Die böse Macht. C. S. Lewis

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Название Die böse Macht
Автор произведения C. S. Lewis
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783865064301



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      2 _______

      Mark ging unterdessen zum Bracton College hinunter und dachte an ganz andere Dinge. Er bemerkte nichts von der morgendlichen Schönheit der kleinen Straße, die ihn von dem höher gelegenen Vorort, in dem er und Jane wohnten, zur Stadtmitte und zum Universitätsviertel von Edgestow hinabführte.

      Obwohl ich in Oxford studiert habe und Cambridge sehr schätze, finde ich Edgestow schöner als beide. Zum einen, weil es so klein ist; kein Hersteller von Autos oder Würstchen oder Marmeladen hat die ländliche Umgebung der kleinen Stadt bisher industrialisiert. Und auch die Universität selbst ist winzig. Außer Bracton und dem auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie gelegenen Frauencollege aus dem neunzehnten Jahrhundert gibt es nur zwei Colleges: Northumberland, das flussabwärts von Bracton am Ufer des Wynd steht, und Duke’s gegenüber dem Kloster. Bracton nimmt keine Studienanfänger auf. Es wurde um dreizehnhundert gegründet, um den Lebensunterhalt zehn gelehrter Männer zu sichern, deren Pflichten darin bestanden, für Henry de Bractons Seele zu beten und die Gesetze Englands zu studieren. Die Zahl der Dozenten ist allmählich auf vierzig angestiegen, von denen nur sechs Juristen sind und von denen vermutlich keiner mehr für Bractons Seele betet. Mark Studdock war Soziologe und vor fünf Jahren auf einen Lehrstuhl dieses Fachs berufen worden. Er begann, allmählich Fuß zu fassen. Wenn er daran gezweifelt hätte (was er nicht tat), so wäre er beruhigt gewesen, als er vor der Post mit Curry zusammentraf und sah, wie selbstverständlich Curry mit ihm zusammen zum College ging und über die Tagesordnung der bevorstehenden Sitzung diskutierte. Curry war der Vizerektor von Bracton.

      »Ja«, sagte Curry. »Es wird verteufelt lange dauern; wahrscheinlich nach dem Abendessen noch weitergehen. Die Obstruktionisten werden nach Kräften Zeit vergeuden. Aber das ist zum Glück alles, was sie können.«

      Dem Ton von Studdocks Antwort war nicht zu entnehmen, wie ungemein wohltuend er Currys Gebrauch des Pronomens ›wir‹ empfunden hatte. Noch bis vor kurzem war er ein Außenseiter gewesen, der die Aktivitäten von ›Curry und seiner Clique‹ mit ehrfürchtiger Scheu und ein wenig verständnislos beobachtet und bei Sitzungen kurze, nervöse Ansprachen gehalten hatte, die den Gang der Ereignisse niemals beeinflussten. Jetzt gehörte er dazu, und aus ›Curry und seiner Clique‹ waren ›wir‹ oder ›das Fortschrittliche Element‹ am College geworden. Das war alles ziemlich plötzlich gekommen und schmeckte immer noch süß.

      »Sie glauben also, es wird durchgehen?«, sagte Studdock.

      »Ganz sicher«, antwortete Curry. »Wir haben den Rektor, den Schatzmeister und alle Chemiker und Biochemiker auf unserer Seite. Pelham und Ted habe ich bearbeitet, von ihnen ist nichts zu befürchten. Außerdem habe ich Sancho eingeredet, er wisse, worum es gehe, und sei dafür. Bill der Blizzard wird wahrscheinlich wüten, aber wenn es zur Abstimmung kommt, wird er sich auf unsere Seite schlagen müssen. Übrigens habe ich Ihnen noch nicht gesagt, dass Dick dabei sein wird. Er ist gestern Abend gekommen und hat sich gleich an die Arbeit gemacht.«

      Studdock überlegte verzweifelt, wie er verbergen könnte, dass er nicht wusste, wer Dick war. Im letzten Augenblick fiel ihm ein sehr unbedeutender Kollege mit Vornamen Richard ein.

      »Telford?«, fragte er verwundert. Er wusste sehr gut, dass Telford nicht der Dick sein konnte, den Curry meinte, und darum gab er seiner Frage einen leicht belustigten und ironischen Unterton.

      »Lieber Himmel! Telford!«, sagte Curry und lachte. »Nein. Ich meine Lord Feverstone – Dick Devine, wie er früher hieß.«

      »Der Gedanke an Telford kam mir auch ein bisschen komisch vor«, sagte Studdock und stimmte in das Lachen ein. »Es freut mich, dass Feverstone kommt. Ich kenne ihn noch gar nicht, wissen Sie.«

      »Nun, dann wird es höchste Zeit«, sagte Curry. »Hören Sie, kommen Sie heute zum Abendessen zu mir. Ich habe ihn auch eingeladen.« »Mit Vergnügen«, sagte Studdock wahrheitsgemäß. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich nehme an, dass Feverstones Position sicher ist, oder?«

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Curry.

      »Nun, Sie werden sich erinnern, dass darüber geredet wurde, ob jemand, der so viel abwesend ist, seinen Lehrstuhl hier behalten kann.« »Ach, Sie meinen Glossop und all diesen Schwindel. Das hat nichts zu bedeuten. Haben Sie es nicht für blanken Unsinn gehalten?«

      »Unter uns gesagt, ja. Aber ich gebe zu, wenn ich öffentlich erklären müsste, warum jemand, der fast immer in London ist, weiterhin einen Lehrstuhl in Bracton haben sollte, würde ich mich nicht ganz leicht tun. Die wahren Gründe sind das, was Watson Imponderabilien nennen würde.«

      »Da bin ich anderer Meinung. Ich hätte nichts dagegen, die wahren Gründe öffentlich zu erläutern. Ist es für ein College wie dieses nicht wichtig, einflussreiche Verbindungen zur Außenwelt zu haben? Es ist nicht ausgeschlossen, dass Dick im nächsten Kabinett sitzt. Schon bisher war Dick dem College von London aus nützlicher als Glossop und ein halbes Dutzend andere von der Sorte, die ihr ganzes Leben hier herumsitzen.« »Ja. Das ist natürlich der springende Punkt. Trotzdem wäre es schwierig, das in dieser Form bei einer Sitzung des Kollegiums vorzubringen.«

      »Da ist übrigens etwas«, sagte Curry in einem etwas weniger vertraulichen Ton, »das Sie über Dick wissen sollten.«

      »Was denn?« »Er hat Ihnen den Lehrstuhl verschafft.«

      Mark schwieg. Er ließ sich nicht gern daran erinnern, dass er einmal nicht nur außerhalb des Progressiven Elements gestanden hatte, sondern sogar außerhalb des Colleges. Curry war ihm keineswegs immer sympathisch. Er genoss das Zusammensein mit ihm nicht auf diese Weise.

      »Ja«, sagte Curry. »Denniston war Ihr Hauptrivale. Unter uns gesagt, vielen Leuten gefielen seine Arbeiten besser als die Ihren. Aber Dick bestand die ganze Zeit darauf, dass Sie der richtige Mann für uns seien. Er ging hinüber zum Duke’s College und hat alles über Sie in Erfahrung gebracht. Er war der Meinung, es komme darauf an, den Mann zu finden, den wir wirklich brauchen, zum Teufel mit den Arbeiten und der Qualifikation. Und ich muss sagen, er hat Recht gehabt.«

      »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Studdock mit einer ironischen Verbeugung. Er war überrascht über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte. In Bracton war es, wie vermutlich in den meisten anderen Colleges, seit jeher ein ungeschriebenes Gesetz, dass man in der Gegenwart eines Mannes niemals die Umstände erwähnte, die zu seiner Ernennung geführt hatten, und Studdock hatte bis zu diesem Augenblick nicht daran gedacht, dass auch dies eine der Traditionen sein könnte, die das Progressive Element abschaffen wollte. Auch war ihm bisher nie in den Sinn gekommen, seine Wahl könnte von etwas anderem als der Qualität seiner Arbeiten abhängig gewesen sein. Und erst recht nicht, dass sie eine so knappe Angelegenheit gewesen war. Er hatte sich inzwischen so an seine Position gewöhnt, dass der Gedanke eine seltsam zwiespältige Empfindung in ihm wachrief, etwa so, als habe er entdeckt, dass der eigene Vater einst beinahe eine andere Frau geheiratet hätte.

      »Ja«, fuhr Curry fort, der inzwischen einen anderen Gedankengang verfolgte. »Heute sieht man, dass wir mit Denniston nicht gut gefahren wären. In keiner Weise. Damals war er natürlich ein brillanter Mann, aber inzwischen scheint er mit seiner Verteilungstheorie und all diesem Zeug völlig entgleist zu sein. Ich habe gehört, dass er möglicherweise in einem Kloster enden wird.«

      »Ein Dummkopf ist er nicht gerade«, sagte Studdock.

      »Ich bin froh, dass Sie Dick kennen lernen werden«, sagte Curry. »Wir haben jetzt keine Zeit, aber es gibt da etwas, das ihn betrifft und das ich mit Ihnen besprechen wollte.« Studdock sah ihn fragend an.

      »James und ich und ein paar andere«, sagte Curry mit gedämpfter Stimme, »haben uns gedacht, dass er der neue Rektor werden sollte. Aber wir sind da.« »Es ist noch nicht zwölf«, sagte Studdock. »Wie wär’s, wenn wir auf ein Glas ins Bristol gingen?«

      Also gingen sie ins Bristol. Ohne diese kleinen Aufmerksamkeiten wäre es nicht einfach gewesen, die Atmosphäre zu erhalten, in der das Progressive Element sich bewegte. Das belastete Studdock stärker als Curry, der unverheiratet war und das Gehalt eines Vizerektors bezog. Aber das Bristol war ein sehr angenehmes Lokal.