Название | Kate Glory Lie |
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Автор произведения | Stefan Scheufelen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Debütromane in der FVA |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783627022778 |
Scheinwerferlicht. Standing Ovations. Blumen. Kate Glory Lie ist Dragqueen, eine funkelnd-glamouröse Kunstfigur von fast zwei Metern Körpergröße, mit 15-Zentimeter-Absätzen und Wahnsinnskostümen. Mal schlüpft sie in die Rolle einer Geisha, mal in die der Cinderella, Schuhgröße 47 hin oder her. Im Alltag würde sie sich am ehesten als femininer Mann beschreiben, aber warum festlegen? Sie ist »Mann und Frau und alles dazwischen«. Seit fünf Jahren feiert sie ihren 37. Geburtstag, raucht zwei bis drei Schachteln am Tag, trinkt Champagner wie Wasser und sagt zu den farbenfrohen Pillen nicht Nein, mit denen ihre besten schwulen Freunde Fabio und Sebastião das WG-Leben aufmischen. Als Fabio jedoch einen riskanten Plan ausheckt, der um eine Pille namens »Monde de l’amour« kreist, Kate für ein Broadway-Theaterstück in die Staaten fliegt und zwischen der LGBT*-, Voguing- und Drogen-Szene New Yorks hin und her flattert, drohen die Kulissen des Theaters zusammenzustürzen, das ihr Leben ist.
Inhalt
Das Publikum erhebt sich für die Queen …
Nach tausend Tänzen, viel zu viel Alkohol und sieben Sonnenaufgängen
Viel später, als ich gedacht habe
Der letzte Schluck. Die Kanne ist leer
Währenddessen im Kopf von Fabio
Fabio und Sebastião machen sich für den Überfall bereit
Zwei Stunden später. Fabio und Sebastião auf dem Weg zur Charité
Wieder im Kopf von Kate Glory Lie
Ein Flirt mit dem Piloten, viele angefangene Filme, eine Rotweinflasche und zwei Tavors später
Nach einer schweigsamen Autofahrt kommen wir endlich an
Der Tag der Premiere – Broadway Baby!
Die Vorbereitungen sind in vollem Gange
Das Publikum erhebt sich für die Queen. Standing Ovations. Blumen. Oh Gott, nein. Womit hab ich das nur verdient? Ach, ich liebe es. Ich liebe das Publikum. Und ganz besonders liebe ich mich. Wer könnte diesen Job schon so gut machen wie ich? Niemand! Lächle, winke dem Publikum zu und denke mir meinen Teil. Die samtroten Vorhänge werden zugezogen. Das war’s! Stehe im Dunkeln. Vor dem Vorhang noch tosender Beifall. Mein Lächeln aber, verschwunden. Schaue mich um. Das Bühnenteam wuselt um mich herum. Sie wollen möglichst schnell abbauen und dann in den Feierabend. Kann ich verstehen. So geht’s mir auch.
»Miss Glory Lie! Mal wieder die Bühne zum Beben gebracht. Was für ’n Wunder! Kommst du mit? Wir machen ’ne Koksparty in Lorenzos Büro.«
Sie starrt mich ungeduldig an.
»Nee, Süße. Ich hab für heute die Nase voll. Vielleicht ein anderes Mal.«
»Wie du meinst. Wenn du was Besseres vorhast.«
Sie ist sichtlich verärgert. Lorenzo und seine Kokspartys. Die bringen mich noch um. Mein Ego ist so schon viel zu groß. Wo würde das hinführen? Anne zwinkert mir zu und dreht sich genervt weg. So liebevoll gehen wir miteinander um. Jedenfalls wenn wir gemeinsam Drogen konsumieren. Sonst hält sich das alles in Grenzen. Ist ja nicht so, als hätten wir das unbedingt nötig. Gebe noch sieben Personen Küsschen auf die Wange, von denen ich fünf Namen vergessen habe, und laufe zur Umkleidekabine. Ich bin ständig von Menschen umgeben. Tag und Nacht. Wie soll ich mir da noch alle Namen merken können? Ich brauch ’ne Pause. Ein wenig runterkommen. Vielleicht ein Erholungswochenende in irgendeinem Kaff, weit weg von Berlin. Nein, das würde ich vermutlich nicht überleben. Viel zu öde. So ein Hippie bin ich dann auch wieder nicht. Drücke mich gegen die Tür mit dem größten Stern und verdrehe die Augen. Nicht schon wieder. Simon hat Sex mit Olivia. Olivia hat dabei noch Sex mit Emma. Emma hält einen Dildo in der Hand, der mich an ein Laserschwert erinnert. Dann ist da noch jemand, dessen Namen ich nicht kenne. Ich glaube aber, dass er auch hier arbeitet. Hinter der Tür springt plötzlich Benjamin hervor. Der sieht ja mal wieder gut aus. Nur eine rote Fliege trägt er um den Hals. Zum Anbeißen! Olivia entdeckt mich. Benjamin kreist um mich herum. Ich kann mich kaum mehr konzentrieren.
»Hey, Kate! Da bist du ja. Wir haben schon die ganze Zeit auf dich gewartet.«
Ach, wie ich meine Arbeit liebe.