"Elf Söhne" ist eine Erzählung von Franz Kafka, die 1916 entstand und 1920 im Rahmen des Bandes «Ein Landarzt erschien». Sie stellt die Klage eines mit seinen elf Söhnen unzufriedenen Vaters dar. Ein Vater beschreibt seine elf Söhne. An jedem Sohn findet er Mängel. Auch scheinbar Positives wie Schönheit, Ernsthaftigkeit, Umgänglichkeit, Tiefsinnigkeit mündet in der Einschätzung des Vaters ins Negative. Nur von einem, dem siebten Sohn, wünscht er sich Nachkommen.
"Der Prozeß" ist neben «Der Verschollene» und «Das Schloss» einer von drei unvollendeten und postum erschienenen Romanen von Franz Kafka. Die Entstehungszeit dieses unvollendeten Werkes – vom Sommer 1914 bis Januar 1915 – fiel mit prägnanten Ereignissen im Leben des Autors zusammen. Im Juli 1914 fand die Auflösung der Verlobung mit Felice Bauer statt. Dieses Ereignis war für Kafka mit einem Gefühl des Angeklagt-Seins verbunden, eine abschließende Aussprache im Berliner Hotel Askanischer Hof in Anwesenheit von Felices Schwester Erna und Felices Freundin Grete Bloch, mit der Kafka einen verfänglichen Briefwechsel geführt hatte, empfand Kafka als Gerichtshof.
"Der Heizer" ist eine Erzählung von Franz Kafka, die 1913 im Rahmen der Schriftenreihe «Der jüngste Tag» erschien. Gleichzeitig ist sie das erste Kapitel des Romanfragmentes «Amerika» (Titel von Max Brod), das laut Kafka «Der Verschollene» heissen sollte und unter diesem Titel heute allgemein geführt wird. Der Verleger hatte «sehr herzlich und sehr dringend» um dieses erste Kapitel gebeten. Zur Veröffentlichung des gesamten Romans konnte Kafka nicht bewogen werden, da er ihn als unzureichend empfand.
Ein sehr junger Mann wird nach einem Skandal von seinen Eltern nach Amerika geschickt. Er versucht nach der Ankunft hilfsbereit und mit naivem Engagement seinen neuen Lebensweg zu finden. Er begegnet dort seinem reichen Onkel. Es bleibt vage, wie sich die Beziehung entwickeln wird.
"Eine kaiserliche Botschaft" ist eine kurze Parabel von Franz Kafka, die 1917 entstand. Sie wurde, nach Vorabdruck in der jüdischen Wochenschrift «Selbstwehr» am 24. September 1919, 1920 in dem Sammelband «Ein Landarzt» veröffentlicht. Der Text ist Bestandteil des erst postum veröffentlichen Werkes Beim Bau der Chinesischen Mauer. Der Leser sieht sich persönlich angesprochen als einzelner «jämmerlicher Untertan». Diesem hat der Kaiser vom Sterbebett aus eine Botschaft gesandt, wobei er sich noch bestätigen ließ, dass der Bote sie richtig wiedergab. Aber dieser wird niemals den Adressaten erreichen. Er wird gar nicht bis zum Ausgang des riesigen Kaiserpalastes gelangen, erst recht nicht das gigantische Reich durchqueren können. An den Leser gewandt endet die Parabel: «Du aber sitzt an deinem Fenster und erträumst sie Dir, wenn der Abend kommt».
"Unglücklichsein" ist eine Erzählung von Franz Kafka, die 1912 im Rahmen des Sammelbandes «Betrachtung» erschien. In der Erzählung geht es um einen irrealen Besuch bei einem einsamen, unglücklichen Mann. Der Ich-Erzähler berichtet in der Vergangenheitsform von einem Abend im November. Er sei damals unruhig in seinem Zimmer hin- und hergelaufen, sei in konfuser Stimmung gewesen und habe erwogen, noch einmal auszugehen. Da sei aus dem Korridor ein kindliches Gespenst aufgetaucht. Der Erzähler sei noch aufgeregter geworden und habe kaum glauben können, dass das Gespenst wirklich zu ihm wollte. Dieses habe ihn beruhigt, alles sei schon richtig. Im nun einsetzenden Gespräch hätten sich die beiden nicht verständigen können. Erst sei es darum gegangen, ob eine Tür zu bzw. verschlossen war oder sein muss. Das Gespenst habe nicht gewollt, dass der Erzähler so viel Aufhebens machte. Nach einem regelrechten Disput sei das Gespräch abgebrochen.
"Blumfeld, ein älterer Junggeselle" ist eine Erzählung von Franz Kafka. Sie wurde 1915 verfasst und postum veröffentlicht. Kafkas Erzählung behandelt die skurrilen Schwierigkeiten eines Junggesellen in seinem Privat- und Berufsleben. Im ironischen Ton wird die Kollision eines Sonderlings mit der Realität geschildert.
Franz Kafka (1883 -1924 ) war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bilden neben drei Romanfragmenten (Der Process, Das Schloss und Der Verschollene) zahlreiche Erzählungen. Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seine letztwillige Verfügung von seinem Freund Max Brod veröffentlicht. Kafka verbrachte den Hauptteil seines Lebens in Prag, das bis zum Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918 zum Vielvölkerstaat der Monarchie Österreich-Ungarn gehörte und nach dem Ersten Weltkrieg Hauptstadt der neu gegründeten Tschechoslowakei wurde. Der Schriftsteller selbst bezeichnete sich in einem Brief als deutschen Muttersprachler.
"Beim Bau der Chinesischen Mauer" ist ein von Franz Kafka im März 1917 handschriftlich notierter Text, der nach seinem Tod aus den hinterlassenen Schriften extrahiert und als Erzählung herausgegeben wurde. Er schildert die Hinwendung des kollektiven Volkes an den Bau der Großen Mauer und deren Mystifizierung. Außerdem werden eine fast allwissende Führerschaft und ein sehr fernes Kaisertum skizziert. Eingebettet in den Text ist eine Passage, die Kafka als eigenständige Geschichte namens «Eine kaiserliche Botschaft» im September 1917 in der Zeitschrift Selbstwehr und 1920 im Rahmen des Erzählungsbandes «Ein Landarzt» bereits selbst veröffentlicht hatte. Unter dem Titel «Beim Bau der chinesischen Mauer» hat Kafkas Freund Max Brod 1931 den ersten Band von Kafkas Prosa aus dem Nachlass herausgegeben
"Ein Landarzt" ist eine Erzählung von Franz Kafka. Sie entstand im Jahr 1917 und wurde 1918 erstmals veröffentlicht. Sie war namensgebend für den gleichnamigen Erzählband «Ein Landarzt» Kafkas, erschienen 1920, in dem sie neben dreizehn weiteren Prosatexten enthalten war. Ein älterer Landarzt wird nachts zu einem Schwerkranken gerufen. Während sich das Dienstmädchen Rosa im Dorf um ein Leihpferd bemüht, da das eigene Pferd im «eisigen Winter» verendet ist, steht er im Schneetreiben in seinem Hof herum. Als Rosa ohne Pferd zurückkommt, tritt der ratlose Arzt gegen die Tür eines vermeintlich leerstehenden Schweinestalls seines Anwesens. Zu seiner Überraschung findet er dort zwei kräftige Pferde und einen unbekannten Mann vor…
"Betrachtung" ist ein Sammelband mit 18 meist kurzen Prosatexten von Franz Kafka, der Ende 1912 erschienen ist. In «Betrachtung» werden Themen dargestellt, die Kafka auch im Weiteren immer wieder aufgriff, nämlich jugendliche Geselligkeit, zwischenmenschliche Abgrenzung, Junggeselleneinsamkeit und die Mühen des Kaufmannsdaseins. Von den 18 Stücken beschäftigen sich acht mit der Position des voyeuristischen Betrachters. Die Texte sind vom filmischen Sehen bestimmt; sie übertragen die Möglichkeiten des neuen Mediums zunächst nur auf Kurzsequenzen. Kafka erzählt mit Hilfe des kinomathographischen Verfahrens keine geschlossenen Geschichten, sondern bietet experimentelle Sequenzen, in denen Bewegungsbilder, Lichteffekte und Momentaufnahmen die Vielfalt der erzählerischen Darstellung erweitern und ergänzen.