Tornado-Tuck wird Millionär: Western. Glenn Stirling

Читать онлайн.
Название Tornado-Tuck wird Millionär: Western
Автор произведения Glenn Stirling
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783956179631



Скачать книгу

fragte, wo seine Freunde steckten, da deutete derjenige in Richtung auf Mrs. Gibsons Scheune, und Duffy wusste Bescheid. Denn in dieser Scheune schliefen neuerdings diese beiden, weil sie kein Geld hatten, um etwa in dem verlausten Hotel, dem einzigen am Platze, zu übernachten. Arbeit gab es übrigens auch nicht für sie. Es sah in Lilac City überhaupt sehr schlimm aus in der letzten Zeit für Gommy und Tornado-Tuck.

      Welch eine Überraschung allerdings erwartete Duffy, als er seine beiden Freunde dann sah.

      Zwei richtig nette Flaschenkinder waren sie geworden, und das, was sie da wie Lebenssaft aus dem Glas lutschten, leuchtete wie flüssiges Gold. Doch beide waren gleichzeitig damit beschäftigt, sich dem Inhalt eines kleinen Lederbeutels zu widmen, den Tornado-Tuck in den Händen hielt.

      Duffy verzog das Gesicht. „Was glotzt ihr dieses Zeug an? Was ist das überhaupt?“ Er nahm eine der beiden noch vollen Flaschen, zog gekonnt mit den Zähnen den Korken heraus und setzte die Pulle an den Mund. Während er schluckte, betrachteten Gommy und Tornado-Tuck wie gebannt den trinkenden Mann. Sie verfolgten förmlich mit ihren Blicken, wie die Flüssigkeit durch die Kehle rann. Sie sahen, wie der Adamsapfel auf und nieder hüpfte und wie sich der Inhalt der Flasche rasch verringerte.

      „He, he“, rief Gommy, „lass noch was drin!“

      Duffy nahm noch einen richtigen Schluck, dann setzte er die Flasche ab, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und knallte den Korken wieder in die Flasche. Dann stellte er sie in den Schatten der Scheunenwand, rülpste vernehmlich und rieb sich genussvoll den Bauch. „Guter Stoff“, meinte er. „Wo habt ihr den geklaut? Es sieht so aus, als hätte es im Saloon Stunk gegeben.“

      „Kann schon möglich sein“, meinte Gommy. „Aber wir haben etwas Besseres. Tornado-Tuck hat es gefunden. Sieh dir das mal an. Was kann das für ein Zeug sein? Er meint, es müsste sich um Gold handeln. Aber du weißt ja, wie Tuck ist, der hält sogar Hundedreck für Gold.“

      „Nun mach mal halblang“, bellte Tornado-Tuck los. „Dann sich doch richtig hin. Es ist Gold, sage ich.“

      „Es glänzt nicht mal“, meinte Gommy.

      Nun ist Gommy, wie alle wissen, nicht gerade mit der Weisheit eines klugen Geistes gesegnet. Gommy ist ein ausgesprochen schlichtes Gemüt. Das vorhin im Saloon, wo er mal so richtig aufräumen konnte, das gelang ihm schon besser. Aber mit dem Denken hatte er seine Probleme. Für ihn war das Schwerstarbeit, und er überließ es sehr gerne Duffy

      Duffy blickte zweifelnd auf den Inhalt des Beutels in Tornado-Tucks Händen. Er beugte sich darüber, mischte mit dem Finger in diesem sandartigen Zeug herum und meinte: „Na ja. Wie kommt ihr eigentlich auf Gold?“

      „Weil ich schon welches gesucht habe. Es glänzt nicht. Es sieht genauso aus wie das hier. Es ist stumpf. Dass Gold glänzt, wenn man es findet, ist ganz selten. Es sieht aus wie Messing, aber es ist Gold, sage ich euch.“

      „Das hast du bei dem Eisen, was wir neulich gefunden haben, auch gesagt“, meinte Gommy.

      „Aber es sieht wirklich aus wie Gold“, meinte Duffy. „Wo zum Teufel hast du das Zeug her?“

      „Der Beutel lag in der Ecke. Vielleicht von den zwei Kerlen, die neulich hier herumgekrochen sind, um nach Gold zu suchen. Sie sind doch ebenfalls im Saloon gewesen.“

      „Und wo hatten die nach Gold gegraben?“, wollte Duffy sofort wissen.

      „Ich weiß“, rief Gommy und hob den Finger wie in der Schule. „Ich hab die Stelle gesehen, ich hab sie ja beobachtet. Aber ich weiß natürlich nicht, ob sie da was gefunden haben.“

      Duffy nahm jetzt selbst eine Prise von dem sandartigen Inhalt des Beutels, rieb ihn zwischen den Fingern, sah ihn sich genau an und nickte bedächtig. „Sieht wirklich wie Gold aus. Wer es nicht weiß, der denkt ja, es müsste glänzen wie nachher, wenn es poliert ist. Wir müssten es einmal heiß machen, zum Schmelzen bringen, um zu sehen, ob es dann glänzt. Wenn es richtiges Gold ist, wird es sehr schnell weich.“

      Tornado-Tuck blickte anerkennend zu Duffy empor. „Ist es weicher als Eisen?“

      „Viel weicher“, erklärte ihm Duffy.

      Der Blick, den jetzt Gommy auf seinen Freund warf, war von äußerstem Respekt und Anerkennung geprägt. Gommy vergötterte Duffy manchmal richtig, weil der so klug war.

      „Eines Tages“, meinte Gommy, „werden sie dich noch umlegen, Duffy.“

      „Umlegen, warum?“, wollte Duffy wissen.

      „Du weißt einfach zu viel. Verdammt noch mal, ein Kerl wie du, der soviel weiß, der ist ja richtig gefährlich.“

      Duffy zuckte nur die Schultern. „Also, wenn es Gold ist, dann müssen wir herausfinden, wo die beiden sind und ob sie dort noch graben. Ist das aber so und sie haben Gold, dann müssen wir sehen, dass wir ihnen Beine machen, verstehst du? Gold, das hier in der Nähe gefunden wird, kann nur unser Gold sein.“

      „Ihnen Beine machen?“ Tornado-Tuck lachte mit Bassstimme. „Soll ich denen“, fragte er und schlug mit der Hand an seinen patronenlosen Revolver, „eine blaue Pille verpassen?“

      „Du müsstest erst welche haben“, meinte Duffy geringschätzig. „Nein, nein, das ziehen wir anders auf. Kein Blutvergießen. Wir sind keine Verbrecher, keine Banditen. Wir machen ihnen auf andere Weise Beine. Ich habe da vorhin so etwas gesehen, ein Nachtgespenst. Sah fast aus wie Texas-Paul.“

      „Wird wohl auch Texas-Paul gewesen sein“, rief Gommy und lachte, und Tornado-Tuck röhrte wie ein sterbender Hirsch.

      „Also gut. Steckt das Zeug weg und bleibt ganz friedlich. Erst müssen wir das Gold haben, bevor wir‘s ausgeben.“

      „Ich hab es gefunden“, meinte Tornado-Tuck. „Ich bin der Boss.“

      „Du bist ein Rindvieh, aber kein Boss“, entgegnete Duffy grinsend. „Du bist höchstens der Boss von den kleinen Kartoffeln.“

      „Wieso von kleinen Kartoffeln?“, wollte Tornado-Tuck wissen.

      „Die großen könntest du nicht bewältigen. – Gommy, du kümmerst dich darum, wo die beiden stecken und ob sie das Gold dort graben, wo du sie gesehen hast, überhaupt musst du herausfinden, wo sie das Gold haben, wo es ist, verstehst du? Und du, Tornado-Tuck, du machst etwas anderes. Für dich habe ich den wichtigsten Auftrag überhaupt.“

      Tornado-Tuck reckte sich stolz. Wichtige Aufträge, das war genau was für ihn. Er kam sich selbst so wichtig vor, dass er nie etwas Unwichtiges hätte ausführen mögen. Natürlich ein wichtiger Auftrag. „Und was ist es?“, fragte er gespannt.

      „Du nimmst mein Pferd und schaffst es zur Witwe Miller in den Stall, reibst es gut ab, gibst ihm zu saufen und zu fressen, dann kommst du wieder her.“

      „O verdammt, was ist daran wichtig?“

      „Der Auftrag“, meinte Duffy nur. „Streng geheim. Nun mach bloß, dass du fortkommst!“

      „Dich soll der Teufel holen! Es ist kein wichtiger Auftrag, deine gottverdammte Krücke wegzuschaffen.“

      „Du sollst nicht fluchen und nicht solche Worte führen. Nimm das arme Tier und kümmere dich darum, denn ich habe jetzt etwas Wichtigeres zu tun. Und wenn ich selbst den Gaul wegführen müsste, dann könnte ich das nicht machen. Also ist dein Auftrag sehr wichtig und geheim, denke dran, geheim. Nun hau ab!“

      Tornado-Tuck war nun doch unsicher geworden, ob es nicht vielleicht eventuell tatsächlich ein geheimer Auftrag sein könnte. Also schlich er mit Duffys kleiderständerähnlichem Pferd an den Hauswänden entlang, bis hin zum Stall von der Witwe Miller. Hier sah er sich noch einmal nach allen Seiten um, dass ihn keiner sah, und rasch war er mit dem Pferd im Stall drinnen.

      Duffy schaute schon gar nicht mehr hin. Er war auf schnellstem Wege unterwegs zu Hedy Wonders Saloon.

      Nun muss man zwei Dinge wissen.

      Einmal lag der Saloon von Piper-Joe, wo vorhin die kleine Auseinandersetzung