Grundwissen Sportmanagement. Norbert Schütte

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Название Grundwissen Sportmanagement
Автор произведения Norbert Schütte
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783846344231



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Schütte 2004, 15).■Die dritte Säule bildet der Freizeitsport, der keinen Wettkampf und kein instrumentelles Ziel wie Rehabilitation kennt. Wandern und Spazierfahrten mit dem Fahrrad sind hier gute Beispiele.■Die vierte Säule bildet der instrumentelle Sport. Hier wird Sport getrieben, um außersportliche Zwecke meist im Gesundheitsbereich zu verwirklichen. Herzsport zur Rehabilitation nach einem Herzinfarkt ist ein gutes Beispiel.■Last but not least bildet der Alternativsport die letzte Säule: Yoga und Chi Gong sind hier als Beispiele zu nennen.

      Wie jede Wissenschaft ist auch das Sportmanagement in seinen Aussagen von seiner definitorischen Basis abhängig. Je nachdem, was unter Sport verstanden wird, kommt man zu unterschiedlichen Aussagen.

      ✱ Weiterführende Literatur

      Digel, H./Burk, V., 2001: Sport und Medien. Entwicklungstendenzen und Probleme einer lukrativen Beziehung. In: Roters, G./Klingler, W./Gerhards, M. (Hrsg.): Sport und Sportrezeption. Baden-Baden: Nomos, S. 15–31

      Haverkamp, N., 2005: Typisch Sport? Der Begriff Sport im Lichte der Prototypenmodelle. Köln: SPORT und BUCH Strauß.

      Tiedemann, Cl., 2012: „Sport“ – Vorschlag einer Definition. Workingpaper. http://www.sportwissenschaft.uni-hamburg.de/tiedemann/documents/DefinitionSport.pdf.

      In der Literatur wird diese Frage in der Regel mit einem Verweis auf die funktionale Definition des Managements nach Henry Fayol (1841–1925) verwiesen. Fayol war ein französischer Eisenbahningenieur. Er schrieb seine berufliche Lebenserfahrung nieder und beschrieb das Management mit den für den Betrieb nötigen Funktionenbündeln. Managen ist demnach: Vorausschau, Planung, Organisation, Leitung, Koordination und Kontrolle (Fayol 1929). Manager sind die Personen in einem Betrieb, die diese Funktionen ausüben. Diese Definition hat bis auf den heutigen Tag ihre Berechtigung. Allerdings sollte sie noch um ein paar Merkmale erweitert bzw. eingeschränkt werden.

      Zunächst sollte die Definition für alle Organisationen gelten, also auch für staatliche Verwaltungen, Stiftungen und für Vereine und Verbände, und nicht nur auf erwerbswirtschaftliche Betriebe begrenzt sein.

      Die Begriffe Management und Manager haben eine steile Karriere in Deutschland hinter sich und haben mittlerweile die Alltagssprache erreicht. So finden sich auch heute Bücher, die die Begriffe in sehr weiter Auslegung verwenden. Dort wird jede Form von optimierendem Umgang mit Aufgaben oder Problemen als Management aufgefasst, etwa wird der Umgang mit Schmerzen als Pain Management (Gupta 2014) bezeichnet. Auch die Tätigkeiten einer Hausfrau bzw. eines Hausmannes können sehr wohl als Managementtätigkeiten aufgefasst werden. Diese weite Definition wird zwar durch die funktionale Beschreibung von Fayol gedeckt, aber der Begriff wird für die hier vorliegenden Zwecke zu weit ausgedehnt. Daher sollte der Begriff des Managers hier nur für Positionen in Organisationen reserviert werden. Damit sind Hausfrauen bzw. Hausmänner keine Manager, auch wenn sie in ihren Familien ähnliche Funktionen ausführen.

      Die verschiedenen Funktionen können verschieden stark ausgeprägt sein. Wesentlich ist, dass diese Funktionen nur ausgefüllt werden können, wenn die Position mit hinreichend Kompetenzen ausgestattet ist. Ist dies nicht der Fall, so handelt es sich eben nicht um einen Manager, sondern um einen Sachbearbeiter, eine Sekretärin bzw. einen Sekretär oder um eine Fachkraft. Dies ist besonders wichtig zu betonen, da es heute den Trend gibt, alle möglichen Personen in einem Betrieb zum Manager zu befördern: die Sekretärin wird zum Office-Manager, der Hausmeister zum Facility-Manager und der Verkäufer zum Sales-Manager (Pohlmann 2002, 228).

      In Deutschland war es lange üblich, unter Manager nur sogenannte Topmanager zu verstehen, also nur die Manager an der Spitze der Hierarchie (Hartmann 1996). Hier wird jedoch eine weite Definition des Managers favorisiert, wie sie in der amerikanischen Literatur eine lange Tradition hat. Jede Position, die nach Fayol Managementfunktionen in einer Organisation ausfüllt, ist demnach ein Manager.

      ✱ Weiterführende Literatur

      Fayol, H., 1929: Allgemeine und industrielle Verwaltung. München/Berlin.

      Hartmann, M., 1996: Topmanager – die Rekrutierung einer Elite. Frankfurt a. M./New York: Campus.

      Nachdem wir Sport und Manager definiert haben, können die Begriffe „fusioniert“ und damit der Sportmanager definiert werden. Folglich sind Sportmanager alle Manager, die in ihrer Organisation mit dem Thema Sport betraut sind. Sie müssen also nicht in einer Sportorganisation, wie einem Sportverein oder einem Sportartikelhersteller, arbeiten. So finden sich heute in großen Konzernen Abteilungen, in denen Sportmanager die Sponsoring-Aktivitäten ihrer Firma planen und durchführen. Umgekehrt muss auch nicht jede Managementposition in einer typischen „Sportorganisation“ mit Sportmanagement befasst sein. Wenn beispielsweise ein Manager für die Lagerhaltung von Fanartikeln bei einem großen Fußballclub zuständig ist, so ist diese Position so weit entfernt von dem, was Sportmanagement ausmacht, dass es wenig sinnvoll erscheint, ihn noch als Sportmanager zu bezeichnen.

      ✱ Weiterführende Literatur

      Horch, H. D./Niessen, Chr./Schütte, N., 2003: Sportmanager in Verbänden und Vereinen. Köln: SPORT und BUCH Strauß.

      Horch ‚ H. D./Schütte, N., 2003: Kommunale Sportverwaltung. Analysen zur Verwaltungsreform und zum Berufsfeld. Köln: ASS.

      Hovemann, G./Kaiser, S./Schütte, N., 2003: Sporteventmanager – Ergebnisse einer Berufsfeldanalyse. Münster: IST Kaiser, S., 2006: Das Sportstudiomanagement. Anforderungen – Rekrutierung – Professionalisierung. Saarbrücken: VDM.

      Es bleibt noch auszuführen, was hier unter Organisation verstanden werden soll. Tatsächlich finden sich in der Literatur viele Varianten und Versionen von Definitionen. Sie wurden für verschiedene Zwecke in Rahmen unterschiedlicher Fachdisziplinen (BWL, Rechtswissenschaften, Soziologie etc.) entwickelt. Eine oft zitierte Definition stammt von Mayntz (1972, 147):

       „Organisationen sind soziale Gebilde, die auf einen bestimmten Zweck orientiert und planmäßig gestaltet sind.“

      Als soziale Gebilde werden in der Soziologie Sinnzusammenhänge bezeichnet, die nur im Kopf der Menschen bestehen, dennoch aber für ihre Handlungen reale Auswirkungen haben. Zudem weisen sie ihre eigene Struktur auf und sind dauerhaft. Man versteht diese Definition besser, wenn man ihre Abgrenzungsfähigkeit zu einem anderen sozialen Gebilde, der Familie, beleuchtet. Familien sind typischerweise nicht rational gebildete Instrumente für bestimmte Zwecke, sondern sie erfüllen einen Selbstzweck. Sie werden typischerweise nicht planmäßig gestaltet, sondern ihre Struktur ist stark kulturell geregelt. Die Familie hat zwar einen Selbstzweck, aber sie dient dabei sehr vielen Zwecken. Dagegen konzentrieren sich Organisationen auf die exakt geplante Umsetzung ihrer spezifischen Ziele.

      Heinemann (2004, 13) nennt die gängigen Kritikpunkte dieser Definition. So bleibt der Begriff soziales Gebilde letztlich unklar und schon unsere Alltagserfahrung zeigt, dass sehr vieles in Organisationen nicht geplant, sondern auch das Ergebnis von Chaos und den ungeplanten Verfestigungen von Handlungen zu Gewohnheiten ist.

      Trotz der Kritik an der Definition von Maynz kann sie hier zugrunde gelegt werden.

      ✱ Weiterführende Literatur

      Clegg, St./Kornberger, M./Pitsis, T., 2012 (3.Aufl.): Management & Organizations, London u.a.: Sage.

      Endruweit, G., 2004: Organisationssoziologie. Stuttgart: UTB.

      Heinemann, K., 2004: Sportorganisationen. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.

      Es wurde schon angesprochen, dass es sehr unterschiedliche Organisationen