Heimkehr zu den Dakota. Liselotte Welskopf-Henrich

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Название Heimkehr zu den Dakota
Автор произведения Liselotte Welskopf-Henrich
Жанр Исторические приключения
Серия
Издательство Исторические приключения
Год выпуска 0
isbn 9783957840066



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Freunde.«

      »Nein, aber wir kennen uns untereinander. Acht oder zehn Mann unmittelbar zur Hand, das genügt.«

      »Und wenn er doch lebend davonkommt?«

      »Lassen wir ihn als Totschläger festnehmen und schicken ihn morgen mit dem Zug zurück, vor die Gerichte. Mit Indsmen wird da nicht viel Federlesens gemacht, und im Gefängnis wird ein Indianer keine zwei Jahre älter.«

      Bill schüttete noch einen Brandy hinunter.

      »Das ist aber der letzte«, sagte Jim. »Sonst erzählst du zu viel.«

      »Der letzte vor Mitternacht, so wahr ich sechsundzwanzig Hahnenkämpfe bestanden habe! Vielleicht kommt heute noch der siebenundzwanzigste dazu!«

      »Es wird Zeit! Du hast schon weidlich lange Pause gemacht. Aber jetzt ist genug geredet. Ihr wisst Bescheid.«

      Jim warf seine beiden Gäste hinaus, zog die Stiefel aus, weil er die Füße auslüften wollte, und legte sich auf das Bett.

      Während Red Jim einschlief, führte Bloody Bill seinen Komplizen Charlemagne in das riesige Proviantzelt, in dem Fässer und Kisten gestapelt waren. In einer freien Ecke hatte Bill hier mit zwei Mann sein Quartier aufgeschlagen. Die Ecke war mit Fässern und Kisten gegen Zudringliche abgegrenzt. Decken, Brandyflaschen, Bierkrüge, Fleischtöpfe, alles war hier zusammengetragen.

      »Euer Hamsterloch!« Charles grinste.

      »Unsere Fuchshöhle. Ich schlaf jetzt ein paar Stunden. Und du?«

      »Bin noch nicht eingeteilt. Was kann man hierzulande mit ein paar Stunden anfangen?«

      »Leiste doch dem Joe Gesellschaft. Hast du ihn schon begrüßt?«

      »Nein. Er ist mir heute noch nicht über den Weg gelaufen.«

      »Dann mach das. Er hat immer Zigarren.«

      »Wär’n Gedanke. Guten Schlaf!«

      Charlemagne besichtigte das Proviantzelt noch etwas genauer und bummelte quer durch das geschäftige Treiben des Lagers. Von weitem schon sah er Joe, der immer noch beim Gleis stand. Der Wind hatte um die Mittagszeit nachgelassen, der Staub hatte sich gelegt. Der Himmel war aber nicht klar. Diesige Luft hatte sich verbreitet, und die Kette des Felsengebirges am Horizont glich eher einem Nebelstreifen als festgefügtem Fels.

      Der Lange mit dem Knebelbart stand schon fast eine Minute neben dem Ingenieur, als dieser ihn endlich bemerkte. Joe Brown hatte sich ganz in seine Gedanken verloren gehabt.

      »Ach ... du bist das!«, sagte er nur und maß Charles, nicht eben freundlich, auch nicht ablehnend. Charlemagne war dem Ingenieur als Mensch völlig gleichgültig, aber er war eine der Figuren in einem gefährlichen Spiel gewesen, dessen Erfolg jetzt greifbar nahe bevorstand, und in dieser Erinnerung begrüßte Joe den Kundschafter, wie ein Stück Möbel etwa, das man einmal benutzt hat und das sich aus einer Rumpelkammer plötzlich wieder anfindet.

      »Muss doch auch sehen, wie das hier zu Ende kommt, was wir zusammen angefangen haben.« Charlemagne tat vertraulich.

      Joe Brown war das zuwider, aber er spendierte die erwartete Zigarre. »Ja, ja«, sagte er dabei zerstreut. »Hoffentlich sind wir im letzten Jahr noch schnell genug.«

      »Ihr geht morgen schon wieder fort?«

      »Mit dem Zug.«

      »Heute Nacht wird doch Abschied gefeiert?«, erkundigte sich Charles, obgleich er Bescheid wusste.

      »Du bist natürlich auch eingeladen, Charlemagne.«

      »Wir vier müssten eigentlich beieinandersitzen: Ihr und Henry und Bill und ich – nicht gerade nackend wie damals, aber doch als die vier ... nun eben die vier ...«

      »Die das Giftwasser nicht getrunken hatten, ja. Komm nur mit an unseren Tisch! Top, der uns vier dann gefunden hat, sollte auch dabei sein.«

      »Habe sagen hören, Tops Junge ist wieder zu ihm gekommen?«

      »Schon lange wieder bei ihm. Den holen wir uns auch. Noch einmal die alten Zeiten feiern!«

      »Wenn sie auch nicht gut waren.«

      Joe lächelte gezwungen.

      Über die Prärie kamen wieder Reiter im Galopp herbei, eine zweite Kundschaftergruppe, die von einem jungen Indianer geführt wurde. Charlemagne musterte den Burschen. Er erkannte ihn erst kaum wieder. Harry war nicht nur größer geworden. Die letzten vier Jahre hatten ihn überhaupt verändert.

      Joe rief den Indianer an, der daraufhin auf seinem Grauschimmel zu dem Ingenieur heranritt, während seine Begleiter sich von ihm trennten und gleich den Zelten und Bretterbuden zustrebten.

      Wenn Charlemagne erwartet hatte, von Harry begrüßt zu werden, so sah er sich getäuscht. Der junge Indianer schaute nur Joe an, in Erwartung irgendeiner Bemerkung oder Frage des Chefs, und auch dem Ingenieur gegenüber verriet sich in seinen Zügen keine besondere Spannung oder Aufmerksamkeit.

      »Ich gehe morgen, das weißt du, Harry«, sagte Joe. »Sobald heute Nacht der Zug da ist, feiern wir Abschied. Dein Vater und du, ihr seid auch meine Gäste.«

      »Die Nacht über bin ich wieder auf Kundschaft.«

      »Habt ihr die verdächtigen Spuren enträtselt?«

      Der Indianer beantwortete die Frage nicht gleich, und durch dieses kurze Schweigen drückte er seine Überraschung aus. »Ich habe keine verdächtigen Spuren gesehen«, sagte er schließlich.

      Es war nun an Joe, überrascht zu sein. Auch er wartete einen Augenblick, bis er antwortete: »Umso besser. Dann mache dich doch heute Nacht wenigstens für ein paar Stunden frei. Ich erwarte dich.«

      »Ich komme, wenn es möglich ist.« Der junge indianische Scout ritt weiter.

      Joe und Charlemagne schauten ihm nach. »Ihr müsst mit seinem Alten reden«, riet Charles. »Der bringt ihn mit.«

      Joe Brown machte eine abwehrende Handbewegung gegen den aufdringlich erscheinenden Vorschlag. Er war selbst im Stationslager oberste Instanz für den Kundschafterdienst, da er Prärieerfahrung besaß, und er wollte die Kräfte so einteilen, dass er die alten Präriehasen für zwei oder drei Stunden um sich versammeln konnte.

      »Komisch«, murmelte er nur noch. »Der eine phantasiert von ganz großer Schweinerei, die zu befürchten steht, und der andere will überhaupt nichts gesehen haben.«

      »Sonderbar ist es wirklich«, bekräftigte Charles.

      Joe wollte Charlemagne loswerden. Er verließ daher seinen Standplatz am Gleis und ging zunächst wieder zurück auf seine Kammer. Dort fand er Henry vor.

      Der junge Ingenieur war voller Lebendigkeit und Erwartung. »Heute Nacht wird es großartig, Joe! Habe den Geiger abgesetzt, der sein Instrument immer wie mit einer Kratzbürste behandelte. Bei den Ballen und Säcken hab ich einen Zigeuner gefunden – Joe, das ist klasse! Der wird spielen! Gekocht wird jetzt schon. Der Leitende rechnet einen Teil der Unkosten auf Spesen. Und morgen geht es endlich weg aus dieser traurigen Grassteppe hier. Wie ich mich freue!«

      Joe lächelte so freundlich, wie er es mit seinem ledernen Gesicht noch vermochte. »Hauptsache, es freut sich einer, und wir schaffen es dann mit unserer Strecke. Der Preis nächstes Jahr muss uns gehören!«

      »Muss er, Joe. Und nun entschuldige mich! Ich hab eine Menge zu tun. Nur eins noch rasch: Wen willst du an unserem Tisch haben?«

      »Von den Respektspersonen, was sich nicht vermeiden lässt. Auf alle Fälle auch die alten Prärieläufer, die noch wissen, wie es uns mal erging.«

      »Das heißt ... Hm! Weißt du ..., der Hahnenkampf-Bill ist nicht gerade die Figur, die ich mir am Tisch wünsche. Tom ist nicht mehr da ...«

      »Auch wahr. Rück zwei Tische nebeneinander. Wir und die Respektspersonen sitzen zusammen, am nächsten Tisch die alten Rowdies.«

      »Top auch?«

      »Top