Название | Dantes Inferno I |
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Автор произведения | Akron Frey |
Жанр | Современная зарубежная литература |
Серия | |
Издательство | Современная зарубежная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783905372397 |
«Aus einem Boot», versuchte ich meine Gedanken zu ordnen.
«Das Boot ist nur ein oberflächliches Symbol. Geh tiefer! Siehst du nicht ihre wunderschöne Gestalt? Schließe die Augen und erinnere dich …» Ich schloß die Augen, und plötzlich sah ich eine wunderschöne Wassernymphe wie eine feine Nebelsäule aus dem tosenden Abgrund steigen. Sie schien das Wasser nicht zu berühren, sondern wie eine Luftblase darüberzuschweben. Ein weißer Nebelschleier schien als einzige Hülle ihren zarten Leib zu bedecken, und keine Bewegung verschob die Falten ihres Totenhemds. Nur ihre großen, lichtstrahlenden Augen waren nicht verschleiert, sie starrten mir sehnsüchtig ins Auge, bis mir die Tränen kamen, und leise flüsterte sie mir ins Ohr: «Ich bin gekommen, um dich zu lieben, denn meine Liebe ist dein Tod …»
Ich erschrak: «Hör sofort mit dem Unsinn auf!» forderte ich laut.
«Wieso? Es fängt erst an! Hier befindest du dich am Schaltkreis des Energieaustausches zwischen Mann und Frau», tönte es aus dem Nebelschleier, «und zwar exakt am weiblichen Geschlechtseingang. Der Orgasmus ist gewissermaßen die Verbindung der Welten, wo sich nicht nur die Geschlechter, sondern auch Leben und Tod berühren. Hier entscheidet sich dein Weg – du kannst wählen! Auf der inneren Seite empfängt dich die Gebärmutter und du wirst als Knabe wiedergeboren, und auf der äußeren Seite erwartet dich der Tod, der dich über die Wasser der Lethe zu den Gestaden der im Zustand des Ungeborenseins verharrenden Seelen führt.»
«Entweder wurdest du in den Wassern der Lethe zu heiß gebadet», brüllte ich erzürnt, «oder du treibst ein übles Spiel mit mir!»
«Laß dir Zeit! Du bist noch gar nicht richtig in unseren Sphären angekommen», antwortete die Nebelgestalt, ohne im geringsten beleidigt zu sein, «es ist dir zwar gelungen, deine Körperlichkeit aufzuheben und sie in deinen Energiekörper zu integrieren, doch bist du trotzdem noch nicht richtig da. Dein Verstandeszensor ist wahrscheinlich zu stark.»
«Halt den Mund», schrie ich sie an, «deine Meinung zählt gar nicht! Du bist nur ein armseliger Wassergeist!»
«Ich bin ein mächtiger Wassergeist mit einer starken Feuerseele. Als du aus dem Boot fielst, da haben sich unsere Energien verbunden, und nun will sich dein Verstand nicht mehr erinnern, was die Voraussetzung zu unserer Verbindung war. Er versucht, die Situation zu verdrängen, indem er sich nicht mehr an den Orgasmus erinnert, der dich in die Tiefe zog.»
Ich machte jede Anstrengung, diese Verneblung in meinem Gedächtnis abzuschütteln, aber ich konnte mich an nichts mehr erinnern. «Ich träume das Ganze nur, nicht wahr?» fragte ich, um eine Bestätigung zu bekommen, denn die ganze Szenerie schien mir so real wie der Wasserdampf in einem türkischen Bad.
«Zwar bist du nicht phantasielos genug, um dir nicht vorstellen zu können, daß es auch ein ungeheurer Alptraum sein könnte», sagte die nebulöse Erscheinung, «aber trotzdem ist es keiner. Normalerweise wird der Sünder durch das Eintauchen in die ozeanischen Tiefengründe seiner direkten Aggressivität beraubt und damit gezwungen, seine Ziele loszulassen und sich dem freien Spiel der Kräfte hinzugeben. Du aber versuchst, das Spiel zu kontrollieren, und dieses Spiel geht hier nicht auf!»
«Dann sage mir, was ich hätte tun sollen?» Ich erinnerte mich daran, wie Akron mir einmal erklärt hatte, daß meine Erlebnisse nur dann Macht über mich hätten, wenn ich sie aus meiner Perspektive akzeptierte. Nur wer seine Sichtweise ändert, kann sich ihr entziehen.
«Nicht herkommen», hallte es aus dem Nebeldunst, «solange du nicht bereit bist, loszulassen. Oder zurückkehren, solange du noch kannst …»
«Und wie soll das geschehen?» fragte ich und sah mich suchend um. Und noch etwas anderes fiel mir ein, was Akron mir gesagt hatte: daß ich, wenn mich meine inneren Bilder allzusehr bedrängten, nur meine Erinnerung loszulassen bräuchte, damit sich meine Träume änderten.
«Wähle deinen Weg», sagte die mysteriöse Gestalt und streckte mir beide Hände entgegen, «und entscheide dich für eine Hand: die linke steht für den blühenden Tod, die rechte für das verdorrende Leben!»
«Ich werde dahin zurückkehren, woher ich gekommen bin», sagte ich mit endgültiger Entschlossenheit und wählte die linke Todeshand. Doch als ich nach ihr griff, löste sie sich wie ein Trugbild auf. Ich strauchelte und verlor meinen Halt.
«Schnell, pack die andere», dröhnte mir eine Stimme im Ohr, «sonst bist du verloren! Zwar ist sie auch nur ein materialisierter Gedanke in diesem Spiel, aber wenn du den Glauben an die Festigkeit deiner Gedanken verlierst, dann bist du in dieser Hölle führerlos!»
Hilflos ruderte ich in der Luft, um wenigstens die Rechte zu erhaschen, doch auch sie löste sich vor meinen Augen auf, als ich sie zu fassen suchte, und als ich mich schon damit abfand, in den Fluten des Unbewußten auf ewig zu versinken, packte mich jemand energisch an der Hand und riß mich ins Boot: «Es scheint, als ob deine Seele die Pforten geöffnet hätte, um dir die Flut der Bilder zu übermitteln, die dort unten lagern; indem du aber wiederum verdrängst, daß du alles immer nur so siehst, wie du es träumst, schützt du dich selbst vor deinem eigenen Erwachen. Noch bist du von den sexuellen Lockrufen der Sirenen besessen, die für die unerlösten Sehnsüchte stehen und dich wieder zu den Urquellen hinunterziehen wollen, gleichzeitig bist du aber schon auf dem Weg zum Großen Geist, denn der höhere Wille zieht dich aus den Wassern des Unbewußten zu den Visionen des himmlischen Erkennens hinauf. Damit befindest du dich auf jener Entdeckungsreise, auf der du deine spirituelle Phantasie im Spiegel deiner kreativen Impotenz erkennst!»
Als ich langsam wieder zu mir kam, wurde mir bewußt, daß ich auf dem Boden des Bootes lag. Göttliche Vibrationen erreichten mich und wurden zu Licht, flossen in meine Seele mit dem Brausen jener überirdischen Harmonie, deren Bedeutung meine Seele jubeln ließ: Akron stand vor mir und goß mir einen Kübel Wasser über den Kopf. Ich schwebte in einer leuchtenden Blase aus flüssigem Licht und nahm sein Gesicht als weißen Nebel wahr, durchdrungen von einem inneren Leuchten, das stärker und stärker wurde. Dieses Leuchten quoll ungefähr an der Stelle hervor, hinter der ich sein linkes Auge vermutete. Das ganze Gesicht schien mir sozusagen vom Auge überstrahlt, und darin schwamm die kleine Nixe.
«Der Tod ist das zeugende Sperma und das empfangende Ei», flüsterte sie erregt, «er ist der Hüter des Lebens, und wer ihn besiegen will, muß mehr sein als ein Gott oder Teufel, nämlich ein Kind …» Ich spürte ihre süße Nähe, und meine Sehnsucht wuchs ins Ungeheure. Ich begriff, wie wunderschön es sein mußte, Auge in Auge, Körper an Körper mit dem Tod alle Gefühle und Sehnsüchte zu genießen und in bodenloser Seligkeit zu vergehen, und in mir wuchs das Verlangen, ihr nahe zu sein, ihr ganz zu gehören, mich restlos den Wonnen der strömenden Wollust zu überlassen, die sie in mir auslöste …
«Empfange jetzt den Todeskuß!» Bebend vor Liebe und Todesnähe neigte ich mich ihr entgegen, und sie küßte mich mit einem himmlischen Kuß, der mich erstickte, sie drückte mich inniger an sich, und mit ihren ekstatischen Lippen erfaßte mich der Tod und entriß mir den Lebensodem. Ihre Tränen drangen in meine Augen, und mit einem Stöhnen der Wollust erfaßte mich der Orgasmus und raubte mir in zuckenden Strömen die Lebensglut, bis mir endlich der Atem erlöschte und ich aus ihrer Umarmung sanft in die Tiefe sank.
In diesem Moment spürte ich in der Gegend des Stirnchakras einen harten Schlag. «Fang nicht wieder zu träumen an – wir sind da!» sagte Akron und nahm den erhobenen Stab wieder herab. Dann befahl er mir, aus dem Boot zu steigen.
Ich geriet in Panik und sprang heraus: «Was ist mit mir geschehen?»
«Zuerst wurdest du von deinen infantilen Sehnsüchten hinuntergezogen, und dann versuchtest du, den negativen Attributen deines Mutterbildes entgegenzutreten und dir die Libido zurückzuholen.»
«Aber ich bin beinahe erstickt», entgegnete ich.
«Weil du dich zwischen dem Hinabgezogen werden und dem Obenbleiben wollen nicht entscheiden konntest. Man könnte dein Verhalten als eine Reaktion beschreiben, vor den eigenen Verdrängungen so zu erschrecken, daß man den Ausgang nicht mehr findet und sozusagen zwischen den