Seewölfe - Piraten der Weltmeere 334. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 334
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397310



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war gut, daß die Spanier, fromm wie sie waren – oder auch nicht –, auf Flores in unmittelbarer Nähe des Stützpunktes eine Kapelle errichtet hatten. Zu dieser Kapelle gehörte natürlich eine Glocke, besser gesagt ein Glöcklein, ein Ding, dessen Gebimmel den Profos Edwin Carberry schlichtweg nervte.

      Er hatte diese Bimmel als „Armsünderglocke“ bezeichnet, also als jene Glocke, die „armen Sündern“ geläutet wird, wenn sie von hinnen gegangen sind und zur letzten Ruhe gebettet werden.

      „Nicht mit mir“, hatte er geknurrt. „Nicht mit mir, bitte sehr, der ich zwar ein frommer Pilger, aber mitnichten ein armer Sünder bin. Das Ding hat einen Klang, daß einem die Haare wehtun, Himmel, Arsch und Bimmelei!“

      Smoky, der neben ihm lag, bestätigte die Schmerzempfindungen des Profos und erweiterte sie um die Nuance, daß man davon Zahnschmerzen kriegen könne.

      „Aber nur jede Stunde“, sagte er.

      Und genau das war’s. Daß die Haare wehtaten oder die Zähne schmerzten, war unwichtig. Aber durch die Glockenschläge wurden sie informiert, wie spät es war. Zwölf Glockenschläge hatten den neuen Tag, den 27. Juni, angekündigt.

      Noch während der Bimmelei ging das Rumpeln an der Luke los, das ankündigte, daß jetzt wieder eine „Besichtigung“ fällig war. Die neun Männer in dem Kellerloch nahmen Schlafposition ein, um sich zwar besichtigen zu lassen, dabei aber auch selbst verstohlen die Lage peilen zu können.

      Das wäre wichtig, hatte Hasard gesagt. Denn sie müßten wissen, wo sich die Kerle an dem Lukenrand postierten. Das hatten sie nämlich um zehn Uhr vor Mitternacht noch nicht so genau mitgekriegt.

      „Soldaten“, hatte Hasard erklärt, „haben die merkwürdige Angewohnheit, immer das gleiche zu tun. Das hängt mit dem sturen Drill zusammen. Wenn solche Kerle Posten gehen, marschiert einer wie der andere vier Schritte in die eine und vier Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Deshalb werden sich die vier Kerle da oben auch bei der Wachübergabe an vier festen Punkten hinhocken, um in den Keller zu schauen. Macht der Gewohnheit, nennt man das. Wichtig ist, welche Position der Soldat mit der Lampe einnimmt. Um zwei Uhr werden wir unsere Beobachtungen noch einmal überprüfen. Und um vier Uhr sollten wir dann soweit sein, sie überrumpeln zu können.“

      Die Luke krachte also auf, nachdem sie unten im Keller deutlich gehört hatten, wie die Riegel zurückgerasselt waren. Und gleich darauf fiel ein fast greller Lichtschein in den Keller, huschte über die neun liegenden Gestalten und verharrte dann am Fuß der Steintreppe.

      In deren Nähe lag Ferris Tucker, und er fuhr hoch, das heißt, er bäumte sich auf, weil er ja an Füßen und Händen gebunden war, die Hände auf dem Rücken, und brüllte nach oben: „Ruhe, verdammt noch mal! Muß man hier dauernd im Schlaf gestört werden? Habt ihr nichts anderes zu tun, als uns alle naselang zu beglotzen?“ Er rappelte das in der spanischen Sprache herunter, ein bißchen falsch in der Betonung.

      Die vier Soldaten oben an der Luke fanden das sehr komisch und brachen in Gelächter aus.

      Demzufolge lösten sich auch die acht anderen Gefangenen aus dem „Schlaf“ und empörten sich über den „ruhestörenden Lärm“. Und natürlich peilten sie dabei die Lage, nachdem sie lange genug geblinzelt und den Maulwurf markiert hatten, der plötzlich ans Licht gestoßen ist.

      Der Soldat mit der Laterne stand an der Schmalseite der Luke, wo die Treppe endete. Er war in die Knie gegangen wie die anderen und leuchtete Ferris Tucker an. Ihm gegenüber an der anderen Schmalseite der Luke hockte noch einer. Die beiden anderen Soldaten linsten von der Breitseite her in den Keller hinunter. Auf der anderen Breitseite befand sich die zurückgeklappte Luke.

      Der Soldat mit der Laterne schwenkte jetzt den Lichtschein hin und her, als sei das ein feiner Spaß, die neun Gefangenen zu blenden, und brüllte hinunter: „Maul halten! Oder ich rufe den Zuchtmeister, der euch ein feines Tänzchen zeigen wird – ein Mitternachtstänzchen, bei dem ihr singen und jubilieren werdet!“

      „Idiot!“ sagte Carberry grollend. „Mit Zuchtmeistern tanze ich nicht! Habt ihr nicht was anderes zum Jubilieren? Was mehr Weibliches oder so?“

      Smoky war am Kichern und sagte glucksend: „Was schön Rundes – oder so!“

      „Maul halten!“ brüllte der Laternensoldat zum zweiten Male.

      „Dem fällt auch nichts anderes ein“, sagte Carberry und brüllte zur Luke hoch: „Ich rede, wann’s mir paßt, verstanden? Und von mir aus hol euren Zuchtmeister. Und sag ihm gleich, ich sei ein Kollege, den’s mächtig jucke, ihn mal streicheln zu dürfen.“

      Der Soldat leuchtete Carberry an, und der zuckte nicht mit der Wimper.

      „Du bist auch ein Profos?“ fragte der Soldat.

      „Bin ich“, erklärte Carberry grimmig, „aber keiner von der Sorte, die darauf scharf ist, anderen mitten in der Nacht ein feines Tänzchen zu zeigen – zum Singen und Jubilieren. Laß uns schlafen, mein Sohn. Morgen ist auch noch ein Tag. Und jetzt sei friedlich und mach das Schott dicht. Ich brauche meine Ruhe, was, wie?“

      „Merkwürdiger Kerl“, sagte der Soldat, der dem Laternenmann an der Schmalseite der Luke gegenüberhockte. „Was der für Narben im Gesicht hat!“

      An der Längsseite nörgelte einer der beiden anderen Soldaten: „Wollt ihr mit denen noch lange herumpalavern? Dann tut das, aber ohne mich. Ich hab die Schnauze voll und möchte mich aufs Ohr legen.“

      Der Kerl neben ihm sagte: „Guter Gedanke. Ich auch. Habt ihr übernommen? Ist alles klar?“

      Der Laternenmann und der Soldat ihm gegenüber nickten. Und der Laternenmann sagte: „Alles klar. Wache übernommen!“

      Und die Luke krachte zu.

      Wieder waren die neun Männer in totale Finsternis gehüllt. Die Kellerluke war absolut dicht, keine Spalte zeigte sich. Das lag wohl an der feuchten Luft in dem Keller. Da quoll das Holz. Die Feuchtigkeit verhinderte, daß es schrumpfte.

      Hasard lächelte in die Dunkelheit und sagte leise: „Bei uns dürfte auch alles klar sein. Habt ihr euch die vier Positionen gemerkt?“

      Zustimmendes Gemurmel erklang.

      „Gut“, sagte Hasard. „Um zwei Uhr bei der nächsten Wachablösung kontrollieren wir unsere Beobachtung. Um vier Uhr brechen wir aus. Jetzt laßt uns zusehen, daß wir die Stricke loswerden. Am besten Rücken an Rücken.“

      Da sich die „Pärchen“ fanden, blieb einer übrig, und das war Edwin Carberry, der ganz außen lag. Er maulte herum, weil er unbeschäftigt blieb und niemand an „seinen Strippen herumzupfte“, wie er sich ausdrückte.

      „Ed, sei friedlich“, mahnte Hasard, „sobald einer von uns frei ist, werden auch deine Strippen aufgezupft.“

      Und Dan O’Flynn, der mit Smoky Rücken an Rücken lag, fügte hinzu: „Du hast sowieso viel zu dicke Wurstfinger, um diffizil geknüpfte Knoten aufknibbeln zu können, Ed!“

      „Diffizil, eh?“ grunzte Carberry.

      „Genau“, sagte Dan O’Flynn und wußte – es war ja finster –, daß Carberry jetzt Fragezeichen in den Augen hatte, weil er sich an dem Wörtchen „diffizil“ festgehakt hatte, von dem ihm nicht klar war, was das bedeuten sollte. Aber er ließ ihn zappeln.

      Carberry räusperte sich und sagte: „Und was ist das?“

      „Erzähl ich dir später“, sagte Dan, „muß mich jetzt konzentrieren.“ Und weil Smoky kicherte, fuhr er ihn an: „Halt die Flossen still, du Zappelphilipp!“

      Smoky gluckste verhalten und sagte in Richtung Carberrys: „Ed, diffizil ist was ganz Schwieriges, verstehst du? Spanische Knoten sind zum Beispiel diffizil …“

      „Ein Murks sind die!“ fauchte der Profos. „Und wenn, dann haben die auch keine anderen Knoten als wir! Knoten ist Knoten. Außerdem habe ich keine Wurstfinger, verflucht und geteert. Ich verbitte mir solche Verunglimpfungen meiner Finger. Und ich hab in meinem