Lebendige Seelsorge 1/2020. Erich Garhammer

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Название Lebendige Seelsorge 1/2020
Автор произведения Erich Garhammer
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783429064716



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       THEMA

      Zeit der Arbeit – Raum der Muße

      Von Günter Figal

      Produktive Unterbrechungen: Faszination Lesen

      Von Christoph Gellner

      Muße-Erzählungen?

      Die Replik von Günter Figal auf Christoph Gellner

      Arbeiten und Wirken, (Nichts-)Tun und Lassen

      Die Replik von Christoph Gellner auf Günter Figal

      Der Verlust der Muße oder was wir vom barocken Zeitalter lernen könnten

      Von Peter Hersche

       PROJEKT

      Ein Jahr Aufatmen und dann …

      Was bleibt von einem Experiment im Bistum Osnabrück?

      Von Daniela Engelhard

       INTERVIEW

      Die Poetik des Bauens

      Ein Gespräch mit Jörn Köppler

       PRAXIS

      Napolitudine

      Inspirationen mediterraner Lebenskunst Von Christian Bauer

      „Geld und ein eigenes Zimmer“ (Virginia Woolf)

      Über die Bedingungen von Muße Von Ute Leimgruber

      Muße, oder: Zum Erfolg befreit

      Von Matthias Sellmann

      Meine Muße

      oder: Wie ich lernte, der Singularisierung zu entsagen

      Von Bernhard Spielberg

       FORUM

      Ruhe mit Potenzial

      Ein exegetischer Zwischenruf – angeregt durch Gen 2,2

      Von Christian Schramm

       SEELSORGE UND DIASPORA: BONIFATIUSWERK

      „Ich möchte einfach nur hier sitzen!“ – geistliche Übungen als sinnerfüllte Muße

      Exerzitienangebot des Bonifatiuswerkes im norwegischen Marienkloster auf Tautra Von Sebastian Schwertfeger

      Im Dienst einer vielfältigen Diaspora

      Das Bonifatiuswerk als Hilfswerk für den Glauben

      Von Georg Austen

       POPKULTURBEUTEL

      PutZen

      Von Bernhard Spielberg

       NACHLESE

      Re: Lecture

      Von Erich Garhammer

      Buchbesprechungen

      Impressum

      Die Lebendige Seelsorge ist eine Kooperation zwischen Echter Verlag und Bonifatiuswerk.

       Erich GarhammerSchriftleiter

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      viel Freude am ersten Heft des Jahres 2020 und ein herzliches Willkommen allen bisherigen Leser*innen der Zeitschrift „Lebendiges Zeugnis“. Die „Lebendige Seelsorge“ will Ihnen eine neue Heimat bieten, nicht nur durch die Rubrik „Seelsorge und Diaspora: Bonifatiuswerk“, die Sie in jedem Heft finden werden. Sie verwöhnt Sie auch mit anregenden Themen.

      Warum aber ein Themenheft „Muße“ in kirchlich und gesellschaftlich aufregenden Zeiten? Was ist mit den brennenden Themen „Synodaler Weg“, „Frauen (in) der Kirche“, „Kirche und Geld“ oder der immer angemahnten „Gotteskrise“? Diese Themen werden Sie in den nächsten Heften behandelt finden. Aber das Thema „Muße“ ist kein harmloses Thema. Es stellt vor die Frage: Beute ich mich oder andere aus in meiner Arbeit, kommt meine Arbeit aus einer Ruhe und Gelassenheit mit dem Blick aufs Notwendige oder führt sie mich und andere in die Erschöpfung?

      Der Philosoph Günter Figal lädt dazu ein, die Arbeit von der Muße her zu definieren, nicht umgekehrt, Christoph Gellner empfiehlt das Lesen als Freiraum jenseits von Nutzenskalkülen, der Historiker Peter Hersche macht uns mit dem Mußekonzept der Barockzeit vertraut, die Leiterin des Seelsorgeamtes Osnabrück Daniela Engelhard berichtet vom Experiment des Aufatmens in ihrem Bistum und den bleibenden Früchten und der Architekt Jörn Köppler begreift das Bauen nicht nur technisch, sondern als poetisches Phänomen.

      Vier Pastoralthelog*innen, zugleich Mitglieder der Schriftleitung dieser Zeitschrift, buchstabieren Muße biografisch und geben somit Einblicke in Persönliches. Der Exeget Christian Schramm erläutert den Unterschied zwischen Muße und Sabbat und lädt ein zu einer sabbatlichen Kultur: die Ruhe ist die Krönung der Schöpfung, nicht der Mensch, schon gar nicht die Arbeit. Mit diesem Heft beginnt Andreas Feige seine Tätigkeit als neuer Redakteur. Der bisherigen Redakteurin Elisabeth Hasch gilt für ihre vorzügliche Arbeit der Dank des Verlags und der Schriftleitung.

      Viel Muße bei der Lektüre wünscht Ihnen

      Ihr

      Prof. Dr. Erich Garhammer

      Schriftleiter

       Zeit der Arbeit – Raum der Muße

      Sobald man etwas tut, bei dem man die Zeit unwichtig findet oder gar vergisst, also etwas ‚in Muße‘ tut, kann deutlich werden, was einem bei der Arbeit entgeht. Vielleicht wird man so auch lernen, die Arbeit von der Muße her zu fassen, statt umgekehrt die Muße von der Arbeit her als ‚Freizeit‘ misszuverstehen. Günter Figal

      Das Wort ‚Muße‘ klingt etwas altmodisch, als wäre es aus der Zeit gefallen. Wenn man das Wort hört, denkt man vielleicht an biedermeierliche Gartenidyllen – eine Familie im Baumschatten am Teetisch – oder, sofern man der Wortgeschichte nachgegangen ist, an noch weiter zurückliegende Phänomene. Als Übersetzung des griechischen ‚σχολή‘ und des lateinischen ‚otium‘ bezeichnet das Wort eine Lebensweise, die der Betrachtung gewidmet und so dem aktiven Leben entgegengesetzt ist. Zur vita contemplativa gehört Muße, während diese der vita activa fehlt – bezeichnenderweise ist das lateinische Wort für eine öffentliche, dienstliche oder geschäftliche Tätigkeit ‚negotium‘, was ‚Unmüßigkeit‘ heißt. Betrachtend ist das Leben von Philosophen in ihren Akademien, von Gelehrten und Literaten, die unbehelligt von Tagesgeschäften ihren Gedanken nachgehen. Die Muße, in der ein solches Leben geführt wird, ist keine Freizeit, auch keine ‚Auszeit‘. Beide Wörter bezeichnen eine Ausnahme, der gegenüber etwas anderes, nämlich die Arbeit, der Normalfall wäre. Wer hingegen in Muße lebt, muss an Arbeit gar nicht denken, ohne deshalb untätig zu sein. Philosophische oder allgemein gelehrte Studien, die Lektüre und das Schreiben von Gedichten sind Tätigkeiten, aber offenbar keine Arbeit im Sinne der ‚Unmüßigkeit‘. Was aber dann?

      WIE BIN ICH TÄTIG?

      Mit dieser Frage könnte das Nachdenken über Muße jenseits historischer Reminiszenzen interessant werden. Offenbar gibt es verschiedene Arten des Tätigseins, die man miteinander vergleichen und so klären kann. Dabei mag einem bewusst werden, wie man selbst tätig ist, und das wiederum könnte ein Anlass für die Frage sein, ob man so tätig sein möchte. Sinnvoll ist die Frage nur,