Название | Trotz Depressionen ein erfolgreiches Leben |
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Автор произведения | Wilfried Zaube |
Жанр | Личностный рост |
Серия | |
Издательство | Личностный рост |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962298197 |
3. Wohngemeinschaft und Weiterbildung
Mit der Halbpension im Lehrlingsheim war es nun vorbei. Ab sofort hatten wir alle mit Wäschewaschen, Kochen und Putzen zu tun. Dafür hatten wir jetzt deutlich mehr Freiheiten.
Mit der Anweisung, um 22.00 Uhr zu Hause sein, war es nun glücklicherweise vorbei. Mit unseren restriktiven Budgetplanungen waren Einkäufe nur im Aldi möglich – damals noch im kartonweisen Sortiment. Nur das Bier musste schon einen hohen Qualitätsstandard haben. Jeder kam den notwendigen Aufgaben nach, sodass schnell eine enge Gemeinschaft entstand. Für unseren zentralen Ölofen, der in der Küche stand, hatten wir allerdings nur einen Spezialisten ausgewählt. Im Winter, mindestens einmal im Monat, kam es zu einer Feinstaubexplosion. Küche und Wohnzimmer standen im Rußnebel. Nur unser Spezialist konnte das Gerät wieder in Gang setzen. Wir anderen duften den klebrigen Ruß überall entfernen – eine großartige Aufgabe, und das immer wieder. Hier rühren auch folgende Ausrufe der Verärgerung beziehungsweise der Aufregung her. „Martha die Axt“ und „Mann die Karre“, die bis heute noch in den Folgegenerationen zum Einsatz kommen.
3.1 „44“ – für immer unvergesslich
Das Evergreen „In unserem Veedel“ von der Kölner Gruppe De Bläck Fööss wurde zu unserem WG-Motto-Lied. Der Refrain „… denn hier hält man zusammen, in unserem Veedel …“ wurde auf die Hausnummer unseres kleinen Häuschens umgewidmet, nämlich „44“. Wenn wir uns heute irgendwo treffen, wird das Superlied immer noch geschmettert. „44“ bekam schnell einen hohen Bekanntheitsgrad im Leverkusener Stadtteil Schlebusch. Im Erdgeschoss unseres Hauses hatten wir auf Dauer zwei Partyräume eingerichtet, in denen nicht – wie im Lehrlingsheim – um 22.00 Uhr Sperrstunde war, sondern immer der Bär von der Kette war. Regelmäßig an den Wochenenden hatten wir legendäre Feiern und das Haus voller Gäste. Unser Bekanntenkreis wurde ständig größer. Hinzu kamen die Sommerfeste im großen Garten hinter dem Haus als Highlight. Dabei herrschte eine Art Volkfeststimmung, wobei nicht nur Hunderte von Menschen, sondern auch Hunderte Liter Bier – gepaart mit vielen Flaschen Persiko (ein damals beliebter Likör aus Sauerkirschsaft) – anwesend waren. Das war selbstverständlich vorher und nachher viel Arbeit und Organisation für uns alle. Doch wir Jungs aus „44“ hatten alle einen Riesenspaß daran, anderen eine Freude zu bereiten.
Wie bereits im Lehrlingsheim, durfte ich für die passende Musik zum richtigen Zeitpunkt sorgen. Ziel war dabei immer, die Mannschaft in Wallung und auf die Tanzflächen zu bringen. Irgendwie ist mir das immer gelungen; auch viel später, bei Feiern im Berufsleben oder privaten Bereich. Das Equipment waren damals lediglich geschickt aufgenommene Musikkassetten und Schallplatten.
Ja, „44“ ist, bis heute nach 50 Jahren, ein Pseudonym für Freundschaft, Kameradschaft und Einheit. Alle ehemaligen Bewohner leben heute verstreut in ganz Deutschland und Europa. Wenn dann alle fünf Jahre zu einem Treffen aufgerufen wird, dann ist es nur eine Frage der Ehre und der gemeinsamen Erinnerung und alle laufen selbstverständlich ein. „44“ war nicht nur bekannt als Partymeile im Stadtteil Schlebusch. Hier war auch die Wiege weiterer Bildung und späterer Hochschul-/Universitätsstudien. Drei von uns arbeiten später in gehobenen Stellungen bei großen Chemieunternehmen. Einer von uns ist selbstständiger Zahnarzt. Doch eins nach dem anderen.
3.2 Endlich etwas nachholen
Während mein Zimmernachbar und ich noch unserem erlernten Beruf bei Bayer nachgingen, besuchten die anderen beiden die Fachoberschule und begannen schließlich ein Chemiestudium. Durch ihr Vorbild und ihren Bildungsweg wurden wir zwei Hauptschüler motiviert, zunächst einmal die Mittlere Reife nachzuholen. Das war doch schon mal etwas. In der Praxis bedeutete der Weg, berufsbegleitend, zwei Jahre lang dreimal in der Woche in die Abendschule. Das war eine harte Zeit, nach der Arbeit bis 21.00 Uhr die Schulbank drücken. Es war sehr kräftezehrend und brachte in unserem Privatleben enorme zeitliche Einschränkungen. Ich hatte mir damals schon fest vorgenommen, nie wieder irgendeine Weiterbildung regelmäßig am Abend durchzuführen. Doch es hatte, wie immer, auch einige wenige Vorteile.
3.3 Ming eeste Fründin
So freundete ich mich für eine ganze Zeit mit einer netten Leidensgenossin an. Wir mochten uns sehr, sie war sogar in „44“ integriert, was schon ein besonderes Vorrecht war. Doch wir sind für damalige Verhältnisse erstaunlicherweise kein klassisches Paar geworden. Es gab verständlicherweise auch keinen Sex. Ich bin ihr auch nicht zu nahe gekommen, obwohl ich es selbstverständlich versucht habe. Aus irgendwelchen Gründen, die ich heute nicht mehr nachvollziehen kann, hat es wohl nicht funktioniert. Der ganze Anhang aus „44“ war sehr traurig, als wir uns schließlich getrennt haben; sie war mittlerweile von allen ins Herz geschlossen worden.
Nach der Abendschule haben mein Zimmernachbar und ich bei Bayer gekündigt und versuchten – wie bereits unsere ehemaligen Mitbewohner – die Fachoberschule zu besuchen. Der Abschluss berechtigte uns dann, an einer Fachhochschule zu studieren. Vorher sollte dann noch etwas Wegweisendes geschehen.
Kurz vor dem Abschluss waren wir mal wieder unterwegs, um irgendwo einen schönen Abend zu beginnen und dann zu Hause Party zu machen. Wir hatten uns im Nachbarstadtteil Alkenrath für das Festzelt „Tanz in den Mai“ entschieden. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, der spätere Bundespräsident Johannes Rau führte den Eintanz durch. Er war zu diesem Zeitpunkt noch single. Erstaunlicherweise trafen wir dort einige Ausbilder aus der Zeit unserer Berufsausbildung bei der Bayer AG. Sie luden uns an ihren Tisch. Demnach waren wir ihnen nach Jahren wohl immer noch gut bekannt. Die Nichte eines Ausbilders saß auch dabei. Der Abend führte dann schließlich dazu, dass ich – völlig nichts ahnend – meine künftige Ehefrau Monika kennengelernt habe. Dazu später mehr.
Ich schloss die Fachoberschule erfolgreich ab. Im Vorfeld hatte ich mich um einen Studienplatz in Gießen bemüht. Doch wo die Liebe nun mal hinfällt. Die enger werdende Freundschaft zu Monika führte dazu, den Plan aufzugeben und zunächst in Leverkusen zu bleiben. Nach drei Jahren „44“ hatte sich die Gemeinschaft in alle Himmelsrichtungen aufgelöst. Daraufhin habe ich mir ein kleines Appartement gemietet und sollte jetzt unerwartet einige Jahre nachts unterwegs sein.
4. Erster Job als Taxifahrer
Als Student ist man finanziell schon sehr eingeschränkt. Deswegen wollte ich bis zum Studienbeginn an der Fachhochschule in Köln noch einige Monate etwas Geld verdienen. Graham Bonney sang zu der Zeit „Wähle 333 auf dem Telefon …“. Für meine Dienste sollte jetzt hoffentlich jeder nachts 3333 der Taxigenossenschaft Leverkusen wählen. Ich fand den Job derart aufregend, dass aus den geplanten wenigen Monaten zwei Jahre geworden sind. Leverkusen ist trotz seiner Großindustrie nicht gerade der Ort für ein ausgiebiges Nachtleben. Dennoch war ich gern nachts unterwegs, zumal zu der Zeit nur wenige Taxis im Einsatz waren. Dennoch bedeutete es viel Wartezeitzeit auf den Taxihalteplätzen und unendlich viel Gelaber mit den Kolleg(inn)en. Ich habe das Taxifahrervolk zu der damaligen Zeit als eine eingeschworene Gemeinschaft kennengelernt. Ich durfte dann bald auch dazugehören. Wir feierten viel zusammen und verbrachten viele gemeinsame klasse Stunden und sogar Urlaube auf Malle. Die Zeit hat mir dermaßen viel Spaß bereitet, dass ich sogar eine Taxikonzession mit Auto von meinem Unternehmer erwerben wollte. Wenn es innerhalb der Woche doch recht gemütlich zuging, so waren die Wochenenden schon recht lebhaft. Während ich vor meiner Taxifahrerzeit während Karneval und Silvester selbst ausgiebig Party gemacht hatte, so saß ich jetzt im Auto. Das war sehr lukrativ – doch auch äußerst stressig. Rückblickend