Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt

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Название Der Clan der Auserwählten
Автор произведения Hans-Peter Vogt
Жанр Современная зарубежная литература
Серия
Издательство Современная зарубежная литература
Год выпуска 0
isbn 9783942652636



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gescheitert. Die Cantara hatten fest darauf gebaut, das dies für immer so bleibt, im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten und ihre überragende Intelligenz. Jedenfalls hatten die Cantara es versäumt, auf den anderen Planeten ihres eigenen Sonnensystem für Ordnung zu sorgen, aber die Cantara sind keine Raumgleiter, ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen im All. Sie fühlen sich auf ihrem Planeten wohl. Sie sind hier verwurzelt, und die damalige Fernreise war nur ein Einzelfall.

      Es war ein fataler Fehler, der nur durch die Friedlichkeit der Cantara erklärbar ist.

      Tatsächlich haben die Cantara Fähigkeiten, die allen andern Lebewesen auf ihrem Sonnensystem weit überlegen sind, auch denen der Xorx-Krieger. Sie hätten also in ihrem Sonnensystem schon frühzeitig für eine multiglobale Ordnung sorgen können. Immerhin können sich die Cantara im All mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, und sie können im All viele Jahre überleben, ohne ein schützendes Raumschiff. Eine Fähigkeit, die wohl bisher kein anderes Volk ausgebildet hat. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die Völker in ihrem eigenen Sonnensystem ständig zu beobachten und zu überwachen, dann hätte es diesen Überfall nie gegeben.

      Artemis glaubt, dass er der letzte Überlebende seines Volkes ist, und die kleine Gruppe um Artemis entscheidet sich jetzt für die Flucht.

       1. 2. Die Reise durch die Galaxis

      Die Bodentruppen der Xorx werden ihre Höhle über kurz oder lang entdecken. Es ist hier nicht mehr sicher.

      Artemis versammelt seine ihm verbliebenen Cantara um sich und verbindet sich mit ihnen zu einer gemeinsamen Masse.

      Sie schlüpfen durch den halb verschütteten Ausgang. Sie machen sich unsichtbar für die Wärmebildkameras der Xorx.

      Was sie sehen, als sie die Höhle verlassen, ist ein Werk der Zerstörung. Die niederen Büsche stehen noch, aber sie sind nahezu blattlos. Die Luft ist angereichert mit dem Geruch von Verwesung. Vor allem aber ist es totenstill. Kein Ruf. Kein Zwitschern. Kein Flügelschlagen. Nur der Wind bricht sich an den Berghängen. Manchmal säuselt er, manchmal pfeift er, und er treibt Schwaden von Staub vor sich her, der sich auf die niederen Moose und Grase legt.

      Die Cantara durchforsten die Umgebung, nehmen soviel Nahrung auf, wie sie können, in Form von Pflanzen, Aas, Wasser und Gestein. Dann lassen sie sich mit dem Wind tragen und fliegen hinaus in die Atmosphäre. Sie suchen sich einen Weg durch die Flotte der Raumschiffe hinaus zum Weltraum. Sie schalten ihre Energie weitgehend ab, um nicht aufgespürt zu werden, und sie fliehen von ihrem Heimatplaneten in unbekannte Welten. Tatsächlich hatten sie Glück, weil ihre Höhle in einem toten Winkel zu den Beobachtungsinstrumenten der Xorx-Flotte lag, so dass es uneinsehbar war, und von dem Beschuss nicht direkt getroffen wurde.

      Zurück bleibt ein verwüsteter Planet, auf dem fast nur Insekten, Amöben und einige Kleintiere überlebt haben, und auch einige weitere Cantara, aber zu denen hat Artemis keinen Kontakt, sonst wäre die Entscheidung wohl anders ausgefallen.

      Die Weltraumtemperatur ist kalt. Sehr kalt. Minus 273 Grad.

      Die fliehenden Cantara verbinden sich jetzt zu einer Kugel, um den geringsten Widerstand zu bieten und sie bewegen sich zunächst auf ihre Sonne zu, um ein letztes Mal ihre wärmenden Strahlen in sich aufzunehmen. Energie in Form von Neutronen, Protonen, Gasen, Licht und Wärme. Erst dann kehren sie um, bevor sie der Sonne zu nahe kommen, die sie verbennen würde, und sie folgen dem eingezeichneten Weg in ihren Erbinformationen, der sie aus ihrer eigenen Galaxis herausführt, gestärkt für diese Reise ins Ungewisse.

      Es ist wie bei einer Herde Pinguine, die in einem Wintersturm ausharren. Ein Ring aus Pinguinen mit einem warmen Kern aus Energie. Immer wieder werden die äußeren Tiere durch andere ersetzt und in die Mitte genommen. So kann die Herde in eisigem Sturm lange überleben, ohne Verluste.

      Auch die Cantara wenden diese einfache Methode des Überlebens an.

      Sie haben das Ziel ihrer Reise in ihrem kollektiven Gedächtnis gespeichert. Es wird auf dem langen Weg andere Sonnen geben, und sie werden deren Nähe immer wieder suchen, um Wärme und Energie zu tanken. Energie in Form von Gasen, die von Sonnen ins Weltall geschleudert werden. Energie in Form von Licht, das die Photosynthese ermöglicht, Chlorophyll und Sauerstoff erzeugt. Energie auch, die in Form von Neutronenbeschuss erfolgt. Das ist eine Fähigkeit, die bei den Cantara seit langem bekannt ist. Nur so kann man im Weltraum überleben, ohne ein schützendes Raumschiff.

      Die Energie der Sonnen werden sie nutzen, um ihre Fortbewegung gewaltig zu beschleunigen. Sie werden irgendwann langsamer werden, je weiter sie sich von einer Sonne entfernten und auch, weil sie mit ihrer Energie haushalten müssen, und sie werden jede Sonne ansteuern, um neue Energie zu tanken, und wieder Fahrt aufzunehmen, auch wenn das gewaltige Umwege bedeutet.

      Es gibt andere Formen im All, die Ihnen Nahrung geben. Spiralnebel, Sternenstaubwolken, sie werden wohl nicht verhungern, aber es ist ein langer Weg zur Erde. In der Zeitrechnung der Menschen dauert er einige Jahrhunderte.

      Es ist eine einzigartige Leistung, zu der bisher kein anderes Volk gefunden hat. Wir Menschen können uns das nicht vorstellen, wie die Cantara das fertigbringen, weil wir ihnen an Intelligenzleistung weit unterlegen sind, und weil für uns die Lichtgeschwindigkeit als schnellste Form der Fortbewegung gilt. Selbst die Xorx Krieger, die gelernt haben, ihre Raumschiffe fast auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, die reichen nicht an die Fähigkeiten der Cantara heran, auch wenn sie es geschafft haben, durch das Überraschungsmoment nahezu das ganze Volk der Cantara auszulöschen.

      Die Gruppe von Artemis schützt sich gegenseitig. Sie schützen Artemis, der ihr Anführer ist. Sie stellen sich ihm zur Verfügung. Er nimmt ihre Energie Stück für Stück in sich auf. Er isst die Mitglieder seiner Sippe im Laufe der Reise quasi auf, nur um selbst als Gattung zu überleben, und er findet tatsächlich diese Erde.

      Er steuert ein letztes Mal eine Sonne an. In dem Moment, wo er zum ersten Mal die wärmenden Strahlen der Sonne spürt, lebt er auf. Er nimmt die Energie in sich auf, um das Eindringen in den Schutzgürtel der Erde zu überleben, und fliegt dann in Richtung des bewohnten Planeten, so, wie das in seinen Erbinformationen gespeichert ist.

      Es gelingt ihm, den äußeren Schutzschild zu durchdringen.

      Er ist der letzte seiner Gruppe, und er ist sehr kraftlos geworden, aber er lebt.

      Niemand auf der Erde bemerkt dieses Eindringen dieser fremden Intelligenz. Wie auch. Es gibt keinen physisch auffälligen Flugkörper, den die Tentakeln der Luftbehörden, der NASA oder der militärischen Abwehr hätte entdecken können. Nur eine leuchtende Kugel, die einem winzig kleinen Meteoriten sehr ähnlich sieht. Normalerweise verglühen solche Partikel in der Atmosphäre. Man kennt dieses Phänomen als Sternschnuppe oder als Kometenschweif. So etwas gibt es andauernd. Es ist nicht weiter erwähnenswert, und es ist erst recht nicht beunruhigend.

      Tatsächlich haben einige wenige Menschen einen schwach leuchtenden Kometenschweif am Nachthimmel gesehen, der kurz darauf erlosch, und einige haben sich in diesem Moment etwas gewünscht. Es ist ein netter Glaube, ich weiß nicht einmal, wie der entstanden ist.

      Artemis ist in der Umlaufbahn der Erde nicht verglüht, aber es hat seine letzte Kraft gekostet, die Erdatmosphäre unbeschadet zu durchqueren. Seine äußere Gesteinshülle hat sich dabei nahezu aufgelöst, aber die Reibungsenergie hat ihm letztlich das Leben gerettet, denn auch Reibung bedeutet Wärme.

       Teil 2. Kapitel 2.

       Zuflucht Erde

       2.1. Memphis / Nebraska (USA)

      Artemis landet an einem See in der Nähe von Memphis / Nebraska. Er fühlt sich sehr schwach, als er auf dem weichen Boden aufschlägt. Für Menschen ist er quasi unsichtbar. Nur ein gallertartiger Klumpen aus Restenergie, mit einer (selbstgebildeten) Außenhaut aus Kobalt, Rhodium