Der Menon gilt als ein »Dialog des Übergangs« zwischen der sokratischen und der genuin platonischen Phase im Werk Platons. Zu den zahlreichen Themen, die in diesem kurzen Text zur Sprache kommen, gehören die Fragen nach dem Wesen der Tugend, nach ihrer Lehrbarkeit, nach der Möglichkeit des Wissenserwerbs und dem Unterschied zwischen Wissen und wahrer Meinung. Textnah erörtert der vorliegende Kommentar die einzelnen Argumente des Menon und weist ihnen eine Stellung im Textganzen und darüber hinaus im Kontext des platonischen Gesamtwerkes zu. Dabei werden auch zeitgenössische Diskussionen der im Menon behandelten Probleme berücksichtigt. In ihrer Aktualität und Ausführlichkeit ist die vorliegende Werkinterpretation sowohl ein idealer Begleiter für Studium und Lehre als auch eine geeignete Lektürehilfe für philosophisch Interessierte.
Der Raum und das Verständnis des Raums sind als große neue Themen der Philosophie im Gespräch. Die damit zusammenhängenden Fragen gewinnen derart an Bedeutung, dass von einem ›spatial turn‹ der Wissenschaft gesprochen wird, in Entsprechung zum ›linguistic turn‹, der das Gesicht der Philosophie bereits komplett verändert hat. Dieses interdisziplinär angelegte Lexikon versammelt in rund 650 Einträgen die zentralen Begriffe, Personen und Theorien der aktuellen Raumforschung in den Natur- und Kulturwissenschaften sowie der Philosophie. Die Autoren aus den verschiedensten Disziplinen skizzieren in ihren Beiträgen präzise die Methoden, Theorien oder die Praxis ihres Faches. Die Artikel bieten einen schnellen Überblick über die jeweiligen Ansätze – unter Berücksichtigung der klassischen Vorläufer ebenso wie der aktuellen Forschungsliteratur. Zahlreiche Querverweise ermöglichen die Erarbeitung größerer Zusammenhänge.
Haben Sie schon mal mit Alexa geflirtet? Ihr Navi beschimpft? Hat Ihr Kind ein Tamagotchi gepflegt? Auch menschliche Grundbedürfnisse wie Intimität und Sexualität werden durch die Technisierung unserer Welt beeinflusst. Ethische Fragestellungen, grundlegende Überlegungen, was den Menschen eigentlich ausmacht, aber auch Fragen der Datensicherheit werden in diesem Bereich besonders virulent. Kate Devlin ist KI-Forscherin, betrachtet die Beziehungen zwischen Mensch und Technik aber nicht aus einer rein technischen Perspektive. Sie geht allen Fragen ohne Scheu und falsche Scham nach: zurück bis in die Antike, um die Entwicklung von Sexspielzeug nachzuzeichnen, im Gespräch mit Herstellern und Benutzern von Sexrobotern und bei der Entwicklung eigener Ideen, wie uns künstliche Intelligenz bereichern kann. Sie zeichnet ein realistisches Bild dessen, was möglich ist, und fordert dazu auf, die Gestaltung der künstlichen Intelligenz nicht den Großkonzernen zu überlassen.
Der Begriff der Gleichheit gehört spätestens seit der Französischen Revolution zum europäischen Grundvokabular. Formen des Gleichheitsgedankens finden sich bereits in der stoischen Philosophie oder dem christlichen Denken. Die Erklärung der Menschenrechte im 20. Jahrhundert unterstreicht die Bedeutung dieses Begriffs, der in der jüngeren Geistesgeschichte untrennbar mit dem Begriff der ›Menschenwürde‹ verbunden ist. Aber ist ›Gleichheit‹ ein spezifisch europäischer Wert? Wie steht es um das Verständnis von Gleichheit in amerikanischen oder asiatischen Kulturen? Wie hat sich der Begriff der Gleichheit seit der Französischen Revolution in Europa gewandelt? Und: Wie viel Ungleichheit ist einer Gesellschaft zumutbar? Interdisziplinär angelegt bietet Band 3 der Reihe »Grundwerte Europas« Einblicke in diese Diskussion unter besonderer Berücksichtigung des europäischen Kontextes sowie aktueller Debatten. Dabei werden die außereuropäischen Diskurse nicht aus dem Blick verloren.
Immanuel Kant hat von sich und seinem Leben wenig Aufhebens gemacht. Von ihm selbst hat die Nachwelt nahezu nichts Privates erfahren. Dass es über sein Leben gleichwohl zuverlässige Nachrichten gibt, verdanken wir diesen drei in ihrem jeweiligen Temperament ganz unterschiedlichen Biographien seiner Zeitgenossen. Jeder der Autoren hebt einen eigenen Lebensabschnitt des Königsberger Philosophen hervor. So berichtet Borowski vor allem über den jüngeren Kant, während Jachmann eindringlich die Persönlichkeit des schon berühmten Professors schildert. Wasianski, ein häufiger Tischgast und persönlicher Vertrauter Kants, geht schließlich insbesondere auf seine letzten Lebensjahre ein. Der Leser lernt Kant durch diese wichtigen Zeitzeugnisse als einen bei aller Konzentration auf sein philosophisches Werk weltzugewandten, Geselligkeit liebenden und am Alltag interessiert teilnehmenden Menschen kennen. Die einzige vollständige Ausgabe dieser für die Kant-Forschung so wichtigen Biographien ist nun endlich wieder lieferbar!
Die analytische Philosophie, wie sie an angloamerikanischen Universitäten gelehrt wird, hat in den vergangenen Jahrzehnten in Kontinentaleuropa und vor allem in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewonnen. Was aber zeichnet die analytische Philosophie aus? Wie unterscheidet sie sich in ihrer Methode, ihrem Stil und ihrem geschichtlichen Ursprung von der nicht-analytischen Philosophie? Und was ist von der Gegenüberstellung von analytischer und kontinentaler Philosophie zu halten? Hans-Johann Glock, ein ausgewiesener Kenner der analytischen Philosophie, der viele Jahre an englischen Universitäten gelehrt hat, geht in diesem fachlich fundierten, gut verständlichen und mit viel Souveränität und Scharfsinn geschriebenen Buch diesen Fragen nach.
In der Debatte um die Krise der Automobilindustrie verdichten sich zentrale Fragen unserer Zeit, von der Globalisierung über die Digitalisierung bis zum Klimawandel. Mit dem absehbaren Ende des Verbrennungsmotors steht die Branche vor einem umfassenden technologischen Wandel. Zugleich ist das Automobil eng verbunden mit der Identität der Deutschen. Das deutsche Auto steht bis heute für Ingenieurskunst, Qualität und Verlässlichkeit sowie die wirtschaftliche Stärke des Landes. Deutschland ist abhängig vom Automobil: die Autoindustrie erwirtschaftet jählrliche Umsätze von mehr als 400 Milliarden Euro, rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der Autoindustrie ab. Vor diesem Hintergrund ist eine grundsätzliche Debatte über die Bedeutung des Automobils für die Deutschen mehr als überfällig.
Platons ›Dialoge‹ sind voller mythischer Erzählungen, in denen der Philosoph altes Überlieferungsgut aufgreift. Das Spektrum reicht von Kosmogonien (mythische Erzählungen über die Entstehung der Welt) im ›Timaios‹ und ›Politikos‹ bis zu den Jenseitsmythen im ›Phaidon‹. In diesem Erzählgut kommen menschliche Urfragen zur Sprache. Was ist der rationale Wert dieser Mythen und welchen Stellenwert haben sie letztlich für Platons Philosophie? In diesem Band untersuchen renommierte Platon-Forscher die Quellen und Strukturen von Platons Bilderwelt. Philologen und Philosophen gehen den berühmten Mythen sprachlich und motivisch auf den Grund und fragen, in welchem Verhältnis die Erzählungen zur Argumentation Platons stehen. Mit der Ergänzung um einige äußerst populäre Mythen, der gründlichen Überarbeitung und Aktualisierung der Gliederung besteht diese zweite Auflage als umfassendes Nachschlagewerk mit hohem wissenschaftlichem Anspruch.
Wie kommt es, dass die Freiheit im Selbstverständnis der meisten europäischen Nationen eine so große Rolle spielt? Welche Traditionen haben dieses Phänomen unterstützt und welche haben es behindert? Dieses Problemfeld, das von großer Aktualität ist, wird in diesem Band von renommierten Theologen und Philosophen dargestellt. Die Freiheit des Einzelnen und das liberale, tolerante Zusammenleben im Respekt vor der Freiheit anderer musste erst philosophisch begründet werden, bevor es politische Realität werden konnte. Die Grundlagen dieses Prozesses und der damit verbundenen Probleme zu verstehen, ist zentral für jeden zeitgeschichtlich interessierten Menschen. Zum ersten Mal wird die Entwicklung der europäischen Freiheitsidee hier im Zusammenhang gewürdigt.
Das Werk von Gottfried Wilhelm Leibniz gilt als eines der bedeutendsten der europäischen Geistesgeschichte. Seine Beiträge zu Philosophie, Mathematik und den Rechtswissenschaften machten ihn zu einem der bedeutendsten Philosophen seiner Zeit und wichtigsten Vordenker der Aufklärung. Doch wie wurde Leibniz‘ Werk von den ihm folgenden Generationen von Philosophen wahrgenommen? Welchen Einfluss hatte er z.B. auf die Theorien Pascals, Hegels oder Kants? Der große Leibniz-Experte Hans Heinz Holz zeigt in dieser umfassenden Übersicht, wie Leibniz von seinen philosophischen Nachkommen rezipiert wurde und zeichnet eine Wirkungsgeschichte, die zum Teil auch eine Geschichte der Missverständnisse war. Er macht deutlich, dass Leibniz’ Schriften immer wieder berühmte Denker zu großen und wichtigen Gedanken inspirieren konnte und das leibnitzsche Werk über drei Jahrhunderte großen Einfluss auf die Philosophiegeschichte ausgeübt hat.