Tatort Ostsee. Harald Jacobsen

Читать онлайн.
Название Tatort Ostsee
Автор произведения Harald Jacobsen
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783734994883



Скачать книгу

fühlte sich weich an. Sophie wusste, dass sie es nicht mehr stoppen konnte und wollte es auch nicht. Ben schloss das Wohnmobil auf und sie trat ein. Er zündete eine Kerze an. In dem flackernden Licht zog er sie zu sich.

      »Was machen wir mit Pelle?«

      »Er hat draußen mehr Spaß. Pelle! Hey, du darfst draußen bleiben! Aber nicht zu weit weglaufen.« Pelle grunzte zufrieden und trabte schnüffelnd davon. Sophie schloss die Tür und sah Ben an. Er erwiderte ihren Blick und zog lächelnd die Augenbrauen hoch.

      »Komm!«, flüsterte er und zeigte auf das Alkovenbett.

      Sophie nickte und stieg die Leiter hinauf. Ben nahm die Kerze und folgte ihr. Sie zogen sich gegenseitig langsam aus. Immer wieder küssten sie sich. Erst sanft, dann wurden sie immer leidenschaftlicher. Sophie vergaß alles um sich herum. Als sie später erschöpft dalagen und sich immer noch festhielten, musste Sophie wieder an Felix denken. An die Nächte in den vielen Luxushotels. Es war immer alles perfekt und sauber gewesen. Der Champagner hatte auf dem Nachttisch gestanden und die Kleidung ordentlich über einem Stuhl gelegen. Selbst der Sex war gewissermaßen aufgeräumt. Sie hatten gewusst, was der andere erwartete und erfüllten sich gegenseitig ihre Wünsche. Danach waren sie unter die Dusche gesprungen. Als Sophie jetzt verschwitzt in Bens Armen lag und den Sand auf ihrem Körper spürte, fühlte sie sich einfach wohl. Er küsste zärtlich ihren Nacken und sie schmiegte sich an ihn. Sie würde sich doch jetzt nicht verlieben? Ausgerechnet in einen Typen, der in einem Bus hauste. Lächelnd schlief Sophie ein. Mitten in der Nacht schreckte sie plötzlich hoch. »Pelle!«

      Ben zog sie zu sich und strich ihr Haar aus der Stirn. »Pst! Du weckst ihn noch auf.« Sophie sah ihn fragend an. Er nickte mit dem Kopf. »Er schläft da unten. Ich hab ihn reingeholt.«

      Tatsächlich, ihr Liebling lag auf einer Decke am Boden und schnarchte zufrieden. »Danke.«

      »Purer Egoismus! Wenn dein Hund mich nicht mag, hab ich bei dir doch keine Chance.«

      »Du bist ja ganz schön berechnend!«

      Ben lachte leise. »Ich versuche einfach nur, an alles zu denken, wenn ich mir dadurch eine blonde Schönheit einfangen kann.«

      Dienstag

      Ben rollte sich auf die Seite. Lächelnd beobachtete er Sophie im Schlaf. Sie lag ausgestreckt auf dem Rücken und atmete ruhig. Die Morgensonne fiel auf ihr Gesicht. Nachdenklich schüttelte Ben den Kopf. Er hatte sich nach Lamais Tod fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben. Neben einer anderen Frau aufzuwachen, wäre ihm wie ein Verrat erschienen. Und jetzt lag Sophie neben ihm und er würde sie am liebsten hierbehalten, obwohl er sie kaum kannte. Plötzlich schlug Sophie die Augen auf und sah sich verwirrt um.

      »Guten Morgen«, flüsterte Ben.

      Sophie setzte sich panisch auf. »Wie spät ist es?«

      »Halb acht und für mich wird die Nacht auch unvergesslich bleiben«, schmunzelte er.

      Sie rieb sich verschlafen die Augen. »Entschuldige! Ich bin wohl ein bisschen neben der Spur. Ich …«

      Ben küsste sie zart auf den Mund.

      »Tina wird sich Sorgen machen.«

      Er streichelte ihren Hals.

      »Ben, ich muss los!«

      Seine Hand wanderte tiefer und er küsste sie wieder. Sie ließ sich zurück ins Kissen fallen und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Er zitterte leicht. Selten hatte eine Frau ihn so verrückt gemacht. Plötzlich bellte Pelle wie verrückt.

      »Meine Güte, was hat er denn?«

      Sophie fing an zu kichern. »Er ist eifersüchtig! Außerdem springt er morgens gerne zu mir ins Bett. Das schafft er hier ja wohl kaum.«

      Ben stöhnte und rollte sich auf den Rücken. »Sie hat einen Anstandswauwau!«

      Sophie kletterte die Leiter hinunter. Ben hatte sich eigentlich einen anderen Start in den Tag erhofft und jetzt brauchte er dringend eine kalte Dusche. Er hörte, wie Sophie ihren Hund begrüßte und ihm die Tür öffnete.

      »Kannst du mir bitte meine Klamotten runterwerfen?«

      Ben setzte sich auf und sah zu ihr nach unten. »Hol sie dir doch!« Sie lächelte ihn bezaubernd an und schüttelte den Kopf. »Dann sag, dass ich nicht nur ein Mann für eine Nacht war!«, flehte er ironisch und bemühte sich, möglichst dramatisch auszusehen.

      »Aber, so ist es eben, mein Liebster«, entgegnete Sophie ernst. Dann fing sie an zu lachen. Ben stimmte mit ein. Ihr Lachen liebte er wirklich. Er sammelte ihre Sachen ein und kletterte nach unten. »Ihre Kleidung, Madame.«

      Sie nahm ihm das Bündel aus dem Arm. »Danke, der Herr!«

      »Sophie!« Er sah sie ernst an. »Ich bin wirklich sehr gern mit dir zusammen. Der Abend war toll, auch wenn wir nicht im Bett gelandet wären.«

      »Ich bin ehrlich gesagt ziemlich durcheinander. Es ist eine Weile her, dass ich die Nacht mit einem Mann verbracht habe, den ich kaum kenne.«

      Sein Herz klopfte plötzlich. »Du bereust es doch nicht?«

      »Was? Nein!« Sie lächelte. »Wir hatten doch jede Menge Spaß! Du bist ein interessanter Mann und ich möchte noch viel mehr über dich wissen. Aber jetzt muss ich erst mal Pipi und dann schleunigst zurück zu Tina.« Sophie ging ins Bad.

      Er sah ihr nach. Ihr Körper war bei Tageslicht genauso umwerfend wie im Kerzenschein. Ben fuhr sich durch die Haare und beschloss, Kaffee zu machen. Ob sie das wirklich ernst gemeint hatte? Mochte sie ihn wirklich? Ben stellte einen Topf mit Wasser auf die Gasflamme und löffelte löslichen Kaffee in zwei Becher. Seine Hände zitterten leicht. Diese Frau machte ihn wirklich nervös. Sie war schön und clever. Die Nacht mit ihr war unglaublich gewesen. Er würde sich ins Zeug legen müssen. Nach all den langweiligen Frauen war sie eine echte Herausforderung.

      Sophie schloss aufgewühlt die Badezimmertür hinter sich. Was für eine Nacht! Sie musste komplett verrückt geworden sein. Anders war es wohl kaum zu erklären, dass sie mit einem mehr oder weniger obdachlosen Womanizer ins Bett gegangen war. Die Sache mit Felix hatte zwar auch mit einer spontanen Nacht angefangen, aber sonst hatten die beiden Geschichten nichts gemein. Sie konnte Ben immer noch riechen. Wenn sie an seine kräftigen braunen Arme dachte, kribbelte es in ihrem Bauch. Und er küsste fantastisch, unter anderem. Was auch immer geschehen würde, sie hatte jetzt zumindest eine Erinnerung, die den Sex mit Felix übertraf. Allein dafür war es doch gut, sagte sie sich und sah in den Spiegel. Eine zerzauste Frau grinste ihr dämlich entgegen. »Ach du meine Güte!«, murmelte Sophie. Sie sah tatsächlich aus wie ein verknalltes Mädchen. Sie sollte schleunigst abhauen und einen klaren Kopf bekommen. Sophie setzte sich auf die Toilette und sah sich um. Das Badezimmer war viel größer, als sie gedacht hatte, und hervorragend ausgestattet. Es gab eine kleine Badewanne, die auch als Duschkabine diente, ein Waschbecken und natürlich das Klo. Auf einem modernen Regal aus Edelstahl lagen Duschgel, Zahnpasta und Zahnbürste. Sogar zwei exklusive Rasierwasser standen dort. Olli hat es wirklich nicht schlecht hier. Das Badezimmer ihrer ersten Studentenbude war nicht größer gewesen. Olli! Hatte die Polizei wirklich ihn in Verdacht? Das war doch lächerlich! Wahrscheinlich gab es eine ganz einfache Erklärung, warum Stefan persönlich auf die Insel gekommen war. Olli konnte zwar ein Hitzkopf sein, das hatte sie selbst zu spüren bekommen, aber doch kein Mörder. Außerdem waren zwei Frauen tot und die Todesursache hatte nichts mit einer spontanen Tat zu tun. Die Morde waren genau geplant gewesen. Warum war Olli nur so dumm und lief davon? Das machte doch alles keinen Sinn. Sophie ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen, bis sie sich wieder frischer fühlte. Dann griff sie nach der Zahnpasta und putzte mit dem Finger.

      »Bist du ins Klo gefallen?«, fragte Ben durch die dünne Tür.

      »Nein! Ich bin gleich da.« Plötzlich wurde sie unsicher. Es war eine tolle Nacht gewesen, doch jetzt im Sonnenlicht sah die Welt ganz anders aus. Ben passte wirklich nicht in ihr Leben und sie nicht in seins. Auf der anderen Seite wollte sie ihn nicht gleich heiraten.