Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 263 |
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Автор произведения | Frank Moorfield |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954395996 |
„Das meinte ich ja“, erwiderte Dan. „Dem Krokodil würden wir beibringen, wie man Purzelbäume schlagen kann, Arwenack könnte auf dem Kamel reiten, und zum Schluß könnte Gary mit seiner meckernden Ziege einen Reigen tanzen.“
Während Gary Andrews, der seine Ziege am Strick führte, lauten Protest anmeldete, schüttelten sich Bob, Dan und Batuti vor Lachen. Sie kümmerten sich wenig darum, daß sie von so manchem dunklen, orientalischen Augenpaar teils verwundert und teils mißtrauisch gemustert wurden.
Der kleine Trupp bog auf das Hafengelände ein, und Dan O’Flynn wollte gerade mit seinen Überlegungen über eine eigene Gauklergruppe fortfahren, da wurde er von einem überraschten Ausruf Batutis unterbrochen.
Der schwarze Riese deutete auf einen kleinen Platz, der keine hundert Yards von ihnen entfernt war.
Und die vier Seewölfe, die rasch begriffen, was da vor sich ging, und deutlich sehen konnten, wie ihr Kapitän samt einigen Kameraden und den Zwillingen von einer Horde wüst aussehender Gestalten umringt war, reagierten augenblicklich.
„Die Vogelscheuchen sind auf Ärger scharf, da kommen wir ja gerade richtig!“ stieß Dan hervor. „Los, Männer, auf sie mit Gebrüll. Wir hauen diesen Rübenschweinen den Achtersteven blau!“
Ein schaurig klingendes, dreistimmiges „Ar-we-nack!“, der Schlachtruf der Seewölfe, donnerte über den Platz. Und dann zeigten die Seewölfe, daß sie auch an Land mit ihren „Seebeinen“ umzugehen verstanden.
Der Schimpanse flitzte laut kekkernd hinterher, und nicht zuletzt hatte Gary Andrews in dieser Situation eine willkommene Gelegenheit gesehen, endlich den Strick mit der Ziege loszulassen. Lieber würde er sich drei Tage lang mit dem übelsten Lumpenpack herumprügeln, als dem Rest der Crew mit einer Ziege unter die Augen zu treten. Nicht auszudenken, was da an Sticheleien auf ihn einprasseln würde!
Doch die Ziege schien ihren neuen Herrn schon ins Herz geschlossen zu haben. Jedenfalls trottete sie gemächlich hinter dem davonstürmenden Gary Andrews her.
Die Lage auf dem kleinen Platz, der von kastenförmigen Lehmbauten umgeben war, hatte sich inzwischen gefährlich zugespitzt. Der Seewolf und seine Männer hatten längst begriffen, daß das ganze Theater, das der zerlumpte Bettler aufgeführt hatte, nur ein Ablenkungsmanöver gewesen war. Indem der Kerl die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, waren seine Kumpane, die wohl bei den „Giaurs“ fette Beute rochen, bis auf wenige Yards herangeschlichen.
„Schnell an die Waffen!“ sagte der Seewolf mit ruhiger Stimme. „Bildet einen Kreis, damit ihr den Kerlen nicht den Rücken zuwendet. Philip und Hasard – her zu mir!“
Sekunden später hielt Philip Hasard Killigrew seinen Degen in der Faust. Während auch die anderen Männer blitzschnell zu ihren Degen und Entermessern griffen, drückten Hasard und Ben Brighton den unbewaffneten Zwillingen ihre Pistolen in die Hand.
„Wenn einer mit dem Messer auf euch losgeht, dann feuert!“ befahl der Seewolf. „Im übrigen bleibt ihr in meiner Nähe!“
„Aye, aye, Sir“, sagten die beiden „Rübenschweinchen“ wie aus einem Munde.
Die finster blickenden, zerlumpten Gestalten, die wohl zu jener Art von Bettlern gehörten, die sich mit Gewalt nahmen, was sie haben wollten, rückten langsam näher. Deutlich waren die lauernden Blicke in ihren dunklen, meist kohlschwarzen Augen zu erkennen. Ihre gefährlichen Krummdolche waren auf die vier Männer und die beiden Jungen gerichtet.
Hasard hatte die Kerle inzwischen gezählt. Es waren elf Männer, die jetzt versuchten, den Kreis, den sie um ihre Opfer gebildet hatten, enger zu ziehen.
„Laßt sie nur heran“, sagte Al Conroy, der einen Degen in der Hand hielt. „Wir werden diese Buschgespenster mal lustig im Kreise hüpfen lassen, so wie damals in der Türkei die Derwische des geiernasigen Ibrahim Salih.“
„Vergiß nicht, daß sie in der Überzahl sind, Al“, sagte Hasard. „Außerdem haben die Burschen nicht nur Krummdolche, sondern sie verstehen gewiß auch, damit umzugehen. Trotzdem werden wir ihnen natürlich die Zähne zeigen, und zwar ganz gewaltig!“
Der verluderte Kerl, der den Seewolf angebettelt hatte, ließ plötzlich einen unterdrückten Ruf hören, der wie ein Kommando klang. Tatsächlich setzten sich die Burschen blitzschnell in Bewegung.
Doch kaum hatten sie in ihrem Angriff den ersten Schritt hinter sich gebracht, da veranlaßte sie ein schauriges Gebrüll, das hinter ihnen ertönte, ihre Schritte zu stoppen. Irritiert blickten sie sich um und begannen mit einem wütenden Geschrei, als sie die vier heranstürmenden Männer sahen.
Der Seewolf, Big Old Shane, Ben Brighton und Al Conroy nutzten den Überraschungsmoment, denn sie hatten augenblicklich begriffen, was der alte Kampfruf derer von der Feste Arwenack zu bedeuten hatte. Reaktionsschnell sprangen sie mitten unter die zerlumpten Angreifer, die sich plötzlich zwei Fronten gegenübersahen.
Innerhalb von wenigen Augenblikken war ein erbitterter Kampf im Gange.
Waffen klirrten mit häßlichem Geräusch gegeneinander, Körper flogen durch die Luft, und wütende Flüche waren in arabisch als auch englisch zu hören. Mitunter wurden sie von einem lauten Schmerzensschrei abgelöst.
Der Seewolf hatte gerade dem Anführer der Bande den Krummdolch aus der Hand geschlagen, und da es seinen Prinzipien widersprach, mit der Waffe auf einen Unbewaffneten loszugehen, ließ er den Degen blitzschnell im Gürtel verschwinden. Von jetzt an sprachen die Fäuste, und der verluderte Kerl mußte rasch erfahren, daß dieser große, blauäugige Giaur die Sprache „mit Händen und Füßen“ perfekt beherrschte.
Auch Batuti hatte alle Hände voll zu tun. Gerade hatte er einen der Burschen wie eine Stoffpuppe hochgewuchtet, und schon krachte der Straßenräuber wie ein Geschoß gegen seine eigenen Komplicen. Zwei davon gingen schreiend mit ihm zu Boden.
Während sich der schwarze Herkules dem nächsten Burschen zuwandte, verpaßte der untersetzte Ben Brighton einem der Kerle mit fast souveräner Ruhe einen Tritt in den Hintern, daß er kopfüber durch die Tür eines Teppichladens flog, die ungefähr acht Yards entfernt war.
Auch die übrigen Arwenacks waren voll beschäftigt. Kaum jemand hielt noch eine Waffe in der Hand. Auch die Angreifer hatten längst auf ihre blitzenden Krummdolche verzichten müssen. Die meisten der reichverzierten Mordwerkzeuge waren irgendwo im Dreck gelandet.
Einer der Kerle rechnete sich wohl bei den beiden Jungen größere Chancen aus, nachdem Al Conroy den staubigen Platz mit ihm aufgewischt hatte. Noch auf dem Bauch liegend war es ihm gelungen, einen der Dolche an sich zu reißen, die ihren Besitzern auf eine recht schmerzliche Weise abhanden geraten waren. Damit stürzte er auf Philip und Hasard junior zu. Doch er mußte rasch zur Kenntnis nehmen, daß er sich in den beiden Bengels gründlich getäuscht hatte.
Hasard junior ließ ihn bis auf drei Yards heran, dann feuerte er seine Pistole ab. Es gab einen fürchterlichen Knall, und die Kugel fuhr haarscharf vor dem angreifenden „Bettelräuber“ in den lehmigen Boden.
Noch während der Dreck aufspritzte, stieß der Kerl einen Schrekkensschrei aus und hüpfte wie von einer Tarantel gestochen in die Höhe. Offenbar hatte er befürchtet, eine Kugel in die Füße zu kriegen.
Da im selben Augenblick Big Old Shane, ein Mann wie ein Kleiderschrank, hinter ihn getreten war, blieb der Kerl gleich oben. Die Erde berührte er erst ein wenig später wieder, als er mit dem Gesicht voran in einem riesigen Fladen Kamelmist landete.
Weit mehr als die Hälfte der Räuber krümmte sich bereits am Boden. Diejenigen, die noch auf den Füßen waren, zogen es plötzlich vor, irgendwo in einer finsteren Gasse unterzutauchen, denn diese Giaurs schienen doch tatsächlich vom Scheitan besessen zu sein. Was unter ihre Fäuste geriet, wurde zu Kleinholz verarbeitet.
Der Kerl, den Ben Brightons Fußtritt in den Laden eines Teppichhändlers befördert hatte, schoß gerade wieder laut schreiend und fluchend heraus. Die Ursache für sein Gezeter war ein großer, beleibter Mann, der eine teure Djelaba und einen kunstvoll gearbeiteten Burnus