bevor er zusammen mit der immer noch hysterisch kichernden Tina aus dem Zelt ins wabernde Wolkenmeer gezogen wurde, das sich bis zum Zelt ausgebreitet hatte.
In diesem Moment löste sich die Paralyse, die Leon befallen hatte. Er stolperte zurück. Dann richtete er sich auf und starrte ungläubig in die flauschig weiß und friedlich wirkende Wolkenmasse, aus der man noch gedämpftes Kichern hören konnte, das sich immer weiter entfernte.
»Scheiße«, entfuhr es seiner Kehle in einer Lautstärke, von der er meinte, dass sie seine eigenen Trommelfelle zum Platzen bringen müsste. Dann rannte er und schrie immer weiter unartikulierte Laute, bis er an den Zelten der anderen angelangt war.
Diese krochen verschlafen heraus und sahen Leon verdutzt und ein wenig ärgerlich an.
»Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er echt gelungen. Haha, ich lach mich tot«, grunzte Ralf mit saurer Miene.
»Nein, nein«, rief Leon mit sich überschlagender Stimme. »Ihr versteht nicht. Tom und Tina. Sie sind … sind … weg.«
»Hat den kleinen Schlingeln ihr einsames Wolkenschloss nicht gereicht? Ist doch egal. Die kommen schon wieder.«
»Kommen?«, krächzte Leon heiser. »Nein, die kommen nicht mehr wieder. Da war was in den Wolken. Das hat sie aus dem Zelt gezerrt.«
»Du hast die in ihrem Zelt beobachtet?«, gluckste Hannes. »Hey, da haben wir also nen kleinen Spanner, wie?«
Röte